Langstrecken fliegen mit nur einem Kind ist schon eine kleine Herausforderung, besonders dann, wenn es das erste Mal ist und man einfach noch keine Ahnung hat, was da auf einen zukommt. Und natürlich möchte man bestmöglich vorbereitet und für alle Eventualitäten ausgestattet sein, zumindest war das in unserem Fall so. Da hatten wir allerdings auch noch das Glück, dass wir zwei Erwachsene und ein Kind waren und wir so auf der Reise immer mal wieder eine kleine Pause hatten. Bei zwei Kindern (und davon ein Baby) war das keine Option. Also war ich darauf eingestellt, auf der gesamten Reise immer ein Kind auf dem Schoß zu haben…

Genau so kam es dann auch. Doch zum Glück gibt es ein paar Tricks, die einen Langstreckenflug mit Baby (und Kind) etwas erträglicher machen. Die liebe Bari hatte uns schon vor einiger Zeit ihre Tipps für lange Flüge mit Baby , in ihrem Fall nach Australien, zusammengefasst. Von mir lest ihr hier meine gesammelten Erfahrungswerte aus Flügen mit Baby und/oder Kleinkind an Orte wie Südostasien oder zuletzt Südafrika:

Welche Airline?

Wir sind unsere Langstrecken auf die Malediven, Sri Lanka und Kapstadt bisher mit Lufthansa, Condor, Etihad und Turkish Airlines geflogen und alle waren wirklich super. Doch besonders Turkish Airlines hat mich jetzt nach Südafrika wirklich begeistert. Eine extrem kinderfreundliche Airline, unsere Kids wurden von allen Flugbegleitern mit sehr viel Aufmerksamkeit beschenkt und Oskar hat auch den ein oder anderen Kurzausflug auf dem Armen dieser gemacht. Es gab Spielzeug, Kidsmenüs und (ganz wichtig) viel Verständnis. Außerdem habe ich auch viel Gutes von Air France und Emirates (da soll es wohl sogar eine Nanny an Bord geben, die einem zur Hand geht…) gehört, aber im Zweifel würde ich auch einfach immer Google konsultieren.

Welche Flugzeiten?

Also, für uns hat sich das Thema “die günstigsten Flüge” komplett erledigt. Warum? Meistens haben die richtig günstigen Verbindungen auch richtig bescheidene Flugzeiten, bzw. Umstiegszeiten. Mit Kindern lautet unsere Devise nun, die einfachsten und schnellsten Flugverbindungen zu finden. Am besten geeignet sind natürlich Nachtflüge, die am frühen Abend starten (gegen 18 Uhr). Dann bekommt man das mit dem normalen Rythmus nämlich am besten hin. Bis man gestartet und in der Luft ist, die Getränke serviert und das Essen gegessen wurden und auch irgendwann auch die grelle Beleuchtung im Flieger ausgeschaltet wird, vergehen locker 3 bis 4 Stunden. Wenn es dann bereits weit nach 21 Uhr ist, kann das zur nervlichen Zerreißprobe werden, denn die Kinder sind todmüde und kommen aber auch nicht zur Ruhe. Wir sind beispielsweise auf dem Hinflug um 22 Uhr unserer Zeit umgestiegen – bis zum zweiten Flieger auch gar kein Problem, aber das Licht wurde dann erst nach unserer Zeit um 3 Uhr Nachts ausgeschaltet. Eine echte Katastrophe. Aber wir haben es trotzdem gemeistert. Auf dem Rückflug hingegen starteten wir um 18 Uhr und um 22 Uhr war komplett Zapfenstreich. Super Timing und sehr zu empfehlen.

Wo am besten sitzen?

Grundsätzlich gilt schon mal: je jünger das Baby, desto einfacher wird das ganze! Also habt keine Scheu, mit einem kleinen Baby zu fliegen – das ist fantastisch!

