Ständig werden wir gefragt, wie wir das eigentlich alles machen. Bei uns sähe das immer so leicht aus: Arbeiten und Kinder. Besonders jetzt, wo drei von uns noch mal ein Baby bekommen haben – den meisten Müttern steht da ganz bestimmt nicht der Sinn, mal eben noch große Projekte, einen Relaunch und ein neues Magazin umzusetzen. Und wir scheinen da noch gute Laune zu haben! Jessie Weiß hat uns hier verraten, wie sie das regelt. Heute lüften wir mal unser Geheimnis…

Camilla: Natürlich ist es toll, wenn wir zu Ohren bekommen, dass alles, was wir machen, nach Spaß ausschaut und uns viele Frauen bewundern, wie wir das neben Kind und Kegel alles gewuppt bekommen. Bei mir haben immer alle das Gefühl ich hätte gar keine Pause gemacht trotz Baby – ich muss dann leider immer sagen “Das stimmt auch!”, wenn auch nicht ganz freiwillig. Aber das ist das Los der Selbstständigen. Oder, Janine?

Janine: Irgendwie schon. Fragt mich mal, wer in den drei Monaten Elternzeit in Spanien wirklich reine Elternzeit hatte? Meinen Rechner daheim zu lassen wäre einem beruflichen Suizid gleich gekommen…

Camilla: Pfff, Janine, Du kannst keine drei Tage nicht arbeiten! lach… Das schaffe ich locker!

Janine: Jahahaha genau, von Freitag bis Montag. Du, drei Tage offline und hier würde kaum etwas voran gehen. Ich erwarte von niemandem – erst recht nicht von Eltern – eine Antwort innerhalb von Minuten. Aber wenn ich mal 24h nichts von euch höre, mache ich mir beinahe schon Sorgen… und bei Geschäftlichem sind 3 Werktage Rückmeldezeit doch heutzutage auch schon lange, oder?

Saskia: Ehrlich gesagt kenne ich nur noch unseren Rythmus und der läuft ja wohl rund um die Uhr. Zumindest trudeln in unseren diversen Chats zu allen Tag- und Nachtzeiten Antworten ein, denn es gibt ja immer jede Menge zu besprechen und ist ja auch ganz praktisch, wenn man immer antworten kann, wenn es einem gerade passt. Das ist ja eh so ein Thema “Pro-Familien-Arbeitszeiten”, dem sich unbedingt auch mal Unternehmen annehmen sollten. Obwohl bei uns durch die Selbstständigkeit wahrscheinlich die intrinsische Motivation und Bereitschaft dazu größer ist. Inzwischen ist die Taktung aber so hoch gegangen, dass ich zwischenzeitlich schon mal heimlich für einen halben Sonntag WhatsApp gelöscht habe, weil das ja alles nicht grad zur Entspannung beiträgt…

Madeleine: Ich bin vermeintlich außen vor, als einzig Nicht-Selbständige. Aber während ich bei Izzy noch 8 Wochen vor der Geburt in Urlaub und Mutterschutz gegangen bin, habe ich diesmal bei Lola, bis 2 Wochen vor der Geburt fast jeden Tag noch 6 Stunden im Büro verbracht. Warum? Weil ich ein Riesenteam leite, meine Aufgaben für die Elternzeit auf 3!! Leute verteilt habe und weil das wichtigste Quartal für uns als Agentur angebrochen ist. Nie wäre mir eingefallen, mein Team alleine zu lassen, sondern mir war extrem wichtig, alle in den bestmöglichen “weiterarbeiten”-Modus zu versetzen. Das ist meine Verantwortung als Führungskraft und ich hatte einfach riesig Glück, dass mein Körper und Baby da mitgespielt haben. Der Glaube an etwas versetzt ja bekanntlich Berge.
Camilla: Ich hatte schon vorgehabt, im Wochenbett nicht zu arbeiten. Dass ich musste, habe ich mir ja auch nicht ausgesucht. Aber war halt so. Wobei mich das auch wirklich über all meine psychischen und körperlichen Grenzen gebracht hat, die ich bis dato kannte. Wenn ich nicht so einen tollen Mann an meiner Seite hätte, der mich immer unterstützt und einspringt, hätte ich das #stokkesummerhouse im Sommer wohl nicht überlebt. (Über unsere Aufteilung zuhause und das alltägliche Chaos hatte ich ja schon einmal eine Kolumne geschrieben!)
Madeleine: Das #stokkesummerhouse habe ich fast vollständig verpasst, weil ich so lange in Portugal war. Die Wochen danach habe ich dann auf der Arbeit Gas gegeben und als Lola geboren wurde, habe ich tatsächlich erst ab Woche 2 wieder den Rechner aufgeklappt, im Bett versteht sich. Ein Laptop, WLan und Cloud-Dienste sind eben Voraussetzung für das “arbeiten” von überall wie eben dem Bett 😉 Camilla: Mad, Du vergisst dabei das iPhone, dass an Deine Hand gewachsen ist!!!!

