Je mehr Baugeschichten wir von euch zugesandt bekommen, um so häufiger stellen wir fest: Irgendwie ist Hausbau auch wie Kinderkriegen, eine lange und intensive Gedankenschwangerschaft plus in vielen Fällen komplikationsreiche Geburt. In diesem Teil unserer Serie #hausbaumitkind(ern) zeigt uns Anne-Marie Sempf, die Kitaleitung des Coworking Toddler, was man alles für ein Leben auf der Baustelle benötigt: Durchhaltevermögen und vor allem haufenweise Selbstironie…

Liebe Anna-Marie, Wann habt ihr mit der Grundstücksuche angefangen und wie hat es euch gefunden? Du arbeitest als Kitaleitung im Coworking Toddler in Prenzlauer Berg, warum zieht es euch ausgerechnet in den Westen?

Mitte 2016. Stefan und ich hatten zu dem Zeitpunkt als ich schwanger wurde (2015) getrennte Wohnungen – da er erst 2010 eine tolle Einzimmerwohnung im Prenzlauer Berg gekauft hatte, diese aber für unser Familienleben nicht ausreichte, machte ich mich erst einmal entspannt auf die Suche nach einer größeren Mietwohnung für uns. Ich entschied mich für eine eher kleine 2-Zimmerwohnung im Prenzlauer Berg; da wir eh nicht genau wussten wo wir zukünftig mit Kind leben wollten, reichte dies erst einmal völlig aus. Nachdem Paulina dann geboren war, wurde uns schnell klar: Wir wollen raus aus der Innenstadt. Entschleunigter leben, kleinerer Bezirk oder Stadt, wenn möglich mit Garten und Nähe zum Wasser. Wir begannen nach Eigentumswohnungen zu suchen. Da es uns schon zuvor regelmäßig nach Potsdam verschlug und wir die Stadt und alles drumherum so mochten, schauten wir vor allem dort nach Eigentum.

Im Oktober 2016 verliebten wir uns in die erste Wohnung, ein absolutes Liebhaberstück: Grosses Dachgeschoss, Altbau, große Räume – hell und offen, aber auch sanierungsbedürftig. Da die Wohnung schon sehr lange zum Verkauf stand, wagte Stefan ein Angebot zu unterbreiten – was auch glatt akzeptiert wurde. Wir waren völlig aus dem Häuschen! Doch unsere Freude verflog sehr schnell, denn eine Woche nach uns kam eine weitere Prenzlauer Berg-Family daher und nahm die Wohnung sofort, mit Handschlag zum angebotenen Preis! Der Notartermin war bereits angesetzt, somit waren wir aus dem Rennen und unser Traum vom Liebhaberstück zu Ende. Wir waren dementsprechend traurig und ein halbes Jahr lang konnte uns nichts so recht begeistern. Durch einen schönen Zufall bekamen wir dann die Chance auf ein Grundstück in bester Lage in Potsdam. Nun war es eigentlich nicht unser Ziel, ein Haus zu bauen, aber die Aussicht darauf ein absoluter Traum. Nach etwaigen Überlegungen und einigen Lagebesprechungen mit Freunden und Familie entschied sich Stefan für den Schritt, das Grundstück zu kaufen. Ich konnte es kaum fassen, ein Haus mit Garten, für uns ein absoluter Traum, den wir vorher nicht einmal zu träumen wagten.

Dass wir das Grundstück im Endeffekt bekamen, verdanken wir purem Glück und der Schnelligkeit eines Freundes von Stefan, der von dem Verkauf über den Eigentümer hörte. Kurz nachdem wir Interesse bekundet hatten, standen 20 weitere Leute auf der Interessenten-Liste. Im März 2017 kauften wir dann das Grundstück. ❤️

Ihr habt eine zweijährige Tochter und möchtet weitere Kinder, Inwiefern plant man da die Räumlichkeiten anders als ohne Kind/in der Schwangerschaft?

