Seit vier Tagen habe ich nichts zu Mittag gegessen, stattdessen telefoniert oder geschrieben. Jeder Abend: verplant für Telefonkonferenzen, das Schreiben neuer Texte, Überlegungen, wen man noch als Multiplikator*innen gewinnen könnte. Ich gehe sogar soweit und mache Dinge, die wirklich so gar nicht meins sind – zum Beispiel bekannte Persönlichkeiten, wie Jochen Schropp oder Birthe Wolter auf der Straße ansprechen und um Mithilfe bitten. Nach Tag 6: Herpes, ich bin vollkommen platt, müde.

Und warum das Ganze?

Klimagerechtigkeit – für euch.

Meine zwei Söhne, sie haben keine Ahnung, in was für eine Welt ich sie hineingeboren habe. Sie vertrauen einfach. Schauen mich an. Mit riesengroßen offenen Augen, blau und klar. Ihr größtes Problem im Moment: die Brezel miteinander zu teilen. Alles andere ist ihnen egal und das ist okay. Meine beiden Buben sind ein und drei Jahre alt. Es ist nicht ihr Job zu wissen und sich zu kümmern. Um ehrlich zu sein – ich bin froh, dass sie nicht wissen.

Sie wissen nicht, dass zurzeit “das größte Massenaussterben seit dem Zeitalter der Dinosaurier” stattfindet. Das hat eine Gruppe aus knapp 27.000 Wissenschaftler*innen alias Scientists for Future geschrieben.

Ein Grund für dieses Massenaussterben ist die vom Menschen verursachte Klimaerwärmung. Ganz ehrlich: mein großer Sohn weiß schon ganz genau, was das Wort “ausgestorben” bedeutet. Er ist Dinofan. Im Museum hat er “Geleckte” (= Skelette) bestaunt. Voll Schaudern hat er mich gefragt, wieso Dinosaurier ausgestorben sind und wo sie jetzt sind.

Wenn ich wollte, könnte ich ihm erklären, was hier gerade abgeht und was für eine Dramatik darin steckt. Aber ich will es nicht. Weil es mir Angst macht und ich sie ihm nicht nehmen könnte. Die Scientists schreiben:

“Weltweit sterben Arten derzeit 100- bis 1000-mal schneller aus als vor dem Beginn menschlicher Einflüsse. In den letzten 500 Jahren sind über 300 Landwirbeltierarten ausgestorben; die untersuchten Bestände von Wirbeltierarten sind zwischen 1970 und 2014 im Durchschnitt um 60 % zurückgegangen.”

Scientists for Future

“Bei zunehmender Erwärmung der Erde werden gefährliche klimatische Kipp-Punkte des Erdsystems, das heißt sich selbst verstärkende Prozesse, immer wahr­scheinlicher. Dies würde dazu führen, dass eine Rückkehr zu heutigen globalen Temperaturen für kommende Generationen nicht mehr realistisch ist.”

Scientists for Future

Die Folgen sind schon heute mehr als spürbar. Naturkatastrophen, Verteilungskriege, Dürren, Hunger. Ganze Länder werden einfach vom Meer verschluckt. Andere sind nicht länger bewohnbar, weil das Grundwasser schwindet. Ein Szenario wie in einem Roland Emmerich Katastrophenfilm. Nur eben in echt.

Point of no Return? Noch nicht.

Das alles ist Fakt. Aber wir könnten das Schlimmste verhindern. Wenn wir jetzt die Notbremse ziehen. Dafür setzen Verbände und Umweltleute sich seit Jahrzehnten ein. Mächtig Auftrieb hat die Bewegung aber durch Greta Thunberg und die mutigen, großartigen Schüler*innen und Studis von Fridays for Future erfahren. Gerade erst haben sie ihre Klimaziele vorgestellt. Sie haben meine volle Unterstützung dafür und für ihren Einsatz.

Im März hat es mich gepackt, kurz nachdem ich hier für Mummy Mag den Bericht über die Parents geschrieben habe. Ich konnte nicht länger still sitzen, wollte meinen Beitrag leisten und helfen. Quasi direkt entstand die Idee eine Petition beim Bundestag einzureichen – noch eine Ebene um Druck zu machen. Noch ein Mittel um laut zu werden:

Hallo Bundesregierung – TUT DOCH MAL WAS.

Es gäbe ja sogar schon einen fertigen Entwurf für ein Klimaschutzgesetz aus dem SPD geführten Umweltministerium. Aber die CDU und CSU Ministerien wollen sich nicht reinreden lassen, wollen Ressort-eigene-Ziele festlegen. Schön und gut – aber leider passiert einfach nichts.

MUMMY MAG unterstützt Parents for Future – ihr könnt das auch!

Ich sitze hier und bin echt platt. Es ist viel Arbeit, quasi jeden Abend. Das wird so bleiben, bis die Mitzeichnungsfrist der Petition am 6. Mai vorüber ist. Bis dahin wollen wir mindestens 50.000 Stimmen sammeln, um eine öffentliche Anhörung im Petitionsausschuss zu erreichen und unsere Ziele persönlich vorstellen zu können. Dahin ist es noch ein langer Weg. Momentan erreichen wir pro Tag etwa 1000 Leute. Das reicht nicht.

Warum ich das mache? Ich habe es mich zwischendurch gefragt. Aber es ist eigentlich klar: ich mache es für meine Kinder. Ich bin es ihnen schuldig, hier kein Chaos zu hinterlassen, bzw. meinen kleinen Beitrag dazu zu leisten. Dabei bin ich eine von unglaublich vielen Menschen. Denn: dieser Gedanke eint mich mit den vielen engagierten Parents for Future, die in den letzten Wochen so viel organisiert und getan haben, neben Arbeit und Kindern. Jetzt ist die Zeit. Wir können nicht länger warten.

Wir brauchen ein Klimaschutzgesetz – jetzt.

So könnt ihr ganz einfach helfen:

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Und damit ist nicht der Wandanstrich gemeint 😉

Saskia fragt sich: Wie kann sie klappen die umweltfreundliche Verkehrswende hin zu weniger Lärm- und Schadstoffbelastungen, einem leistungsfähigem öffentlichem Personennah- sowie Lieferverkehr in den Städten, mehr Rad- und weniger Autoverkehr mit Verbrennungsmotoren?