Kolumne, Familienbett und Schlafchaos

Sind wir mal ehrlich – in den vergangenen 21 Monaten war ich mehr als Stolz, dass wir, zumindest was das Thema Schlaf angeht, ziemlich konsequent waren. Naja, nicht immer, aber nach meiner letzten Kolumne zum Thema Schlaf haben wir ein regelrechtes Schlaftraining mit Helene absolviert und innerhalb weniger Tage schlief sie so traumhaft, wie wir es uns hätten nicht erträumen lassen. Was dann passiert? Das kann ich Euch verraten: Es passierte unser URLAUB und schon schlich sich wieder ein regelrechtes Schlafchaos ein…

Jaja, oft genug liest man auf Blogs über das Thema Schlaf und klar, ständig und überall ist es irgendwie omnipräsent. Vor allem von Freunden die keine Kinder haben, werde ich ständig und andauernd gefragt, ob Helene denn schon durchschläft. Nein, vielmehr ist es eine Feststellung á la „Helene schläft doch bestimmt schon durch!?“ bei der ich mittlerweile immer nur laut anfange zu Lachen. Was auch sonst, denn die Nächte, die Helene wirklich durchgeschlafen hat, kann ich so gut wie an einer Hand abzählen…

Aber ganz ehrlich, ich glaube wir selbst sind dabei unser eigener größter Feind. Wenn man mit anderen Eltern oder Kindergärtnern spricht, dann ist mir schon klar, dass wir unser Verhalten ändern müssen um Helene dahingehend umzuerziehen. Und ich wähle hier ganz bewusst das Wort „Umerziehung“, denn ich denke nicht an eine Dressur wie beim französischen Modell. Aber es stimmt schon, würden wir ihr nicht jede Nacht noch zwei Flaschen Milch machen, würde sie auch in kürzester Zeit aufhören nach der gewohnten Milch zu rufen. Denn sie braucht keine Milch mehr. Zumindest nicht Nachts. Sie isst hervorragend und trinkt auch verdammt gut. Sie hat in der Nacht, wenn sie wach wird, gar kein wirkliches Bedürfnis nach Milch, vielmehr will sie Mama oder Papa bei sich haben und – sicherlich auch ein großer Teil – einfach nicht alleine sein. Oh man, und genau darauf war ich immer so stolz. Helene ist, bis auf kurze extrem anstrengende Teilstrecken, immer wunderbar alleine eingeschlafen. Egal ob Mittag, Abends oder Nachts. Da war es auch nicht so schlimm, wenn das Supergirl noch zweimal pro Nacht wach wurde, schließlich waren wir keine fünf Minuten auf den Beinen. Und wir waren auch schon zweimal an dem Punkt, dass sie eine Zeit lang nachts auch keine Milch mehr benötigt hat. Doch dann kamen Kitakrankheit und (wie jetzt aktuell) der Urlaub dazwischen, man macht Ausnahmen, die Ausnahmen häufen sich und plötzlich ist die Ausnahme im Grunde Dauerzustand.

Das Erstaunliche an der ganzen Sache ist hierbei, dass sie solche Dinge irgendwie einschleichen. Stück für Stück gibt man ein Stück seiner Entschlossenheit auf. Einfach weil man müde ist, selbst nur schlafen möchte, oder aber auch den Moment selbst so sehr genießt. Ernsthaft. Ich habe immer aus vollster Überzeugung gesagt, dass ich mit Helene im Bett nicht schlafen kann – und sie auch nicht. Das war auch so. Doch seit den Malediven ist das anders. Sie wollte dort einfach partout nicht im Kinderbett schlafen, also nahmen wir sie zu uns ins Kingsize-Bett. Gut, bei einem zwei Meter breiten Bett, da merkt man das auch nicht wirklich. Platz war da ja genug. Zurück in Deutschland erklärt man die Tatsache, das Helene wieder Nachts zu uns ins Bett kommt damit, dass sie ja eine ganz  Menge erlebt habe und das erst einmal verarbeiten müsse. Doch dann wurden aus ein paar Tagen schnell ein paar Wochen und Helene kam immer noch jede Nacht zu uns ins Bett. Mist! Alle Prinzipien die wir in Sachen Schlaf so lange aufrecht erhalten haben, waren nun für die Katz. All die Nächte in fast zwei Jahren, in denen wir sie konsequent zurück in ihr Bett gebracht haben, wir stundenlang neben ihrem Kettchen saßen und sie in den Schlaf gestreichelt haben, einfach dahin. Auf einem ist Deine komplette Schlafwelt auf den Kopf gestellt und Du musst um Deinen Schlafplatz kämpfen. Doch irgendwie gewöhnst Du dich an die neue Situation. Du arrangierst Dich mit ihr, fängst an sie zu mögen und dann genießt Du es wenn Du morgens direkt in dieses kleine süße Grinsegesicht schaust. Verdammt, mittlerweile lieben wir es, dass sie Nachts zu uns kommt. Nun ja, das hängt natürlich immer von der Nacht ab, denn unruhige Nächste bei Helene führen nun unweigerlich auch zu unruhigen Nächten für uns. Und trotzdem ist es einfach das schönste Aufwachen überhaupt. Und schon ist da wieder das schlechte Gewissen, das sich meldet: Machen wir das richtig so? Hatten wir uns nicht eigentlich anders entschieden und waren auch fein damit, vielleicht sogar ein bissl stolz? Geht das jetzt ewig so weiter? Kriegen wir das Kind irgendwann wieder raus aus unserem Bett? Schließlich wollen wir ja jetzt auch nicht das Familienbett einführen!

Was ich in den letzten Wochen getan habe? Ich habe wieder einmal mit Müttern und den Kindergärtnerinnen gesprochen, wobei man von allen Seiten etwas anderes hört. Und ich habe gemerkt, dass es zwar gut ist, sich Ratschläge anzuhören, aber man im Grunde einfach wieder aus dem Bauch heraus entscheidet. Bei uns bedeutet das, dass wir das Modell erst einmal so beibehalten. Helene schläft Abends alleine in ihrem Bett ein und irgendwann zwischen ein und zwei Uhr kommt sie dann zu uns rüber. Und sie kommt tatsächlich – da wir das Bett geöffnet haben und natürlich Nachts die Türen offen sind, kommt sie wie ein kleiner Pinguin mit Tippelschritten (sie schläft ja noch im Schlafsack) ganz weinerlich und herzzerreißend süß zu uns ins Schlafzimmer.  Und verdammt noch mal, welche Mama will das kleine (und bisher einzige!!!) Kind dann nicht zu sich nehmen und kuscheln? Ok, irgendwie verändere ich mit dem Mama-Sein meine Einstellung zu vielen Dingen – aber hey, vielleicht mache ich beim zweiten Kind dann auch wieder alles anders. Oder vielleicht schon in ein paar Wochen, weil wir für uns entscheiden, dass wir etwas ändern müssen. Aber bis dahin tue ich auf jeden Fall eines: ich genieße es in vollen Zügen, dass mein Kind gerade so unglaublich viel Nähe braucht. Irgendwann findet sie Mama nämlich bestimmt voll uncool und hat selbst so gar keinen Bock mehr mit Mama zu kuscheln…

Übrigens, letzte Nacht wollte sie noch eine zweite Pulle Milch haben – ich habe gesagt, dass sie schon genug Milch getrunken hat und keine Milch mehr brauchen würde. Schwupps schlief das Kind wieder ein. Und wenn ich meinen eigenen Schweinehund bald wirklich wieder überwinden sollte, dann trag ich sie Nachts auch wieder in ihr Bett zurück!