MM_Der neue_Vater

Ich muss zugeben, ich habe recht lange gebraucht mich an dieses Thema zu wagen, denn vielleicht ist es fast schon etwas vermessen, wenn ich als Mutter über die neue Generation Väter schreibe, doch heute Nacht kann ich nicht schlafen, weil ich die ganze Zeit über die neue Vaterrolle nachdenken muss. 

Früher gab es eine klare Rollenverteilung: die Mutter kümmert sich um die Kinder und die Erziehung und der Mann geht Arbeiten und ernährt die Familie. Väter eine klare Aufgabe. Sie gingen unter der Woche früh morgens arbeiten und kamen erst zum Abendessen nach Hause. Oft schliefen die Kinder schon, oder aber man aß zusammen und anschließend ging es für die Kinder ins Bett. Väter waren oftmals nur „Wochenende-Väter“ oder für die Dinge zuständig, die Spaß machten. Schöne Familienausflüge am Wochenende,  Fußballspiele des Großen, Schwimmwettkämpfe der Kleinen und ab und zu mal strenge Ansagen mit der väterlichen harten Hand. Den Rest übernahm meist die Mutter. Doch eben dies hat sich heute geändert!

Wir haben andere Ansprüche an die Väter von heute. Die Väter haben andere Ansprüche an ihre Rolle als Vater. Sie sind nicht mehr nur Ernährer und Familienoberhaupt. Nein, die Ansprüche sind heute viel komplexer geworden. Sie sollen ihren Job machen, gute Väter sein, die sich kümmern, aufmerksame Partner sein und immer der Fels in der Brandung bleiben. Sie haben mehr Aufgaben übernommen, die früher nur den Müttern auferlegt wurden. Sie sollen die Kinder mit den Müttern gemeinsam erziehen und nicht nur groß ziehen. Die neue Vaterrolle ist eine Zerreißprobe und natürlich ist uns Frauen das bewusst. Doch sind wir mal ehrlich – Müttern ging es nie anders, deshalb hält sich unser Mitleid wahrscheinlich in Grenzen. Das heißt aber nicht, dass wir das nicht anerkennen und lobenswert finden.

tt1586265_what_to_expect_when_youre_expecting_6

Doch wenn ich mich mal so umschaue, dann finden sich auch immer mehr Väter in dieser neuen Vaterrolle sehr zurecht. Ich muss dafür nur meinen Mann anschauen. Ehrlich gesagt ist er wohl der geborene Vater. Und wenn ich noch ehrlicher bin, er wäre wohl auch die bessere Mutter. Wenn ich mit Freundinnen spreche, dann heißt es immer, ich hätte den perfekten Mann gefunden. Sie sind beeindruckt wie sehr er in seiner Vaterrolle aufgeht, wie er seine Tochter vergöttert, jede freie Minute mit ihr verbringen will, Nachts mit mir aufsteht um ihr die Flasche zu geben, sie zu windeln oder morgens übernimmt, um mich noch etwas schlafen zu lassen. Natürlich heißt das nicht, dass ich nichts zu tun hätte. Aber ich bekomme wirklich viel Unterstützung, die mir alles erleichtert. Und in eben diesen Gesprächen mit den Freundinnen höre ich oft raus, dass dies noch keine Selbstverständlichkeit ist, dass Männer sich so in diese neue Vatergeneration einfinden. Wenn ich wieder erzähle, dass Danilo wieder irgendeine elterliche Aufgabe (um die sich keiner reißt) übernommen hat ohne zu murren, dann höre ich oftmals nur „Du hast ja auch DANILO“ in einem sehr bedeutungsschwangeren Tonfall, der wohl suggerieren soll, dass ich ein ganz besonderes, wenn nicht gar einzigartiges Exemplar Mann gefunden habe. Aber lasst es Euch bitte gesagt sein: das ist gar nicht so – die gibt es viel häufiger als man denkt!

