Dass es eine ganze Weile dauern kann, ein neues Zuhause zu finden, ist längst kein Geheimnis mehr. Dass es dann aber nochmal eine halbe Ewigkeit dauert, bis der Kauf zustande kommt, obwohl er eigentlich längst unter Dach und Fach ist, ist neu. Wir durften Stella zu dieser wirklich ungewöhnlichen Geschichte ein paar Fragen stellen:
Liebe Stella, ihr habt 2017 eure super zentrale Wohnung mitten im trubeligen Ottensen gegen ein Häuschen im Hamburger Westen eingetauscht. Was waren eure Gründe dafür? Stella: Eigentlich waren es nur zwei Gründe. Wir haben zwar immer gerne dort gelebt, weil es nie langweilig wurde. Selbst nach der Geburt unseres ersten Sohnes haben wir es in Ottensen geliebt. Allerdings hatten wir „nur“ eine 3-Zimmerwohnung mit 65 m2 und keinerlei Abstellräume. Alles, was wir besaßen, befand sich auf diesen 65 m2. Das ist zu zweit und auch mit einem Baby alles völlig ok und ausreichend. Aber je größer unser Sohn wurde, desto mehr Platz haben wir gebraucht. Deshalb haben wir uns entschlossen umzuziehen. Für uns war nach 13 Jahren Ottensen auch klar, dass wir dort nichts Bezahlbares finden werden – weder zur Miete noch Eigentum. Zudem waren wir auch an einem Punkt, an dem wir wussten, dass es jetzt definitiv etwas Eigenes sein soll. Innerhalb der Grenzen Hamburgs war es für uns völlig unrealistisch, da die Preise unsere finanziellen Möglichkeiten überstiegen haben. Da mein Mann aus dem westlichen Hamburger Umland kommt und die Preise dort für uns erschwinglich waren, haben wir uns bei der Suche darauf konzentriert und ein neues Zuhause für uns drei gefunden. Kurz gesagt, trieb uns der Wunsch nach mehr Platz und unser Budget aus Hamburg heraus in unser Häuschen. 
Ja, das versteh ich. Habt ihr denn lange suchen müssen? Der Wohnungs- bzw. Immobilienmarkt in Hamburg und Umgebung ist ja nicht unbedingt das, was man entspannt nennt, oder?  Stella: Ja, das ist jetzt tatsächlich eine schwierige Frage. So genau können wir das gar nicht sagen, wie lange wir gesucht haben. Denn wir haben vor der Geburt unseres Sohnes schon nach einer größeren Wohnung gesucht, aber haben einfach nichts Passendes finden können. Da haben wir bestimmt 4 Jahre gesucht. Allerdings war das noch die Zeit, wo wir nach Mietwohnungen gesucht haben. Als wir begonnen haben nach Eigentum zu suchen, haben wir für Hamburger Verhältnisse relativ viel Glück gehabt. Wir haben tatsächlich vielleicht ein Jahr gesucht. Dazu muss man allerdings sagen, dass das Haus, dass wir jetzt gekauft haben, das erste war, welches wir überhaupt angeschaut haben. Es hat uns halt auf Anhieb gefallen. Zudem war das Preis-Leistungsverhältnis in diesem Falle unschlagbar.
Und dann habt ihr es gleich bekommen? Das ist ja wirklich ein Glücksgriff! Gab es denn gar keine Wettbewerber? Stella: Also, ich sage mal so, es war ein Glücksgriff mit Stolpersteinen. Es gab schon Konkurrenten – sogar einen sehr ernsthaften Mitbewerber. Der hatte auch das Vorrecht, allerdings hat der die Finanzierung nicht auf die Beine gestellt bekommen. Damit sind wir sozusagen an ihm vorbeigezogen. Das war allerdings nur ein kleiner Stolperstein. Viel nervenaufreibender war etwas anderes. Zwischen Kaufvertragunterzeichnung und tatsächlichem Kauf lag wieder ein Jahr. Wir haben das Haus von einer 11-köpfigen Erbengemeinschaft erworben und es gab leider