Für meine zweite Geburt hatte ich mir jede Menge vorgenommen. Alles sollte besser und entspannter laufen, als bei meiner ersten. Denn da passte gefühlt gar nichts – vor allem mit der Hebamme passte ich nicht zusammen. Ob es funktioniert hat? Erzähle ich in meinem The Day that…
Diesmal, hatte ich mir also Großes vorgenommen. Auch wenn ich es natürlich besser weiß: Eine Geburt ist nicht wirklich planbar sondern immer irgendwie eine Wundertüte. Aber das ist ja auch erstmal egal, ich hatte meine Wünsche und (hoffentlich) positive Einstellung – und wenn alles gut ist, dann wird das schon irgendwie locker flockig laufen. So weit also der Plan.
Ich bin in dieser Schwangerschaft auf viele Dinge gestoßen, die ich auch gern vor 12 Jahren schon gewusst hätte. Ich habe mich also diesmal durch ein paar Themen gelesen. Durch eine schwangere Schmerzpatientin, die mir mit ihrer Schwangerschaft ein paar Monate voraus war, bin ich zum ersten Mal auf das Wort „Hypnobirthing“ gestoßen. Ich habe mir also das Buch gekauft und große Hoffnungen hineingelegt. Schließlich klingt „schmerzfreie Geburt“ doch genau nach dem, was wir uns so wünschen.
Allerdings habe ich es recht schnell wieder zur Seite gelegt. Zu amerikanisch, zu freakig für mich und irgendwie nicht meine Welt. Zudem sind die Kurse, die man mit einem Coach buchen kann irrsinnig teuer – in gewisser Weise halte ich das für Geldschneiderei – was bei Eltern ja furchtbar gut funktioniert (ich bin seit 12 Jahren im Business, da kriegt man so einiges mit/ab). Ich habe mir deshalb schlicht ein paar Dinge rausgegriffen: Atemübungen zum Beispiel. Aber mich auf einer Wolke und mir dann auf der Wolke diverse Regenbogenfarbwechsel vorzustellen (whaaaaat?), dazu bin ich nicht in der Lage. Ich hasse ja schon autogenes Training, ich erreiche also nicht mal den meditativen Status.
Dann las ich in Kareen Dannhauers Buch „Guter Hoffnung“ den für mich unglaublich wichtigen Part zum Thema Wehen: Wer Stress hat, produziert womöglich kein Oxytocin und die Wehen hören auf. Genau das, was mir bei meiner ersten Geburt passierte – und ich landete damals am Wehentropf. Ob das jetzt wirklich so war, keine Ahnung, das werde ich wohl nie erfahren. Diesmal war also schlussendlich der Plan: Sie kommt, wenn sie will und ich mache den Mund auf, wenn mir was nicht passt.
Vier Tage über Termin musste ich ins KH zum CTG. Dort stellte die Ärztin fest, dass nicht mehr wirklich viel Fruchtwasser übrig war und am liebsten hätte sie sofort eingeleitet. Wollte ich natürlich auf keinen Fall und hatte um eine Nacht gebeten. Eine Nacht, in der ich es eventuell selbst anschieben kann. Von der Hebamme im Krankenhaus bekam ich dafür etwas gemischtes Nelkenöl und eine kurze Einweisung mit nach Hause. Und was soll ich sagen: Morgens um vier hatte ich die ersten Wehen. Und alles war ganz anders als bei der ersten Geburt. Um sieben fuhren wir dann ins Krankenhaus, ich hatte mich übergeben und war ziemlich unsicher, ob das normal ist (die Hebamme: ja, ist es – da will alles überall gleichzeitig raus) und hatten erst einmal eine Art Hotelzimmer für uns. Erst kurz vor der Geburt ging es rüber in den Kreisssaal.

Die Sache mit dem Nelkenöl

Nelkenöl KANN helfen, die Geburt etwas anzuschieben. Das ist allerdings mit Vorsicht zu genießen und bitte NIEMALS ohne eure Hebamme. Nelkenöl wird mit Mandelöl angemischt (denn pures Nelkenöl ist sehr hautreizend) und es werden nur wenige Tropfen auf einen Tampon gegeben, der dann für kurze Zeit eingeführt wird. Nach einigen Stunden könnt ihr den Vorgang wiederholen. Bei mir und Madeleine hat’s funktioniert. Wir können euch aber immer nur empfehlen: Sprecht mit eurer Hebamme – und nutzt es nur, wenn es unbedingt nötig ist.