Der ‚Ausflug der Idee’, irgendwann ein zweites Kind zu bekommen, wuchs eher mit dem Ausblick auf unser Haus. Ich arbeite voll, Stefan ist beruflich unter der Woche nie in Berlin. Ich habe das große Glück, meine Tochter mit auf die Arbeit nehmen zu können. Für mich liegt der Wunsch also erst einmal in der Zukunft – wir sind glücklich und ausgelastet genug mit einem Kind. Nun haben wir aber zukünftig viel Platz im Haus und Stefan und ich mögen die Vorstellung einer großen Familie und vor allem auch Paulina nicht alleine aufwachsen zu sehen. Wenn der Zufall es so will, wird es dazu kommen. Wenn unser Haus dann irgendwann steht, können wir nächste Projekte angehen… zwinker*
Deshalb beachten wir bei der Planung der Räumlichkeiten nichts, ein potenzielles 2tes Kinderzimmer wird vorerst als Gästezimmer, Arbeitszimmer oder Lagerraum genutzt.

Worauf legt ihr bei der Innenaustattung wert?

Ich will alles so funktional wie möglich, Stefan so modern wie möglich es gilt, viele Kompromisse zu finden. Uns ist wichtig, dass wir gemeinsam unsere Ideen durchdenken, Stefan trägt die Kosten, ich verbringe die meiste Zeit im Haus – wir wollen uns mit den Entscheidungen beide wohlfühlen. Vor allem ist mir wichtig, dass Stefan sich mit seinen Ausgaben, die er hat, nicht überrannt fühlt. Beim Kamin-und Küchenbauer durfte Paulina übrigens Peppa Wutz schauen, sie hat es überlebt.

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Wieviel Zeit verbringt ihr auf der Baustelle und wo ist eure Tochter derweil?

Wir sind momentan 1x die Woche auf unserer Baustelle. Stefan investiert jedoch die meiste Zeit. Er ist durch seinen Job flexibler mit Terminen und ich kann derweil meine Arbeit und unseren Familienalltag am Laufen halten. Am Wochenende kommt Paulina mit und buddelt neben uns im Sand, während wir die wichtigsten Details besprechen. Wir haben dann immer stramme 15-20 Minuten um alles durchzugehen, denn irgendwann will Paulina wieder meine volle Aufmerksamkeit.

Die Hausplanung an sich haben wir eher kamikazemäßig gemeinsam durchgeführt, denn just in diesen Augenblicken wollte Paulina natürlich mit dabei sein und auf unseren Plänen sitzen oder diese anmalen. Wir haben also jede Pause und Schlafenszeit von Paulina am Wochenende versucht zu nutzen. Im Nachgang denke ich oft, wir hätten uns ruhig für die wichtigen Planungen die Oma zum Aufpassen einladen können – nachher ist man immer schlauer.

Im Endeffekt haben wir aber meinem Freund zu verdanken, dass wir in der ganzen Planung der Räume so zügig durchkamen. Er hatte viel Spaß an der Hausplanung und sein räumliches Vorstellungsvermögen kommt dem eines Architekten nahe. Ich hatte quasi die schöne Aufgabe, seine Gedanken nur noch zu unterstützen oder zu verbessern. Von Böden, Fliesen über innenarchitektonische Dinge kann man sich derweil zum Glück im Internet, Nachts während die Tochter schläft, inspirieren lassen. Und auch der Abtransport unseres Sandes von unserem Grundstück, ließ sich über eBay-Kleinanzeigen am Handy regeln.

Bis wann wollt ihr fertig sein und wer garantiert euch das?

Unser Wunsch ist es, mit dem Hausbau im März 2019 fertig zu sein, genau zwei Jahre nach unserem Grundstückskauf. Garantieren kann uns das leider keiner. Vom Bauträger haben wir eine Fertigstellungsgarantie bis zum 20.12.2018. Danach müssen wir uns aber erst einmal um die Innenausstattung und Außenanlagen kümmern: Bodenbeläge, Küche, Malern, Terrasse, Wege, Zaun etc.