einen Todesfall in dieser Erbengemeinschaft, der es uns ein Jahr lang nicht ermöglicht hat, den Kauf komplett abzuschließen. Das war für uns eine nicht einfache Zeit, da wir zu diesem Zeitpunkt schon in das Haus eingezogen waren. Es waren sich alle Parteien schon einig und es fehlte lediglich eine einzige Frist, die noch ablaufen sollte. Unter normalen Umständen ist das eine Proforma-Frist, das heißt zu 99,99% geht da nichts mehr schief. Aber manchmal kommt halt die andere Seite der Statistik zum Tragen. Leider konnten wir weder Renovierungsarbeiten durchführen noch konnten wir uns sicher sein, dass wir in dem Haus wohnen bleiben können. Das war echt hart, zumal wir auch noch unseren kleinen Sohn haben, der inzwischen in unserer neuen Heimat in die Kita ging. Dass wir das Haus gefunden haben, war tatsächlich ein Glücksgriff, weil wir uns hier sehr wohlfühlen, aber der Weg dahin war sehr steinig.  Wow, das heißt, ihr habt ein Jahr lang auf einer Baustelle gewohnt? Wie kam es, dass ihr schon eingezogen seid? Wenn ich das richtig verstehe, hätte es ja sein können, dass ihr das Haus doch nicht bekommt?  Stella: Richtig! Wir hätten jederzeit, wenn es keine Einigung innerhalb der Erbengemeinschaft gegeben hätte, wieder ausziehen müssen. Und wir hatten keinen Plan B. Wir hatten allerdings Glück im Unglück, denn das Haus, dass wir gekauft haben – oder im Begriff waren zu kaufen – besitzt eine Einliegerwohnung. Das Haus an sich stammt aus den 70ern und musste renoviert werden. Die Einliegerwohnung wiederum wurde Anfang der 2000er angebaut und war in einem renovierten Zustand. Dort sind wir dann erst einmal provisorisch mit dem Wichtigsten eingezogen. Den Hauptteil unserer Sachen haben wir zunächst komplett verpackt im Keller untergebracht. So saßen wir ein Jahr auf gepackten Kartons und haben auf die Einigung gewartet. Glücklicherweise ist es ja dann gut ausgegangen!
Aber wie lief denn das dann mit der Bezahlung? Musstet ihr solange Miete zahlen, die dann vielleicht mit dem Kaufpreis verrechnet wurde? Oder nur das Wohngeld? Oder habt ihr solange „umsonst“ gewohnt? Stella: Wir hatten mit denen einen Deal gemacht, da es ein Problem in der Erbengemeinschaft war und keines, dass wir verursacht haben. Die Erbengemeinschaft hat eingewilligt, dass wir gegen Zahlung der reinen Nebenkosten dort wohnen konnten. Wir haben sozusagen keine Miete gezahlt und die Erbengemeinschaft musste nicht mehr für die Nebenkosten aufkommen. Trotzdem war es für beide Seiten eine hohe finanzielle Belastung. Wir hatten zu dem Zeitpunkt natürlich den Kreditvertrag schon abgeschlossen und ab einer gewissen Zeit zahlt man, wenn der Kredit nicht abgerufen wird, Bereitstellungszinsen. Die hat keiner übernommen. Das waren nun fast 6000 €, die uns zusätzlich finanziell belastet haben. Für die Erbengemeinschaft war es ähnlich, da das Haus noch nicht abgezahlt war und sie weiterhin für dieses Haus finanziell aufkommen mussten. Aus diesem Grund war ihnen logischerweise auch sehr daran gelegen, die Angelegenheit möglichst schnell zu klären.   