Wenn man “nur” ein Baby dabei hat, ganz klar in die vorderste Reihe mit Baby-Bassinet. Das ist erlaubt für Babys bis zehn Kilo (wir haben minimal geschummelt und Oskar hat auch nicht mehr von der Länge reingepasst) und nicht jedes Baby hat Bock drauf. Aber alleine die Chance zu haben, das Baby zwischendurch mal dort rein zu legen, ist ein wahrer Segen. Am besten auf dem Arm einschlafen lassen und wenn es dann tief schlummert, reinlegen. Das hat uns auf dem Rückflug mit Oskar den wohl entspanntestens Flug auf der Welt beschert. Denn sonst waren wir immer ohne Bassinet geflogen – und ganz ehrlich, das war wesentlich unentspannter. Außerdem hat man in der vordersten Reihe auch etwas mehr Beinfreiheit – im Zweifel kann man die Kids auch einfach mit Decken auf den Boden legen.

Reist man mit zwei Kids und beide sind unter 2 Jahre, kann man das auch machen. Man sollte aber auf jeden Fall die Plätze nebeneinander im Mittelgang nehmen, dass alle nebeneinander Platz haben. Bucht man nämlich Fensterplätze, muss man sich auf zwei Reihen aufteilen, denn je Kleinkind (unter 2 Jahre) muss ein Erwachsener sitzen. Die zwei Reihen hintereinander sind aber gar nicht so schlecht, denn in der vordersten Reihe kann man die Armlehnen nicht hochklappen. Das ist mit einem größeren Kind etwas doof, schließlich ist es viel schöner wenn man sich an Mama oder Papa kuscheln kann. Hängt natürlich vom Kind ab.

Ist das Baby bereits viel zu groß für das Bassinet, überlegt euch auf jeden Fall, ob ihr dem Baby nicht doch lieber einen Sitzplatz bucht. Fliegt man 12 Stunden oder länger ist es wirklich wahnsinnig anstrengend wenn einem ein Krümel auf dem Schoß rumturnt. Insbesondere, wenn dieser so einen Bewegungsdrang hat wie Oskar. Wir hatten jetzt noch Glück, aber wenn wir nächsten Winter wieder weit weg reisen (ich stecke bereits mitten in der Planung) bekommt Oskar auf jeden Fall einen eigenen Platz. Ich spare da auf keinen Fall am falschen Ende…

Reist man mit zwei größeren Kids, würde ich auf alle Fälle zwei Reihen hintereinander neben dem Fenster buchen. So kann man richtig cool Bäumchen wechsel dich spielen, ist nah beieinander und die Kids können auch aus dem Fenster schauen. Oder nebeneinander sitzen und spielen.

Was an Bord mitnehmen?

Hier ist es natürlich wieder ein großer Unterschied, ob Baby oder Kind. Deshalb unterteile ich das lieber wieder:

Für das Baby:
Am besten packt ihr die komplette Wickeltasche, wie immer. Zwei Ersatzoutfits, Wickelsachen, Schnuller und (falls das Baby schon die Flasche bekommt) die Pre-Milch in Fläschchen vorbereiten. Gekochtes und kaltes Wasser bekommt ihr easy und unkompliziert an Bord. Bei uns gab es auch Brei für die Minis, aber ich habe Oskar zwei Portionen Nudeln vorgekocht und hatte außerdem einige Quteschies im Handgepäck. Auf Spielzeug (Rasseln und Co) könnt ihr getrost verzichten – die Kleinen finde alles andere eh viel interessanter! Im Zweifel die Fernbedienung für das Bordkino – die hat Oskar zu meinem Leidwesen voller Begeisterung abgeschleckt. Aber Bakterien stärken ja bekanntlich das Immunsystem!!!

Wir haben außerdem auch immer das Tragetuch (oder eine Trage) im Handgepäck dabei, denn falls die Minis doch nur auf dem Arm schlafen wollen ist es so wesentlich rückenschonender. Wir haben außerdem immer einen leichten Schal oder ein Spucktuch dabei, dass wir über den Kopf legen können – falls halt eben die grelle Beleuchtung vom Einschlafen abhält. Für Helene hatten wir so sogar einmal im Flieger eine Höhle gebaut, allerdings hatten wir auf dem Flug das Glück, eine 4er-Bank für uns zu haben.

