Constanze Walcher hat eine Traumkarriere in der Modebranche hingelegt: Modestudium in Florenz, danach Stationen bei Gucci, dann McQueen und zuletzt Burberry in London. Dort war sie sogar Vice President der Herrenlinien. Heute lebt Constanze in Berlin, ist verheiratet und hat drei Jungs unter vier Jahren. Und weil das allein noch nicht genug Arbeit ist, macht sie sich gerade auch noch selbstständig. Grund genug, mal genauer nachzufragen!

Conny ist die Ex-Freundin mein Freundes. Die beiden kamen vor gefühlt 100 Jahren gemeinsam nach Berlin. Dann ging sie nach Florenz zum Studieren und legte eine Glanzkarriere hin. Mit 33 Jahren hatte sie fast alles erreicht, was man in ihrem Business erreichen kann, sagt sie. Und dann kam Mark, ein Freund von Danilo und (jetzt kommt das wirklich Lustige an der ganzen Geschichte) der Ex-Freund von Madeleine. Sie lernte ihn auf dem Geburtstag von Danilo kennen, es war Liebe auf den ersten Blick, wie beide sagen. Verrückt, wie sich Dinge immer wieder ganz unerwartet zusammenfügen… Was dann folgte? Hochzeit, Kind 1, Kind 2 und Kind 3 in weniger als vier Jahren. Und jetzt? Kommt noch ein eigenes Business im Food-Bereich dazu. Wie Conny das alles schafft? Natürlich nicht ganz ohne Hilfe, aber das erzählt sie uns hier alles selbst!

Liebe Conny, erzähl mal, wie war das Modebusiness und wie war es dort Karriere zu machen? Es ist ja bekanntlich kein leichtes Business….

Das hat unendlich viel Spaß gemacht. Ich hatte das Glück, einen fantastischen Chef bei Burberry und einen genialen Creative Director (Christopher Bailey) zu haben, die es mir ermöglicht haben sehr schnell Karriere zu machen. Bei Gucci war es ganz anders. In Italien kommt man nur durch Vitamin B weiter. Allerdings habe ich unter Gucci für Alexander Mac Queen gearbeitet und der war wirklich ein Genie. Ich bin so dankbar, dass ich in kennenlernen und mit ihm arbeiten durfte.

Du warst vor Deinem 30.Geburtstag bereits Vice President der Herrenlinien bei Burberry – wie hast Du das geschafft? Wie viel Privatleben hattest Du damals?

Das stimmt nicht so ganz. Ich bin 2012 Vice Präsident geworden also mit 32. Ich war allerdings mit 30 schon Director und mit 24 hatte ich schon Personalverantwortung in London bei Burberry. Ich hatte natürlich sehr wenig Privatleben. Als später das Arbeiten mit dem BlackBerry und dann dem iPhone aufkam, hat dass vieles einfacher gemacht. Ich konnte also auch E-Mails und Telefonate von Zuhause aus beantworten. Das hieß aber auch, dass ich beim Aufwachen schon meine E-Mails gecheckt habe oder im Bus auf dem Weg zu Arbeit. Ich war jederzeit erreichbar und habe immer und überall gearbeitet. In der Mode arbeitet man auch immer wieder am Wochenende und vor einer Modenschau oft Nachts. Diese Zeiten sind zum Glück vorbei. Jetzt macht man das nur noch bei Bedarf für die eigenen Kinder 😉

Beschreib mal einen klassischen Tag aus Deinem Alltag VOR dem Muttersein?

Arbeit, Arbeit, Arbeit schnell zum Sport oder auch nicht und einmal alle zwei Wochen in etwa ein Mädchen Dinner. Am Wochenende meistens Party oder nach Hause fliegen.

Und wie sieht ein Tag HEUTE bei Dir aus?

Zwischen halb sieben und sieben Uhr aufstehen und los geht’s: 30 Minuten um alle drei Jungs anzuziehen, Baby Leo seine Milch geben und ab in die Kita.

Zum Glück habe ich dabei Hilfe von unserem genialen italienischen Kindermädchen!

Leonard ist fast mit der Eingewöhnung fertig. Also habe ich exakt von acht bis halb zwei Zeit um zu Arbeiten, Einzukaufen und den Haushalt durchzuorganisieren. Um halb zwei dann Leonard abholen und versuchen noch etwas weiter zu arbeiten bis das Kindermädchen kommt. Um halb vier die andern beiden Kinder abholen und dann das Nachmittagsprogramm mit Kochen, Essen, Spielen, Baden, eine Gute Nacht-Geschichte lesen, Singen und ins Bett.

Du hast Karriere auf der Überholspur gemacht – und Deine Familienplanung ebenso. Du hast Deinen Mann kennengelernt, hast sechs Monate später geheiratet und bist quasi zu eurem einjährigen Kennenlernen schon zum ersten Mal Mutter geworden. War das so geplant?

Das war ganz und gar nicht geplant. Ich habe meinen Mann auf der Party meines Ex-Freundes kennen gelernt und es war wirklich Liebe auf den ersten Blick. Ein paar Tage später war Silvester und um Mitternacht haben wir uns zum ersten Mal geküsst. Irgendwie war für uns sofort klar, dass wir den richtigen Partner gefunden haben. Nur drei Monate später machte mir Mark einen Antrag, einen weiteren Monat später war ich schon mit unserem ersten Sohn schwanger und in der siebten Schwangerschaftswoche haben wir standesamtlich geheiratet. Sechs Monate nach unserem ersten Kuss haben wir im Berliner Dom geheiratet.

