Saskia Hilgenberg Suede MaxirockIch habe einen Neuzugang im Kleiderschrank. Einen cremefarbenen langen Wildlederrock, der empfindlicher kaum sein könnte. Wie ich zu so einem unpraktischen Kleidungsstück kam und wie ein grauer Regen-Alltag mit ihm und meinen drei Jungs aussehen kann, das erzähle ich hier.. 

 Neulich auf dem Flohmarkt – also genauer gesagt ein Bloggerflohmarkt und wir mit dem MUMMY MAG Team als Verkäufer. Ich habe zuvor phänomenal ausgemistet. Mein Schrank war plötzlich um mehrere Säcke erleichtert und ich hochmotiviert heute nun doch wirklich nur Dinge loszuwerden. Der Verkauf lief schleppend und da kaum Geld reinkam und es an Kundschaft vielleicht wegen der eisigen Kälte draussen mangelte, fing man an, sich die Zeit mit Anprobieren und stöbern an den anderen Ständen zu vertreiben. So kam es zu Tauschprojekten und ich zu einem wunderschönen cremefarbenen Wildleder-Maxirock. Der war ungetragen und es baumelte noch sein Preisschild dran. Also musste ich Camillas Deal gegen ein ausrangiertes Tuch sofort zustimmen. Es war eine Spontanaktion mit mehr Herz als Verstand und ohne tiefgreifende Überlegungen über die Alltagstauglichkeit eines hellen langen Wildlederrocks im Leben einer dreifach-Mutter. Er schwang doch so schön um meine Hüften im langen Boho-Glockenschnitt. Natürlich fand ich auch diverse schöne Jacken und passende Oberteilchen, konnte aber weiteren Versuchungen widerstehen. Es ging also vernünftig weiter und Stunden später trug ich einen Großteil meines Krames wieder nach Hause. 

In den nächsten Tagen kleidete ich mich wie immer morgens mit mehr Leidenschaft als Vernunftüberlegungen bezüglich Wetter und Tagesplänen. Mode soll in erster Linie Spaß machen ist auch meine Devise. Und eine neue Errungenschaft will ausgeführt werden. Pech nur, wenn der mit viel Enthusiasmus gestylte Schönwetter-Look in den Regen kommt. Über erste Pfützen springend nahm der Tag nach ein paar Business-Terminen um Punkt 15 Uhr seinen typischen Lauf mit dem Nachmittagsprogramm: Drei kleine Jungs in Schule und Kindergarten einsammeln. 

Der Regen war inzwischen stärker geworden. Und worüber ich mich sonst natürlich sehr freue, stieß heute auf erstes Unbehagen: an mir hochspringende und kletternde Kinder, die sich nicht mehr von mir und meinem Suede-Traum lösen wollten. Also erstmal alle in ihre Winter-Outdoor-Outfits verfrachten oder dazu anweisen (ja, meine Jungs sind hingegen natürlich immer wettertechnisch korrekt gekleidet). Dann weiter in die Schule zum Großen. Gleiches Spiel: um-Pfützen-springen, Distanz zwischen Kindern und Rock wahren und hoffen, er übersteht es unbeschadet und wir erreichen die Turnhalle noch pünktlich zum Hockey-Training. 

Wer in Sporthallen ein- und ausgeht, weiß um die Sauberkeit der Böden dort Bescheid. Auch in den Umkleidekabinen in der Winterzeit. Ich also inzwischen zum wiederholten Male auf dem Boden kniend mit dem Rock im Dreck hängend, versuche eilig meinen Jungs in ihre Trikots und Schuhe zu helfen. Geschafft. Danach dasselbe Prozedere nur rückwärts. Wir verlassen die Halle. Draußen haben sich in der Zwischenzeit riesige Pfützen gebildet. Der Regen findet nun zudem in der bereits eingesetzten Dunkelheit statt und die macht es auch nicht leichter, Wasserlöcher zu erspähen. Wir erreichen irgendwie das Auto und begeben uns zu einer Weihnachtsfeier. Dort werden an kinderhohen Tischen Plätzchen verziert. Meine Knie mit dem kostbaren Stoff immer schön auf Pinselhöhe Auge-in-Auge mit dem Zuckerguss. Da kleckert und krümelt es nur so und es wechseln mehrere Kids mit Stiefeln an den Füssen meinen Schoss. Als wir endlich zu Hause ankommen, streife ich als erstes diese wirklich schöne Lederhaut von mir und verbringe einen entspannten Abend in Leggings und Kekse backend mit meinen Boys.

Fazit: 

Zuerst die gute Nachricht: Mein Rock ist noch tragbar. Die schlechte: Das hat mich so einige Kraft gekostet, die ich lieber wie gewohnt in meine Jungs gesteckt hätte. Für die Zukunft: Doch mal öfters den Wetterbericht beachten und wenigstens hin und wieder Verstand über Herz walten lassen.

 

 Dieser Text erschien zuerst auf freundin.de.

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Saskia Teaser Abbinder

Saskia hat mit ihren drei kleinen Orgelpfeifen die volle Ladung Jungspower zu Hause und weiß, was es heißt, an seine Grenzen zu stoßen. Sie trägt es mit Fassung und vor allem viel Liebe, denn die häusliche Si­sy­phus­ar­beit hat sowieso kein Ende. Doch auch wenn die Geburten ihrer drei Söhne ihr Leben auf den Kopf gestellt haben, blieb sie ihrer Leidenschaft für Fashion treu und lässt das Familienleben eher anekdotisch in ihren Beiträgen durchblitzen. Die Mitbegründerin des Mummy Mag arbeitet inzwischen frei als Stylistin und Redakteurin. Muttersein ist für Saskia von jeher ein positiv besetztes Bild und das möchte sie auch mit dem Mummy Mag transportieren, um den Frauen in Deutschland Mut bei der inzwischen viel zu häufig gestellten Kinderfrage zu machen.