Madeleine: Öhm, stimmt. Über meine Körperteile schreibe ich halt so selten (lach). Aber du hast recht, ich bin tatsächlich in der Lage praktisch alles mit dem Handy zu machen: den Blog, die SoMe-Kanäle, der Austausch untereinander, Mails, WhatsApp, Messenger, Fotos, Telefon … und im Notfall “Die Sendung mit der Maus” wenn Izzy einen Moment auf mich warten muss und überhaupt keine Lust mehr hat zu spielen.

Saskia: Na wichtig ist ja nur, dass wenn man dann mit den Kids ist, das Handy und Laptop auch wirklich mal links liegen zulassen. Wenn ich meine drei Jungs abhole, haben alle viel zu erzählen und ihre verschiedenen Bedürfnisse und dem muss man ja auch erstmal gerecht werden. Da hat dann (zum Glück) kein Arbeits-Chat mehr Platz.

Camilla: Absolut Saskia. Es ist häufig so, dass ich auch schnell mal auf dem Spielplatz arbeite oder Mails beantworte, chatte und Sprachnachrichten schicke, auch wenn ich den Nachmittag (und die Wochenenden) ausschließlich für die Familie haben möchte. Aber gerade ist mein Alltag nun mal nicht so geregelt, weil Oskar ja noch zuhause ist. Da zücke ich halt immer wieder das iPhone. Gleichzeitig glaube ich auch, dass wir natürlich einfach so sind. Wir brauchen die Arbeit und den Austausch miteinander. Wir lieben es produktiv zu sein, etwas zu schaffen, etwas umzusetzen. Ich habe ja auch sehr viele Ideen außerhalb der üblichen Geschäftszeiten, wie ihr wisst 😉 Aber manchmal bringen mich unsere WhatsApp-Chats an den Rande des Wahnsinns, machen mich richtig wütend, weil ich einfach auch mal Zeit ohne Arbeit brauche und dieser Chat mir ständig suggeriert, dass man immer gleich reagieren muss. Ich bin eigentlich eher für geordnetes Arbeiten und Dinge besprechen, wenn man sich gegenübersitzt. Und am liebsten mag ich unseren Chat auch als reinen Freundinnen-Chat. Da hab ich auch weniger schlechtes Gewissen wenn ich auf dem Spielplatz doch mal das Handy in der Hand habe… lach

Madeleine: Ich bin der absolute “Chaos-Typ”. Mir tun viele Baustellen gut und ich kann dafür aber auch ausblenden, mal nen halben Tag nicht in den WhatsApp Chat zu schauen. Ging während der Arbeitszeit ja eh nie nebenher und davon sollte sich jeder auch lernen freizumachen. Wir als Team können uns ja eh darauf verlassen, dass wir Grundsätzliches Basis-Demokratisch entscheiden. Sprich, nur weil ihr über etwas ne halbe Stunde lang chatted, habe ich nicht das Gefühl, dass ihr es ohne mich entscheidet. Solange wir uns das bewahren, sollten Diskussionen Platz haben, an der Stelle wo wir sie brauchen und uns wünschen.

Janine: Ihr könnt mich ja mal im Coworking Toddler besuchen kommen. Nein, im Ernst, ich liebe unsere Chats, ein digitaler Endorphin-Brunnen, der meist schon früh morgens zu sprudeln beginnt… Du musst ja nicht ständig reingucken. Es hat auch etwas durchaus Erheiterndes, wenn man sich im Nachhinein durch 139 Messages wurschtelt, die mit dem Thema Podcast beginnen und mit Windeln für Erwachsene enden. Effektivität ist noch nicht unsere Stärke, aber ohne Zeit für Witzelchen möchte ich auch nicht leben… Und für Skype Calls, in denen wir alle 4 länger als ein paar Sekunden zugeschaltet sind müssen ja auch erstmal drei Babys gleichzeitig schlafen und sechs große Kinder anderweitig betreut sein – weil sie sonst ständig mit am Rechner rumfummeln wollen…

Saskia:
Na ohne unsere Zeit verschwendenden Witzchen würde ja komplett der Motor fehlen.

Mad:
Wohl wahr.

