Marie ist Mama von zwei Kindern, deren Geburten nicht unterschiedlicher hätten sein können. Obwohl die erste einem doppelten Marathon glich und sie vor eine unglaubliche körperliche Herausforderung stellte, sah sie der Geburt ihres zweiten Kindes gelassen entgegen. Auf die Welt gekommen sind sie schließlich noch alle…

Schwanger mit dem zweiten Kind!

Darüber waren wir überglücklich! Wir haben bereits eine vierjährige Tochter, die auf keinen Fall ein Einzelkind bleiben sollte. Ihre Geburt war eine sehr anstrengende Erfahrung gewesen, aber dennoch hatte ich keine negativen Befürchtungen hinsichtlich der zweiten Geburt. Meine eher pragmatische Devise war immer „Irgendwie und irgendwann kommen alle Babys zur Welt, im Zweifelsfall per Kaiserschnitt – Hauptsache am Ende geht es allen gut“. Und auch wenn die zweite Schwangerschaft keine so beschwerdefreie Bilderbuchschwangerschaft war wie die erste und ich viel schlapper und weniger belastbar war als damals, war ich bezüglich der Geburt insofern optimistisch, als dass man ja sagt, dass es beim zweiten Kind meist schneller geht. 

In 24 Stunden zum Baby!

Und damit konnte es eigentlich nur besser werden als vor vier Jahren. Da vergingen nämlich von den ersten Wehen bis zur Geburt 24 Stunden. Ich weiß natürlich, dass es auch noch viel länger dauern kann, aber mir kam es damals trotzdem vor wie eine Ewigkeit. Die Wehen waren extrem schmerzhaft, im Unterleib und vor allem im unteren Rücken, aber der Muttermund öffnete sich einfach nicht. Ich hatte im Krankenhaus in der Badewanne gelegen, wir waren spazieren gegangen und wurden zwischendurch noch einmal nach Hause geschickt, eine solche Unterbrechung könne die Geburt manchmal vorantreiben. Und siehe da, langsam öffnete sich der Muttermund. Ich hing weiter am Schmerztropf, bekam mal Wehenhemmer, mal Wehenverstärker. Die Chronologie der Ereignisse kann ich heute gar nicht mehr nachvollziehen. Tatsächlich hatte sich der Muttermund nach fast 20 Stunden dann endlich geöffnet, ich war komplett entkräftet und brachte unsere Tochter letzten Endes dank PDA schmerzfrei, aber wegen eines Geburtsstillstandes mit einer Saugglocke zur Welt. Als sie in meinen Arm lag, waren die Anstrengungen jedoch vergessen und ich war überglücklich.

Stunden bis Baby

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Wer kümmert sich bloß um unsere Tochter?

Meine größte Sorge während der zweiten Schwangerschaft war also nicht die Geburt an sich, sondern vielmehr die Frage, wie unsere Große betreut werden sollte. Wir haben keine Verwandtschaft in unserem Wohnort, ihre Großeltern wohnen weit weg. Sie hängt sehr an uns und ich hatte schreckliche Angst, dass sie, wenn wir nachts im Krankenhaus sind, wach werden könnte, voller Angst was da gerade vor sich geht und wie lange es dauert, bis wenigstens ihr Papa wieder bei ihr ist. Verschiedene Bekannte wurden eingespannt, deren Termine gecheckt und ausgeklügelt, wer wann zu uns kommen oder die Große nach der Kita mitnehmen könnte, um die Betreuung sicher zu stellen. Eine Woche vor dem Geburtstermin sollte dann zunächst meine Mutter anreisen und im Anschluss, falls ich übertragen würde, meine Schwiegermutter. Allerdings war ich mir eigentlich sicher, dass das Kind schon nicht zu früh kommen würde. Unsere Tochter kam drei Tage zu spät. Bei Nummer 2 würde es sicher so ähnlich sein. Und schließlich sollte das Kind ja warten, bis eine Oma da ist, um es für die große Schwester und alle anderen so entspannt und bequem wie möglich zu gestalten. Aber es kommt ja selten wie geplant…

Und das noch zwei Wochen?

