Maerchen_Titel Es ist – wie in vielen Familien –  Tradition bei uns, dass Helene jeden Abend vor dem Schlafengehen mindestens eine Geschichte vorgelesen bekommt. Mittlerweile ist das auch Erziehungsmittel bei uns geworden, denn immer wenn wir möchten, dass Helene sich Abends den Schlafanzug oder morgens die Kleider anzieht, belohnen wir sie im Anschluss mit Vorlesen. Und was soll ich sagen – es klappt… 

Kürzlich war ich an einem Wochenende von Nivea nach Hamburg eingeladen. Es ging um Nivea Märchen – von denen ich ehrlich gesagt zuvor noch nix gehört hatte. Aber machmal sollte man einfach auf sein gutes Bauchgefühl hören, denn der Tag in Hamburg war fantastisch. Zum einen, weil wir ein ausführliches Gespräch mit dem Autor der Nivea Märchen, Udo Weigelt, hatten (auch bekannt unter seinem Pseudonym Moritz Petz „Der Dachs hat heute schlechte Laune“) und es war eine Märchenpädagogin vor Ort, die uns allerlei zum Thema Märchen und Vorlesen verraten hat. Und damit traf das Event genau einen Nerv bei mir, denn ich frage ich mich schon länger, wann man mit Märchen beginnen kann und vor allem, mit welchen Märchen man beginnen sollte? Ich habe mich also eingehender mit dem Thema beschäftigt… Dank Märchenpädagogin Barbara Reiner-Burkert aus München habe ich eine ganze Menge an Infos bekommen!

1/ Märchen fördern Fantasie
Die Fähigkeit, sich von etwas eine Vorstellung zu machen, wird zwischen 3,5 und 7 Jahren veranlagt. Es wird also in der Kindheit die Basis geschaffen, die man später nicht „nachholen“ kann. Die Fantasie ist bekanntlich ein innerlicher, aktiver, schöpferischer Prozess, dabei wird das Kind nicht mit vorgefertigten Bildern bedient, sondern wenn es eine Geschichte hört, werden die inneren Bilder von der Fantasie des Kindes selbst entwickelt. 

2/ Durch Geschichten im Vorteil
Alle einschlägigen Studien (z.B. Stiftung Lesen) kommen zu dem Ergebnis, dass Kinder, die von klein auf mit Geschichten aufwachsen, später sprachlich im Vorteil sind. Das wundert uns natürlich nicht, denn Geschichten fördern das Denken in Zusammenhängen und die Vorstellungskraft. Außerdem fördern Geschichten die Empathiefähigkeit und wirken sich auf das Sozialverhalten aus. Und sie eignen sich gut dafür, Kindern Werte zu vermitteln, da die Kinder in ihnen unmittelbar miterleben können, welche Konsequenzen ein bestimmtes Verhalten hat. Für Erwachsene sind diese oft sehr klischeehaft und einseitig, das liegt aber daran, dass Erwachsene so viel Lebenserfahrung haben, um zu wissen, dass die Welt sehr viel komplexer ist. Kindern mit ihrem Schwarz-Weiß-Denken hingegen hilft die Welt der Märchen und Geschichten sich zu orientieren.

Doch es stellt sich immer wieder die Frage, welche Märchen für welches Alter passend sind? Und wann man eigentlich mit Märchen beginnen sollte? Die Diskussion vieler Eltern, dass Märchen oftmals zu grausam für Kinder sind, hält noch weiterhin an. Und auch ich frage mich häufig, wann und mit welchen Märchen ich mit Helene einsteigen kann. Ich selbst bin mit dem Grimms-Märchenbuch meiner Mutter groß geworden und habe dieses auch gerade erst wieder durchgeblättert. Und da es sehr wenige Bilder hat und die Märchen zwischen drei und zwölf Seiten haben, glaube ich, dass es genau das richtige Buch ist, um mit Märchen einzusteigen. Doch mir stellt sich die Frage, wann ich damit beginne. Tipps von Barbara Reiner-Burkert gab es auch da: Ihrer Erfahrung nach liegt das geeignete Anfangsalter zwischen drei und vier Jahre. Dennoch wirft sie ein, dass Altersangaben etwas subjektives sind und Eltern ihr Kind am besten kennen und wissen, wofür die Kinder bereit sind. Dennoch empfiehlt sie folgende Märchen für den Einstig:

Der süße Brei
Frau Holle
Der Froschkönig
Rumpelstilzchen
Die Wichtelmänner
Dornröschen
Der Wolf und die sieben Geißlein
Das Eselei
Die Bienenkönigin
Die drei Federn

Das sind alles Märchen mit einfachen Handlungen mit klarem Weg des Helden/der Heldin. Und diese Märchen sind auch nicht allzu lang, also auch sehr geeignet.

Wir haben beschlossen, dass wir noch ein wenig warten und Helene zum vierten Geburtstag ihr erstes Märchenbuch schenken werden. Sie ist zwar jetzt schon begeisterte Zuhörerin, aber eben auch sehr sensibel. Auch wenn natürlich die Sprache von Märchen sehr bildhaft ist („Der Wolf verschlingt die Geißlein“) und Helene bestimmt nicht selben Bilder im Kopf hat, wie ich selbst beim Vorlesen. Vielleicht gibt es aber auch schon ein schönes Weihnachtsmärchen im Winter…

Achso, bevor ich es vergesse, es gab vom Profi auch noch einige Tipps für das Märchenerzählen, die ich Euch natürlich nicht vorenthalten möchte:

  • Das Erzählen oder Vorlesen von Märchen in ein gleichbleibendes Ritual einbetten.
  • Altersgerechte Märchen auswählen.
  • Auf die Fragen des Kindes eingehen, auch während dem Vorlesen, ohne Antworten vorzugeben. Das Kind macht sich in der Regel selbst seine Gedanken – also fragen sie zurück „Was genau meinst Du? Was denkst Du denn?“
  • Keine Märchen vorlesen, die man selbst nicht kennt!
  • Nicht für das Kind werten und interpretieren, es macht sich seine eigenen Gedanken und stellt Fragen.
  • Märchen nicht als „Erziehungsmittel“ einsetzen, so verdirbt man den Kindern schnell den Spaß daran.

Wir hatten übrigens auch noch selbst eine kleine Übung gemacht im Vorlesen. Das muss insbesondere für Autor Udo Weigert sehr schräg gewesen sein, wenn ganz viele Fremde die eigenen Geschichten vorlesen. Wer übrigens mal einen Blick auf die Nivea Märchen werfen möchte, der kann das auch ONLINE tun. Ich verspreche Euch: sie sind wirklich ganz zauberhaft und der Cremeklecks auf die Nase wird schnell zum Running Gag…