stillen

Das Stillen ist an sich das wohl größte Thema, das Neumamas in den ersten Monaten beschäftigt. Stillt man, stillt man nicht, wenn man stillt, wie lange stillt man, oder pumpt man ab, oder kombiniert man Muttermilch mit Pre-Milch? Und was ist wenn ich stillen möchte, aber es nicht klappt? Es scheint als würde das Thema Stillen im direkten Zusammenhang damit stehen, was für eine Mutter man ist, bzw. sein möchte… Und irgendwie stimmt das auch, aber nur zum Teil und anders als die meisten jetzt denken werden!

Das Supergirl ist jetzt 6 Monate alt und ich stille bereits seit ein paar Wochen nicht mehr. Aber das Stillen an sich war bei mir wirklich eine eher schwierige Geschichte und ich wurde von allen Seiten damit konfrontiert, dass ich letztlich ein kleines Stilltagebuch geschrieben habe. Und gestern im Gespräch mit Patricia hat sie mich davon überzeugt, genau darüber zu schreiben. Denn für viele Frauen war, ist oder wird das Stillen ein riesiges Thema. Also habe ich mir überlegt, dass ich die Stillkapitel in einzelnen Teilen hier abarbeite. Ansonsten müsstet ihr einfach zu viel auf einmal lesen! Doch ich fange einfach im Krankenhaus an:

Der Start mit dem Supergirl war ja nicht unbedingt der einfachste. Sie war zum einen ein Kaiserschnittkind nach Geburtsstopp und dann musste sie die ersten Tage noch auf der Neonatalogie liegen, weil sie einen Infekt hatte. Als nix mit Familienzimmer und die ersten Nächte gemeinsam mit Kind. Statt dessen lag ich auf einer komplett anderen Station, konnte nicht ohne Hilfe zu meinem Kind gelangen und musste mir alle zwei Stunden den Wecker stellen um die Milchpumpe anzuschmeißen und die Milchproduktion anzuregen. Meistens wenn mein Baby Hunger hatte  hat man ihr direkt eine Pre-Milch gegeben – natürlich hat das keiner mit uns abgestimmt, sondern die Schwestern hatten das einfach so entschieden. Gut, ich fand das jetzt nicht so schlimm, aber gewünscht hätte ich mir das jedenfalls ganz anders. Nun ja, ich hatte anderes zu tun, als mich lange darüber zu ärgern und habe also fleißig weitergepumpt. 

Grundsätzlich erfolgt der Milcheinschuss ja so etwas drei Tage nach der Geburt. Zum Glück haben mich die Schwestern sehr gut darauf vorbereitet, dass dies nach dem Kaiserschnitt auch gut und gerne sechs Tage dauern kann. Das bedeutet dann aber auch, dass das Baby die ersten sechs Tage die Flasche bekommt. Also konnte ich mich getrost schon mal auf eine Saugverwirrung und Stillschwierigkeiten einstellen. Das alles hatte ich natürlich bereits fleißig gegoogelt und war leider auf diversen Foren gelandet (versucht das unbedingt zu unterlassen, ihr macht euch wirklich nur verrückt!). Nun ja, nach vielen Sorgen kam der Milcheinschuss bei mir nach fünf Tagen und da ging es auch endlich für uns auch nach Hause. Wir wurden noch mit ausreichend Pre-Milch versorgt für die ersten Tage und auf der Neo wurde mir am letzten Tag noch von einer wundervollen Schwester beim richtigen Anlegen geholfen. Zuhause hatte ich mir dann vorgenommen es mit dem Vollstillen zu probieren, oder halt ganz drauf zu verzichten. Ich gab mir fünf Tage und bereits nach drei Tagen war die Pre-Milch vergessen. Allerdings hatten wir ein großes Problem: jeden Abend schrie das Supergirl nur an meiner Brust und war viel zu ungeduldig als lange genug zu saugen bis die Milch floss (und alle Mamas wissen, dass das nicht gerade lange dauert). Nun ja, also haben wir kurzerhand entschlossen, dass ich abends abpumpe und sie jeden Abend von meinem Freund in der Flasche die Muttermilch serviert bekommt. Das hatte dann auch zwei wunderbare Vorteile: zum einen konnte mein Freund stärker mit eingebunden werden und Helene hat von Anfang an gelernt, dass sie auch bei Papa satt wird. Außerdem  hat sie sich nie die Flasche abgewöhnt und daher auch nie verweigert. Ihr könnt euch nicht vorstellen wie viele Mütter ich in meinem Freundes- und Bekanntenkreis habe, bei denen die Kinder monatelang die Flasche verweigert haben, sodass die Mütter schier dran verzweifelt sind und quasi zum Langzeitstillen gezwungen wurden. Und das war für mich persönlich nicht einmal denkbar. Meiner Vorstellung nach wollte ich so 5-6 Monate vollstillen, dann mit Brei beginnen und dann bis zum achten Monat abgestillt haben. Aber manchmal kommt halt alles anders. Doch dazu beim nächsten Mal mehr. 

