Gast_Mummy_Maria

Gast-Mummy Maria Ueberschaer hat nach ihrer ersten Tochter Nora am 29. Juli 2015 die Zwillinge Ella und Leon bekommen. Ihre Geschichte ist nicht nur unglaublich rührend, sondern auch noch eine echte Rarität, denn Maria hat wirklich das ganze Paket durchgemacht, das mit Kaiserschnitt plus natürlicher Geburt endete. Aber das muss man selbst lesen, um alles zu begreifen…

Um die Geburtsgeschichte unserer Zwillinge zu erzählen und zu verstehen, muss ich etwas weiter ausholen.

Es war keine einfache Schwangerschaft. Monatelang starke Übelkeit. Ich konnte kaum etwas essen und musste sogar stationär ins Krankenhaus. Im fünften Monat ging es mir dann endlich etwas besser. Dann haben mein Mann und ich geheiratet. Schließlich würden wir ja bald eine Großfamilie sein. Dazu haben wir auch noch unsere Traumwohnung gefunden; Erdgeschoss mit Garten in einem wunderschönen, familienfreundlichen Kiez. Alles schien endlich gut zu sein. 

Doch dann bekam ich in der 26. Schwangerschaftswoche Schmerzen. ‚Stark verkürzter Gebärmutterhals‘ war die Diagnose. Ich wurde sofort ins Krankenhaus eingeliefert und bekam die Spritze zur Lungenreife der beiden Kleinen. Da man aber sonst nicht sehr viel für mich tun konnte, durfte ich nach einer Woche wieder nach Hause zu meinem Mann und unserer zweijährigen Tochter.  Wir bekamen eine Haushaltshilfe, und ich begann mein Leben auf dem Sofa. Die Ratschläge der Ärzte und Hebammen waren etwas unterschiedlich. Also entschloss ich mich, die meiste Zeit liegend oder sitzend zu verbringen und nur zum duschen aufzustehen oder um im Garten in der Sonne etwas zu essen. Mein Highlight war es in dieser Zeit, im Café vor der Tür einen Iced Latte zu holen. Ansonsten ging es in regelmäßigen Abständen per Taxi zur Kontrolle beim Arzt oder ins Krankenhaus. Ein paar mal musste ich auf Grund starker Schmerzen sogar den Notarzt rufen. Zum Glück war es aber immer falscher Alarm. So vergingen die Wochen und Ende Juli, am 33. Geburtstag meines Mannes, erreichte ich die 33. SSW.  

Es war ein sonniger Tag und es ging mir plötzlich viel besser. Ich deckte den Frühstückstisch und ging lange duschen. Trotz meines riesigen Bauchs war ich sogar in der Lage, meine Fußnägel zu lackieren. Abends waren wir im Restaurant gegenüber essen. Der Abend war sehr schön. Trotzdem war ich etwas besorgt. Mein Bauch war schon länger hart, und ich hatte ein ungutes Gefühl. So entschied ich mich, früher nach Hause zu gehen. Mein Mann ging mit Freunden noch auf einen letzten Drink in die Bar am Ende der Strasse. Meine Schwiegermutter, die gerade zu Besuch war und unsere Tochter ins Bett gebracht hatte, war noch wach. Wir unterhielten uns noch ein wenig, und ich ging gegen 23:00 Uhr ins Bett. Nach einer halben Stunde Schlaf weckte mich ein unglaublicher Schmerz. Ich machte das Licht an und knallartig platzte meine Fruchtblase. Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass es jetzt kein zurück mehr gab, dass ich es nicht länger geschafft hatte, und fing an, stark zu zittern. Bei der letzten Frauenarztuntersuchung lag der Junge in Beckenendlage und das Mädchen in Querlage. Da also vermutlich jetzt kein Babyköpfchen im Becken steckte, musste ich liegen bleiben und durfte nicht mehr aufstehen. Ich rief nach meiner Schwiegermutter und gab ihr noch Anweisungen, was sie mir alles einpacken sollte. Unsere kleine Tochter schlief zum Glück selig weiter. Nachdem sogar eine Zahnbürste für meinen Mann eingepackt war, rief ich endlich den Krankenwagen und versuchte, meinen Mann zu erreichen. Doch er hatte keinen Empfang. Also googelte ich die Nummer der Bar und rief dort an. Sie erwischten ihn gerade beim gehen. Ich sagte nur: „Fruchtblase geplatzt, erste Schmerzen, Krankenwagen gerufen. Komm!“. Ein paar Minuten später kam er gleichzeitig mit dem Krankenwagen angerannt. Mittlerweile hatte ich regelmäßige Wehen. Das nötigste wurde geklärt, und es ging endlich los zum Krankenhaus. Meine Schwiegermutter und unsere Tochter blieben zu Hause. Gegen 0:20 erreichten wir das Krankenhaus. Mittlerweile hatte ich starke Wehen im Minutentakt. Als wir oben im Kreissaal ankamen, waren es bereits heftige Presswehen. Höchste Eile war geboten; keine Zeit mehr für ein CTG, einen Ultraschall oder gar den erwarteten Kaisersschnitt. Nach nur ein paar Minuten, um 0:35, kam Leon in Steißlage auf natürliche Weise zur Welt, und Papa durfte, noch mit Jacke an, die Nabelschnur durchtrennen. Nun musste nur noch Ella schnell hinterher kommen. Aber sie lag oben und immer noch quer. Wahrscheinlich träumte sie in ihrer noch intakten Fruchtblase gerade von weiteren Wochen in Mamas Bauch. Jedenfalls bewegte sie sich überhaupt nicht und ihre Werte wurden schlechter.  Die Ärztin versuchte noch, sie durch meine Bauchdecke nach unten zu schieben, aber das funktionierte nicht. In der Tür zum OP-Saal für den Notkaiserschnitt konnte ich zu meinem Mann nur noch sagen „Ich bekomme jetzt eine Vollnarkose. Ich liebe dich.“; und schon war ich weg. Etwa eine Stunde später wachte ich wieder auf und wurde zurück in den Kreissaal gebracht. Die beiden Kleinen wurden uns gezeigt. Leon ging es einigermaßen gut. Aber Ella war ohnehin etwas schwächer und hatte außerdem etwas vom Narkosemittel abbekommen. Sie brauchte eine Atemhilfe. Überall waren Kabel und Schläuche. Und klein waren sie. Leon wog 1935 Gramm. Ella gerade mal 1795 Gramm. Die beiden kamen auf die Intensivstation. 

