Wir sind eine Familie mit 3 Kindern und planen gerade die Renovierung einer Jugendstil Villa von 1911. Wir haben bereits vor einigen Jahren ein Haus in Eigenleistung kernsaniert – damals noch ohne Kinder und mit Doppelverdiener-Budget. Diesmal wird alles anders. Wir müssen erfinderisch sein, kleine Zeitfenster nutzen und mit wenig Budget große Effekte erzielen. Der Einzug ist für den 1.12. geplant. Die Villa war zuletzt ein Mietshaus, aufgeteilt in 3 Parteien. Wir machen ein Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung für meine Mama draus. Übrigens habe ich bei der Haussuche immer einen klassischen 60er Jahre Bau wie die Villa Walther vor Augen gehabt. Ich hätte niemals geglaubt, dass wir mal in einer Altbauvilla landen und dann auch noch in genau dieser, in die ich schon immer heimlich verliebt war.
Mit diesen Worten hat sich Vera bei uns gemeldet. Klar, dass wir mehr wissen wollten…

Spezifiziere „Diesmal wird alles anders.“

Die Villa ist unser 2. Haus. Wir haben als junges Paar bereits ein 70er Jahre Haus kernsaniert. Damals hatten wir Zeit, waren Doppelverdiener und haben das große Rad gedreht: Alles raus, Grundriss verändert, Fußbodenheizung eingebaut, Fensterfronten geschaffen, restlos alles wurde erneuert und energetisch saniert. Wir haben uns damals jeden Wunsch erfüllt und haben uns 5 Jahre Zeit gelassen. Diesmal ist alles anders. Wir haben inzwischen 3 Kinder, ein vergleichsweise kleines Budget und faktisch keine Zeit. Wir geben bis auf wenige Liebhabereien alle Arbeiten ab und müssen die gesamte Renovierung in 12 Wochen über die Bühne bringen. Es wird Kompromisse ohne Ende geben und neben dem ganzen Wahnsinn läuft der Alltag mit den Kindern einfach weiter.

 

Liebe Vera, du schreibst, du warst immer schon heimlich verliebt – kam es also über Kontakte zum Kauf?

Wir wohnen nur eine Querstraße von der Villa entfernt. Ich laufe oder fahre mehrfach täglich daran vorbei und musste immer einen Blick riskieren. Für mich war völlig undenkbar, dass wir uns so etwas leisten können. Außerdem wird sowas ja wohl ausschließlich vererbt. Tja, und dann stand die Villa plötzlich auf Immobilienscout. Ich konnte es nicht glauben. „Das ist unser Haus!“, habe ich zu meinem Mann gesagt. Nur unfassbare 2,5 Wochen später saßen wir beim Notar.

Wie bekommt man ein altes Haus energieeffizient? Ist das überhaupt zu schaffen?

Es ist ein Kompromiss zu Gunsten der alten Bausubstanz: Eine Heizungsanlage kann einfach ausgetauscht werden. Bei Fenstern und Türen wird es schwieriger. Die original Jugendstil Haustür muss bleiben, obwohl sie nicht gedämmt ist. Die letzten zwei Originalfenster aus Holz bleiben ebenfalls. Die einfach verglasten Kunststofffenster dagegen fliegen raus. Wir werden irgendwann das Dach von innen dämmen und auch die Kellerdecke. Wenn das Geld reicht, lassen wir das Fundament freilegen und isolieren den Keller von außen. Auf keinen Fall werden wir die Fassade dämmen. Das Haus muss atmen können. Außerdem wäre es bei dem Fassadenstuck eine Schande.

Was ist der teuerste Posten Eurer Renovierung und wie umfangreich renoviert Ihr?

Der teuerste Posten bei der Villa sind zunächst sicherlich Fenster und Türen. Das Haus hat 29 Fester und 5 Außen-bzw. Terrassentüren. So wie es aktuell aussieht, werden wir uns für Holzfenster im ursprünglichen Stil entscheiden. Das bedeutet etwa 30% Aufschlag und einen gewissen Pflegeaufwand. Aber das Haus schreit einfach danach. Ebenfalls klar: Wir werden im Ess- und Wohnzimmer der Beletage wieder Fischgrätparkett verlegen lassen. Das ist zwar irre teuer, gehört aber in diese stuckverzierten Räume wie die Nussbaum-Einbauschränke in den 60er Jahre Bungalow.
Darüber hinaus machen wir in diesem ersten Schritt nur das, was unbedingt gemacht werden muss. Das Haus ist in den 80ern modernisiert worden und alles was noch voll funktionstüchtig ist, darf erstmal bleiben. Das gilt auch für die alte Schreinerküche, die wirklich überhaupt nicht mein Geschmack ist. Aber sie ist ein Qualitätsprodukt und noch reicht unser Budget nicht für eine neue Traumküche.

