Sissi Rasche ist eine Überzeugungstäterin – anders ließe sich nicht erklären, wie sie all ihre Lieben und Leidenschaften unter einen Hut bekommt. Sie ist leidenschaftliche Hebamme und hat bei der Hälfte unseres Teams Geburten begleitet. Sie ist überzeugte Verfechterin natürlicher Materialien für Babybekleidung und hat mit ihrer Partnerin den Laden und Online-Shop BABYBOX by Winzig & Klein aufgebaut. Sie ist Markenbotschafterin für Brands wie Lillydoo oder Cybex. Aber vor allem ist sie Mama von drei Kindern. Jetzt hat sie die Geburt ihrer jüngsten Tochter Lilo für uns aufgeschrieben – eine wundervolle Familiengeburt in den eigenen vier Wänden, die von ihrer lieben Freundin Annett Kohlmann mit unglaublich persönlichen Bildern begleitet wurde. Wir sind unglaublich froh und dankbar, eine so schöne Geburt zeigen zu dürfen…

„Ich muss ein bisschen ausholen, bevor ich zur eigentlichen Geburtsgeschichte komme. Alle, die mich persönlich gut kennen, wissen, dass ich mir ein drittes Baby von Herzen gewünscht habe. Doch mit zwei Kindern, meiner Arbeit als Beleghebamme und meinem Herzensprojekt, der Babybox, war kein Platz für ein weiteres Baby. Doch nicht immer siegt die Vernunft und so kam unsere Lilo dann doch – ganz unerwartet und gleichzeitig die pure Erfüllung meiner Wünsche. Als ich den positiven Schwangerschaftstest in der Hand hielt, konnte ich es nicht glauben. Nun ja, mein Zyklus war etwas durcheinander geraten und mein Eisprung scheinbar sehr viel später als gedacht, aber somit war von Beginn an der Entbindungstermin unklar. Wir wussten nur, irgendwann im November sollte es soweit sein!

Meinen ersten Sohn habe ich 10 Tage vor dem errechneten Termin geboren und unsere Tochter drei Tage danach. Bei Lilo dachte ich von Anfang an, sie würde bestimmt sehr zeitig kommen. Pustekuchen… Umstehende könnten denken, dass ich als Hebamme auf alles eine Antwort haben würde oder solche Dinge besser im Gefühl haben müsste. Es gibt aber einfach Dinge im Leben, die kommen, wie sie kommen. Genau das macht unser Leben aber auch so wahnsinnig spannend und schön.

Uns war klar, dass es eine Familiengeburt zuhause sein sollte. Meine beiden Kinder waren ebenfalls zuhause auf die Welt gekommen und beide Geburten waren wunderschön. Und da die Kinder schon so groß sind, war unser Wunsch, dieses Erlebnis mit ihnen zu teilen. Wir haben lange vorher damit begonnen, Hugo und Cléo auf die Geburt vorzubereiten. Wir haben viel und sehr offen über die Geburten der beiden geredet und – bedingt durch meinen Job – auch über die Geburten mit den Frauen, die ich bei ihren Geburten betreute in dieser Zeit. Wir haben Bücher darüber gelesen und immer wieder die Normalität einer Geburt und den Beginn des Lebens besprochen. Wir wussten natürlich nicht, wie und wann es schlussendlich losgehen würde, aber es galt einfach immer unser Familienmotto „go with the flow“.   

Ich weiß nicht genau, wie ich es ausdrücken soll, aber ich fühlte mich während dieser Schwangerschaft deutlich wohler als zuvor. Ein ganz entscheidender Grund dafür war, dass ich bis zwei Wochen vor der Geburt sportlich sehr aktiv war. Ich kann es selbst kaum glauben, aber ich war wirklich noch zwei Wochen vor Lilos Geburt beim Sport mit meiner sehr herausfordernden, aber zugleich verständnisvollen Personal Trainerin Nada. Jetzt werden einige denken, wieso eine Personal Trainerin? Im Grunde ganz einfach, denn sie war der Grund, meinen inneren Schweinehund jede Woche aufs Neue zu besiegen. Ohne sie hätte ich die Sache mit dem Sport bestimmt nicht durchgezogen.

