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Als Hebamme die erste eigene Geburt erleben, ist wahrscheinlich auch ein ganz besonderer Blickwinkel, schließlich hat man bereits viele andere Geburten miterleben dürfen. Heute erzählt uns Gast-Mummy und Hebamme Katharina von dem Tag, als Sohn Leo auf die Welt kam…

Gast_Mummy_Katharina

Die 39. Woche war fast rum und es war Samstag. Morgen wäre der errechnete Geburtstermin und ich war mir ziemlich sicher, dass der Kleine sich auch noch ein paar Tage Zeit lassen würde. Es ist normal, dass das erste Kind gerne über den Termin hinaus im Bauch bleibt und sich gerne nochmal ein paar Tage Zeit lässt. Ich war sehr entspannt. Ich war mir sicher, dass mein Sohn dann kommt, wenn er es möchte und seinen eigenen Zeitpunkt auswählt. 

Ich bin von Beruf Hebamme. Ich arbeite in einem recht großen Kreißsaal in Düsseldorf. Wir betreuen im Jahr ungefähr 1.800 Geburten. Zudem begleite ich Frauen nach der Geburt im Wochenbett und gebe Geburtsvorbereitungskurse. Geburten hatte ich also schon reichlich betreut und diverse unterschiedliche Verläufe gesehen und miterlebt.

Ich bekam sehr häufig die Frage gestellt, ob ich durch meinen Beruf nicht deutlich verängstigter wäre, in die Geburt zu gehen. Darüber dachte ich oft nach und kam jedes Mal erneut zu der Antwort: „NEIN – im Gegenteil.“

Ich war so gespannt. Wie mein Körper sich anstellt, ob mein Geist mir einen Streich spielt und ob der gehörige Respekt vor der Geburt sich eventuell in Angst umwandeln könnte. Ich hatte mir fest vorgenommen mir vor dem anstehenden Wehenschmerz keine Angst machen zu lassen und vor allem, die aufkeimende Angst niemals gewinnen zu lassen. Denn das ist, meiner Meinung nach das, was zu den häufigen Kaiserschnitten führt. Angst vor Schmerz und das mangelnde Vertrauen in den eigenen Körper.

Es war also Samstagabend und ich saß vor meiner Lieblingssendung „ Suits“. Mein Mann war auf einem Betriebsfest, hatte sein Handy aber immer griffbereit und auch die deutliche Ansage von mir bekommen, nichts zu trinken um im Fall der Fälle noch in die Klinik fahren zu können. Ich wurde müde und wollte gerade den Fernseher ausschalten, als es „ plop“ machte. Ich stand sofort auf und verspürte, wie das Fruchtwasser in großen Mengen die Beine runterlief. Ich spurtete ins Bad. Da war sie, die Aufregung, gepaart mit etwas Panik und latente Angst. Ich dachte noch „ das fängt ja gut an mit der Angst“!! 

Es dauerte ein paar Minuten, bis ich realisierte, dass nichts Schlimmes passiert war, zum Handy griff und meinem Mann Bescheid gab, bitte zu kommen. Seine Antwort war „ Ach wie toll, es geht endlich los. Ich bin sofort da!“ – Cooler Typ, dachte ich.

Wir waren nachts gegen halb eins in der Klinik. Ich rief meine Kolleginnen vorher an, um Bescheid zu geben, dass ich komme. Auf dem Weg verspürte ich leichte Wehen, aber nicht der Rede wert. Ich spürte auch, wie der Kleine sich bewegte, was mich sehr entspannte. Das CTG wurde abgeschlossen, das Herzchen schlug wie es sollte. Ein gutes Gefühl. Der Muttermund war 1 cm auf und der Kopf vom kleinen Mann noch nicht wirklich tief, von daher machte ich mich auf einen längeren Aufenthalt gefasst.

Gegen halb zwei bezogen wir unser Familienzimmer. Ich merkte innerlich, wie sich die Wehen veränderten und doch irgendwie eine Regelmäßigkeit bekamen.

Ab halb drei kamen die Wehen alle 5 Minuten und ich muss schon sagen, dass es ziemlich unangenehm wurde. Um sechs sollte meine Hebamme zum Frühdienst kommen und so nahm ich mir  6 Uhr als Ziel, um bis dahin alleine im Zimmer auszuhalten. Mein Mann wollte viel für mich tun und fragte ständig, was er machen könne. Ehrlich gesagt, NICHTS. Dass er da war, reichte für meine Ruhe vollkommen aus und gab mir Sicherheit. So veratmete ich Wehe für Wehe alleine vornüber gelehnt auf der Fensterbank. Es wurde halb sechs und ich war fertig. Die Intensität der Wehen nahm deutlich zu und ich wollte in den Kreißsaal. Wir gingen rüber.

Der Muttermund lag bei 3 cm – WAAAAASSSSS ?!?! Soll das ein Scherz sein?!
Ok. Dann sollte es so sein. Raus aus dem Bett und weiter spazieren.

Um halb acht – und das muss ich ehrlich zugeben – war ich am Ende. Nass geschwitzt, die Wehen im 1-2 Minutentakt und ich absolut nicht mehr im Stande auf irgendwelche Fragen zu antworten. Ich hatte es bis auf 6 cm Muttermund geschafft, als ich mich für eine PDA entschloss. Was für ein Segen… Ich kam zur Ruhe, verspürte aber zum Glück weiterhin leichte Wehen. Es ging dann zügig weiter und um 11:17 hatten wir es alle drei geschafft.

Unfassbar.
4 kg Glück auf meiner Brust.

Gast_Mummy_Katharina_Leo

Ich hatte keinerlei Geburtsverletzungen und bin daher einen Tag später nach Hause gegangen.

Die Geburt war wunderschön und ich bin stolz auf meinen Körper, dass er dieses Wunder vollbracht hat. Man entwickelt eine unvorstellbare Kraft. Dieses Erlebnis ist der Wahnsinn und ich weiß ganz sicher, dass ich die Magie der eigenen Geburt noch einmal erleben möchte.

Liebe Katharina, vielen Dank für Deine Geschichte. Es hilft sicherlich vielen Frauen, dass auch eine Hebamme, die schon so viele Geburten miterlebt hat, mit den Kräften am Ende ist. Und auch die Entscheidung für eine PDA trifft. Und, dass es ein so schönes Erlebnis für Dich war! Danke! 

Und wer noch auf der Suche nach einer Hebamme in Düsseldorf ist, der kann Katharina auch gerne direkt anschreiben: Hebamme-Katharina@online.de

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Nicolette an Dam mit Loading Baby Bump via Instagram zum Gast-Mummy Aufruf

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