NoratrifftLeon

Ich hatte mich im Vorfeld mit dem Thema Frühgeburt auseinandergesetzt. Trotzdem hat es mich natürlich sehr traurig gemacht, dass ich es ’nicht weiter geschafft habe‘, und wir nun so einen Start hatten. Die Möglichkeit für ein Familienzimmer gab es auch nicht; es gab dort nicht einmal einen Schlafplatz für mich. Ich musste mehrere Stunden auf der Intensivstation warten, bis ein Bett für mich frei wurde. Mein Mann fuhr irgendwann nach Hause, um kurz zu schlafen und nach unserer Tochter zu schauen. Doch zum Glück war im großen und ganzen alles gut. Die beiden waren gesund und brauchten einfach ein bisschen Zeit, um auf dieser Welt anzukommen. Leon erholte sich schneller und kam auf die normale Frühchenstation. Ella brauchte jedoch noch etwas mehr Zeit. Sie hatte Probleme beim Atmen und trank nicht gut. Die ersten Tage waren sehr anstrengend. Ich litt unter einer Steißgeburt und gleichzeitig an einem Kaiserschnitt und rollte mich mehrmals täglich in einem Rollstuhl zuerst in die Intensivstation und dann in die Frühchenstation. Dazwischen wurde abgepumpt. Nach eineinhalb Wochen aber konnten wir dann alle zusammen in einem Zimmer schlafen und nach einer weiteren Wochen durften wir endlich nach Hause.

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NoratrifftElla

Die Zeit im Krankenhaus war wirklich ein Ausnahmezustand. Wenn man seinen 45 cm kleinen Babys die Milch per Magensonde geben muss, nachts mehrmals vom Alarm des EKG-Gerätes aus dem Schlaf gerissen wird und vom häufigen Hände sterilisieren schon ganz rissige Haut hat, dann wird einem bewusst, wie viel Glück man hat, wenn die Kinder gesund sind und am Ende alles gut ist. Wir sind den Schwestern, Ärzten und Hebammen unglaublich dankbar für den liebevollen Umgang mit unseren Kindern! Das hat uns sehr geholfen diesen etwas schwierigeren Start ins Leben zu meistern.

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Nun sind wir alle fünf zu Hause und eine richtige Großfamilie! Und wir können uns ein Leben ohne Ella und Leon gar nicht mehr vorstellen! 

Unsere Herzen tanzen!

Liebe Maria, vielen Dank für Deine offenen Worte und wirklich anrührende Geschichte. Wir wünschen Euch alles Gute und eine wunderbare erste Zeit zu fünft!

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