Gastmummy Julie bei Mummy Mag

Unsere Gast-Mummy Julie hatte sich auf ein April-Baby gefreut, aber dann hat die kleine Rosa sie noch eine hübsche Weile warten lassen. Spaziergänge und Krankenhausbesuche, wehenfördernde Tabletten und zahlreiche Stunden später tat sich immer noch nichts. Als die Geburt dann doch endlich losging und die Fruchtblase platzte, ging Julie erstmal duschen. LOL.
Wie es danach weiterging, hat Julie hier für uns aufgeschrieben. 

„April, April, … der macht was er will“

Am 24. April 2014, dem Tag an dem unser kleines Mädchen laut Rechnung zur Welt kommen sollte, da tat sich … tatsächlich nichts. Dabei lag sie doch laut Hebamme und Frauenarzt bereits seit Ewigkeiten in Startposition und sollte eigentlich die typische Kandidatin für eine Ankunft vor dem errechneten Geburtstag sein – ein April-Kindlein wollte sie wohl allem zum Trotz nicht werden (obgleich sie mit dem Monat bis heute mindestens folgende Eigenschaft teilt: unser Mädchen tut was es will).

So verging dann eine weitere Woche des Wartens, in welcher mehrmals am Tag das Telefon klingelte und man gleich nach dem Abheben mit einem einzigen, lang gezogenen „Uuuuuuuund?“ konfrontiert wurde. „Nein, sie ist leider noch immer nicht da, wir werden uns dann schon melden.“ – Aufgelegt.

Julie in freudiger Erwartung bei The Day That Rosa was born bei Mummy Mag

Vom Klinikpersonal beschlossen, sollte unser Babygirl am Maifeiertag 2014 dann den „Räumungsbefehl“ erhalten. Doch außer einem übelkeitsbedingtem Malheur auf dem Klinikboden bewirkte der Wehencocktail … erneut nichts. Puh!
Am nächsten Tag erschienen der Papa in Spe und ich also wieder in der von uns gewählten Geburtsklinik, diesmal fest entschlossen erst als Dreiergespann wieder die Heimreise anzutreten. Diverse Tablettenviertel und schließlich Tablettenhälften später, hatten wir jeden nur erdenklichen Winkel des Krankenhausareals mehrfach erkundet. Spazierengehen fand ich auf einmal nicht mehr so entspannend und befreiend wie sonst. Meine Beine waren müde, mein Uterus offenbar auch. Jedenfalls zu müde, um von sich aus die Wehentätigkeit anzukurbeln. Allmählich beschlich mich eine gewisse Frustration über so viel „Nichts-Geschehen“. Wie oft hatte ich mir eine natürliche Geburt ausgemalt – und nun sollte meine Tochter den Tag ihrer Geburt nicht einmal selbst bestimmen, nein, sie wurde nun schon bereits zwei volle Tage gestichelt ihr Bauchhäuslein zu verlassen, und das dann auch noch ohne Erfolg. Die kichernde Bemerkung meiner betreuenden Hebamme, dass so eine Einleitung auch gut und gern mal eine ganze Woche in Anspruch nehmen könne, fand ich dann auch nicht mehr zum Lachen. Somit bezog ich ein Zimmer und schickte den Herzmann für die Nacht nach Haus. 

Kaum hatte ich nach längerem hin und her Gewälze eine halbwegs komfortable Position gefunden, um mich zur Ruhe zu begeben (wer jemals in einem Krankenhausbett schlafen musste, weiß, wovon ich hier rede), machte es „plopp“ und ich saß kerzengerade im Bett. Nun war es also soweit, die Ankunft unseres Mädchens war nicht mehr allzu fern. Ich rief den Herzmann an und erklärte ihm, die Fruchtblase sei wohl geplatzt, er könne aber ruhig ein wenig schlafen, ich würde mich dann melden, wenn es richtig losging. Begleitet von sofortigem rhythmischen Ziehen und Zwirbeln in meinem Unterleib ging ich erst einmal duschen. Ich muss zugeben, dass das bis dato seltsamerweise fester Bestandteil meiner Vorstellung einer schönen Geburt war. Kurios!

Zu dem Zeitpunkt dachte ich auch noch „Also wenn sich Wehen so anfühlen, dann wird das ja doch nicht SO schlimm, wie alle immer gesagt haben.“ – rückblickend betrachtet vielleicht eine etwas naive Vorstellung.
Frisch und sauber, jedoch mit einem unabdingbar fließendem Bach zwischen meinen Schenkeln dackelte ich dann rüber in den Kreißsaal und berichtete freudig: „Ich glaube meine Fruchtblase ist geplatzt!“ – Tatsächlich sollte ich Recht haben und eine kleine Wehentätigkeit war schon auf dem CTG zu lesen. Ich wurde wieder auf mein Zimmer geschickt mit der Empfehlung ein wenig zu Schlafen oder mich bei stärker werdenden Wehen erneut im Kreißsaal vorzustellen. Zurück auf meinem Zimmer war an Schlaf aber ganz und gar nicht zu denken. Die Krämpfe in der Bauchgegend wurden mit jedem Mal unangenehmer. Weder Fernsehen, noch Lesen, noch durch die leeren Krankenhausflure schlurfen sorgte für ausreichend Ablenkung. Einzig die kurzen Pausen zwischen den immer schmerzhafteren und länger andauernden Kontraktionen brachten ein Gefühl der Erleichterung. Aber ich wollte ja nun nicht wie die letzte Mimose wirken.

