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Eines war zumindest in unserer Familie klar: Mama macht der Schulstart mehr zu schaffen als dem Erstklässler. Das sind nicht unbedingt Sorgen, sondern Gefühlsausbrüche. Denn plötzlich wird einem so schlagartig bewusst, was ich schon die ganze Zeit beim Bau meiner Schultüte dachte: Die (Klein-)Kindheit ist nun vorbei. Wir können nichts mehr zurückholen, geschehen oder ungeschehen machen…

Wir müssen einfach hoffen, man hat als Eltern nicht versagt und den Kindern das allerwichtigste – eine glückliche Kindheit – beschert. Und auch wenn sich das jetzt so anhört, als ob das Kind grad Abitur macht, sind die Gefühle rund um die Einschulung wirklich nicht übertrieben beschrieben. Ich habe mich umgehört: Ich spreche hier nicht nur von meinen eigenen Erfahrungen…

Kaum ein Elternauge bleibt trocken, wenn während der Einschulungsfeier die „Großen“ 2.-6. Klässler ihre Tanz- und Gesangsperformances zum Besten geben und die „Neuen“ in der ersten Reihe staunend zuschauen. Vielleicht bleibt das aber auch schon in der Woche davor nicht aus, wie bei mir. Oder wurde noch schnell am entsprechenden Morgen intensiv erledigt (Freundin). Die letzten (auch Papas) trifft es aber spätestens dann, wenn die aufgerufenen Erstklässler zu einem Liedchen mit dem Text „Jetzt bin ich groß…“ oder so ähnlich, hinter ihrer Lehrerin marschierend mit ihren riesigen Ranzen auf dem Rücken die Aulabühne Richtung Klassenraum verlassen. Aua, das tut schon weh.

Für diesen Fall kann ich nur sagen, wunderbar, wenn man noch ein paar Kleine hat, um die man sich im Schulgebäude zurückgelassen kümmern muss (oder darf?).

Seit fast zwei Wochen geht mein Großer nun zur Schule. Das sind viele Tage an denen ich mich schon daran gewöhnen konnte, denn das musste ich. Trotz allem bin ich mir sicher, das der Schulanfang für die Eltern eine weitaus größere Veränderung ist als für die Kinder. Denn im besten Fall merken sie ja gar nichts vom beginnenden „Ernst des Lebens“ und Schule macht einfach nur Spaß. Ich habe Glück, denn mein Sohn findet es besser als alles was er vorher kennenlernen durfte. Das beruhigt mich sehr, denn insgeheim ist es vielleicht das, wovor die Eltern am meisten Bammel haben: Den Schul-Super-Gau. Das Kind hat so einen schlechten Start, dass es morgens weint und nicht in die Schule gehen möchte. Das muss man erstmal wieder geradebiegen.

Und das Verrückteste, diese elterliche Freude an den ersten Hausaufgaben. Aber dieses jahrelange Leid ist wahrscheinlich an kaum jemandem spurlos vorübergegangen und wir messen dem einen ganz anderen Wert bei. Der Sinneswandel liegt vielleicht daran, dass sie der Schlüssel zu dem sind was das Kind in der Schule erlebt und lernt. Denn es ist schwer aus dem Kind herauszubekommen, was die Lehrerin den lieben langen Tag denn nun wirklich gesagt hat. Da wünscht man sich ab und zu einmal als Mäuschen im Klassenraum zu sitzen und sein Kind beobachten zu können. Täglich erzähle ich ihm wie gerne ich da nochmal mitkommen würde, denn irgendwie erscheint mir das alles umso vieles interessanter als der Kindergarten-Alltag. Gestern hatte ich aber doppelt Glück, erstens empfing mich mein Sohn nach der Schule mit den freudigen Worten „Mama, heute darfst Du mit Hausaufgaben machen, hat die Lehrerin gesagt!“ und dann hatten wir auch noch ein erstes Erziehergespräch und durften einiges aus dem Unterricht erfahren. Denn vor allem die Frage, wie verhält er sich und was macht mein Sohn während des Unterrichts? interessierte mich brennend. Alles chic. Ich bin jetzt also entspannt und kann nach fast zwei Wochen Testphase schon mal vorsichtig Entwarnung geben: Alles halb so schlimm und auch die sensibelste Mama, gewöhnt sich an ihr erstes Schulkind.

Ich habe allerdings keinerlei Erhebungen zu Langschläferkindern…! Meine stehen sowieso nie nach 7 Uhr auf. Aber 8 Uhr ist schon eine harte Zäsur in familiäre Morgenrituale!

To be continued…