View More: https://fraeuleinstern.pass.us/oskaristda „Es kommt immer anders, als man denkt!“
Tja, eigentlich sollte gerade ich diesen Satz verinnerlicht haben. Schließlich hat sich schon die Geburt von Helene damals komplett anders entwickelt, als gedacht. Und seit 1,5 Jahren haben wir regelmäßig Geburtsgeschichten auf dem Blog. Ich hätte also von vornherein wissen müssen, dass ich die Sache mit den Vorstellungen lieber komplett bleiben lassen sollte – nun ja, im Nachgang ist man immer schlauer, oder?

 

Natürlich hatte ich keine konkreten Vorstellungen von der Geburt an sich, aber der Wunsch nach einer spontanen Geburt war bei mir so groß, dass ich einfach fest davon ausgegangen bin, dass es diesmal klappen würde. Meine Hebamme Sissi (die ja auch Janines Hebamme war) und ich haben mich gemeinsam gut vorbereitet – mit Osteopathie und entspannenden Schwangerschaftsmassagen. Eigentlich sah alles ganz gut aus, doch natürlich blieb aufgrund meiner Vorgeschichte immer eine höhere Wahrscheinlichkeit auf einen Kaiserschnitt. Dennoch, ich bin einfach fest davon ausgegangen, dass es diesmal klappen würde und hatte auch fest darauf vertraut.

Wer allerdings meine Schwangerschafts-Kolumne, beziehungsweise den rasant wachsenden Bauch auf Instagram verfolgt hat, der konnte sich bereits denken, dass dieses Kind nicht unbedingt zart sein würde. Bereits Helene kam mit über 4 kg auf die Welt und allem Anschein nach sollte ihr kleiner Bruder größer und schwerer werden. Uff. Was hatte ich mir da nur eingebrockt. Und auch wenn ich eher ein sehr pragmatischer Mensch bin, war ich trotzdem sehr optimistisch. In den letzten Tagen der Schwangerschaft explodierte mein Bauch allerdings förmlich. Zum Schluss landete ich bei unbegreiflichen 118 cm Bauchumfang – was man dem Bauch allerdings auch immer ansehen wird, denn während ich bei Helenes Schwangerschaft ohne sichtliche Spuren überstanden hatte, musste meine Haut am Bauch dieses Mal leider ziemlich leiden. Und auch die täglichen (!!!) Einläufe um Platz zu schaffen hatten bisher nicht zum Erfolg geführt.

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Der Tag zuvor
Mein errechneter Termin war der 17. April und weil sich bis dahin nichts tat, ging es zum Ultraschall in die Klinik. Dieser ergab, dass der kleine Mann laut Schätzung bereits bei 4 kg lag und am nächsten Morgen die Einleitung beginnen sollte. Also ging es am 18. April um 9 Uhr morgens in die Klinik um mit der Stäbchen-Einleitung zu beginnen. Stäbchen-Was? Ja, genau das war auch meine erste Reaktion. Die Stäbchen-Einleitung ist eine mechanische Einleitung, die den Muttermund ein wenig weiten und somit die Wehen anregen soll. Am Tag zuvor hatte ich bereits Wehen und allem Anschein nach funktionierte die Einleitung auch ganz gut. Die ersten Stunden nutzte ich noch am Rechner (Himmel das muss ein schräges Bild gewesen sein: sieben Minuten konnte ich eMails schreiben, dann kurz mal Wehen wegatmen und weiter ging es…), doch bereits nach acht Stunden hatte ich bereits alle 4 Minuten Wehen, die ziemlich ordentlich waren. Wir trafen meine Hebamme Sissi zur nächsten Untersuchung und waren guter Dinge – doch die Stäbchen hatten leider nicht den gewünschten Effekt – der Muttermund war trotz Wehen noch keine 2 cm geöffnet. Wir waren dennoch guter Dinge, doch als ich mich hinlegte, flachten die Wehen plötzlich völlig ab. Also ging es für mich ins 3er Zimmer (nach Hause gehen durfte ich leider nicht mehr) um die Nacht komplett wach rumzusitzen und mehrere Folgen von Scandal zu schauen. 

An dieser Stelle muss ich noch erwähnen, dass dies keine Entscheidung aus Ungeduld war, sondern in Anbetracht dessen, dass ich selbst mit einer Hüftdisplasie auf die Welt kam, bereits einen Kaiserschnitt bei Helene hatte und die Gefahr einer Uterusruptur extrem groß war, brauchten wir nicht wirklich lange überlegen. 