Dich hätte nach dem ersten Kind sogar eine Beförderung erwartet, wenn ich mich richtig entsinne. Und Du hast dich bewusst dagegen entschieden – warum?

Ja das stimmt. Zu dem Zeitpunkt habe ich noch in London gelebt. Ich entschied mich für ein Leben in Berlin als Mutter. Mein Motto war ’no regrets‘. Ich wollte möglichst viel beruflich erreicht haben, bevor ich mich voll und ganz der Familie widme.

Die Kinder kamen bei Euch sehr schnell nacheinander – war der geringe Altersabstand bewusst so geplant? Was sind in Deinen Augen die Vorteile? Und was ist die größte Herausforderung?

Ursprünglich war das nicht so geplant. Ich hatte nach der Geburt unseres ersten Sohnes noch die utopische Vorstellung zwischen London und Berlin pendeln zu können (mit Baby und Nanny). Mir wurde dann aber schnell klar, dass ein Baby nicht einfach ein Handgepäck ist, was man soeben mal mitnehmen kann. Kinder brauchen Routine, werden krank etc.

Mein Mann ist elf Jahre älter als ich und der Meinung ein alter Vater zu sein. Er hat darauf bestanden, das zweite Kind recht schnell nach dem ersten zu bekommen. Irgendwann hatte er mich überzeugt und wurde während des Abstillens, also sechs Monate nach der Geburt des ersten Kindes, wieder schwanger. Das dritte Kind war überhaupt nicht mehr geplant und ein glücklicher Unfall.

Unsere drei Jungs sind alle also noch unter vier Jahren. Momentan kann ich die Vorteile besonders bei den älteren zwei Brüdern sehen. Sie haben schon früh angefangen miteinander zu spielen. Sie brauchen nicht die ganze Zeit meine Aufmerksamkeit. Die größte Herausforderung ist, dass es noch kleine Kinder sind, die alle drei intensiv versorgt werden müssen. Alle drei sind immer noch Wickel-Kinder!

Während des Stillens war es immer am schwierigsten. Ich weiß noch genau wie Alexander es lustig fand weg zu laufen, während ich Ferdinand Stillen musste. Ein absoluter Albtraum!

Dein Mann ist beruflich sehr eingebunden – welche Hilfe hast Du im Alltag? Wie schaut bei euch die Kinderbetreuung aus?
Vor vier Monaten haben wir endlich ein wunderbares Kindermädchen gefunden. Zuvor hatten wir es vergeblich mit mehreren Au-Pair Mädchen versucht. Vor Leonards Geburt war ich auch lange Zeit alleine mit Alex und Ferdi. Bei allen Kindern habe ich mit neun Monaten mit der Eingewöhnung in der Wald Kita begonnen. Das hat immer super geklappt, da es genau vor der Phase des Fremdelns war. Ansonsten hätte ich es auch nicht geschafft, da die ersten beiden nur 15 Monate Altersabstand haben.

Die Kombination aus Kita und Kindermädchen klappt bei uns momentan am besten.

Du hast jetzt drei Kinder unter vier Jahren und orientierst Dich gerade beruflich komplett neu um – warum?

Das liegt daran, dass ich nicht mehr in einer Mode Metropole wie London, Paris oder New York wohne. Die Gehälter die dort gezahlt werden und das Level der Mode Labels gibt es hier in Berlin nicht. Es gab genug Angebote dort und wenn ich in einer dieser Städte gewohnt hätte, wäre ich wahrscheinlich einfach wieder in die Modebranche eingestiegen.

Seitdem ich Mutter bin, habe ich allerdings keine Lust mehr für jemand anderen zu arbeiten. Ich will etwas Eigenes gründen. Dies ermöglicht es mir von zu Hause aus zu arbeiten und meine Arbeitszeiten selber zu bestimmen.

Was genau machst Du jetzt? Und mit welchem Ziel?

Ich habe mich gerade in der Lebensmittelbranche selbstständig gemacht. Ich verkaufe glutenfreie Backmischungen auf „glutenfreieheimat“. Meine Mutter, die eine sehr erfolgreiche ganzheitliche Ärztin ist, hat über zwölf Jahre lang versucht ein gut schmeckendes, gesundes und 100 % biologisches glutenfreies Brot zu backen. Es schmeckt so genial, dass sogar Leute die sonst nicht glutenfrei essen keinen Unterschied merken. Ihr kennt bestimmt den Geruch eines leckeren, frisch gebackenen Brots und wie toll es schmeckt, wenn es noch leicht warm aus dem Ofen ist. Andere Beispiele sind ein Kindergeburtstag oder die Weihnachtszeit. Es gibt viele Kinder, die nie einen normalen Geburtstagskuchen oder Weihnachtskekse essen dürfen. Ihnen möchte ich es ermöglichen, mit meinen einfach und schnell zu backenden Backmischungen daran teilhaben zu dürfen.

Weil es ja um Ernährung geht – worauf achtest Du bei der Ernährung Deiner Kinder? 

Wir ernähren uns überwiegend biologisch und Zuckerarm. Nachdem ich jahrelang in Italien gelebt habe, ist es mir sehr wichtig jeden Abend ein warmes, leckeres und gesundes Essen zu servieren. Regelmäßige Mahlzeiten sind auch sehr wichtig für die Stimmung aller Familienmitglieder.

Siehst Du dich eines Tages wieder im Modebusiness (falls nein, warum nicht?)?

‚You never know!‘

 

Vielen Dank liebe Conny!

Ich wünsche Dir natürlich alles Gute für Deine berufliche Neuorientierung und bin auch schon sehr gespannt, wie die Sachen schmecken! (Das darf ich ja zum Glück bald probieren…)