Sport war zudem total wichtig als Ausgleich zu meinen eigentlich viel zu vielen Aufgaben während der Schwangerschaft. Ich erzähle meinen Frauen immer wieder, dass sie sich nicht überanstrengen und einen Gang zurück schalten sollen. An meine eigenen Regeln habe ich mich aber nicht gehalten. Kurz vor meiner Schwangerschaft hatten wir ja auch die Babybox gegründet und, wie sich jeder vorstellen kann, gibt es während einer Gründungsphase sehr, sehr viel zu tun.

Mein ganz persönlicher Klimax war der gemeinsame Event von Babybox und Mummy Mag Ende November, wo ich eigentlich während der gesamten Planung fest davon überzeugt war, dass ich zu dem Zeitpunkt schon im Wochenbett liegen würde. Funny enough hat mein Mann mir immer gesagt, dass ich nicht loslassen könne und unser Baby erst nach dem Event käme. Nun ja, er kennt mich anscheinend besser, als ich dachte! Nach diesem Event in der Babybox fiel der Druck von mir ab und bereits 24 Stunden später hatte ich einen Blasensprung und die ersten Wehen. Und soll ich euch was sagen? Alles, aber auch wirklich alles an dieser Kombination fühlte sich gut und richtig an, denn ich war glücklich über all das, was wir erreicht hatten.

Es war ein Sonntagabend und ich kraxelte gerade die Treppe vom Hochbett hinunter, wo ich Hugo und Cléo vorgelesen hatte und die beiden in freudiger Erwartung auf einen Montag mit Schule und Vorschule eingeschlafen waren. Noch während ich die Treppe runter stieg, hatte ich meinen Blasensprung. Die ersten Wehen folgten zügig und ich wurde ein wenig nervös, weil meine innere Stimme mir signalisierte, dass es jetzt auch recht schnell gehen kann. Viel früher als bei meinen anderen Geburten habe ich meiner Hebamme Bescheid gesagt – bekanntlich sind Sonntag abends die meisten von uns eher entspannt und gehen gerne mal früher ins Bett. Es kam für meine Hebamme und uns alle etwas anders.

Parallel rief ich auch meine zweite Hebamme Vanessa und unsere Freundin Annett an. Annett hatte ich schon zu Beginn der Schwangerschaft gefragt, ob sie die Geburt begleiten und fotografieren würde und ich war extrem glücklich, dass sie sofort ja sagte. Allerdings war Annett während des Anrufs auf einer mega angesagten Party im Borchhardt, doch sie verließ die Party sofort – und kam kurze Zeit später in Netzstrümpfen und High Heels bei uns an. Zum Glück hatte ihr eine innere Stimme vor dem Losgehen zur Party gesagt, dass sie besser eine Tasche mit Jogginghose, Sweater und natürlich ihrer Kamera mitnehmen sollte. Als hätte sie es geahnt.

Annett traf als erste ein, kurze Zeit später meine beiden Hebammen Melanie und Vanessa. Zwischenzeitlich hatte mein mittlerweile erfahrener Hausgeburts-Ehemann das Geburtsbecken eingelassen und plötzlich standen alle in großer Erwartungshaltung vor mir. Das war der Moment, wo mir dann glaube ich erstmals so richtig bewusst wurde, dass es jetzt losgeht und ich „loslassen“ muss. Und zu meiner, und der großen Überraschung aller anderen, hatte ich richtiges Lampenfieber und nichts ging mehr. Also habe ich mich ins Bett gelegt, während Christian das „Begleitprogramm“ übernommen hat, welches nach einem kurzen Netflix-Ausflug schnell in ein Bettenlagermachen überging.