Puh, das klingt verrückt.
Erzähl mal, was war das Kurioseste, das euch in der bisherigen Bauzeit untergekommen ist…

Gründlich wie mein Freund ist, war er schon vor unserem Grundstückskauf erstklassig gewappnet: Er ist etwaige Eventualitäten durchgegangen, hatte zuvor Kostenaufstellungen von Freunden studiert, die bereits ein Haus gebaut hatten und sprach mit Freunden aus der Baubranche. Wir waren also gut vorbereitet. Dachten wir zumindest. Dass unser Traum vom eigenen Haus nicht einfach wird, konnten wir erahnen; was aber bisher auf uns zukam, bevor auch nur ein Stein gesetzt wurde, war uns so jedoch nicht bewusst. Zum Glück wächst man mit seinen Aufgaben und wir bekommen alles immer irgendwie hin. In Potsdam gilt es beispielsweise zusätzlich zum Bauantrag auch noch einen Gestaltungsrat zu überzeugen, der die Architektur des Hauses genehmigen muss; ohne dessen Zusage macht das Bauamt nichts. Paulinas Traum vom lila Haus konnten wir ihr somit leider nicht erfüllen.

Tipp:

Wenn man einen lokalen Architekten/Bauträger auswählt, der wie in unserem Fall schon entsprechend vernetzt ist und Vorgänge kennt, spart man Zeit und kann Verzögerungen vermeiden.

Was aber jeder unbedingt einkalkulieren sollte: sehr lange Bearbeitungszeiten der Bauanträge. Vor allem wenn man bedenkt, dass irgendwann das Ende der bereitstellungsfreien Zeit des beantragten Kredits in greifbare Nähe rückt. Die Bereitstellungszinsen betragen ungefähr das dreifache des normalen Zinssatzes. Zusätzlich befinden wir uns in einer Phase des Baubooms; Handwerker für die verschiedenen Gewerke zu finden fühlt sich manchmal an wie eine „Mission Impossible“. Wer denkt, dass man heute mit Handwerkern über Preise verhandeln kann, liegt falsch.

Wichtig:

Man kann nie wissen, was finanziell final wirklich auf einen zukommt, man kann sich lediglich gut vorbereiten und schätzen.Einen Puffer von 15-20% Mehrkosten einzuplanen, ist in jedem Fall ratsam.


Und zum Grundstück an sich: Nachdem wir Bodenproben zur Bodenqualität nehmen mussten (chemisches Bodengutachten) und durch die Kampfmittelbehörde belegen sollten, dass keine Bombe des zweiten Weltkriegs auf unserem Grundstück liegt (kein Witz), mussten wir auch noch lernen, dass die Beschaffenheit unseres Bodens nicht gut genug ist, um ein Haus darauf bauen zu können. Also wurde unser Boden erst einmal ausgetauscht. Aber hey, nicht so schlimm, sind ja nur ein paar Euro mehr, ein Laster und ein Tiefbauer, die bestellt werden müssen und ein paar Warteschleifen weiter, gaaar kein Problem. 
Den ausgetauschten Boden sollten wir natürlich alleine loswerden, dass wir den aber noch brauchen würden um unser Grundstück anzupassen, ist uns erst kurz vor Abtransport aufgefallen.

 

Unser Resümee:

Bauen ist nur was für Verrückte! Auch wenn man einen Bauträger hat, der ‚alles’ für einen baut, darf man nicht davon ausgehen, dass dieser nun das Denken für einen übernimmt- man muss sehr viel Zeit investieren, Schritte überprüfen und sich um etwaige Dinge alleine kümmern. Später mit den Handwerkern wird es dann ganz sicher so weiter gehen!

Und für jemanden, der nicht eingeplante Kosten überstehen kann – wir haben das große Glück, dass Stefan einen guten Job hat und damals zum richtigen Zeitpunkt eine Wohnung im Prenzlauer Berg kaufte, die wir zur Not immer noch verkaufen könnten.

Danke, liebe Anne-Marie, für deine Mühe, all die wichtigen Tipps und  Hinweise.
Mehr über diese kleine Familie und ihren Traum von eigene Haus könnt ihr bei sempfmaster auf Instagram erfahren…

Mehr aus unserer Serie #hausbaumitkindern findet ihr hier!