Stau, ich habe Stau schon immer gehasst! Selbst als ich noch keine Kinder hatte, war Stillstand eine Geisel für mich. Aber das hier, das ist wirklich der unangenehmste und unnötigste Stillstand, den die Mama Welt zu bieten hat: Milchstau!

Anzeichen für einen Milchstau bei stillenden Müttern

Mein erster und hoffentlich letzter Milchstau – ich stille ja schon seit ein paar Monaten ab – hat mich in 2018 begrüßt. Frohes Neues! Ich hing wie ein Schluck Wasser in der Kurve. Silvesterparty hätte man meinen können – damals 2008, als ich noch gefeiert habe. Ich fühlte mich matt, wie bei einer Grippe. Da mein Freund zeitgleich flach lag, der Jackpot für Eltern sozusagen, hab ich mir zunächst keinen Kopf gemacht. Der fing ja ohnehin schon an zu dröhnen.

Dann aber gesellte SIE sich in unser Krankenlager: Eine harte und warme Brust! Beim Abtasten konnte ich die geschwollenen Drüsen fühlen. Aua! Also habe ich das Baby angelegt und trinken lassen, was super unangenehm war und den Knubbel nicht beseitigte. Nächste Idee: Unter der warmen Dusche ausmassieren. Einen Versuch war es wert. Als sich danach noch keine Besserung einstellte, griff ich zum Handy und rief meine Hebamme an.

Sie: “Janine, welche Brust ist es?”

Ich: “Die rechte.”

Sie: “Und wie fühlst du dich?”

Ich: “Matt.”

Sie: “Nimm 3 Belladonna Globuli und reib die Brust 3 Mal am Tag mit Mercurialis Perennis Salbe ein. Wenn es bis morgen nicht besser wird, schauen wir weiter.”

Es gibt Fakten über das Stillen und Muttermilch, die wußte ich bereits. Die folgenden Infos, habe ich erst erfahren, als ich betroffen war. Weil ich möchte, dass ihr besser vorbereitet seid, habe ich mögliche “To-Dos” bei einem Milchstau zusammen mit meiner Hebamme für euch aufgelistet:

Wie kommt es zum Milchstau?

Ein Milchstau kann viele Ursachen haben. Manchmal versperrt ein kleiner Fettpfropf einen Milchgang. Oder etwas drückt den Milchgang ab, wie ein ungünstig sitzendes Kleidungsstück oder ein Tragetuch. Oder das Baby ist nicht da, kann also nicht abtrinken. Oder das Baby verweigert plötzlich die Brust, usw.
Auf jeden Fall fließt die Milch nicht richtig aus der Brust ab. Dadurch kann sich das Gewebe verhärten und sehr druckempfindlich sein. Zum Teil bilden sich ­rote Flecken oder Knubbel, die auch nach dem Stillen bleiben. Temperatur und Kopf­schmer­zen können dazukommen! Bei einer Brustentzündung – diese kann auch durch Bakterien ausgelöst werden, die durch ­feine Risse an der Brustwarze oder im Warzenhof in das Gewebe dringen –  sind die Symp­tome die gleichen wie beim Milchstau: Schmerzen und Krankheitsgefühl – jedoch kann das Fieber bis auf 40 Grad ansteigen.

Was kann ich bei Milchstau tun?

