Kolumne_Schaukeln

Puh, hier bewahrheitet sich wieder ein Klischee, von dem man immer wieder hört. Mit dem zweiten Geburtstag wird eine ganz neue Ära eingeleitet, die wir so noch gar nicht kannten. Klar haben unsere Kids sich auch vorher schon mal bockig auf den Boden geworfen oder Schreikämpfe bekommen (zum Glück bei uns sehr sehr selten), aber das war – wie so viele Mütter uns schon vorbereitet haben – noch gar nix. Wer also denkt, die Erziehung eines einjährigen Kindes sei anstrengend, dem sei gesagt, es hat noch gar nicht angefangen! Und auch ich sehe erst die Spitze des Eisberges… 

 

Man wächst mit den Aufgaben, oder?
Natürlich weiß ich von vielen Mummys mit größeren Kids, dass da noch viel mehr kommt. Schließlich sagt man nicht ohne Grund „Kleine Kinder, kleine Sorgen – große Kinder, große Sorgen“ und ich bin der festen Überzeugung, dass man mit seinen Aufgaben wächst. Ich bin aber auch verdammt froh, dass sich das langsam steigert. Hätte ich nämlich direkt einen Teenager in der Pubertät bekommen, wäre ich wahrscheinlich schreiend davongerannt. Jetzt habe ich schon mehr als zwei Jahre geschafft (rechnen wir die Schwangerschaft mit, sind es sogar schon fast drei Jahre!) und muss mir so langsam wirklich Gedanken machen, wie meine Erziehung aussehen soll. Zum Glück bin ich dabei nicht ganz alleine und habe einen Super-Daddy zuhause, mit dem ich mich austauschen kann, diskutieren und manchmal in gemeinsamer Ratlosigkeit verzweifeln…

Was ist der richtige Weg?
Diese Frage stellen sich außer uns natürlich alle Eltern von Zeit zu Zeit. Und ganz ehrlich: Wir haben absolut keine Ahnung. Ich hatte immer eine Vorstellung im Kopf, wie ich sein würde. Ich dachte ich würde in milder Strenge regieren. Doch Pustekuchen, das klappt irgendwie nicht. Ich habe Freundinnen, die niemals zuhause bei ihren Kindern laut werden würden. So bin ich nicht. Ich versuche in manchen Momenten sehr streng zu sein und mich, soweit es mir möglich ist, an meine eigene Regeln zu halten. Aber genau das ist gar nicht so einfach. Denn da sind wir wieder bei dem Thema Konsequenz gelandet, die einem mit steigendem Alter der Kinder irgendwie immer mehr abhanden kommt. Und vor allem ist das gar nicht so einfach, wenn nicht beide Elternteile immer am selben Strang ziehen… 

Bestrafung muss sein – oder lieber doch nicht?
Gestern haben wir wieder so eine alltägliche „Terrible Two“-Situation gehabt. Helene war nicht gut drauf und wollte mal wieder ihre Grenzen austesten. Leider ist das manchmal auch ein wenig gefährlich, denn bei ihr heißt das, dass sie einfach eine offene Holztreppe hinaufklettert. Wir haben es ihr zig fach erklärt. Wir haben mit ihr geübt. Und irgendwann haben wir nachgegeben, wenn sie uns verspricht, sich festzuhalten und immer nur rückwärts die Treppe runterzukommen. Das klappt dann im Großen und Ganzen auch ganz gut, nur wenn sie in dieser Stimmung ist, eben nicht mehr. Also werden wir sauer. Ich hebe den Finger und die Stimme. Ich sage ihr, dass sie das nicht mehr machen darf. Sie grinst mich an und rutscht eine weitere Stufe herunter. Vorwärts. Also warne ich sie (und ich kann meiner Meinung nach sehr scharf zischen), dass ich sie sonst sofort herunterhole. Und sie grinst nur wieder und turnt auf dem Treppenabsatz. Also packe ich sie und sage ihr, dass ich sehr sauer bin. Ihre Reaktion? Sie fängt an mich zu hauen. Sie ist sauer auf mich und will mir das ganz offensichtlich auch zeigen. Der Papa geht dazwischen und spricht ein ernstes Wort mit ihr. Ihre Reaktion? Sie haut ihn auch. Und jetzt die Frage: Wie sollen wir reagieren? 