Was ist die besondere Herausforderung bei einer Altbauvilla?

In gewisser Weise muss man sich darauf einstellen, auf einer Dauerbaustelle zu leben. Irgendwas ist immer fällig. Auch die Dimensionen sind bei diesen riesigen alten Häusern andere. Wenn zum Beispiel das Mansardendach gemacht werden muss, wird es gleich richtig teuer.
Vor der alten Substanz sollte man keine Angst haben. Wenn der Keller trocken und das Dach dicht ist, sind die wichtigsten Voraussetzungen erfüllt. Ich bin in einem Bruchsteinhaus von 1870 groß geworden, das nie vernünftig saniert worden ist. Ich habe wirklich großes Vertrauen in alte Häuser.
Stilistisch muss man vielleicht ein bisschen aufpassen, seinen eigenen Wohlfühlstil nicht aus den Augen zu lassen. Ich plane gerade die Einrichtung und ertappe mich oft dabei, dass ich ausschließlich nach dem Stil des Hauses auswähle. Aber wir müssen auch in den Räumen wiederfinden und wohlfühlen.

Was ist der KfW-Zuschuss und für wen lohnt er sich/ für wen nicht?

Da bin ich leider absolut kein Experte und arbeite mich selbst gerade erst ein. Ich weiß nur: Die KfW-Bank vergibt wahlweise Zuschüsse oder Kredite für Renovierungsprojekte an Altbauten oder Neubauten. Zum Beispiel für einen altersgerechten oder energetischen Ausbau. Wir bauen den Souterrain altersgerecht um, weil meine Mutter dort einzieht. Ich kläre gerade, welche Zuschüsse für uns in Frage kommen. Wichtig ist: Die Arbeiten dürfen noch nicht begonnen haben!

Was gibt es noch für Zuschüsse und was muss man dabei beachten?

Das Baukindergeld kann bald beantragt werden! Unbedingt beachten, falls Ihr euer erstes Haus kauft und Kinder habt! Familien unter einer bestimmten Einkommensgrenze bekommen pro Kind und Jahr 1200 Euro staatliche Förderung über 10 Jahre ausgezahlt. Das wird ebenfalls über die KfW-Bank gemacht. Der genaue Startpunkt für Anträge steht leider noch nicht fest.

Was macht ihr mit eurem alten Haus? Verkaufen/Vermieten (gibt es bereits ein Exposé online) und warum?

Wir haben unser altes Haus gerade verkauft. Es fällt schwer, weil so viel von uns darin steckt und zwei unserer Kinder dort geboren wurden. Himmel, ich hätte nie gedacht, wie emotional das Ganze ist! Aber die Villa will bezahlt werden und für das was wir aufgeben, bekommen wir so viel zurück. Es wohnt noch bis September eine alte Dame in der Villa, die sich gerade ebenfalls schmerzlich von ihrer Wohnung trennt. Heute stand ich mit ihr auf der großen Terrasse im 1. Stock und sie sagte: „Wissen Sie, ich habe immer Kinder auf dieser Terrasse gesehen. Es ist schon ganz richtig, dass Sie hierher kommen.“ Das alles trägt zu dem guten Gesamtgefühl bei, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.

Danke liebe Vera, dass du dich bei uns gemeldet hast und so viel Hoffnung hinterlässt, dass der Traum vom Haus eben doch manchmal ins Leben springt… Mehr über Vera und die Sanierung ihrer Jugendstilvilla findet ihr hier auf Instagram.

 

Schaffe, schaffe, Häusle baue. Wie ist das überhaupt möglich, im Alltag mit Kindern?

Wenn ihr eure Hausbaugeschichte mit uns teilen wollt, Janine freut sich über eure Mail an janine@mummy-mag.de

Hier erzählen Anna (Hobby-Architektin) und Alex (Architekt)  auf sympathische und hilfreiche Weise von der Sanierung ihres 60er Jahre Haustraums… man möchte sofort mit einziehen! Das bisschen Gartenarbeit…

In diesem Zimmer schläft Bauherrin Louisa Baron tatsächlich mittlerweile. Wie sie den Umbau ihrer 60Jahre Butze überlebt hat, hier hat Louisa ihre Bau-Tipps für euch zusammengefasst.