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Spontangeburt adé
Am nächsten Morgen hatte ich wieder einen Termin in der Ultraschall-Sprechstunde. Hier sollte geprüft werden, ob die zweite Runde Stäbchen-Einleitung erfolgreicher war. Doch nachdem ich eine weitestgehend wehenlosen Nacht hinter mir hatte und mich der Chefarzt bereits bei der morgendlichen Visite – sagen wir mal vorgewarnt hatte – ging ich da bereits weniger optimistisch rein. Und klar, es kam wie es kommen musste. Eine spontane Geburt war nicht mehr möglich. Der kleine Mann hatte sich wie seine große Schwester während der Wehen so ungünstig gedreht, dass es keine wirkliche Chance gab auf eine Spontangeburt. Und weil die Ärzte jetzt auch nicht mehr warten wollten, wurde ich direkt auf den OP-Plan gesetzt. Als wir noch bei der Anästhesie-Sprechstunde warteten, organisierte uns Sissi bereits den zweiten Platz auf der Liste und das anschließende Familienzimmer, dass uns damals mit Helene leider verwehrt blieb. (Kein Wunder, Helene lag ja auf der Neo und nur Eltern bekommen natürlich auch keine Einzelzimmerbelegung.) 

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Der Kaiserschnitt
Ich hatte zuvor meine liebe Freundin Lisa gefragt, ob sie die Geburt fotografisch festhalten würde – allerdings mit dem Zusatz, dass ich nicht wissen würde, ob ich mir jemals die Bilder auch anschauen könnte. Und weil ich darauf trotz Kaiserschnitt nicht verzichten wollten, kam sie zu uns in Krankenhaus geeilt – was für ein Glück, dass sie eh gerade um die Ecke war und ihre Kamera seit Wochen immer griffbereit. Und entweder dank Sissis Überzeugungskraft oder des tollen Ärzte-Teams, Lisa durfte sogar mit in den OP kommen – samt Kamera. Diese gesamte Vorbereitung schien mir unwirklich, wir machten Scherze, quatschten und lachten. Ich wurde fantastisch abgelenkt und hatte gar keine Zeit mir Gedanken zu machen.

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Dann war ich an der Reihe. Sissi schob mich in den OP, Danilo und Lisa mussten noch draußen warten. Ich setze mich auf den OP-Tisch und wartete auf die Spinalanästhesie. Ich zitterte am ganzen Körper und fragte mich die ganze Zeit, wie sich auch nur eine Frau freiwillig für diese schrecklich klinische Variante der Geburt entscheiden konnte. Lediglich die Anwesenheit von Sissi verhinderte einen Heulanfall in diesem Moment. Ich wurde auf den OP-Tisch gelegt und festgeschnallt. Das ganze Prozedere fand ich so furchtbar und unnatürlich – ich konnte mich damals bei Helene kaum erinnern, doch diesmal bekam ich jeden einzelnen Schritt ganz genau mit. Und obwohl ich wirklich ein tolles und nettes Team um mich hatte, die sich alle Mühe gaben mich abzulenken, kullerte bereits die erste dicke Krokodilsträne, als endlich mein Freund neben mir Platz nahm. 

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Was ich auch nicht mehr wusste – bei einer Spinatanästhesie kommt es öfters mal vor, dass man seine Zehen noch bewegen kann – bei mir bewirkte das aber ziemliche Angst. Ich wurde zusätzlich mit dem Kopf tiefer gelegt, damit die Anästhesie höher steigen konnte – denn selbst beim dritten Kneif-Test konnte ich noch leichten Schmerz spüren. In mir stieg kurzzeitig Panik auf, doch zum Glück wirkte die Anästhesie – als nächstes wäre es dann eine Vollnarkose geworden. Als sie mich dann aufschnitten, aufrissen und an sich den Weg zum Baby freikämpften (mit ordentlichem Ruckeln) lag ich da und dachte „OK, JETZT BIN ICH TRAUMATISIERT! DAS VERGESSE ICH NIE WIEDER!“. Ich hörte noch eine Ärztin sagen „Der ist aber groß“, eine andere „Der hört ja gar nicht mehr auf!“ – und plötzlich war er da: Der erste Schrei. Ich habe es ja schon oft gelesen oder gehört, aber hatte es bei Helenes Geburt wirklich überhaupt nicht so empfunden. Damals war ich einfach nur völlig erschöpft und bekam kaum etwas mit. Diesmal fing ich vor lauter Erleichterung und Glück sofort an zu weinen. Er wurde uns kurz gezeigt, bevor Sissi ihn zum kurzen Check zum Kinderarzt brachte. Auch da durfte Lisa dabei sein. Als alles ok war, kam Sissi mit ihm zurück und fragte in die Runde, ob wir das Gewicht wissen wollen? Was für eine Frage!? „Der kleine Mann wiegt 4.460 g!“ sagte sie. Sekundenschock! 4,5 Kilo? Verdammt – ich wusste er würde groß und schwer sein, aber so groß??? Und das ohne zu übertragen. Au weia. 

