Mummy_Alone_Kolumne Das letzte Wochenende war mein absoluter Horror: Kind krank, Mama krank und Papa nicht da. Schlimme Nächte, wenig Schlaf, die Nerven zum Zerreißen gespannt und die ganze Zeit ein extrem nöliges Kind, das nur jammert und dem man absolut nichts recht machen kann. Und dabei will man sich doch nur im Bett verkriechen und erst wieder aufstehen, wenn man sich besser fühlt…

Wirklich, es war mein wahr gewordener Albtraum. Hinter mir lag eine extrem anstrengende Woche, mit Fieber-Kind, anschließend 14stündigen Arbeitstagen, sehr vielen Terminen, Nachtarbeit und zwischendurch wieder die Kind-Organisation. In den Nächten klebte Helene an mir, weil ich die Tage nicht wie gewohnt für sie da war. Also auch keine wirkliche Erholung in der Nacht. Jedenfalls war für mich die Horror-Woche am Freitag Nachmittag vorbei und Helene hatte ein Spieldate bei ihrem besten Freund. Wir saßen also wie üblich auf dem Boden im Kinderzimmer und ich konnte nur noch mit Mühe und Not meine Augen offen halten. „Na, Dein Wochenende wird bestimmt super, wenn es Dir jetzt schon so geht!“ war das Kommentar von Felix, dem Papa von Fritz. Ja verdammt, er hatte recht. Mein Kopf dröhnte, meine Müdigkeit ließ mich alle zwei Minuten gähnen und mein Hals war komplett entzündet. Ich bedachte ihn mit einem bösen Blick; „Und das Schlimmste ist, ich gehe heute Abend noch ins Fußballstadion!“ – das war zuviel. Felix brach in schallendes Gelächter aus. Er hatte ja auch gut zu lachen, schließlich düsten seine Frau mit den beiden Kindern am nächsten Tag übers Wochenende zur Oma, dass er sich entspannt zurücklehnen konnte. Zu seiner Verteidigung muss ich noch sagen, dass auch er ziemlich krank war und gefühlt seit Monaten nicht mehr richtig geschlafen hatte. Trotzdem, ich hätte so gerne mit ihm getauscht… 

Also, ab nach Hause, kochen, mit Helene essen und über den Tag reden, fliegenden Wechsel mit dem Papa machen, damit ich mit meinem Vater zu seinem Geburtstag ins Fußballstadion gehen konnte. Ich hatte mich zwar in gefühlt hundert Schichten gezwängt und der Abend war spitze, meiner Gesundheit allerdings nicht unbedingt zuträglich. Und so wachten Helene und ich Samstagmorgen viel zu früh, mit Fieber, Hals-, Kopf- und Gliederschmerzen auf. Mein Freund bereits irgendwo in Süddeutschland und bei uns herrschte schlechte Stimmung. Wie der Tag verlief brauche ich hier nicht detailliert darlegen, dass kann sich jeder vorstellen. Es war in jedem Fall ein Trauerspiel. Ich war ein nervliches Wrack, Helene war ein Nervenbündel und ich hätte am Liebsten hingeschmissen. „Tschüß, ich kündige! Ich bin dann mal weg!“. Mist, geht nicht. Also doch Kinderprogramm auf der Krankenstation. 

Das Ende vom Lied? Eigentlich war natürlich doch alles nicht so schlimm, nur kommt es einem in dem Moment sehr viel schlimmer vor, weil man sich wie von einem LKW überfahren fühlt. Mir wurde aber auch wieder einmal bewusst, in welcher Familien-Luxus-Situation ich mich doch befinde, mit einem überaus engagierten Papa und Eltern in der selben Stadt. Ich kann mit Freiräume schaffen, für die Arbeit oder für mich. Ich habe Hilfe, wenn ich sie dringend brauche – aber auch, wenn ich sie nicht brauche. Ich kann öfter mal eine Nacht durchschlafen ohne Kind, ab und zu mal ausschlafen weil mein Freund mit Helene aufsteht und die beiden mich liegen lassen. Ja, ich arbeite wirklich sehr viel, zerreisse mich jeden Tag, um allem gerecht zu werden und habe immer wieder das Gefühl, es nicht zu schaffen. Aber im Grunde bin ich so glücklich, und auch privilegiert, dass ich eigentlich jeden Tag Luftsprünge machen sollte. Denn wie viele Frauen um mich herum haben all das nicht. Wie viele Freundinnen von mir sind alleinerziehend – oder nahezu, weil der Mann unter der Woche weg ist, viel arbeitet und am Wochenende sein Fußball-Sport-Programm durchzieht. Was müssen diese tollen, bewundernswerten Frauen alles stemmen, ohne diese Unterstützung zu haben? Wie zum Teufel schaffen die das, ohne völlig durchzudrehen? Und wie schafft man das, wenn man sogar noch mehr als ein Kind hat? Die Antwortet lautet schlicht und ergreifend: man hat keine Wahl. Man funktioniert einfach, wird nicht krank, braucht keinen Schlaf mehr und ist am Ende des Tages trotzdem glücklich. Verrückt, oder? Aber so ist das das Muttersein nun mal. Und wenn die das schaffen, dann schaffe ich es in meiner glücklichen Situation wohl auch, mehr als ein Kind großzuziehen (Nein, das ist jetzt nicht der Wink mit dem Zaunpfahl!)… Und trotzdem, jede allein erziehende Mutter verdient einen Ordnen in meinen Augen, als Anerkennung für ihre herausragenden Leistungen. 

Und trotzdem: Ich werde jetzt nicht aufhören, über meine Alltagsherausforderungen zu schimpfen. Ich bin Berlinerin – das Schimpfen gehört zu mir wie das Amen in der Kirche. Doch ich weiß auch, wie gut es mir geht, welch große Unterstützung ich habe und dass das nicht jedem so geht. Ganz ehrlich, mich erdrückt alleine die Vorstellung die gesamte Verantwortung für ein Kind (oder mehrere) alleine zu tragen. Nicht immer wieder in Rücksprache mit meinem Freund zu halten und gemeinsam zu überlegen, was jetzt richtiger wäre. Nicht gemeinsame Entscheidungen zu treffen und auch mal den „Schwarzen Peter“ abgeben zu können. 

Kurz und gut, Ihr tollen alleinerziehenden Mütter da draußen, Ihr seid meine wahren Heldinnen! Und das muss einfach mal gesagt werden!

Übrigens hat die liebe Katja gerade einen sehr lesenswerten Artikel darüber geschrieben, ob Vereinbarkeit als Singlemama leichter ist! 

 

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Camilla ist Gründerin und Herz von MUMMY MAG. Sie ist Bloggerin der ersten Stunde, doch  während ihrer Schwangerschaft 2013 fehlte ihr ein Online-Magazin, dass sie mit all ihren Interessen abholt. Und weil sie dafür Verstärkung brauchte, hat sie sich die tollsten Frauen ins Team geholt. Sie selbst schreibt natürlich immer noch, ständig und über alles – aber am Liebsten natürlich Kolumnen! Und HIER könnt Ihr noch mehr von Camilla lesen!