Also wehte ich fünf Stunden still und leise auf meinem Zimmer vor mich hin. Da ich ohnehin nicht in den Schlaf fand und die Wehen schon kräftig veratmen musste, beschloss ich mich doch einfach noch mal zurück in den Kreißsaal zu schleppen – vielleicht hatte sich in der Zwischenzeit ja schon etwas getan. Dort angekommen fühlte es sich dann schon so an, als gäbe es zwischen den einzelnen Wehen keine nennenswerten Pausen mehr. Ans CTG angeschlossen bestätigte sich dieses Gefühl. Ich steckte in einem äußerst unangenehmen Wehensturm und hatte bereits Probleme überhaupt zusammenhängend auf die Frage der Hebamme, ob ich denn Schmerzen hätte zu antworten. Mein Schnaufen schien wohl Antwort genug zu sein. Irritieren tat mich außerdem ihre Aufforderung, mich ständig von links nach rechts und wieder zurück zu rollen. Nach Bewegung war mir doch gerade überhaupt nicht zumute, ich wollte mich einigeln und voll und ganz auf die kräftezehrende Wellen in meinem Innern konzentrieren. Erst als sie eine weitere Hebamme und schließlich eine Ärztin zur mir an die Pritsche holte, wurde mir bewusst, dass hier etwas ganz und gar nicht so lief, wie erwartet. Die Ärztin erklärte, dass die Herztöne meines Mädchens ziemlich abgesackt wären und sie mich nun an einen Tropf anschließen würden, in der Hoffnung, dass dann eine Besserung einträte. Auf meine Frage, was sonst passieren würde, kam die Antwort, die ich, in Gedanken noch immer bei der natürlichen Geburt, am liebsten irgendwie überhört hätte: „Dann müssen wir sie holen.“ 

Und so kam es dann schließlich auch. Die besorgniserregende Herzfrequenz besserte sich nicht und so wurde ich in Windeseile auf den bevorstehenden Kaiserschnitt vorbereitet. Es blieb gerade noch genug Zeit, um dem Herzmann Bescheid zu geben. Zwar wurde ich von einem sehr netten Team aus Ärzten und Hebammen bei der Bauchgeburt meiner Tochter begleitet, aber die Tatsache, dass mein Liebster nicht rechtzeitig da sein konnte, stimmte mich – genau wie der mir missfallende Kaiserschnitt selbst – in diesem Moment ein wenig traurig. 

Aber alle unerfüllten Vorstellungen von der perfekten, natürlichen Spontangeburt waren gleich vergessen, als ich das unendlich viel perfektere kleine Mädchen, mit dem ich in den vergangenen Monaten meinen Körper geteilt hatte, das erste Mal erblickte, auf meiner Haut spürte und nichts herausbrachte als: „Ich bin deine Mama!“
Der frischgebackene Papa kam gleich nach der Ankunft unserer Tochter vor dem OP an und durfte sie umgehend liebevoll in Empfang nehmen. Ungeachtet aller Müdigkeit, war an Schlaf nicht weiter zu denken, als wir dann endlich vereint waren; denn wir wollten nichts tun, als das herzallerliebste Gesichtlein und die speckigen, kleinen Füße unserer Rosa zu küssen. Der Morgen dämmerte und für uns begann nicht nur ein neuer Tag, sondern gar ein neues Leben; und wir waren bereit jede Sekunde dieses neuen Lebens, der lang herbeigesehnten Geburt unseres Mädchens und der Geburt unseres Elterndaseins, aufzusaugen. 

The Day That Rosa was born bei Mummy Mag The Day That Rosa was born bei Mummy Mag The Day That Rosa was born bei Mummy Mag The Day That Rosa was born bei Mummy Mag

Im Nachhinein wundere ich mich, dass ich überhaupt so enttäuscht über die Art und Weise war, durch die unsere Rosa den Weg in unsere Welt fand, wo das Erlebnis doch in jedem Fall das gleiche, beeindruckende, besondere war – ich hatte einem kleinen Menschlein das Leben geschenkt. Und ich war so unmittelbar voller Liebe, einer Liebe die mit jedem Tag wächst. Heute weiß ich ganz gewiss, dass jede Geburt einzigartig ist und jede Frau, die eine solche, in welcher Form auch immer, erlebt, stolz auf sich sein kann.

Hach Julie, besser hätten wir das wirklich nicht sagen können.
Wer einem Kind das Leben schenkt, kann darauf mehr als stolz sein. Und wieviel Glück es bringt, merkt man jedem Wort dieser Geschichte an. Liebe Julie, vielen Dank dafür.


Nicolette an Dam mit Loading Baby Bump via Instagram zum Gast-Mummy Aufruf  

Für unsere Serie „The Day that…“ freuen wir uns über jede Mummy unter Euch, die einen Gastbeitrag schreiben und ihre Erlebnisse mit uns teilen möchte – Bei Interesse schreibt uns eine Nachricht an: info@mummy-mag.de