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Sissi legte mir Oskar direkt auf die Brust und plötzlich bekam ich nichts mehr mit. Ich wurde zurechtgerückt, geruckelt und zugenäht, doch für mich existierte nur dieses kleine Wesen. Meinem Freund ging es genauso. Wir waren plötzlich in einer Blase, die alles um uns herum ausblendete. Da war nur noch pures Glück´– das klingt so verdammt cheezy und so überhaupt nicht nach mir, aber genauso habe ich es wahrgenommen. Und wenn man die Bilder betrachtet, dass war es auch ganz genau so. Erst als die den Sichtschutz wegnahmen und ich meinen Bauch sah, wurde ich wieder ich selbst „Oh weh, der sieht ja aus wie ein riesiger schrumpeliger Luftballon, der die Luft verloren hat!“ schoss es mir direkt in den Kopf. Ja, so kennt man mich. Sissi hat sogar gesagt, dass ich selbst wenn es mir extrem scheiße geht noch lustig bin. Gar kein schlechter Charakterzug – macht einiges leichter.

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Nach dem Kaiserschnitt
Etwa 20 Minuten später (ich habe natürlich absolut kein Zeitgefühl gehabt, aber das ist einfach meine grobe Schätzung) kamen wir zurück aufs Zimmer – und da lagen wir plötzlich – zu dritt. Sissi half mir direkt Oskar anzulegen, allerdings nicht ohne eine kleine Warnung vorauszuschieben „Camilla, der ist wirklich groß, der wird jetzt ordentlich saugen!“. Herrlich, genau das tat er natürlich auch. Und weil ich mit Helene ja so große Still-Schwierigkeiten hatten, machte mich das unglaublich glücklich. Was dann kam? Nebenwirkungen von der Spinalanästhesie: Mein Kreislauf sackte weg, mein gesamter Körper fing an unkontrolliert zu jucken und ich musste mich zweimal ordentlich übergeben. Aber wisst ihr was? Das hat mich überhaupt nicht gekümmert. Um mich herum waren Sissi, Lisa und mein Freund – aber was ich normalem Zustand wirklich ganz schlimm gefunden hätte, interessierte mich überhaupt nicht. Etwa zwei Stunden später ging es dann für meinen Freund, mich und unseren kleinen Sohn auf unser Familienzimmer. Wir verabschiedeten uns von Lisa und von Sissi und wurden von der Schwester auf die Wochenbett-Station gebracht. Und wir durften endlich unseren kleinen (riesigen) Sohn in aller Ruhe kennenlernen…

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Was ich abschließend ganz persönlich sagen kann: 

Erstens,
ich würde mir niemals freiwillig einen Kaiserschnitt aussuchen. Das muss jede Frau für sich entscheiden, aber ich hätte es mir wirklich anders gewünscht. 

Zweitens,
es war trotz Kaiserschnitt eine wirklich schöne Geburt! Schräg, oder?

Drittens, Danke Sissi!
Ich würde niemals wieder ein Kind ohne Beleghebamme (in meinem Fall ohne Dich Sissi!) bekommen, denn Du kennst mich, kennst die Ärzte und das Krankenhaus und kämpfst für mich. Mit einer Beleghebamme ist man in einer absoluten Luxussituation, denn sie ist bei der kompletten Geburt nur für einen selbst da – und hat im Zweifelsfall nicht noch vier weitere Geburten parallel laufen. Das gibt einem unglaublich viel Sicherheit und ein riesiges Vertrauen. Und gerade bei einer Geburt, wo so viele unvorhersehbare Dinge passieren können, ist das doch so wichtig!

Viertens,
haltet die Geburt fest! Es muss ja keine Fotografin sein, aber macht unbedingt Bilder von der Geburt! Im Nachhinein bin ich unglaublich traurig, dass wir keine Aufnahmen von Helenes Geburt haben. 
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Fotos: by www.fraeuleinstern.de
Danke Lisa <3

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Camilla ist Gründerin und Herz von MUMMY MAG. Sie ist Bloggerin der “ersten Stunde”, doch  während ihrer Schwangerschaft 2013 fehlte ihr ein Online-Magazin, dass sie mit all ihren Interessen abholt. Und weil sie dafür Verstärkung brauchte, hat sie sich die tollsten Frauen ins Team geholt. Sie selbst schreibt natürlich immer noch, ständig und über alles – aber am Liebsten natürlich Kolumnen! Und HIER könnt Ihr noch mehr von Camilla lesen!