Wie krass. Nicht nur eine nervlich eine enorme Zusatzbelastung, sondern finanziell ja auch noch höher, als eigentlich gedacht. So ärgerlich. Musstet ihr euren Kredit dadurch nochmal erhöhen? Und hat die Bank da so ohne Weiteres mitgespielt? Hattet ihr Unterstützung, vielleicht einen Finanzberater, oder habt ihr euch da alleine durchgeschlagen? Stella: Absolut! Wir sind ihm auch sehr dankbar dafür! Und oh ja, wir waren sehr erleichtert! Ich kann mich noch genau an den Tag erinnern, als das Schreiben mit der Bestätigung kam. Mein Mann hat direkt den Vorschlaghammer genommen, ist rüber ins Haus gegangen und hat die erste Wand weggerissen. Das war das Startzeichen. Ab diesem Zeitpunkt wurden Freunde und Handwerker aktiviert und alle haben direkt losgelegt. Das war ein sehr schönes Gefühl, denn endlich gehörte das Haus uns und wir konnten endlich unser Zuhause daraus machen.  Haha, sehr symbolisch! Was musste denn alles gemacht werden? Wie lange habt ihr dann noch gebraucht, bis ihr endlich „so richtig“ einziehen konntet?  Puh, was musste nicht gemacht werden? Das Haus stammt, wie gesagt, aus den 70ern und so sah es von innen auch aus. Es ist praktisch alles in den 70ern stehen geblieben. Selbst die Küche war noch original aus den 70ern. Das entsprach natürlich nicht unserem Geschmack. Wir haben eigentlich das Haus so ziemlich entkernt. Böden, Wände, Decken, Küche, Bad und zwei Heizkörper wurden komplett erneuert. Das war viel Arbeit! Aber zum Glück hatten wir dabei viel Hilfe. Da wir möglichst Geld bei der Renovierung sparen wollten, haben wir viel selbst gemacht. Allerdings haben wir nebenbei gearbeitet und haben ja noch unseren kleinen Sohn, das heißt den Großteil der Arbeit, den wir selber leisten konnten, haben wir am Wochenende durchgeführt. Befreundete Handwerker waren dann unterhalb der Woche im Haus am Arbeiten. So standen wir uns nicht gegenseitig im Weg. Dadurch hat es aber ein bisschen länger gedauert. Ich glaube, wir haben insgesamt 9 Monate gebraucht, bis wir wirklich in das Haus einziehen konnten.
Und jetzt seid ihr aber fertig? Oder ist noch etwas zu tun? Was steht als nächstes an?  Stella: Nee! Da glaube ich, kann mir jeder Hauseigentümer zustimmen, dass man eigentlich nie wirklich fertig ist. Irgendein Projekt hat man doch immer im oder am Haus. Wir sind immerhin soweit fertig, dass wir hier gemütlich wohnen können, aber es fehlt immer noch hier und da ein Regal oder ein bisschen Deko. Ansonsten steht als nächstes großes Projekt zum einen der Heizkessel und zum anderen der Garten an. Den Heizkessel würden wir gerne in diesem Jahr noch erneuern, wenn unsere finanziellen Mittel es zulassen. Den Garten würden wir dann im nächsten oder übernächsten Jahr komplett überholen.  Und rückblickend betrachtet, gibt es was, dass du im Nachhinein lieber anders gemacht hättest?  Stella: Hmm, das ist eine gute Frage! Aber ehrlich gesagt, so steinig und holprig der Weg bis zu unserem Eigenheim auch war, hätte ich, glaube ich, nichts anders gemacht. Das waren alles Ereignisse, die wir nicht beeinflussen konnten. Mein Mann und ich sind uns allerdings bei einer Sache einig, wir hätten früher kaufen sollen. Das liegt aber einfach an der Preisentwicklung am Markt. Das hat jetzt nicht wirklich etwas mit unserem Haus an sich zu tun, sondern nur mit den Preisen. Aber hätte man vor 10 Jahren gewusst, dass sich gewisse Stadtteile in Hamburg so entwickeln wie sie sich entwickelt haben, dann hätte man eh schon eine Eigentumswohnung dort gekauft. Das wäre eine gute Wertanlage gewesen und eine gute finanzielle Basis für das zukünftige Haus.

