offline shoppen Babymanufactur

Der Einzelhandel befindet sich in einem „massiven Strukturwandel“. Nach einer Prognose des Handelsverbandes Deutschland (HDE) werden bis 2020 rund 50.000 Läden aus den Fußgängerzonen verschwinden. Das sind düstere Prognosen, zumal der CO2 Ausstoß von Online-Sendungen auch noch der Umwelt schadet. Wandel, Wandel, Wandel. Schneller, höher, weiter. Da braucht es auch mal jemanden, der die Fahne für das Bisherige hochhält. Wir haben Kristine Stüvecke gefragt, wie es um den Einzelhandel steht. Sie hat drei Kinder und ein Ladengeschäft!

Liebe Kristine, du führst deinen Laden, die Babymanufactur in Berlin Charlottenburg, seit 7 Jahren. Wie kam es zur Gründung?
Wie bei so vielen anderen Gründungen in diesem Bereich konnte ich 2008, während meiner Schwangerschaft mit meiner ersten Tochter, Emma, kein schönes Erstausstattungsgeschäft finden, es gab welche in Düsseldorf oder München, aber nicht in Berlin. Mein Mann kommt aus dem Möbelbereich und hatte damals bereits sein geschäft im Stilwerk. Er war so mutig und hat die Babymanufactur eröffnet, als ich mit unserer zweiten Tochter, Frida, schwanger war. Seit 2011, Frida ging mit einem Jahr in die Kita, bin ich selbst dabei.

Können Deine Preise beim Onlinehandel mithalten?
Die Hersteller geben uns unverbindliche Preisangaben, an die wir uns halten. So haben wir ähnliche Bedingungen wie online und die Kunden können sich überlegen, wo sie einkaufen wollen.

Wie reagierst du, wenn du merkst, Leute schauen bei dir, fotografieren sich womöglich noch die Artikelnummer ab und bestellen dann bei Amazon?
Wir sprechen mit unseren Kunden, wir haben das Glück, sehr viele nette Stammkunden zu haben. Sie kommen gezielt zu uns, schätzen die schöne Atmosphäre, die Produktauswahl und unsere Beratung. Wir klären die Kunden auf, so dass wir kaum solche Situationen erleben.

…oder wenn sie den gleichen Preis wie online haben wollen?
Wir haben meist die gleichen Preise und wir sprechen mit den Kunden. Falls wir teurer sein sollten, kommen wir ihnen entgegen. Das ist ja der große Vorteil am stationären Handel: man kann über alles Face-to-Face SPRECHEN.

Wie kann der Einzelhandel heute neben dem Online-Geschäft bestehen bzw. überlegen?
Über den absoluten Service! Wir kümmern uns um die Bedürfnisse der Kunden, wir richten komplette Kinderzimmer ein, nehmen uns für die Beratung sehr viel Zeit, fahren zu den Kunden nach Hause und beraten Sie vor Ort. Außerdem finden Sie bei uns sehr besondere und individuelle Geburts- oder Taufgeschenke, vor allem personalisiert. Zum Beispiel das handgemalte Porzellan (siehe Bildergalerie unten) von Christiane Montag alias montagskind ist ein super individuelles Geschenk. Natürlich können die Kunden auch vieles telefonisch oder auch per E-Mail, Facebook oder Instagram bestellen, da sind wie super aktiv und merken auch den starken Zuspruch, gerade über Babymanufactur Facebook und Instagram. Sie sehen unsere Produkte direkt auf unseren Kanälen oder in unserem Newsletter und schicken eine Nachricht, wir reservieren es für sie. Dann kommen die Kunden entweder vorbei oder wir verschicken die Ware für sie. Alles das ist möglich auch ohne einen Online-Shop und dann sind wir tatsächlich schneller als online.

Bitte nenn’ noch ein paar Beispiele für Kunden-Aktionen
Bei uns gibt es immer wieder tolle Aktionen, eine neue sogar zwischen den Feiertagen, lasst euch überraschen. Für unsere registrierten Kunden bieten wir Pre-Sale, wenn wir neue Bekleidung bekommen – zum Frühjahr und Herbst. Es lohnt sich also immer, bei uns reinzuschauen und sich als Kunde registrieren zu lassen … wir bieten persönlichen Service, Service, Service… vom Einpacken der Geschenke bis zur Lieferung der Ware und Aufbau nach Hause, wenn der Kunde es wünscht.