Auch Saskia hat so ein Exemplar gefunden – wie sollte sie ansonsten auch mit drei kleinen Jungs zuhause und einem Job überleben? (Und dazu noch so umwerfend aussehen?) Und heute beispielsweise habe ich wieder so ein Musterexemplar für die neue Generation Väter miterleben dürfen. Wir haben Besuch von Freunden aus Stuttgart mit ihren (jetzt Achtung!) ebenfalls drei Jungs. Und diese Jungs, insbesondere die beiden jüngeren (vier und fünf) sind echte Rabauken. Er ist Chefarzt der Neonatologie und jeder der Ärzte an der Klinik kennt weiß um deren Arbeitszeiten und wirklich anstrengenden Job. Doch obwohl er so viel und hart arbeitet, verbringt er jede freie Minute mit seinen Jungs. Er ist nicht zu erschöpft nach einem 12 Stunden Dienst um mit seinen Jungs zu toben, bei den Hausaufgaben zu helfen oder eine Geschichte zu erzählen. Er zieht Nachts nicht auf die Couch um, weil das Kind nachts schreit und er seinen Schlaf braucht. Er weiß was seine Frau mit den Kids den ganzen Tag stemmt und übernimmt zuhause seinen Teil der „Arbeit“. Und er genießt es. Klar wünschen sich beide mehr Zeit für Zweisamkeit und die Partnerschaft wird der Elternrolle meist untergeordnet. Aber das bedeutet Familie nun mal in der Regel. Zumindest wenn man drei Kinder hat. 

Ich bin beeindruckt von so viel Engagement und Leidenschaft, die die neue Genration Väter so an den Tag legt und ich für meinen Teil bin auch jeden Tag aufs neue Dankbar dafür. Männer haben die Vaterrolle mehr angenommen. Besser gesagt, sie haben Teile der Mutterrolle übernommen. Und das ist gut so. Das ist gut für die Mütter, für die Kinder und für die Väter. Leicht ist es ganz sicher nicht, aber das sagt auch keiner. Doch es ist genau das, was wir uns wünschen und was die Kinder (eigentlich) auch erwarten können. Ich für meinen Teil, habe es im Grunde vorausgesetzt. Vielleicht, weil mein Vater bereits ein Vorreiter war und bereits solch eine Vaterrolle übernommen hat. Damals war er noch so ziemlich der einzige Vater, der regelmäßig mit mir auf dem Spielplatz war, mich zum Schwimmunterricht, zum Ballet oder sonstwo gefahren hat. Der Nachts aufgestanden ist, um mich von irgendeiner Party abzuholen oder der die Wochenenden alleine tolle Dinge mit mir unternommen hat, weil meine Mutter Dienst hatte. Ich kann mit Stolz sagen, dass mich meine Eltern beide Erzogen haben und sich ALLE Aufgaben geteilt haben. Und genau das ist es, was ich von der neuen Generation Väter auch erwarte. 

Die neuen Väter sind maßgeblich an der Erziehung beteiligt, sie nehmen einen Teil der Elternzeit, aber nicht nur weil die Mütter früher arbeiten wollen/müssen, sondern weil sie Lust darauf haben Zeit mit ihrem Kind zu verbringen. Sie verbringen mit Vorliebe einen ganzen Tag auf den Spielplatz und haben kein Problem damit dem Kind das Essen zuzubereiten oder die Windeln zu wechseln. Und wir Frauen? Wir lieben die neue Generation der Väter und sind uns bewusst, dass diese „Art“ zu hegen und pflegen ist.  Denn ohne Euch wären wir wahrscheinlich auch nur halb so gute Mütter!

Übrigens, unser Tipp für alle Frauen, deren Mann sich noch nicht in die „neue Vaterrolle“ eingefunden hat: gönnt Euch doch mal ein freies Wochenende und überlasst dem Papa doch mal zwei Tage das Kind (oder vielleicht sogar die Kinder!?). Spätestens nach diesen zwei Tagen wird er wissen was ihr jeden Tag bewerkstelligt und wie leicht sein Alltag doch im Grunde ist…