Bevor ich Mutter wurde, hatte ich nicht die geringste Vorstellung davon, welch lehrhafte Phase die Schwangerschaft sein würde. Ich dachte, so rein aus dem Bio-Leistungskurs sei ich grundsätzlich über alles informiert. Doch weit gefehlt…
Mit der ersten Schwangerschaft bricht ein halbes Studium zu den Themen menschliche Entwicklung und Anatomie, Untersuchungs- und Entbindungsmethoden, Ernährung, Krankheiten und Gefahren an. Zu letzterem gehört die Fruchtwasseranalyse, medizinisch Amniozentese genannt.
Die „normale“, sprich wertunauffällige deutsche Schwangere, erfährt davon maximal am Rande. Der „älteren“ deutschen Schwangeren, ab 35 +, wird die Fruchtwasseranalyse zusätzlich zur Frühen Feindiagnostik als Untersuchung empfohlen. Und in den USA gehört die Fruchtwasseranalyse zum Standard während der Schwangerschaft dazu. Aktuell ist allerdings ein Bluttest auf dem Vormarsch, der die Amniozenthese zukünftig ablösen könnte.
Ich war keine „normale“ Schwangere. Nach Altersstatistik und Ausgangswerten lag die Statistische Wahrscheinlichkeit ein Kind mit Trisomie zu bekommen bei 1:600. Nach der Frühen Feindiagnostik zwischen 12. SSW und 14. SSW katapultierten uns die Untersuchungswerte aus Bluttest und Nackentransparenzmessung auf 1:100.
Einszueinhundert
Hmm, 100 Menschen, das sind gar nicht so viele. 100 passen in einen Bus, 100 treffe ich auf der Weihnachtsfeier, so viele sind das nicht… das ist es was sich plötzlich als Lawine in mir lostrat. Die größte Frage aber war: mache ich eine Fruchtwasseranalyse?
Diese Untersuchung war zu dem Zeitpunkt die einzige Möglichkeit herauszufinden ob unser Baby möglicherweise einen Gen-Defekt hat.
Bei der Untersuchung wird ab der 17. SSW, unter Ultraschallsicht eine dünne Nadel in die gewünschte Region des Uterus geführt und durch eine aufgesetzte Spritze wird dann die Fruchtwasserprobe entnommen. Die Schmerzen dabei werden von betroffenen Frauen als etwas unangenehmen Druck im Unterbauch empfunden und mit denen einer Blutabnahme oder einer Impfung verglichen. Die in der Fruchtwasserprobe vorhandenen kindlichen Zellen werden anschließend in einem entsprechenden Labor untersucht* und die Ergebnisse können bspw. Trisomie 13, 18 und 21 beim Kind identifizieren.
Gefunden habe ich die bei meiner Gynäkologin. Die wurde mit 42 zum ersten Mal Mutter und ihre Feindiagnostik ergab 1:5. Bei einszufünf stellt man sich nicht mehr die Frage ob man den Test macht oder nicht, man macht ihn einfach… und er ging gut aus. Genau wie bei uns. Als Sicherheitsmensch musste ich mir einfach Gewissheit verschaffen. Der Test war auch überhaupt nicht schmerzhaft oder schlimm, die größte Herausforderung war meine Aufregung, aber die drosselte ich mit Kaugummikauen (wie früher auf langen Autofahrten mit Reisekaugummis gegen die Übelkeit). Das hat mich runter geholt und beruhigt. Das schönste überhaupt, bei der Untersuchung konnten wir unser Baby spielen sehen. Es ist mit seinen Beinen immer wieder gegen meine Bauchdecke gesprungen, hat sich abgestoßen und die Lebensfreude war immens.
Es tut mir wirklich leid, aber ich finde diesen Post nicht gut!
Ich verstehe Deinen Punkt nicht. Willst Du uns sagen, dass eine Amnio nicht so weh tut und sie man deshalb schnell mal machen lassen kann?
Oder möchtest Du uns sagen, dass man nur mit der (vermeintlichen)Gewissheit ein gesundes Kind im Bauch zu haben erst so richtig glücklich schwanger sein kann?
Und was wäre wenn das Ergenbnis nun nicht „gut“ausgefallen wäre? Hättest Du dann in der 17.SSW abgetrieben? Was geheißen hätte, dass Du das Kind auf natürlichem Wege hättest gebären müssen. Hat Dir das Deine Gynäkologin auch erzählt?
Und was für psychische Folgen so ein später Abbruch nach sich ziehen kann?