Ab in dein Zimmer?
Ich bin der Meinung, dass wir solche Verhaltensweisen sofort unterbunden werden müssen und Helene muss JETZT lernen, dass wir unseren Worten Taten folgen lassen. Aber das ist gar nicht so einfach. Wir haben sie in ihr Zimmer geschickt und gesagt, dass sie erst wieder herauskommen darf, wenn sie sich entschuldigt. (An dieser Stelle sollte ich doch erwähnen, dass sie die Tür natürlich auch selber aufmachen kann und sich auch schon wunderbar entschuldigen kann, wenn sie möchte.) Und was passiert? Sie bekommt einen riesigen Heulkrampf. Sie weint, schreit, schluchzt und ruft nach Mama und Papa. Und wir? Wir stehen eine Minute vor der Tür. Ratlos, ob wir jetzt das richtige machen, oder es total falsch ist. Also werden wir weich und nehmen sie in den Arm. Wir beruhigen sie und erklären ihr noch mal in Ruhe, dass sie das nicht mehr darf. Wir erreichen unser Ziel, wissen aber nicht, ob wir den richtigen Weg gewählt haben. Wir wissen, dass sie wunderbar Theater machen kann, aber es bleiben Zweifel.  

Und wieder auf das Bauchgefühl hören!
Doch machmal hat auch das eigene Bauchgefühl keine klare Antwort. Wir fischen irgendwie im Trüben, auch wenn wir immer dachten, dass wir eine klare Linie fahren würden. Doch es lässt sich leicht sagen, dass man das „soundso“ machen wird, wenn man nicht gerade in dieser Situation ist. Und ich ertappe mich immer öfter dabei, dass ich meine alten Ratschläge, die ich oftmals leichtfertig zum besten gegeben habe hinterfrage. Nicht, dass ich jetzt komplett anderer Meinung bin, aber wenn man selbst in der Situation steckt, ist es einfach sehr viel schwieriger. Schließlich sind wir alle keine Experten, sondern experimentieren sozusagen am lebenden Objekt. Das Experiment nennt sich Erziehung und die Objekte bedeuten uns nun mal die Welt. Und das macht es halt kompliziert.

Alles Karma!
Ich beruhige mich oftmals mit der Erinnerung, wie mich meine Eltern erzogen haben. Meine Mutter hat natürlich sehr viel mehr vom Alltag gewuppt als mein Vater, auch wenn dieser sehr stark an meiner Erziehung beteiligt war. Meine Mutter wurde gerne mal lauter, aber ich wusste immer, dass ich da noch eine ganze Menge Spielraum hatte und habe sie oft bis aufs Blut gereizt. Mein Vater dagegen war etwas drastischer, wenn wir es mal so nennen wollen. Bei Tobsuchtsanfällen nahm er gerne mal ein Glas Wasser und hat es mir über den Kopf geschüttet, um mich „abzukühlen“, wie er es nannte. Oder er hat mich auf den Arm genommen, in mein Zimmer gebracht mit den Worten, dass ich erst wieder rauskommen darf, wenn ich mich beruhigt habe. Auf meine wüsten Beschimpfungen hat er mit umso lauterem Lachen reagiert. Ob meine Eltern das so alles richtig gemacht haben? Keine Ahnung. Ich bin ja schon ganz ok gelungen glaube ich. Also zumindest in den Augen meiner Eltern. Und wahrscheinlich ist eh alles nur Karma und Helene ist nur so frech, weil ich es selbst als Kind auch war…

So liebe Mummys, was sind denn eure Erziehungstipps? Gibt es bei Euch Bestrafungen wie „Ab in die Ecke!“ und setzt ihr diese auch um? Werdet ihr auch mal lauter oder redet ihr Euch lieber den Mund fusselig? Es gibt natürlich niemals den einen richtigen Weg, deshalb frage ich Euch: Was ist euer Weg in Sachen Erziehung?