Nach etwa einer halben Stunde Ruhe ging es dann aber auch schon ordentlich los. Die anwesende Crew wurde wieder geweckt und der Pool aufgewärmt. Es gab dann noch eine halbe Stunde „Wehen an Land“, bevor es dann in den Pool ging. Eine Wassergeburt ist für mich wie eine „natürliche PDA“ und ich war endlich angekommen inmitten meiner engsten Vertrauten, in unser Wohnung und umgeben von Kerzenschein. Das war auch der Moment, in dem Christian die Kinder weckte. Cléo ist sofort aufgesprungen und war hellwach. Hugo war im Tiefschlaf und dachte, Papi will ihn veräppeln und hat sich noch zweimal umgedreht.

Ich kann mich aber noch gut daran erinnern, wie die beiden dann ins Wohnzimmer kamen. Cléo wäre am liebsten vor lauter Neugierde in den Pool gesprungen und Hugo hat recht schnell seine „Bademeister-Position“ auf dem Kinderstuhl neben dem Pool eingenommen.  Wir hatten mit beiden schon lange über diesen Moment gesprochen und uns war auch klar, dass wir beide sehr genau beobachten müssen, um festzustellen, ob sie sich vielleicht unwohl fühlen. Denn natürlich ist es etwas ganz anderes, eine Geburt mitzuerleben, als nur darüber zu sprechen. Und wie diejenigen von euch wissen, die bereits geboren haben, es kann und darf auch zwischendurch mal etwas lauter werden und auf sowas kann sich niemand (weder Väter und schon gar nicht Kinder) vorbereiten. Als die Geburt sich langsam dem Höhepunkt näherte, ging Christian dann auch zeitweise mit beiden raus in die Küche – dort wurde, wie ich später erfuhr, angeregt diskutiert, wie es bei den Geburten der beiden so war.

Es dauerte dann aber keine Viertelstunde mehr und Vanessa hat alle drei wieder reingeholt, denn Lilo ließ nicht länger auf sich warten. Nicht einmal vier Stunden nach dem Blasensprung war es soweit. Meine beiden Hebammen ganz nah bei mir, Annett gefühlt über mir, Cléo fast im Pool, Hugo und Christian wie Bademeister am Beckenrand. Ich habe es erst später auf den Bildern gesehen. Es war einfach magisch.

Dann kam der Moment, als Lilo ins Wasser glitt. Bis zu dem Zeitpunkt wussten wir ja noch gar nicht, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird, denn wir waren auch dieses Mal – so wie die beiden anderen Male zuvor – sehr tapfer und haben unserer Neugierde Einhalt gewährt. Meine letzte Geburt ist sechs Jahre her und die letzten Wehen, bevor unser Baby geboren wurde, waren wirklich sehr intensiv. Ich habe sie gefühlt in drei Wehen rausgeschoben und ich dachte die ganze Zeit, dass es als Hebamme doch wesentlich entspannter ist…

Als der Kopf geboren wurde, hoffte ich, dass es gleich weitergeht, allerdings folgte eine lange Wehenpause und ein Positionswechsel in den Vierfüsslerstand. So wurde unser kleines Wasserbaby dann geboren. Sofort drehte ich mich wieder um, fischte unser Baby aus dem Wasser und beim Hochheben fühlte ich schon, dass es ein Mädchen ist.

Wir waren nach der Geburt noch etwa eine Viertelstunde im Pool und haben Lilo erstmal begrüßt, sind ganz langsam angekommen. Die Plazenta habe ich  im Stehen außerhalb des Pools bekommen und wir haben uns auf das Sofa gelegt und alle gemeinsam unser Novembermädchen bestaunt. Ich kann nicht in Worte fassen, welches Glück wir alle empfunden haben.

Drei Stunden später sind dann Melanie, Vanessa und Annett nach Hause gegangen und wir fünf haben uns alle gemeinsam in unser Familienbett gelegt und eine Runde geschlafen. Hugo und Cleó durften natürlich am nächsten Tag zuhause bleiben.

Vielen Dank liebe Sissi, dass wir an dieser wunderschönen Geburt teilhaben dürfen. <3