Und hat sie Dir auch erzählt, dass das Fehlgeburtstisiko bei Amniozentesen bei 0,5% liegt, d.h.1 von 200 Kindern sterben nach so einer invasiven Untersuchung?
Nichts gegen die freie Entscheidung sich für oder gegen ein Kind mit Chromosomenfehler zu entscheiden, aber wenn man über eine solch sensible Angelegenheit in einem Müttermagazin schreibt sollte man doch besser alle Seiten beleuchten.
Liebe Anna,
ja, das sollte man. Der Platz hier reicht nicht aus für all die wachen Nächte, Tränen, Sorgen, Gespräche mit meinem Mann, meinen Eltern, anderen Müttern, anderen Schwangeren. Ich musste nicht über die Zukunft meines Babys entscheiden, wäre der Test Trisomie-positiv gewesen.
In dieser Geschichte geht es als erstes darum, dass Freunde und Google beim Thema Amniozentese zu 99% angsterfüllte Reaktionen auslösen. Ich habe nirgends etwas gefunden das mir Mut gemacht hat. Nirgends stand explizit – ja, die Gefahr das Baby zu verlieren ist 0,5% ABER 99,5% das es gut geht. Das es eine Untersuchung ist, die dir als Eltern helfen kann weitere Entscheidungen zu treffen.
Als meine US-Freundin erzählte es sei da gang und gebe, niemand macht sich Sorgen, habe ich gemerkt, ich hätte auch gerne etwas mehr von dieser Leichtigkeit gehabt. Die SSWs 14 bis 17 waren die traurigsten Tage meines Lebens, einfach deshalb weil jeder mit ANGST reagierte. Deswegen diese Geschichte. Es ist nicht so schlimm & Es kann dir helfen, Entscheidungen zu treffen. Wenn man als Eltern eine treffen muss, ist das eine andere Geschichte.
Liebe Grüße, Madeleine
Also, ich muss auch sagen, dass ich sehr froh bin, dass das hier kein Standard ist. Schwangere werden heutzutage nur noch verrückt gemacht und mit irgendwelchen Eventualitäten in die Sorge getrieben. Natürlich ist es eine individuelle Entscheidung, ob man eine Fruchtwasserunteruschung, etc. dann macht. Ich für meinen Teil empfand schon die Nackenfalten-Untersuchung als furchtbar, denn ich wusste, ich hätte bei einem schlechten Ergebnis weder eine Fruchtwasser-Untersuchung noch eine Abtreibung in Erwägung gezogen. In der 13. Woche war ich schon so mit diesem Kind verwurzelt, ich dachte: wenn es Down-Syndrom hat, dann ist es eben so. Das ist dann Schicksal und es gibt weitaus schlimmere Behinderungen. Ich weiß auch ehrlich gesagt gar nicht, ob ich das alles moralisch unterschreiben kann… Down-Syndrom-Kinder gab es immer, sie sind in der Regel glückliche und wundervolle Menschen, die unserer Gesellschaft m.E. sehr gut tun. Wenn ich Eltern mit DS-Kind sehe, finde ich das einfach nur toll. Ich bewundere sie dafür, dass sie diese Entscheidung getroffen haben. Anstatt immer mehr Standard-Tests einzuführen, sollte man diese Familien mehr unterstützen und mehr Förderung, etc. anbieten. Den Eltern Mut machen, anstatt zu signalisieren: Oh oh, das Kind könnte eventuell ihr Leben zerstören. Meine Meinung. Nichts für ungut, aber ich finde auch, dafür dass das ein echt sensibles Thema ist, gehst du nicht genug in die Tiefe…. Verharmlosen sollte man weder die eine noch die andere Entscheidung….
Oh man, das ist so typisch, dieses Gezeter.
Ich bin 39 und lasse in 3 Wochen eine machen. Ich höre auch überall nur schlechtes und musste auch schon zum Gespräch mit der Humangenetikerin. Ich finde das Thema sensibel, aber worüber soll hier diskutiert werden? Wie jede Mutter sich entscheidet ist allein ihre Sache, da hilft die Meinung einer Fremden wenig. Ich bin froh zu lesen, dass es nicht so schlimm ist.
Mein Frauenarzt sagt übrigens, die Untersuchung sollten nur die Mütter machen, die in der emotionalen Verfassung sind, anschließend die Konsequenzen zu tragen.
