Kolumne_Tifeofmylife

Wisst Ihr, oft schreibe ich Kolumnen, in denen ich über die kleinen und großen Herausforderungen im Alltag auslasse, gerne mal über Situationen, Ungerechtigkeiten oder das Fehlen von Verständnis schimpfe (Berliner schimpfen ja bekanntlich gerne), oder von der enormen Anstrengung berichte, Job und Familie unter einen Hut zu bringen. Dennoch möchte ich dabei eines nicht ungesagt lassen: ich erlebe gerade die beste Zeit meines Lebens!

Der Kraftakt
Ja, man schreibt nicht so oft über all die guten Dinge. Zumindest ich nicht. Ich bin nicht so der romantisierende Typ, der mit der rosaroten Brille beschreibt, wie schön das Muttersein ist. Fakt ist, es ist für mich das schönste auf der Welt, es gibt nichts vergleichbares, nichts besseres. Aber es ist nunmal ein enormer Kraftakt, insbesondere wenn man hohe Ansprüche an sich selbst hat und diesen auch in allen Bereichen gerecht werden möchte. Und Fakt ist auch, dass es immer noch eine riesige Ungerechtigkeit gibt, was die Rollenverteilung zwischen Vätern und Müttern angeht. Dass es Frauen nicht leicht haben, wieder in den Beruf einzusteigen, dass es am Ende in den meistens Fällen doch immer noch die Frau ist, die zurückstecken muss. Es ist verdammt hart Kinderkrankheiten zu überstehen, sich die Nächte um das kranke Kind zu kümmern und irgendwie doch am nächsten Morgen wenigstens im Homeoffice die wichtigsten Dinge abzuarbeiten. Oder wenn man selbst krank ist, sich elend fühlt und trotzdem das tagtägliche Kinderprogramm absolvieren muss. Oder aber auch einfach nur, wenn man seit 2,5 Jahren nicht mehr zum Durchschlafen kommt. Verdammt, das ist hart. Und darüber muss man sprechen. Denn wenn man sich dazu austauscht, dann tut es einfach immer wieder gut, dass es anderen genauso geht. Wissen tun wir das natürlich, aber es ist sehr viel hilfreicher zu hören oder zu lesen, dass wir irgendwie doch alle im selben Boot sitzen, oder?

Die Belohnung
Fast alle Mummys unter uns wissen, dass wir 12 Stunden am Tag genervt, angestrebt oder gestresst sein können und da gibt es diesen einen kleinen Moment, der Belohnung für den anstrengenden Tag war. Das liest sich natürlich etwas abgedroschen, ist aber schlussendlich einfach so. Bei mir ist es beispielsweise der Moment, wenn ich völlig zerschossen morgens aufwache. Momentan fällt es mir wahnsinnig schwer auszustehen, also sind mein Freund und Helene meistens vor mir auf den Beinen, bis ich es endlich geschafft habe, meine Augen zu öffnen und auch offen zu halten. Bis mich dann aufgeräumt habe und innerlich die Welt verfluche, weil ich so fertig bin und zu Helene ins Zimmer rübergehe, weil die beiden da schon ein Buch anschauen oder Spiele, dann bin ich, trotz der extremen Kraftlosigkeit am Morgen, schlagartig glücklich. Natürlich fällt mir das alles noch viel leichter, wenn meine Beiden sich morgens entschließen, mich mit ganz vielen Küsschen zu wecken, aber dazu lässt sich Helene leider nicht so oft überreden… Oder aber der Moment, wenn ich wieder total gehetzt aus dem Büro oder von einem Termin in die Kita düse, mir im kopf noch tausend To Dos herumschwirren und ich ein wahnsinnig schlechtes Gewissen habe, weil die die eine Mail noch nicht geschrieben, den Auftrag noch nicht rausgeschickt oder den wichtigen Rückruf schon den zweiten Tag nicht geschafft habe. Und dann plötzlich öffnet sich die Tür, Helene sieht mich, strahlt über das ganze Gesicht, ruft laut „Mamaaaaaaaa!“ und rennt in einem wahnsinnigen Tempo in meine Arme. Ganz ehrlich, in dem Moment ist alles, was mich zehn Sekunden vorher noch so gestresst hat, einfach wie ausgeblendet. Dann weiß ich wieder, dass es nix besseres auf der Welt gibt und sich jede Anstrengung lohnt. Die Liste dieser Momente ist endlos und sie sind es, die einem die Energie geben. Jeden Tag aufs Neue…

Eigentlich ist alles gar nicht so schlimm
Es ist natürlich klar, dass ich insbesondere über die Herausforderungen schreibe. Und natürlich am Liebste auch in den Momenten, in denen es mal wieder ganz ganz schlimm ist, bzw. war. Ich bin ja auch fest davon überzeugt, dass das die besten Geschichten ergibt. Zumal ich in den ganz schlimmen Zeiten immer einen wunderbaren Sarkasmus entwickle, der sich auch gerne in meinen Texten wiederfindet. Und wenn dann die ein oder andere Leserin denkt, dass das alles anscheinend ganz schrecklich für mich ist, sei gesagt, im Grunde ist das alles gar nicht so schlimm. Warum? Weil es da immer wieder diese perfekten Momente gibt, bei denen einem das Herz vor lauter Liebe und Glück zu überlaufen droht. Und die Tage, an denen es dann wirklich schlimm ist, die sind nur ein kleiner Prozentsatz gegenüber den Tagen, an denen eigentlich alles relativ geschmiert läuft.

Time of my life
Gerade haben wir in unserem Mummy-Team wieder einmal vor Gruppenachat kommuniziert und uns über Saskias und Madeleines geplante Kolumnen ausgetauscht. Und da hatte Saskia etwas ganz treffendes zu einer meiner Äußerungen geschrieben, dass hier wahrlich gut passt: „Klar, man verzichtet auf sehr sehr Vieles, aber man bekommt etwas so viel Besseres!“ Ja, klingt schon wieder ein wenig romantisch und abgedroschen, aber es trifft den Nagel auf den Kopf! Und bei mir aktuell mehr denn je! Warum? Ganz einfach, Helene scheint von Woche einfach nur noch toller zu werden. Das Alter, dass sie jetzt hat, ist so besonders und es macht so unglaublich viel Spaß. Wir können miteinander reden, Quatsch machen, Toben, Lesen oder spielen. Wir sind jetzt jeden Tag in einer unglaublichen Interaktion und ich bin tatsächlich jeden einzelnen Tag dankbar dafür. Und wenn ich so mit anderen Eltern mit größeren Kids spreche, dann glaube ich, dass es sogar noch besser wird – auch wenn ich mir das wie immer nicht so richtig vorstellen kann. Nun ja, das wird sich schon zeigen. Auf alle Fälle genieße ich derzeitig das Mama-Sein und die Arbeit in vollen Zügen. Bis es dann wieder anstrengender wird und mein guter Freund, der schwarze Humor wieder aus dem Winterschlaf erwacht. Dauert bestimmt nicht lange…

To be continued…