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Aino Korhonen lebt mit ihrem Mann Carlos und ihren beiden Jungs Pau und Alvar mitten in Helsinki. Die gelernte Modedesignerin wohnte zeitweise in Barcelona, der Heimat ihres Mannes. Dort ist auch die Idee zu ihrem eigenen Label „Nieva“ entstanden. Passend zum Thema des aktuellen MUMMY MAG Papers „Around the World“ habe ich Aino ein paar Frage gestellt – zu ihrem Label, die Produktion in Bolivien und ihren Mummy-Alltag!

Ihre Kollektion besteht aus sehr süßen Strickwaren für Kinder, die in Porto und Bolivien hergestellt werden. Genug Gründe also, Aino herself, Nieva und ihre Klamotten mal unter die Lupe zu nehmen. Ich habe die Finnin zu einem Interview getroffen und durfte gleich noch am Lebendbeispiel (meinem Sohn) die Woodpecker-Weste in Navy/Grau testen. Das Best daran: man kann sie wenden: Auf einer Seite sattes Blau, auf der anderen süße Ringel. Und was sollen wir sagen – der Cardigan ist genauso kuschelig, wie er auf den Bildern aussieht! 

Aber jetzt erst mal: Vorhang auf für Aino…

Wie kamst Du auf die Idee, ein eigenes Label zu gründen?
Ich habe meinen Abschluss in Modedesign an der Aalto University of Art and Design in Helsinki gemacht und mich schon dort auf Strickwaren spezialisiert. Die Idee “Nieva” zu gründen, kam mir in Spanien, wo wir eine Weile gewohnt haben, mein Mann ist nämlich Spanier. In Barcelona habe ich ein paar kleine Workshops besucht. Ich habe mich in die Art verliebt, wie die Spanier mit ihrer Handwerkskunst umgehen und wie sie ihre Produktion vermarkten. Das ist auch die Hauptidee, die hinter “Nieva” steckt: Produkte aus den bestmöglichen, natürlichen Materialien zu erschaffen, mit Menschen an meiner Seite, die lieben, was sie tun.
“Nieva” auf die Beine zu stellen, hat mehrere Jahre gedauert. Nach und nach habe ich Produktionsstätten und Materialien getestet, um warme, aber auch leichte Strickwaren zu produzieren, die von Kindern, als auch von ihren Eltern geliebt werden.

Aus was besteht Deine Kollektion?
Meine aktuelle Herbst-/Winter-Kollektion heißt “Northern Night” und sie besteht aus Schals, Söckchen, Sweatern, Westen und Hosen. Alles schön flauschig.

Du lässt überwiegend in Bolivien produzieren. Wie findest Du Deine Partner vor Ort?
In Bolivien finde ich sie durch einfaches Umherschauen und indem ich mit verschiedensten Leuten und Firmen vor Ort spreche. Dann haben wir mit einigen Unternehmen Testläufe gestartet und die Firma, für die wir uns letztendlich entschieden haben, war einfach die Beste. Für mich ist es außerdem sehr wichtig, dass meine Produzenten Fair Trade-zertifiziert sind, was die Auswahl der Firmen auf einen Schlag hat schrumpfen lassen. Meine Partner vor Ort sitzen in der viertgrößten Stadt des Landes, in Cochabama. Die Zusammenarbeit hat sehr gut funktioniert, alle dort sind sehr fingerfertig und die Kommunikation klappt problemlos. Das ist super wichtig auf Grund der Distanz, wir müssen viele Mails schreiben, um in Kontakt zu bleiben.

Was hast Du vor Nieva beruflich gemacht?
Ich habe erst 2011 meinen Abschluss gemacht und habe während des Studiums meine Söhne bekommen, 2008 kam Pau und 2011 Alvar zur Welt. Und als Alvar in den Kindergarten kam, habe ich Nieva gegründet. Davor habe ich für Marimekko gearbeitet, als Design-Assistentin und außerdem noch für ein kleines Männer-Label in Barcelona. Nieva ist jetzt mein Fulltime-Job. Gelegentlich schreibe ich noch ab und zu noch über Design auf freiberuflicher Basis.

