Warum franzoesische Kinder keine Nervensaegen sind

Wenn wir an Frankreich denken, denken wir an: Wein, Essen, Mode. Und ab sofort auch an Erziehung! Die Amerikanerin Pamela Druckerman, selbst Mummy, hat in ihrer Wahlheimat Paris beobachtet, was Franzosen im Umgang mit ihren Kindern anders machen.

Ich habe gleich mehrere davon – nicht Kinder! Erziehungsratgeber. Denn so ein Bestseller eignet sich prima als Geschenk unter Neu-Mummys – vorausgesetzt man kommt zum Lesen. Die Autorin Pamela Druckerman jedenfalls ist überzeugt, dass man mit Hilfe ihrer Erkenntnisse mehr Zeit für Bücher und vieles andere hat. Ich bin gerade in der Testphase. Meine Schwester Vanessa dagegen, Erzieherin, Yoga-Lehrerin und Mummy der 10 Monate alten Hannah, verfolgt einen ganz anderen Ansatz…

Hier sind einige von Druckermans Ratschlägen:

1. Rituale:
Wiegen Sie ihr Kind nicht auf dem Arm hin und her und stillen sie es nicht, um es abends zum Einschlafen zu bringen. Baden Sie es lieber vorher und legen Sie es ins Bettchen, während Sie ihm etwas vorsingen. Das erfordert die ersten Male viel Geduld Ihrerseits, kommt Ihnen aber schon bald zugute, wenn ihr Kind mit nur wenigen Wochen durchschläft.

2. Warten:
Wenn ihr Baby schreit, warten sie ab und beobachten es ein paar Minuten, bevor sie es zu sich nehmen. Oft beruhigen sich die Kleinen wieder. Unterscheiden Sie, ob Ihr Kind wirklich wach ist und wann es im Schlaf wimmert. Überhaupt ist Warten laut Druckerman eine Gabe, die Franzosen ihren Kindern sozusagen schon mit der Muttermilch einflößen.

3. Erläuterungen:
Selbst das Wort sollte fester Bestandteil des elterlichen Vokabulars sein…  Ist ihr Kind schon etwas älter, sprechen Sie mit ihm und erklären sie ihm, dass es seinen Schnuller bekommt, wenn es einmal aufwacht. Erklären Sie ihm aber auch, dass Sie nur einmal ins Zimmer kommen, um es zu beruhigen und nicht die ganze Nacht lang. Wenn es Sie unterbricht, sagen Sie bestimmt und deutlich zu Ihm: „Warte bitte!“ Dann folgt die Erklärung, warum das Kind warten soll… „Ich spreche gerade mit Oma“ usw.

4. Geregelte Mahlzeiten:
Warten bezieht sich ebenso auf die Zeiträume zwischen den 4 festen Mahlzeiten (8 Uhr, 12Uhr, 16Uhr, 20Uhr), wobei für den Nachmittag eine Süßigkeit vorgesehen ist.
Aber nicht nur Babys und Kinder sollen lernen, zu warten, sondern:

5. Selbstbeschäftigung:
Unterbrechen Sie ihr Baby nicht, wenn es mit sich selbst beschäftigt ist.

All das führt laut Druckerman dazu, dass Kinder Mäßigung und Geduld lernen. „Setzen Sie ihren Kindern einen Rahmen, Grenzen innerhalb derer sie ihre Freiheiten genießen. So signalisieren Sie ihrem Kind, dass es Ihnen nicht egal ist, was es tut.“

Meine Schwester findet es regelrecht egoistisch, wenn Eltern ihre Kinder so (er)ziehen, wie es für die Erwachsenen am leichtesten ist. Sie pflegt einen partnerschaftlich-demokratischen Erziehungsstil. D.h. sie richtet sich nach den Bedürfnissen ihrer Tochter Hannah, weil sie gemäß einer Yoga-Philosophie glaubt, dass Kinderseelen sich ihre Eltern bewusst aussuchen. „Somit sind wir Eltern und unsere Erziehung gar nicht sooo wichtig für die Kleinen, weil die Kinder uns eh schon nach unserer Art ausgesucht haben. Die Art, die sie für ihre Entwicklung brauchen.“ Ich dagegen starte gerade das Experiment, unseren Sohn (fast 4 Monate) anhand Druckermans Tipps zum Durchschlafen zu bewegen.

Letztendlich sind wir uns in Folgendem einig: Das Buch hat so manchen Alltagstipp parat, grundsätzlich gilt aber zu prüfen, welche Methode am besten zu einem passt. Denn halbherzige Erziehung ohne wirkliche Überzeugung merkt auch das Kind.

P.S. Heute, 2 Jahre später, kann ich sagen, es hat nicht funktioniert. Philo schläft bis heute nicht durch. Er isst, wann er will, was er will. Und vor allem viel. Warten ist für ihn die Hölle. Woran das liegt? Haben wir mittlerweile aufgehört zu ergründen. Philo hat seinen eigenen Kopf. Und da bin ich regelmäßig auch richtig stolz drauf!