Auch wenn der gecrosste Mittel- plus Zeigefinger (zum Wahlkästchen-Kreuz) wohl in diesem Falle noch passender gewesen wäre – bei Ansichten wie diesen hier kann man nur den nackten Stinkefinger zeigen. Ursprung des Graffitis ist mit Sicherheit die schlechte Wahlbeteilung von Frauen in Deutschland, die wir MUMMY MAGS kaum glauben können. Deswegen wollen wir Euch sagen: #goforit GIRLS! Jede Stimme zählt!

Letztes Wochenende war ich mit meinen Jungs wieder auf der alten Abhöranlage auf dem Teufelsberg. Zu Zeiten des Kalten Krieges war das hier die Spionage Hochburg der West-Alliierten von der bis zu 300 km in Feindesland gelauscht wurde. Seit 1991 wird das riesige sehr beeindruckende Areal nun seinem natürlichen Verfall überlassen – SOWIE einer engagierten Künstlerkolonie, die es heute um so sehenswerter macht! Denn auf dem Gelände und vor allem an den Wänden im Hauptgebäude entstehen immer wieder neue schöne Graffitis, zum Teil mit politischer Botschaft.

 

Die Graffitis sind riesig und nicht überkritzelt, wodurch das ganze einer Ausstellung gleicht. Und vor den meisten kann man viel Quatsch und lustige Fotos machen. Gerade auch mit den Kids. Dazwischen stehen Heimtrainer (!), die entweder Kunst darstellen sollen oder den Künstlern beim Anblick ihrer Werke beim sportlichen sinnieren helfen – ich weiß es nicht. Für die Kids auf jeden Fall ein weiterer Spaßfaktor. Für die Großen, ist der tolle Ausblick zusätzlicher Anreiz für einen Besuch.

Wir waren das letzte mal vor vier Jahren hier, als unserer Zwillinge fast noch Babys waren. Seitdem hat sich aber ein bisschen was geändert. Die Graffitis sind alle neu. Was ich als einen künstlerischen Prozess sehe und es umso interessanter macht. Es handelt sich eben um eine vergängliche Kunstform, die ihre Zeit hat. Außerdem hat die Abhöranlage jetzt durchgehend geöffnet (wir waren damals zum Tag des offenen Denkmals da, wobei die Öffnung mehr oder weniger eine Ausnahme war). Man kann jedes Wochenende kommen. Ich empfehle auf jeden Fall schönes Wetter, dann ist es traumhaft dort oben. Ein ganz wichtiger Punkt, der ebenfalls neu ist, sind die Sicherungsmaßnahmen. Es gibt also überall Absperrgitter (aus Holz, oben sieht man sie), so dass man nicht so einfach in die Tiefe abstürzen kann, was vor vier Jahren noch ganz schön gefährlich war (es wird trotzdem keine Haftung bei einem Besuch übernommen). Seine Kinder sollte man aber unbedingt gut im Auge behalten und ein Kinderwagen ist beim Betreten der Anlage Tabu.

Auf der oberen Plattform gibt es eine kleine Bar und man kann in die zerfetzten Kuppeln/Kugeln treten, in denen sich früher die Antennen befanden. Von diesem Plateau aus geht es noch weiter nach oben in den größten Turm zur höchsten Kugel/Kuppel. Diese ist bis auf kleine Löcher unversehrt und hin und wieder finden dort Konzerte statt, weil der Klang dort wirklich sehr besonders ist.

 

Am Eingang der Hallen gibt es ein bisschen Biergarten Atmosphäre mit Liegestühlen, Caféstand (bei schönem Wetter), Grill und Bar. Da die Sonne ja jetzt schon tief steht, besteht hier oben also viel länger die Chance Café, Bier und Würstchen sonnend zu genießen. Für uns schon ein Argument.

Wer sich für die wirklich spannende Geschichte der Anlage interessiert, ist mit einer Führung die jeden Tag am Wochenenden angeboten wird, gut beraten. Auf der Homepage findet man hier die Zeiten. Anmelden muss man sich nicht. Da erfährt man dann Sachen wie, dass hier 1500 Leute im Dreischichtbetrieb gearbeitet haben – Amerikaner und Briten getrennt wohlgemerkt! Oder, dass jeden Tag zwei Tonnen Papier geschreddert wurden (mit Wasser vermischt und zu Blöcken gepresst und dann verbrannt). Hier sieht man die Schredderanlage für die Geheimdokumente:

 

Wer jetzt einen Besuch plant, sollte auch seinen Drachen einpacken. Der dem Teufelsberg angrenzend liegende Drachenberg bietet meist ideale Bedingungen. Von hier aus entstand auch das Foto der Abhörstation auf dem Teufelsberg:

 

Good to know

Auch bei schönem Wetter am Wochenende war es nicht überfüllt. Vorwiegend waren junge europäische Touristen um uns rum. Parken kann man unten am Berg muss dann aber erstmal einen 10 Minütigen Aufstieg machen. Da kann man aber den Kinderwagen noch sehr gut mitnehmen, da es eine Straße hochgeht. Erst bei Beitritt der Hallen muss man ihn zwangsläufig stehen lassen. Der Eintritt kostet übrigens erst ab 14 Jahren etwas: 8,- €. Wer mit Profikamera kommt muss 15,- € zahlen. Toiletten gibt es nicht, nur Dixieklos, da alles inzwischen von Wasser- und Stromversorgung abgeschnitten ist. Als wir da waren, war ein großes Filmteam im Einsatz. Das kommt wohl öfters vor, störte aber gar nicht.

Und wer jetzt direkt nach seinen Wahlkreuzchen am Wochenende kommen mag, der sollte wegen möglicher Marathon-Sperrungen vielleicht lieber auf Rad und Bahn zurückgreifen. Vom S-Bahnhof Grunewald sind es nur ca. 1500 Meter durch den Wald, was auch kleine Radfahrer schon schaffen. Das ist dann ein toller Tagesausflug. Viel Spaß!

 

 

…………………………………………………………………………………………………………………………….

Saskia Teaser Abbinder

Saskia hat mit ihren drei kleinen Orgelpfeifen die volle Ladung Jungspower zu Hause und weiß, was es heißt, auch mal an seine Grenzen zu stoßen. Sie trägt es mit Fassung und vor allem viel Liebe, denn die häusliche Si­sy­phus­ar­beit hat sowieso kein Ende. Doch auch wenn die Geburten ihrer drei Söhne ihr Leben auf den Kopf gestellt haben, blieb sie ihrer Leidenschaft für Fashion treu und lässt das Familienleben eher anekdotisch in ihren Beiträgen durchblitzen. Die Mitbegründerin des Mummy Mag arbeitet inzwischen frei als Stylistin und Redakteurin. Muttersein ist für Saskia von jeher ein positiv besetztes Bild und das möchte sie auch mit dem Mummy Mag transportieren, um den Frauen in Deutschland Mut bei der inzwischen viel zu häufig gestellten Kinderfrage zu machen.