Was verkauft sich gerade am besten?
Im November haben wir sehr viele Möbel verkauft, bzw. Kinderzimmer geplant, Babyzimmer mit kuscheligen Accessoires, alles aus einem Stoff, sehr individuell. Aber auch Jugendzimmer mit Hochbetten, Regalen usw. Jetzt im Dezember verkaufen wir Weihnachtsgeschenke, ob coole Miffy-Leuchten, Rutsche-Autos oder Tipi-Zelte. Ob die ersten Spielzeuge für Babys von Djeco oder Moulin Roty oder Janod. Und unsere Cashmere Kollektion von delicate love oder Oscar et Valentine. Winterschuhe von Gallucci waren an den kalten Tagen der Renner. Wir haben auch Winterjacken, Schneeanzüge und Fellschuhe für die Kleinen. Man bekommt die komplette Erstausstattung bei uns…

Was würdest du anderen raten, die sich gerade mit Einzelhandel selbstständig machen wollen? 
Es ist ein sehr schwieriges Geschäft, man muss vieles bedenken:

  1. Öffnungszeiten: Kann ich die alleine abdecken?
  2. Kann ich mir Hilfe leisten?
  3. Finde ich eine geeignete Person?

Ich habe zwei wunderbare Kolleginnen, die mir helfen, die den gleichen Einsatz und Freude an der Arbeit haben wie ich, ohne sie würde es nicht funktionieren. Man braucht gute Mitarbeiter, weil noch so viel im Hintergrund gemacht werden muss.

Ein eigener Laden, was heißt das wirklich? Wieviel und was passiert hinter den Kulissen?
Bestellungen müssen getätigt, Rechnungen bezahlt werden. Wir überlegen immer, was brauchen wir für neue Produkte , fahren zu messen usw… außerdem nehmen die Möbelverkäufe viel Zeit in Anspruch, von der Beratung, Bestellung bis zur Abwicklung und Auslieferung ist es ein langer Prozess. Wir haben auch eine Spedition , die die Möbel aufbaut. Service von A-Z. Aber am liebsten bin ich beim Kunden und berate ihn, da wir 100% hinter unseren Produkten stehen und sie lieben. Wir arbeiten alle mit sehr viel Herzblut und Freude. Das spüren die Kunden. Die Babymanufactur ist einfach mein viertes Baby!!!!

Wie viel arbeitest du?
Jeden Tag nachdem ich die Kids in Kita und Schule gebracht habe, bis nachmittags. Manchmal auch samstags.

Wie vereinbarst du das mit dem Familienleben?
Es ist immer ein jonglieren, aber machbar. Schule und Kita sind in der Nähe meines Ladens und wenn ein Kind krank ist, kann ich dank meiner Kolleginnen auch mal von zu Hause arbeiten. Ich muss aber gestehen: Meine Kinder sind auch mal im Geschäft, wenn ich noch arbeiten muss. Bei mir passt es eben, wenn Kinder da sind, ich bin kein Büro. Ich bin greifbar, kann ehrlicher beraten, wenn die Kunden sehen, dass ich auch Mutter bin und ihre Fragen nachvollziehen und beantworten kann. Kids und Geschäft ist also durchaus möglich!

Welche Höhen und Tiefen hast du schon gemeistert?
Im Einzelhandel hat man immer Höhen und Tiefen, der Umsatz schwankt jeden Monat, man muss dafür sorgen, schöne Produkte im Geschäft zu haben, den Kunden etwas zu bieten usw. Mein drittes Kind, Paul, ist quasi unser “Ladenkind”.  Ich habe in der Schwangerschaft komplett durchgearbeitet und Paul hat auch sein erstes Lebensjahr mit mir im Geschäft verbracht. Das hatte auch viele Vorteile: An ihm und mit ihm konnten wir alles ausprobieren. Der beste Produkt-Tester, den man sich vorstellen kann.

Warum nur Einzelhandel und nicht gleich online?
Weil wir so begonnen haben. Wir sind aber gerade dabei einen Online-Shop aufzubauen, als Service für unsere Kunden.
Aber dennoch: Die Babymanufactur steht für liebevoll ausgesuchte Produkte, sie ist ein Concept Store, eine Boutique mit einem hohen Service-Niveau. Wir machen eine Vorauswahl von Produkten, die uns gefallen und die eine super Qualität haben. Das macht uns aus und schätzen die Kunden!

Wo bestellst du Weihnachtsgeschenke?
Die Weihnachtsgeschenke kommen meist aus meinem Geschäft. Ansonsten kaufe ich sie direkt im Einzelhandel, um die Einzelhändler zu unterstützen.

…und was war das letzte, das du online bestellt hast?
Das war bei Petit Bateau, einfach, weil ich es vor lauter eigenem Laden nicht geschafft habe, ins Geschäft zu gehen.

Kristine Stüvecke (links oben) und ihre Kollegin Christiane beraten ihre Kunden auch beim Einrichten von Kinderzimmern. Gerne auch zu Hause vor Ort. Von Tapete, Gardinen, Teppichen bis hin zu Möbeln, Accessoires und Bildern – das Rundum-Service-Paket eben.

Dieser Beitrag entstand in freundlicher Zusammenarbeit mit Babymanufactur, Pariser Str. 21, 10707 Berlin