Die 38. Schwangerschaftswoche hatte gerade begonnen. Ich hatte den letzten Termin meines „Aqua Fit für Schwangere“ Kurses hinter mir. Dort hatte mir eine Mitstreiterin von den heftigen Senkwehen berichtet, unter denen sie seit einiger Zeit leide. Auch ich verspürte seit einigen Tagen gelegentlich einen heftigen Zug nach unten. Bei meiner Tochter hatte ich damals nichts dergleichen erlebt. Daher nahm ich an, dass ich nun wohl auch Senkwehen hätte und diese mich in der verbleibenden Zeit begleiten würden. Es war Wochenende, zwei Wochen vorm errechneten Termin. Mein Mann war zu Hause, wir konnten die letzte freie Zeit zu dritt noch einmal nutzen. Die Tochter wollte zu den Wildschweinen, der Mann brauchte Klamotten. Also ging es nach dem Frühstück erst einmal in den Wildpark. Im Anschluss fuhren wir ins Einkaufszentrum, um mehrere Stunden durch diverse Geschäfte zu schlendern. Von Zeit zu Zeit spürte ich immer wieder meine „Senkwehen“. Zwischendurch waren sie schon intensiver, so dass ich mich konzentrieren musste, um sie wegzuatmen. Aber das ging super, es war ja noch zwei Wochen zu früh, also könnten es keine Geburtswehen sein. Außerdem fühlten sich die Schmerzen auch anders an als die Wehen damals bei der Geburt unserer Tochter. Also alles im grünen Bereich. Nervig, aber ok. Mein Mann erzählte später, dass es ihm für mich fürchterlich leid tat, dass ich diese Schmerzen nun vermutlich die nächsten zwei Wochen immer wieder haben würde. Nachdem wir mit unserer Shopping Session fertig waren, mussten wir noch Lebensmittel einkaufen gehen und dann war der Samstag schon zu Ende. Zu Hause kümmerte sich dann mein Mann um das Abendessen und ich entschied, dass es doch mal an der Zeit wäre, mich aufs Sofa zu legen und zu entspannen. Dieses nervige Ziehen kam immer wieder. Es war Fußball WM und wir sahen uns abends ein Spiel an. Dieses Ziehen, das ich weiterhin gut wegatmen konnte, kam regelmäßiger. Ich schrieb mit einer Freundin hin und her, die ganz oben auf der Betreuungsliste für unsere Tochter stand, da wir für Sonntag verabredet waren. Mehr spaßeshalber schrieb ich ihr, dass es sein könne, dass wir uns nachts bei ihr melden, aber eigentlich konnte ich mir das selbst nicht vorstellen. Wir gingen gegen Mitternacht ins Bett. Ich denke, dass ich ungefähr eine halbe Stunde geschlafen habe. Dann ließen mich die Wehen nicht mehr richtig schlafen. 

Es geht los!

Mittlerweile war ich soweit zu akzeptieren, dass das doch heißen könnte, dass es losgeht. Aber es zog noch nicht im Rücken wie damals und ich wollte mich auf keinen Fall zu früh auf den Weg ins Krankenhaus machen. Schließlich wusste ich ja, wie lange es dauern kann und diesmal gab es ja auch noch dieses kleine Mädchen, das nicht unnötig lange in Aufregung versetzt werden sollte. Also abwarten, bis die Wehen schlimmer und häufiger werden und bis dahin schön weiter wegatmen, wie ich es im auffrischenden Geburtsvorbereitungskurs noch einmal gelernt hatte. Die Zeitabstände zwischen den Wehen wurden kürzer. Bei der Anmeldung zur Geburt im Krankenhaus hatten sie gesagt, wir sollten uns auf den Weg machen, wenn die Wehen alle acht bis zehn Minuten kommen und ca. eine Minute andauern. Bei mir waren es irgendwann alle fünf bis acht Minuten, aber noch immer konnte ich die Schmerzen gut verarbeiten. Ich war verunsichert – was hieß das jetzt? Also stand ich noch einmal auf, um mein Handy zu holen und um zu stoppen, wie lange die Wehen andauern. Und sie waren tatsächlich länger als eine Minute. So lange waren sie mir überhaupt nicht vorgekommen! Als ich gerade ernsthaft darüber nachdachte, mal im Kreißsaal anzurufen, ob ich denn schon vorbei kommen soll, hörte ich ein Geräusch (Ich könnte wirklich schwören, ein Plop-artiges Geräusch gehört zu haben!) und unter der Bettdecke wurde es klatschnass.

Die Fruchtblase war geplatzt!

Das war gegen 2:15 Uhr und damit war für mich auch die Frage beantwortet, ob wir uns ins Krankenhaus aufmachen müssen. Ich weckte erst einmal meinen Mann. Der war auch einigermaßen überrascht, dass es wohl doch schon losgeht. Ich wusste nicht mal, ob das Kind schon fest im Becken sitzt. Bei der letzten Vorsorge war das noch nicht der Fall gewesen. Also rief mein Mann erst einmal im Krankenhaus an, kündigte uns an und fragte, ob ich denn überhaupt aufstehen darf. Das wurde zum Glück bejaht, auf einen Liegendtransport im Rettungswagen hätte ich auch wirklich keine Lust gehabt. Dann rief er unsere Freundin an. Sie wohnt ganz in der Nähe und schwang sich gleich auf ihr Fahrrad, so dass sie wohl kurz nach halb drei bei uns war. Mittlerweile – nach dem Blasensprung – waren die Wehen wirklich heftig und mir war klar, dass wir es eilig haben. Meinem Mann war das noch nicht ganz klar. Er machte sich noch ganz entspannt auf die Suche nach einem Din A4 Umschlag, den man im Krankenhaus mit abgeben könnte, um vom Standesamt später die Geburtsurkunde zugeschickt zu bekommen. Ich glaube, da habe ich ihn angeschrien, weil ich mich fragte, woher zum Teufel er in diese Situation die Ruhe nimmt, an solche Nebensächlichkeiten zu denken?! Seltsamerweise habe ich den besagten Umschlag aber noch zielsicher aus der Kommode gezaubert. Dann gingen wir zum Auto.