Mein erstes Gefühl im Zimmer: Ich muss raus aus meinen Klamotten. Auf der Stelle. So sehr manche das hinten offene Nachthemd verteufeln, ich war froh um etwas „Luftiges“, Hauptsache wenig berührt meine Haut und ich hatte Platz rumzulaufen. Keine Ahnung, wie lange ich hin und her gelaufen bin und versucht habe, die Wehen wegzuatmen. Anfangs dachte ich noch: Okay, alles klar DAS schaff ich, aber irgendwie hatte ich ignoriert, dass die Wehen ja irgendwann auch etwas mehr werden und zum Ende hin lag ich also nur noch rum und hoffte, dass die Wehe endlich wieder aufhört, weil ich so langsam nicht mehr wusste, wohin ich das noch veratmen soll.
Die meiste Zeit waren wir allein, der arme Mann saß auf einem Stuhl neben mir und hielt Händchen – so recht wahrgenommen habe ich das allerdings nicht mehr. Ich war ziemlich fokussiert auf den Schmerz und den Versuch, die einzelnen Wehen irgendwie zu kontrollieren. Das war – so im Nachhinein – ganz interessant, weil ich natürlich irgendwann nicht mehr das Gefühl hatte, überhaupt noch etwas kontrollieren zu können. Egal wie ich lag oder atmete, das tat immer gleich weh. Aber gleichzeitig war in meinem Kopf auch der Gedanke: Geil, ich habe Wehen, also hab ich keinen Stress. Es fühlte sich alles normal an. So wie es eben sein sollte. Und dann musste die kleine Madame eben irgendwann raus. Und ich fühlte mich von der Hebamme irrsinnig gut betreut. Egal wie langsam ich war, sie hat mich weder angezählt, noch gehetzt, sondern immer auf mich gewartet, sie hatte sogar kurz Mitleid mit mir, weil ich zum Schluss eben doch mit wohl weniger starken Wehen pressen musste – da haben sie dann nämlich doch wieder fast aufgehört. War aber okay für mich, war ja genug anderes los da unten.
Als ich die Madame dann auf dem Arm hatte, war mein erster Satz: Die sieht ja aus wie ich! Und dann war ich schon verliebt. Klein und zauberhaft, wenn auch etwas lädiert (was ich natürlich nicht gesehen habe) und fertig von der harten Arbeit. Neun Stunden hat es diesmal gedauert, wesentlich länger als meine erste Geburt. Aber in diesen neun Stunden habe ich mich immer sicher, gut betreut und sehr wohl gefühlt – und das will in Zeiten von „Gewalt in der Geburtshilfe“ schon was heißen.
Fest vorgenommen hatte ich mir diesmal übrigens auch, dass ich – wenn möglich – noch am selben Tag nach Hause möchte. Auch das wurde mir bei der ersten Geburt verwehrt (nicht, dass das falsch rüber kommt, das war schon gut so, ich bin leider zusammengeklappt als ich aufstehen wollte) und war bis heute eine der schlimmsten Nächte ever. Diesmal ging es mir körperlich so viel besser (Dank Yoga, positiver Einstellung und Sport war wohl doch noch einiges an Kondition übrig). Ich konnte es selbst kaum fassen, WIE gut es mir ging. Das Krankenhaus war auch ganz schön voll, mein Wunsch war also durchaus willkommen. Und so hieß es nach sechs Stunden Beobachtung: Heim ins eigene Bett. Juhu! Mein größter Dank geht an meinen Mann, der mich unterstützt hat, egal wie dämlich meine Gedanken manchmal waren und an die Hebamme, die eine so unglaublich beruhigende Ausstrahlung hatte. Und ich wünsche wirklich allen Frauen eine Geburt, die so abläuft, wie sie sich das wünschen!