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Ihr kennt sie, unsere Serie „The day that“, die mit Helenes, Philos, Izzys und der Geburt von August und Paul startete und seitdem von euch bestückt wird. Ihr habt in den letzten Monaten eure kurzen, langen, glücklichen, aber auch leidvollen Geburtsmomente mit uns geteilt. Neulich hat mir sogar eine Mama gestanden, dass diese Erzählungen die beste Geburtsvorbereitung für sie waren. Nun, mittlerweile habe ich selbst nochmal für Nachschub gesorgt und starte 2017 mit einer „Kurzgeschichte“…

Philos Bruder, Quinn, war für Weihnachten ausgezählt, ein Christkind. Ok. Wahnsinns News, mistiger Termin, das waren meine ersten Gedanken, als ich das Geburtsdatum nach dem positiven SSW Test mit einem der gängigen Online-Rechner ausklaubüstert hatte. Wie sich herausstellte macht es für Kind 2 durchaus Sinn, einen Wintertermin zu haben, weil ältere Geschwister in der Hochschwangerenphase durch muschelige Haus-Sessions eher zu bändigen sind als an Sonne geschwängerten Hochsommertagen. Dachte ich mir jedenfalls. Vielleicht wollte ich mir auch einfach den Termin schön denken, denn ganz ehrlich, kennt ihr jemanden, der gerne an Weihnachten den eigenen Geburtstag feiert? Ich nicht.

Ich hatte während der Schwangerschaft eine Bioresonanztherapeuthin und eine Ostheopathin aufgesucht. Und weil ich aufgrund meines heimtückischen Sodbrennens keine nennenswerten Mengen an Zimtplätzchen (sollen wehenfördernd sein) verspeisen konnte, bereitete ich mir Ingwertee (der auch) zu. Einen Pott. Jeden Tag. Glaube versetzt ja bekanntlich Berge.

Der Tee half im Endeffekt prima bei einer Erkältung mit fiesem Reizhusten, die ich mir auf den letzten Metern eingefangen hatte, sodass unsere Couch und ich noch Gelegenheit fanden, eine innige Beziehung zu entwickeln. Neben mir prustendem Etwas in den Schlaf zu finden, gelang irgendwie niemanden, oftmals nichtmal mir selbst. Also habe ich mich persönlich ausgelagert. Das Gästebett war zwischenzeitlich von meinen Eltern bezogen worden.

Und so begann diese Geburt in der Nacht auf den 18. Dezember auf unserem Sofa. Nicht die heilige Nacht, aber mit heiligem Bimbam. Sie begann mit leichten Wehen gegen 2 Uhr, einer heißen Dusche um 2:30 Uhr, gefolgt vom Blasensprung gegen 3 Uhr, einer rasanten Autofahrt ins Krankenhaus, während der ich kaum noch sitzen konnte. Und sie fand ihr Ende nach rund 20 Minuten Aufenthalt um 4:54 im schlichten Aufnahmezimmer des Vivantes Klinikum Friedrichshain. Noch bevor der Daddy diesmal die Kamera zücken konnte, war Quinn auch schon da. Die angedachte Wannengeburt fiel ins Wasser. Und was soll ich sagen, ich hatte sogar noch meinen zu Hause hastig übergestreiften Streifen-Pullover an, die Hebamme dafür noch keine Handschuhe. Eine Blitzgeburt vom Schmerzlevel vergleichbar mit Philos Odyssee. Kurz vor den Presswehen hatte ich noch höflichst schreiend um die PDA gebeten, sofern ich mich recht erinnere, aber natürlich nicht mehr bekommen. Wann auch?!

Denkwürdig diesmal: Die Anwesenheit meiner Eltern – an durchschnittlich 6 von 365 Tagen der Fall. Ohne ihre spontane Betreuung des selig schlummenernden großen Bruders hätte Quinn genauso gut auf, neben oder vor der Couch, in einem Taxi, einer Storchenfahrt oder gar in der rasenden Familienkutsche auf die Welt kommen können. Pustekuchen.

Gegen 8 Uhr trudelten wir zu dritt völlig verstrahlt nach etwa 4 Stunden wieder zu Hause ein, meine Eltern mit riesen Stielaugen, Philo noch am schlafen, so dass wir uns zu ihm ins „Familienbett“ werfen konnten. Wie ein Theaterstück kommt mir das heute vor. Total irreal. Ich muss mich kneifen und dringend mit Philo sprechen: Der Junge denkt, die Babys werden über Nacht in einer Sitzschale geliefert.

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Memo an mein verwuseltes Wochenbett-Ich: Statistiken darüber reinziehen, wie lange die erste Geburt und wie lange die zweite im Schnitt dauern. Dass es bei Quinn schneller gehen würde, das hatten mir Ärzte und Hebamme bereits prophezeit. Ist aber auch kein Kunststück 24 Stunden zu unterbieten. Quinn lag im Gegensatz zu Philo auch nicht in der Sterngucker Position. Dass er allerdings rausgeflitzt kommen und alle Fragen, die ich mir im Vorfeld noch gestellt hatte, in wenigen Minuten verpuffen würden, damit hat niemand gerechnet. Am wenigsten ich selbst…

Tatsächlich, das zeigt auch die Statistik, hält sich nur ein sehr geringer Prozentsatz der Kinder an das errechnete Datum. Die meisten kommen irgendwann vor oder nach dem Termin. Tipp für alle, die lästige Nachfragen – oh ja, das machen sogar Mummys, die es eigentlich besser wissen müssten – vermeiden wollen: Den genauen Termin gegenüber dem Umfeld vage halten. Sagt lieber „Ende Mai“ bzw. „im Frühling“ oder den ET bewußt weiter nach hinten datiert kommunizieren. Allen, die sich gegen Ende der Schwangerschaft die Geburt herbeiwünschen, sei dieser Text ans Herz gelegt: Ihr seid nicht allein! Camilla hat hier 10 Begleiterscheinungen einer Schwangerschaft zusammengetragen, über die in der Öffentlichkeit eher selten gesprochen wird.

Und die Moral von der Geschicht: Eine Geburt ist planbar – nicht.

Hebamme Sissi Rasche Janine Dudenhoeffer

Danke Sissi Rasche, Mummy und Hebamme mit Leib und Seele, dass du mich durch alle Höhen und Tiefen der Schwangerschaft und durch das Blitzwunder dieser Geburt begleitet hast. Mir ist bewußt, was für ein Riesenglückskeks ich bin. Mit mir sind in den letzten 10 Monaten die unterschiedlichsten Empfindungen durchgegangen, aber Angst hatte ich nie!