  1. Stress vermeiden
    Stress ist der häufigste Auslöser für einen Milchstau. Das Stress­hormon Adrenalin blockiert das Stillhormon Oxytocin, das dafür sorgt, dass die Milch in die Milchgänge transportiert wird, wenn das Baby saugt. Da hilft: einen Gang runterschalten!
  2. Wärme wirkt anregend und fördert den Milchfluss!
    Wenn also Milch abließen soll, macht es in jedem Falle Sinn, die Brust vor dem Stillen/Ausstreichen zu erwärmen. Beispielsweise mit warmen Umschlägen, einem Kirschkernsäckchen oder mit den temperierbaren ThermoPerlen von Lansinoh, die man übrigens in einem Schonbezug um die Milchpumpe befestigen kann (siehe Foto unten). Neben online und im Babyfachgeschäft bekommt man die ThermoPerlen übrigens auch bei DM (im Stillregal).
    Wer eine solche zu Hause hat, kann sich natürlich auch barbusig vor eine Rotlichlampe setzen und in einem Abstand von 30 bis 50 cm etwa 15 Minuten lang vor der Lampe platzieren. Länger ist es uns Mummys doch eh nicht gegönnt, oder?
  3. Kälte lindert Beschwerden
    Um die Schmerzen zu lindern, hilft es nach dem Stillen/Ausstreichen die Brust zu kühlen. Die ThermoPerlen von Lansinoh können nicht nur warm (vor dem Stillen), sondern auch gekühlt (am besten nach dem Stillen) angewendet werden. Wie man beispielsweise frischen Quark sauereifrei auf die Brust bekommt und noch viele andere Tipps, hat Mamiblock hier in einem Video zusammengetragen. Neben Quark und Kohlwickel, helfen auch Retterspitzwickel sowohl bei heftigem Milcheinschuss nach der Geburt als auch bei schmerzhaftem Milchstau und bei Brustentzündung (Mastitis). Durch die ätherischen Öle in der Retterspitz-Lösung riecht der Wickel herb-frisch, vielleicht also eine angenehme duftende Alternative zum Kohlwickel?! Hier eine Anleitung.
  4. Ausstreichen
    Nehmt ein Vollbad, 30 bis 40 Minuten im warmen Wasser, dann be­ginnt die Milch meist ganz von alleine zu fließen! Keine Sorge: Wer noch Wochenfluss hat, es besteht keine Infektionsgefahr. Auch unter der Dusche hilft das warme Wasser, zu entspannen, streicht die Brust dabei vorsichtig aus.  
  5. Das Baby trinken lassen
    Wichtig ist, dass die gestaute Milch abfließt. Also, wenn möglich, lasst euer Baby trinken! Das Kind entleert die Brust besser als jede Pumpe. Der Unterkiefer des Kindes sollte immer dorthin zeigen, wo der Stau ist. Sprich: man muss auch mal Verrenkungen machen. Am besten an der betroffenen ­Seite beginnen, es sei denn, es tut zu sehr weh. Dann fangt auf der anderen Seite an und wechselt, sobald der Milchspendereflex an der nicht benuckelten Brust einsetzt. Falls es zu weh tut oder kein Baby vorhanden ist, streicht aus oder pumpt mit Hilfe einer Milchpumpe ab!
  6. Die Handmilchpumpe
    Für seltene oder kleine Überbrückungsmaßnamen reicht eine Handpumpe vollkommen aus. Und frau ist mit ihr flexibel auch auf Reisen. Am besten natürlich man hat diese als Basisequipment wie diese Pumpe von Lansinoh schon zu Hause. Sie kann von der Frauenärztin verschrieben werden, als Hilfsmittel, das von der Kasse übernommen wird. Und man muss sie nicht zurückgeben.
  7. Die elektrische Milchpumpe
    Man kann eine elektrische Milchpumpe (die Basis) in der Apotheke leihen auf Rezept. Das Brustaufsatz-Set kauft ihr noch hinzu. Das Rezept muss alle 4 Wochen verlängert werden. Und leider ist die Rückkehr in den Beruf kein Grund für ein Rezept! Oder aber: ihr kauft Euch direkt eine elektrische Milchpumpe, dann gibt es das komplette Set mit den Aufsätzen. (Achtung: kostenintensiv!)
  8. Fieber vorbeugen oder senken Belladonna Globuli (bei Entzündungen alle ein bis vier Stunden zwei bis fünf Globuli Potenz D12) oder, wenn nötig, Ibuprofen. Unterstützend könnt ihr einmal am Tag 75mg Zink und 1g Vitamin C nehmen.
  9. Ätherische Öle oder Salben
    Drei Mal täglich die Brust mit Mercurialis Perennis Salbe von Weleda einmassieren. Die entzündungshemmenden Wirkstoffe des “Bingelkrauts” helfen auch bei wunden Brustwarzen. Es gibt neben Salben auch Öle mit entzündungshemmender Wirkung. Z.B. Weihrauch (entzündungshemmend), Teebaumöl (antibakteriell), Roman Kamille (beruhigend und löst die Entzündung) – mehr über die Öle erfahrt ihr hier und  hier. 
  10. Trinken von Salbeitee oder Pfefferminztee, ist nicht in jedem Fall zu empfehlen, denn diese reduzieren die Milchmenge. Da ein Milchstau jedoch nicht unbedingt etwas mit der Milchmenge zu tun hat, ist das vor allem bei Frauen mit wenig Milch nicht ratsam – es sei denn ihr wollt abstillen.

Wann sollte ich besser zum Arzt gehen?

Wenn nach 24 Stunden konser­vativer Behandlung, wie zum Beispiel das Ausstreichen der Brust, die Entzündung nicht besser wird, kann es nötig sein, mit Antibiotika zu behandeln. Warum? Weil man in solchen Fällen von einer bakteriellen Brustentzündung mit einem Ri­siko für eine Abszess­bildung ausgeht.

Kann ich trotz Antibiotika weiterstillen?

Keine Sorge: Ihr könnt auch bei Antiobiotikaeinnahme weiterstillen. Die Mediziner wissen, welche Antibiotikaklassen mit welchen Wirkstoffen für Schwangere und Stillende geeignet – und auch für das Baby unbedenklich sind. Antibios sollen das Fieber senken und die Schmerzen in der Brust und beim Stillen lindern.
Nehmt das Antibiotikum so lange wie verordnet ein.
Stillt so häufig und so lange wie bisher. Gute Fahrt!

Apropos Stillen (und unterwegs sein): Camilla hat hier ihre Erfahrungen zusammengetragen!

Startfoto: Angela Elbing coucoukinderfotografie

Die Tipps und Produkte in diesem Artikel, der in Kooperation mit Lansinoh entstand, wurden in Rücksprache mit unserer Hebamme zusammengetragen und können von uns mit bestem Gewissen empfohlen werden!