Wer hilft Dir im Alltag? Dein Mann, Kindergarten, Nanny, Familie…?
Mein Mann kommt, wie gesagt, aus Barcelona, meine Familie lebt 300 Kilometer weit weg, das bedeutet, dass wir im Alltag ziemlich auf uns alleine gestellt sind. Alvar geht in den Kindergarten, Pau zur Schule, wir haben Glück gehabt, denn die beiden gehen gerne dorthin und es sind echt tolle Orte für Kinder. Am Abend ist keine Zeit zu arbeiten, da kommen Hobbies der Jungs, Hausarbeit, Essen vorbereiten etc. dazu, Du weißt sicher, was ich meine  Manchmal arbeite ich noch ein wenig, wenn die Jungs im Bett sind.

Was ist die größte Herausforderung, eine berufstätige Mutter zu sein?
Dadurch, dass meine Jungs tagsüber gut betreut werden, kann ich tagsüber auch viel schaffen. Wenn die Kinder mal krank sind oder etwas Unvorhergesehendes passiert, dann heißt dass für mich eben, Nachtschichten einzulegen, weil wir keine Verwandten hier haben, die einspringen könnten. 
Kinder helfen einem, eine gesunde Routine zu entwickeln. Ich höre um 16 Uhr auf zu arbeiten, denn ich komme einfach zu nichts, solange die Kinder zu Hause sind, vor allem wenn ich mit ihnen alleine bin. Das bedeutet, ich muss während der Woche tagsüber richtig effizient arbeiten. Ich würde sagen, dass ich definitiv produktiver arbeite, seit die Kinder da sind.
Ich finde es auch toll, dass ich etwas mache, was ich liebe und dass ich die Flexibiliät habe, mir meinen Arbeitstag frei zu gestalten. Auch wenn es bedeutet, dass ich als Selbständige, klar, abends, nachts oder auch am Wochenende arbeiten muss.

Wie sieht ein normaler Tag so bei Dir/Euch aus?
Ich stehe um 6:30 Uhr auf, ziehe mich an und mache mich fertig. Die Kids stehen gegen 7 Uhr auf, dann frühstücken wir zusammen, ziehen uns an. Um 8:15 Uhr sind wir an der Schule, dann bringe ich meinen Jüngsten in den Kindergarten und gehe zur Arbeit, also nach Hause. Tagsüber beschäftige ich mich mit Mustern für neue Produkte, telefoniere mit den Produktionsstätten in Portugal und Bolivien, kümmere mich um Social- Media, gehe zu Meetings, suche Farben aus, plane PR-Dinge. Jeder Tag sieht immer ein klein wenig anders aus. Ich versuche so viel wie möglich zu schaffen, bis die Kinder nach Hause kommen. Mein Mann Carlos arbeitet weiter weg, daher bringe ich die Kinder morgens weg und hole sie auch wieder ab. Wir leben mitten in Helsinki, also gehen wir zu Fuß oder fahren Fahrrad. 
Abends hat mein Ältester zweimal die Woche Fußball-Training, ansonsten bereite ich Abendbrot vor, lese Bücher vor, helfe bei Hausaufgaben, sortiere Wäsche, kümmere mich ums Geschirr und gehe ins Bett. Die Abende sind leider immer kurz und anstrengend.