Camilla:
Genau. Aber das ist halt auch unsere besondere Dynamik im Team. Wir sind halt auch Freundinnen, bzw. allem voran halt Freundinnen. Aber auch Freundinnen antworte ich an einem Sonntag mal gar nicht 😉

Hier ein Beispiel für den Versuch von Effektivität, das Beispiel für einen unserer Viererchats ersparen wir euch an dieser Stelle. Es würde den Rahmen sprengen…

What’s App Chat Janine & Camilla

[21:38, 22.10.2017] Camilla Rando: Sehen wir uns die Woche?

[21:39, 22.10.2017] Camilla Rando: Dann können wir direkt mal übers Konzept sprechen

[21:40, 22.10.2017] Janine Dudenhöffer: Bin jeden Tag außer Dienstag im Coworking Toddler wegen Eingewöhnung

[21:41, 22.10.2017] Janine Dudenhöffer: Ende der Woche soll die erste Trennung statt finden, vielleicht könntest du Oskar an Danilo geben und wir könnten ne Stunde konzentriert arbeiten

[21:45, 22.10.2017] Camilla Rando: Also, Freitag hat Danilo einen Tag mit Oskar. Hab Sport am morgen und muss Helene dann um halb zwei abholen zum Schwimmen. Also könnte klappen 😉

[21:45, 22.10.2017] Janine Dudenhöffer: Hahahahah

[21:45, 22.10.2017] Camilla Rando: Oder arbeiten mit Oskar – Ein Baby ist ja leichter als zwei 😂

[21:46, 22.10.2017] Janine Dudenhöffer: bis wann geht dein Sport? dann versuche ich die Trennung in diese Zeit zu legen

[21:46, 22.10.2017] Camilla Rando: Sport geht von 9 bis 11

[21:46, 22.10.2017] Camilla Rando: Könnte um halb zwölf da sein! 

Getroffen haben wir uns an diesem Tag dann überhaupt nicht, aber ok. Wir sind ja flexibel.

Madeleine: Eure Sprachnachrichten höre ich mir übrigens in 9 von 10 Fällen nie an 😂😂😂 Auch wenn ihr so hübsche Stimmen und noch hübschere Ideen habt!

Camilla: Boah Mad, das kannst Du doch so nicht sagen. Wir geben uns so viel Mühe! Und denk doch mal an meine letzte Sprachnachricht  – die war wirklich Podcast-würdig. Die Essenz von 15 Sekunden in 2,5 Minuten erzählt. hahaha

Janine: Ist das nicht immer so? 😂

Camilla: Ey!!! (Hast aber recht…)

FAZIT

  • Wir verbinden Privates mit Beruflichem
  • Wir arbeiten früh morgens und bis mitten in die Nacht (Stichwort: Wenn die Kinder schlafen)
  • Wir schaffen es selten (jetzt in Mads Elternzeit hoffentlich öfter) alle vier zusammen zu kommen
  • weshalb wir digitale Wege der Besprechung nutzen
  • Unser berüchtigter WhatsApp-Chat hat uns unter anderem schon folgende Idee eingebrockt
  • Unsere Arbeitssituationen zu Hause sehen so aus
  • Wir sind ein Chaos Trupp, der vor allem eines hat: Spaß an der Arbeit!

In unseren Insta Stories könnt ihr uns auch ab und zu mal beim Arbeiten (und dem ganzen Rest) über die Schulter schauen… Und für alle anderen Mummys, die mit Baby in Berlin sind und trotzdem mal strukturiert ein paar Stunden am Rechner oder auch für sich (soll es ja geben) brauchen, werden wir über folgende Spaces berichten:

WUNDERHAUS

juggleHUB

Le Box Berlin

Coworking Toddler

  Und wer jetzt noch etwas praktischer werden möchte: Wir arbeiten hauptsächlich mit Google Drive. Hier können wir alle auf Textdateien, Tabellen und Dokumente zugreifen. Wir laden Bilder rein, können dieses gemeinsam auswählen und kommunizieren auch in den Dokumenten über die Kommentarfunktion, bzw. weisen uns direkt Aufgaben zu. Zu zweit wäre es vielleicht noch machbar, sich einen Text hin und her zu schicken, aber zu viert ist das nicht mehr möglich. Übrigens ist auch dieser Artikel genau so entstanden. Ich habe eine kleine Einleitung an die Mädels geschrieben, dass ich mir hier ein Gespräch vorstelle – et voilá, das hat doch wunderbar geklappt. 😉 Trotzdem, sich regelmäßig zu sehen und miteinander face to face zu sprechen, sich umarmen und in die Augen schauen, das können all die digitalen Medien einfach nicht ersetzen. Weil ich aber den Winter über nicht in Berlin sein werde, bin ich sehr froh, dass wir all diese Möglichkeiten haben und es – Janine war ja gerade drei Monate in Spanien – auch recht gut funktioniert!