Achte auf dein Bauchgefühl.

Das jetzt natürlich kein Ratschlag, der sehr professionell ist, aber es ist unheimlich wichtig, ob du dich bzw. deine Familie sich in dem neuen Eigenheim oder der neuen Umgebung wohlfühlen.

Stella

Eine letzte Frage hab ich noch. Wenn du einer Freudin drei Ratschläge zum Thema Hausbau/Kauf geben solltest, welche wären das?  Stella: Puh, das ist eine wirklich schwere Frage! Aber ich glaube, ich würde ihr raten, sich vorher intensiv Gedanken zu machen, was sie will – bauen oder kaufen. Das ist, wie ich finde, einfach ein großer Unterschied. Wenn du baust, kannst du alles gleich nach deinen Vorstellungen umsetzen lassen. Natürlich abhängig von den finanziellen Mitteln. Kaufst du ein Haus, musst du sehr wahrscheinlich noch einiges an Geld investieren, um das Haus nach deinen Vorstellungen umzubauen. Trotzdem hat ein fertiges Haus durchaus seine Vorteile, weil du dich mit vielen Kleinigkeiten einfach nicht beschäftigen musst. Es hat alles seine Vor- und Nachteile und daher sollte man sich vorher genaue Gedanken darüber machen, zu welcher Variante man tendiert. Dann würde ich ihr auf jeden Fall raten, jeden übrigen Cent zur Seite zulegen und zu sparen. Um eine gute Finanzierung zu erhalten, ist es einfach wichtig, ein möglichst hohes Eigenkapitalpolster vorzulegen. Mein dritter Ratschlag wäre, achte auf dein Bauchgefühl. Das ist jetzt natürlich kein Ratschlag, der sehr professionell ist, aber es ist unheimlich wichtig, ob du dich bzw. deine Familie sich in dem neuen Eigenheim oder der neuen Umgebung wohlfühlen. Da spielen entscheidende Fragen mit herein, die man sich vorher stellen sollte. Zum Beispiel: Kann ich mich hier wohlfühlen? Kann mein Sohn sich hier wohlfühlen? Ist vielleicht Familie in der Nähe? Wie sieht es mit Kitas aus? Schulen? Das sind alles Fragen, die man rational beantworten kann, aber die sich auch zu einem gewissen Bauchgefühl bündeln. Und daher denke ich, ist es wichtig, auf seinen Bauch zu hören. Stimmt das Bauchgefühl, ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit die richtige Entscheidung gewesen. Bei uns passt es auf jeden Fall. Wie gesagt, der Weg dorthin war nicht einfach, aber es hat sich gelohnt!
Liebe Stella, das ist echt eine verrückte, abenteuerliche und sicherlich auch nervenaufreibende Geschichte, danke, dass du sie geteilt hast! Wir wünschen dir und deiner Familie von Herzen alles Gute und eine schöne Zeit im endlich eigenen Zuhause!

Schaffe, schaffe, Häusle baue! Die Hamburg Edition

Stein auf Stein, von Anfang an: Nina und ihre Familie bauen selbst.
Ein Bungalow, der das gleiche Baujahr hat wie seine Bewohner. Judith und ihre Familie haben saniert. 

Ihr habt euch auch euren Traum vom eigenen Zuhause verwirklicht? Ganz egal ob Wohnung oder Haus, Villa oder Reihenhaus, Sanierung oder Neubau – wir würden uns freuen, wenn ihr eure Geschichte mit uns teilt.

Habt ihr Lust? Dann schreibt einfach eine Mail an info@mummy-mag.de