Wo findest du Inspiration für dein Label?
Für mich bedeutet Stil: Wohlfühlen, Funktionalität und Schönheit. Wie sich ein Kleidungsstück anfühlt, ist genauso wichtig wie das Aussehen eines Produktes. Meine Söhne sind wahnsinnig direkt, wenn es um Strickwaren geht. Wenn das Teil zu dick ist oder die Wolle zu kratzig, dann kommt ein fettes “Nein” von ihnen. Das habe ich mir zu Herzen genommen, Neues ausprobiert und versucht, Produkte zu schaffen, die meinen Kindern gefallen und die sie selbst mit Freude anziehen. Meine Kinder sind auf diese Art und Weise eine große Inspirationsquelle für mich! 
Auch meine eigenen Klamotten inspirieren mich und die Frage, in was ich gerne investieren würde, sowohl für mich, als auch meine Jungs. Und das Ergebnis ist, in simples Design, weil es zu mir passt. Ich mag es schlicht und qualitativ hochwertig. Ich mag Kleidung nicht, die zu fragil ist oder zu edel. Kleidung muss bequem sein und funktionell. Ich liebe außerdem natürliche, gedeckte Farben wie Grau in verschiedenen Varianten, Beige oder natürliches Weiß. Wir haben zwar in der Kollektion auch ein paar farbige Akzente, aber die meisten Kleidungsstücke sind in ruhigen, natürlichen Farbtönen gehalten.

Wie bist Du auf den Namen “Nieva” gekommen?
“Nieva” bedeutet “Schneien” auf Spanisch. Eine Hommage an die nordischen Länder und die leichte Strickware, die wir herstellen. Und wie bereits erwäht, die Idee zu “Nieva” ist in Barcelona entstanden, daher habe ich mich auch für den spanischen Begriff entschieden.

Was sind deine zukünftigen Pläne? Wo willst du mit “Nieva” hin?
Ich hoffe, dass ich so weitermachen kann wie bisher. Und vor allem, dass ich weiterhin mit tollen Menschen zusammenarbeiten kann. Und ein großes Ziel ist es, einen Pullover für Frauen in die Kollektion mit aufnehmen zu können und nach und nach auch kleinere Accessoires wie Schals oder Mützen, dann für Kinder und Frauen.

Die schönsten Plätze in Helsinki mit und ohne Kinder? 
Und warum Du sie magst…

Mit Kindern:
Wir haben zwei energiegeladene Jungs und wir lieben es, mit ihnen unterwegs zu sein, Oft bleiben wir in unserem Viertel und alle folgenden Orte sind fußläufig von unserem Zuhause zu erreichen.

  • Hietaranta Strand (am besten an Herbsttagen, wenn es leer ist. Das Café dort hat die besten Zimt-Brötchen der Stadt) 
  • Die Insel Seurasaari (toller Ort, um runterzukommen und im Wald spazieren zu gehen. Nüße mitnehmen, um die Eichhörnchen zu füttern! Das dazugehörige Café ist nur im Sommer geöffnet. Im Winter gibt’s da ein tolles Lagerfeuer! 
  • Taivallahti Play Park (ist das ganze Jahr über offen und im Juni und Juli bekommen alle Kinder, die dort spielen einen gratis Lunch, der von der Stadt zur Verfügung gestellt wird; immer wochentags um 12 Uhr)
  • Fußballfelder in Töölö und Ruskeasuo, Töölö Football Park, Urheilukatu 3 
  • Central Park/Stadtpark (Spazieren im Wald und Beeren sammeln), 
  • Natural History Museum (meine Kids lieben es, dort wieder und wieder hinzugehen) 
  • Café Regatta (kleines süßes Café am Meer, hat das ganze Jahr über geöffnet. Wir empfehlen den “Carelian Pie”, Lagerfeuer inclusive)

Ohne Kinder 

  • Ausgiebiges Frühstück bei Tin Tin Tango 
  • Museumsbesuch (Zum Beispiel im Ateneum)
  • Vegetarischer Lunch bei Silvoplee 
  • In Büchern und Zeitschriften schmökern im von Alvar Aalto designten Buchshop Academic Bookstore
  • Shopping in der Arabia Fabrik und passendem Outlet (dort gibt’s Arabia, Iittala and Hackman-Produkte zu herabgesetzten Preisen) 

Vielen Dank liebe Aino, dass Du Dir die Zeit genommen hast!