Für das Kind:
Hier wird es natürlich schon etwas umfangreicher, bzw. muss man etwas besser überlegen. Also, im Grunde bekommt man natürlich alles wichtige an Bord: Kidsmenüs, Spielzeug und das Bordprogramm. Weil aber Kinder meistens noch etwas mehr Unterhaltung brauchen und insbesondere auf Langstreckenflügen die Nerven der Eltern bestmöglich geschont bleiben wollen, waren wir hier außerordentlich gut vorbereitet. Das wichtigste Utensil bei uns war der Jetkids-Koffer – ein Kindertrolley, der Platz für das Spielzeug bietet und im Flieger als Bett umgebaut werden kann. Er durfte bei uns bereits bei Start und Landung im Fußraum stehen, nachdem die Anschnallzeichen ausgeschaltet waren, haben wir es umgebaut. Also Deckel umdrehen, auf die richtige Höhe einstellen, den Fußraum ausfüllen und die integrierte Matratze rauflegen. Im Trolley war außerdem noch Platz für Malsachen, Bücher, Kuschelkissen, Kuscheltier und TipToi-Stift. Damit war sowohl für fantastische On-Bord-Unterhaltung gesorgt, als auch für eine relativ entspannte Nachtruhe. (Wer keine 150 Euro für einen Jetkid ausgeben möchte, der kann auf kostengünstigere, aufblasbare Alternativen umsteigen. Allerdings benötigt man dann noch einen seperates Handgepäck mit Spielzeug.) Das abere wirklich fantatische am Jetkid ist, dass man außerdem für die Zeit am Flughafen (und beim Umsteigen) den perfekten fahrbaren Untersatz hat, mit dem die Kids noch verdammt viel Spaß haben. Uns hat es wirklich selbst das Umsteigen mitten in der Nacht gerettet, weil die beiden großen Kids trotz Müdigkeit so begeistert waren, dass sie die gesamten zwei Stunden lachend rumgedüst sind. Leider ist uns aber ein Jetkid nach dem ersten Flug etwas kaputt gegangen. Ärgerlich, aber da mein zweiter Name “MacGyver” ist, hab ich einen geschickten Weg gefunden, unseren wichtigsten Begleiter auch auf dem Rückflug zu nutzen!

Mein zweiter, ultimativer Tipp für eine gute Bordunterhaltung ist mein fantastischer Fund auf Amazon: Helenes Einhorn-Kopfhörer. Die gibt es in allen Möglichen Varianten (also auch ohne cheezy Einhorn), aber es sind eng anliegende Stirnbänder, die integrierte Kopfhörer haben. Also nix steckt im Ohr, nichts rutscht vom Ohr und im Zweifel kann das Kind das Stirnband einfach über die Augen ziehen und dabei noch im Liegen eine Geschichte hören. Neben all meinen absurden Amazon-Findings ein echter Tipp also!

Übrigens, bei uns gilt auf Reisen: Helene darf Videos schauen, bis sie quadratische Augen hat. Zuhause schaut sie nur am Wochenende mal was, aber hier machen wir immer Ausnahmen. Weil aber zum einen, der Großteil der Filme nicht auf deutsch verfügbar ist und zum zweiten unsere Tochter für im Grunde ALLE Filme zu sensibel ist, laden wir uns bei Amazon Prime immer diverse Staffeln Conni und Co aufs iPhone/iPad, dass wir in jedem Fall gut versorgt sind. Also, nehmt zur Sicherheit das eigene Unterhaltungsprogramm mit, dann gibt es keine Enttäuschungen. Das wäre dann mein dritter Tipp.