Nadine (15. Woche)
An Isabel,
bevor du hier tiefgründigere Artikel forderst, denk erstmal über deine Kommentare nach. Ich habe so Mütter wie dich echt gefressen, die mit gesundem Kind rumlaufen und Eltern mit Downie sagen „wie toll sie das machen“. Du kommst wahrscheinlich aus dem Prenzlauer Berg und in deiner Welt ist Inklusion etwas ganz Natürliches, solange du nicht Tag ein Tag aus damit in Berührung kommst. Die Amniozentese testet nicht nur auf Trisomie 21, sondern auch auf 13 (Pätau-Syndrom) und 18 (Edwards-Syndrom). Wie hättest du dich diesbzgl. entschieden? Wie glaubst du fühlen sich Mütter die ihre schwerkranken Kinder haben gehen lassen, wenn eine Mutter mit gesundem Kind darüber sinniert, dass diese Tests kein Standard werden sollten? Hallo Realität, wach auf! Judy
Liebe Judy, also im Artikel ging es aber nun mal um Trisomie 21. Machst du mich ernsthaft an, weil ich die Entscheidung, ein DS-Kind zu bekommen, toll finde? Weil ich mich im Zweifelsfall auch dafür entscheiden würde? Und unterstellst mir, ich sag das so dahin? Eben weil das Thema sensibel ist und viel weiter geht, eben weil eine eventuelle Abtreibung dann eine richtige Geburt ist, eben weil es hier viel weiter geht, kratzt mir der Artikel einfach zu sehr an der Oberfläche. Und – wie gesagt – ich bin eben nun mal schwer gegen noch mehr Standard-Tests. Auch weil sie den Frauen vorgaukeln, dass zu 100% alles gut gehen wird. Dabei kann man nicht alles testen, bei der Geburt kann was schief gehen usw. Und bei der FW-Untersuchung eben auch. Das ist die Realität und ich finde, das sollte man nicht verharmlosen. Für meinen Geschmack hast du dich da ein bisschen im Ton vergriffen.
Übrigens war es überhaupt nicht meine Intention, mich hier als Gutmensch aufzuspielen, oder Madeleine für ihre Entscheidung zu verurteilen. Es geht mir nur darum, dass man meiner Meinung nach die Vorsorge-Flut kritisch sehen sollte, anstatt für eine Einführung der Amniozentese zu plädieren. Weil sie Frauen fast immer nur verrückt macht (auch Madeleine wurde ja am Ende nur verrückt gemacht), weil sie Frauen vor grauenhafte Entscheidungen stellt, die sie intuitiv vielleicht ganz anders entschieden hätten (was, wenn ich mein Kind verliere, weil mir eingebläut wurde, ich müsse auf jeden Fall auf Nummer sicher gehen?). Und eben auch, weil dahinter noch eine sehr viel größere, moralische Diskussion steht. Früher war man „guter Hoffnung“, und manchmal sehne ich mich nach diesen Zeiten zurück.
Hallo Nadine, Hallo Isabel, Hallo Judy,
ich bin gerade auch überrascht, wie stark das Thema polarisiert und wir möchten diese Plattform hier nicht als Ort für Anfeindungen öffnen. Ich habe Isabels Kommentar nicht als beleidigend empfunden, und wie auch schon bei Anna gesagt, es ging mir darum eine Geschichte/meine Geschichte zu erzählen, die nicht sofort nach „HORRORSTORY“ klingt. Die nicht, so schwer die Entscheidung für oder gegen die Untersuchung ist und Wahrscheinlichkeit hin oder her, wie in vielen Foren der Fall nur sämtlichen negativen Seiten beleuchtet.
Ich finde die Aussage deines Gynäkologen, Judy, auch eine richtige. Als (werdende) Mutter spürt man häufig instinktiv was man sch zumuten kann und will, und ich traue dem Bauchgefühl.
Mind. ein Gespräch ist mit einem Humangenetiker in Deutschland vor Durchführung einer Amniozentese vorgeschrieben, bei Bedarf mehr. Feindiagnostiker empfehlen in der Regel auch ein ausführliches Gespräch mit den Vertrauensärzten. Die Feindiagnostische Klinik am KuDamm bot auch eine ärztliche Nachsorge an und ich habe mich von der Seite sehr aufgehoben gefühlt.
Liebe Nadine, alles Gute für deine Untersuchung.
Madeleine
Liebe Madeleine, da bin ich beruhigt, so war es nämlich nicht gemeint. Ich wollte auch gar keine große Sache anstoßen nur sagen, dass ich finde, man sollte die Sache generell etwas kritischer sehen! Liebste Grüße!