Auf ins Krankenhaus!

Die Wehen waren mittlerweile extrem heftig, im Auto fing ich dann dank der unbequemen Sitzhaltung an, laut zu schreien. Wie in schlechten Filmen überfuhr mein Mann mehrere rote Ampeln (natürlich nicht, ohne vorher zu checken, ob die Kreuzung frei ist) und kurz vor 3 Uhr hielten wir auf einem der Kurzzeitparkplätze vorm Kreißaal. Zeit zum Umparken bis 3:30 Uhr. Auf dem Parkplatz musste ich unter Schreien eine Wehe wegstecken, die nächste im Fahrstuhl, dann eine an der Anmeldung. Wir wurden in einen Kreißaal gebracht. Auf die Frage hin, ob ich etwas gegen Schmerzen haben möchte, gab es nur eine Antwort – JA! Also legte mir eine Schwester einen Zugang und die Hebamme schloss mich ans CTG an. Die Wehen waren unsagbar heftig. Mein Mann ging mir erst einmal Wasser holen, im Anschluss wollte er umparken. Doch die Hebamme meinte „Lass mal lieber und bleib hier“. Ich weiß noch, dass mich das überraschte, da wir ja gerade erst angekommen waren. Und dann forderte sie mich auf, doch gerne zu pressen, wenn ich das Bedürfnis verspüre. Und das tat ich. Kurz danach konnte sie den Kopf sehen und zwei mal pressen später konnte sie mir Jakob in die Arme legen. Da war er, unser kleines Kerlchen! Um 3:18 Uhr mit 49cm und nur knapp mehr als 2.700g, gesund und munter. Wir waren überwältigt.

Hallo Baby!

Der Zugang lag ungenutzt in meinem Arm und die Hebamme meinte nur schmunzelnd, dass wir 12 Minuten CTG geschrieben hatten. Nach meiner Vorerfahrung hätte ich nie geglaubt, dass eine Geburt so schnell gehen kann! Und dass es so schön sein kann! Die Schmerzen waren auch ohne Schmerzmittel absolut aushaltbar und es war eine großartige Erfahrung, das Kind selbst und ohne irgendwelche Hilfsmittel austreiben zu können. Die Geburt hat für mich nur ca. eine Stunde gedauert, denn erst ab dem Blasensprung hatte ich wirklich Wehen, die einem den Atem rauben, alles davor war gut auszuhalten. Manchen wäre es vielleicht zu schnell gegangen, aber für uns war es perfekt. Und das Glück, den Kleinen nun bei uns zu wissen, war einfach  überwältigend! Mir ging es gut, meine Geburtsverletzungen, die sich glücklicherweise im Rahmen hielten, wurden versorgt und wir konnten schon gegen 5 Uhr auf unser Zimmer. Da hier bereits eine Wöchnerin lag und schlief, machte sich mein Mann auf nach Hause, um unserer Großen die freudige Botschaft zu überbringen. Die war tatsächlich ca. 10 Minuten vor seiner Ankunft aufgewacht und überlegte gerade mit unsere Freundin, wie lange es wohl dauern wird, bis das Baby da ist. Und da konnte ihr Papa ihr gleich mitteilen, dass ihr kleiner Bruder schon auf der Welt ist. Nach dem Frühstück kamen die beiden zu uns und wir konnten die ersten Momente als vierköpfige Familie genießen. Was für ein unbeschreibliches Glück!

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Na dann los!

Letzten Endes kann man also festhalten, dass die zweite Geburt tatsächlich (viel) schneller ging als die erste und meine Sorge, ob unsere Tochter die Zeit gut überstehen würde, vollkommen unbegründet war. Es ging alles so schnell, dass sie praktisch gar nicht merkte, dass wir weg waren. Und als sie uns neulich erzählte, dass wir noch mehr Babies bekommen sollen, meinte sie, dass dann jedes mal wieder unsere Freundin auf sie aufpassen soll.

Oh Marie, vielen lieben Dank, dass du eure schöne Geschichte mit uns geteilt hast. Danke auch für dein Vertrauen und alles Gute für dich, euch und die kleine Rakete!

Bilder:
Header: Fujikama
Frau im Bett: StockSnap
Händchen: Michal Jarmoluk
Füßchen: Esudroff

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