Kolumne_Krank_sein

Die Nase läuft, der Hals schmerz, der Kopf dröhnt. Es ist ein Gefühl als wäre ein LKW über einen drüber gerollt. Alles tut weh. Und dann kann sich der Körper auch nicht entscheiden ob es zu warm oder zu kalt ist – Hitze und Schüttelfrost Wechsel sich ab. Man hat nur einen einzigen Wunsch: Schnell ist Bett und Schlafen, bis man wieder gesund ist. Aber ich, da fordert jemand ganz vehement „MAMAAAA! SPIELEN!“ und man weiß, dass man so schnell keinen Schlaf bekommt…

Genau so ging es mir letzte Woche. Naja, nicht ganz, denn ich hatte dazu noch einen schmerzenden Rücken und musste auch noch Arbeiten. Also was macht Mami? Genau, sie doped sich jeden Tag so sehr, dass sie irgendwie übersteht. Das alte Motto „Gesundschlafen“ ist gewichen und statt dessen heißt es nun „Augen auf und durch!“. Es gibt nämlich kein Entkommen, keine Pausen, keine wirklichen Auszeiten. Wenn man verdammt viel Glück hat, kann der Papa oder die Oma mal für ein paar Stunden übernehmen, aber einen wirklichen Rückzug aus dem Alltag gibt es nicht mehr. Und das ist eine der wirklich harten Dinge, die das Elternsein mit sich bringen und die oft nicht berücksichtigt werden.

Früher habe ich nur viel gearbeitet. Ich wollte nicht krank sein, aber wenn ich mich doch mal ergeben habe, dann konnte ich mich zwei, drei, fünft Tage zurückziehen, die Tage im Bett verbringen und schön vor mich hinleiden. Ich konnte meinen Freund anrufen, dass er für mich zur Apotheke geht, mir dieses oder jenes Medikament, Getränk oder irgendwas vorbeibringt. Ich konnte meine Mama anrufen und ihr mein Leid klagen. Ich konnte mich so richtig wieder erholen und wieder zu Kräften kommen. Selbst wenn ich mich gedopt hatte und tagsüber im Büro war, konnte ich mich Abends in Bett werfen und 12 Stunden am Stück schlafen. All das ist heute nicht mehr möglich. Gut, ich habe das große Glück einen Mann zu haben, der mich bestmöglich unterstützt und mir versucht weitestgehend Zeitfenster zu schaffen, um mich wirklich mal hinzulegen. Aber auch er ist selbstständig und dass wir beide nicht arbeiten geht einfach nicht. Es geht im Grunde auch nicht, dass ich nicht arbeite, also nehme ich den Laptop mit ins Bett oder auf die Couch um wenigstens „das Wichtigste“ abzuarbeiten… Und genau das hat bei mir zur Folge, dass ich nicht wirklich gesund werde und einfach nur wieder irgendeinen Infekt verschleppe, damit er mich drei Wochen später wieder voll erwischen kann. Wir Mütter befinden uns also in einer Teufelsspirale, denn wie gesagt, für eine wirkliche Auszeit ist kein Platz. Spätestens wenn Mami wieder stehen kann, geht sie mit dem Kind wieder auf den Spielplatz – schließlich gibt es da ja auch noch das schlechte Gewissen, dass sie antreibt.

Also auch wenn ich krank bin, trotzdem jeden Tag arbeite und keine Pausen habe, geht es mir verhältnismäßig noch verdammt gut und ich kann mich sehr glücklich schätzen. Denn was ist mit all den Single-Mummys da draußen, die sich nicht wenigstens mal zwei, drei Stunden, einen Tag oder mehr aus ihrem Alltag verabschieden können. Die sich mit einer Grippe so elendlich fühlen, aber trotzdem das schreiende Kind beruhigen, herumtragen, stillen oder beruhigen müssen. Sie müssen trotz Fieber Essen zubereiten, den allabendlichen und -morgendlichen Kampf mit dem Nachwuchs durchstehen, selbst wenn sie sich kaum auf den Beinen halten können. Und mit jedem weiteren Kind potenziert sich die Anstrengung natürlich noch…

Und schon wieder habe ich ein doppelt schlechtes Gewissen. Nicht nur, dass mein Nervenkostüm bis aufs äußerste gespannt ist und ich bei jeder Nörgelei von Helene gerade innerhalb von Sekunden in die Luft gehe und mich sofort wieder schuldig fühle – ich bin dabei gar nicht so schlecht dran, wie manch andere. Und ich fühle mich furchtbar, weil ich weiß wie sich diese Mummys fühlen müssen. Und jeder sollte das wissen und darauf Rücksicht nehmen. Ich nehme mir also vor, dass nächste Mal meiner liebe Alleinerziehende Freundin mehr unter die Arme zu greifen wenn sie krank ist. Ihr einfach einen Nachmittag im Bett zu gönnen und ihr Kind mit auf den Spielplatz zu nehmen. Das ist vielleicht anstrengend mit zwei kleinen Gören unterwegs zu sein – aber es ist nichts gegen ihre Anstrengung. Und vielleicht sind ja auch ein paar tolle Freunde da draußen, die noch gar keine Kinder haben, aber ihren Freunden mit Kindern mal eine erholsame Nacht gönnen wollen? Das wäre doch mal eine richtig gute Hilfe oder?

So, es ist an der Zeit etwas zu essen. Ich habe zwar keinen Hunger und schmecke dank meiner Erkältung eh nix. Aber den kräftigenden Eintopf hat der Mann extra nur für mich gekocht und das Kind schläft schon. Bei der Unterstützung kann Mummy ja nur wieder gesund werden…

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Camilla ist Gründerin und Herz von MUMMY MAG. Sie ist Bloggerin der ersten Stunde, doch  während ihrer Schwangerschaft 2013 fehlte ihr ein Online-Magazin, dass sie mit all ihren Interessen abholt. Und weil sie dafür Verstärkung brauchte, hat sie sich die tollsten Frauen ins Team geholt. Sie selbst schreibt natürlich immer noch, ständig und über alles – aber am Liebsten natürlich Kolumnen! Und HIER könnt Ihr noch mehr von Camilla lesen!