Jedenfalls waren die ersten Wochen des Stillens bei mir wirklich schmerzhaft. Ich hatte blutige Brustwarzen und habe die ersten zwei Wochen ständig Stillhütchen benutzt, weil sie zum einen das Anlegen erleichterten und auch den Schmerz etwas milderten. Es ist wirklich unglaublich mit welcher Kraft diese kleinen Wesen saugen können. Ich hatte also immer Stilleinlagen und diverse Brustwarzencremes um meine wunden Brüste zu „verarzten“. Doch wenn alle 2 Stunden ein Würmchen fest saugt, dann fängt man im Grunde immer wieder bei Null an. Außerdem  ist die Reibung trotz Stilleinlagen (ich habe sie wirklich alle ausprobiert) wirklich unangenehm. Und die ständige Verwendung des Stillhütchen steigert auch nicht die Milchproduktion. Nun ja, am Ende haben nur zwei Dinge geholfen: meine Hebamme hatte mir zwei Metallschellen ausgeliehen, die ich mit etwas Brustwarzensalbe gespickt und auf meine Brüste gepackt hatte. Das Metall hat schön gekühlt und jegliche Reibung verhindert. Ich sah zwar aus wie Madonna in den 80ern mit Spitzbrüsten, aber das war mit ziemlich egal. Und was dann dann langfristig geholfen hat: der Speichel meines Babys! Nee, wirklich! Ich habe einfach, trotz Schmerzen einfach auf diese verdammten Stillhütchen verzichtet und zwei Tage die Zähne zusammengebissen und anschließend war alles verheilt! Und endlich wurde auch die Milchproduktion stärker angeregt und schoss nur so aus mir raus. Also liebe Neumamas, mein Tipp für die ersten Wochen und die anfängliche Stillzeit: vertraut auf euer Gefühl und auf die Natur, denn die hat einfach die beste Lösung parat! Und lasst euch unbedingt von den Schwestern im Krankenhaus oder euer Hebamme zeigen, wie man die Kleinen am besten anlegt, denn die brauchen selbst am Anfang oft noch ein klein wenig Unterstützung. 

Übrigens: ich selbst und wahrscheinlich ein Großteil der Babys die in den 70er Jahren geboren wurden, sind niemals gestillt worden. Und auch wir sind gut groß geworden – auch ohne viele Krankheiten, Unverträglichkeiten und Allergien. Dafür habe ich schon von vielen gehört, die wirklich lange gestillt wurden, dass sie so gut wie jede Allergie und Krankheit mitgenommen haben. Stillen ist gut, praktisch und auch günstig. Aber bitte, wenn es nicht klappt, macht euch nicht fertig. Das ist dann einfach so. Und hat nix damit zu tun was für eine Mutter man sein wird. Man kann auch mit viel Liebe die Flasche geben und anschließend kuscheln! 

[Bild via medsana.ch]