Für alle:
Zieht euch im Zwiebellook an, dass ihr euch auf alle Fälle aus den Schichten schälen könnt. Auf dem Hinflug (aus dem kalten Berlin) waren wir allesamt zu warm gekleidet. Auf dem Rückflug haben wir es bis nach Berlin in kurzen Hosen, T-Shirt und Sweater geschafft. Auch die Kids mussten wir erst einmal aus- anstelle von anziehen.

Was sonst noch ganz gut ist:

  • Nasenspray
  • Lippenbalsam
  • Creme (wir nehmen einfach immer Babycreme für die ganze Familie)
  • Sab Simplex (auch für die ganze Familie)
  • Snacks (Müsliriegel und Gummibärchen helfen immer bei Unterzuckerung)
  • Nurofen (falls ein Kind arge Schmerzen hat, z.B. wenn das Baby dummerweise genau auf dem Langstreckenflug Zähne bekommt, wie in unserem Fall…)

Ansonsten? Bleibt möglichst entspannt.

Und das große Gepäck?

Puh ja, das ist in meinen Augen die eigentliche Herausforderung. Ich hatte das ganze ja ziemlich gut geplant und muss am Ende sagen: ich lag doch wieder daneben! Einfach, weil wir viel zu viel dabei hatten. Klar, Kinderwagen, Pre-Milch und Co waren wichtig und wurden fantastisch mit allen Badesachen in der großen Kinderwagentasche von Bugaboo (wieder einer meiner ultimativen Reisetipps: diese Tasche bietet so unfassbar viel Stauraum, dass ihr darin nahezu den halben Inhalt eines Koffers unterkriegt) verstaut, aber drei große Gepäckstücke hätten wir nicht gebraucht. Und auch wenn ich es so geschafft habe in den ersten drei Wochen nicht ein Outfit doppelt zu tragen, gilt für die nächste Reise nur noch die Hälfte an Gepäck mitzunehmen. Also regulär packen und dann die Hälfte am besten wieder zurück in den Schrank sortieren. Also denkt bitte dran – auch mit Baby: WENIGER IST MEHR, schließlich muss auf Reisen das Gepäck noch von A nach B nach C bewegt werden. Und sollte doch mal was fehlen, kann man es mit Sicherheit auch ganz einfach kaufen. Das macht ja bekanntlich auch Spaß, gell?

Tipps im Überblick:

  • Bucht die kinderfreundlichsten Uhrzeit für die Kids!
  • Mit Baby unbedingt die erste Reihe mit Baby-Bassinet buchen!
  • Gepäck: Weniger ist Mehr! Bloß nicht mit zuviel Gepäck beladen!
  • 2 Wechseloutfits, Wickeltasche, ausreichend Nuckel & Fläschchen mitnehmen!
  • Babytrage oder Tragetuch immer griffbereit haben!
  • Für große Kids: das eigene Bordprogramm dabei haben (Bücher, Spiele, Malsachen und evtl. Videos)
  • Für den Notfall: Nurofen, Sab Simplex und Nasenspray!
  • Immer schön in Schichten anziehen – das gilt für ganze Familie!
  • Bloß nicht das Pre-Bording nutzen. Geht so spät wie möglich in den Flieger, damit sich die Kids noch so lange wie möglich bewegen können!

So, ich hoffe ich habe jetzt an wirklich alles gedacht. Wenn ihr Fragen habt, immer her damit – ich würde die sogar gerne hier im Artikel ergänzen, dass alle anderen möglichst auch was davon haben!

Auf jeden Fall kann ich aus tiefstem Herzen empfehlen, wagt die große Reise mit Kind und Kegel, es lohnt sich in jedem Fall. Und die lange Reise ist im Grunde auch gar nicht so schlimm, wie es sich viele vielleicht vorstellen. Ich meine, wie viele Nächte haben wir Mütter bereits ohne Schlaf überstanden? Im schlimmsten Fall kommt halt noch eine oder zwei dazu. (krkrkr) Dafür erlebt ihr eine unfassbar intensive Zeit mit euren Kindern, die ihr niemals vergessen werdet!