Wenn man in seinem Umkreis diese Frage stellt, kommt nicht gerade eine klare Antwort. Was möglicherweise die meisten wissen, ist, dass es viele Arten der Humanen Papillomviren gibt und diese auch Gebärmutterhalskrebs auslösen können, aber die wenigsten wissen, dass es eine HPV-Impfung gibt – und vor allem weiß im Grunde niemand, dass auch Jungs geimpft werden können. Natürlich begebe ich mich auf das sehr umstrittene und weite Feld, in dem unfassbar viel diskutiert und geurteilt wird, denn ob Impfbefürworter oder -gegner, jeder beansprucht für sich, im Recht zu sein. Doch ich für meinen Teil denke, dass vor allem über das Thema gesprochen werden muss. Und aus diesem Grund erzähle ich euch heute mal das Wichtigste über HPV! 
Ich hatte das Glück, kürzlich auf einem Fachpanel sprechen zu dürfen, bei dem ich sozusagen die Elternvertreterin war. Ich war also eingeladen, um auf dem Podium gegenüber Ärzten die Bedenken und die Unwissenheit von Eltern zu äußern. Das konnte ich ganz gut, denn ehrlich gesagt, das letzte Mal, dass ich mit einem Arzt über die HPV-Impfung gesprochen hatte, war vor etwa 12 Jahren, als mein Frauenarzt mir davon erzählte, aber ich im gleichen Atemzug erfuhr, dass die Impfung nur bis zum vollendeten 18. Lebensjahr (d.h. bis zum Tag vor dem 18. Geburtstag) von der Krankenkasse übernommen würde. Alles klar, hat sich erledigt, fertig, weiter. So dachte ich zumindest. Doch das war nicht ganz richtig. Unter bestimmten Umständen macht eine Impfung auch noch Sinn, wenn man älter als 17 Jahre alt ist. Allerdings nur dann, wenn man noch keine HPV-Infektion hatte. Natürlich kann man sich auf eigene Kosten auch noch impfen lassen, wenn man älter als 17 Jahre ist. Es gibt sogar einige Krankenkassen, die hier die Kosten übernehmen.

Was ist HPV überhaupt?

HPV steht für Humane Papillomviren, die vor allem Erkrankungen im Genital- und Analbereich verursachen können. Sie besiedeln die Haut und die Schleimhäute und werden demnach durch Haut- und Schleimhautkontakt übertragen. Es gibt mehr als 200 verschiedene HP-Viren, die bekannt sind. Einige davon, sogenannte Niedrig-Risiko-HPV-Typen, können Genitalwarzen verursachen. Hoch-Risiko-HPV-Typen können dagegen unter anderem bestimmte Krebsarten und Krebsvorstufen auslösen.

Wie man sich schützen kann?

Zu den wichtigsten Präventionsmaßnahmen gehört die HPV-Impfung. Sie kann je nach verwendetem Impfstoff bestimmten HPV-bedingten Erkrankungen vorbeugen, wie zum Beispiel Gebärmutterhalskrebs, Analkrebs, Scheiden- und Schamlippenkrebs sowie deren Vorstufen und Genitalwarzen.  Die HPV-Impfung schützt allerdings nicht vor allen HPV-Typen, die Krebs verursachen können. Deshalb ist es wichtig, an der jährlichen Früherkennungsuntersuchung für Gebärmutterhalskrebs teilzunehmen. 

Seit 2007 empfiehlt die STIKO (Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut) in Deutschland die HPV-Impfung für Mädchen. Seit Sommer 2018 nun auch für Jungs. Aktuell für Mädchen und Jungs im Alter von 9 bis 17 Jahren. Idealerweise aber bereits bis zum Alter von 14 Jahren, da so die Wahrscheinlichkeit größer ist, dass der volle Impfschutz erfolgt ist, bevor es zu ersten sexuellen Kontakten gekommen ist. Wie schon gesagt, die Kosten für die Impfung werden von den Krankenkassen in der Regel bis zum Alter von 17 übernommen. Aber das müsst ihr im Zweifel einfach nochmal absprechen mit eurem Arzt bzw. der Krankenkasse.

5 Fakten über HPV!

  1. Humane Papillomviren (HPV) sind weit verbreitet.
  2. HP-Viren können bestimmte Krebsarten und Krebsvorstufen verursachen.
  3. Zu den häufigsten HPV-bedingten Krebsarten gehören, zum Beispiel Gebärmutterhalskrebs, Analkrebs sowie Mund- und Rachenkrebs.
  4. Die Ansteckung mit den Viren erfolgt von Mensch zu Mensch über Haut- und Schleimhautkontakt.
  5. Eine möglichst frühe Impfung kann bestimmten HPV-bedingten Erkrankungen vorbeugen.

Alle weiteren Infos über HPV und die Impfung findet ihr gesammelt auf www.entschiedengegenkrebs.de.

Was ich denke?

Es ist einfach genau diese Sache: Für bestimmte Krebsarten gibt es ein erhöhtes Erkrankungsrisiko und wenn man bereits im Familien- oder Freundeskreis von Fällen beispielsweise Gebärmutterhalskrebs erfahren hat, erkennt man natürlich, was dieses Risiko wirklich bedeutet. Und ich persönlich möchte meine Kinder unbedingt davor schützen – sowohl vor dem Risiko bestimmter Krebserkrankungen als auch vor der Möglichkeit von Genitalwarzen. Zumindest möchte ich die Wahrscheinlichkeit hier verringern, denn auch das habe ich im Freundeskreis erlebt und es hatte ziemlich verheerende Auswirkungen auf das Selbstbewusstsein, das Sexualverhalten und die Partnersuche. Ich kenne Frauen, die bangen mussten, weil sie einen sehr schlechten Pap-Abstrich hatten und über lange Zeiträume zur Kontrolle mussten, die zur Kolposkopie mussten und Gewebeentnahmen hatten. Ich kenne einige Frauen, bei denen sich die Infektion von alleine beruhigt hat, aber ich weiß auch, was es bedeutet, wenn einer Frau die Gebärmutter entnommen wird. Dieses Risiko möchte ich für meine Kinder gerne, soweit es mit in meiner Hand liegt, minimieren.  Natürlich ist meine Entscheidung, die ich für mich und meine Kinder (gemeinsam mit meinem Mann) treffe, nicht maßgeblich für euch. Das soll sie auch gar nicht sein, denn ich möchte hier keine Impfdebatte heraufbeschwören. Doch da ich selbst gerade erst erfahren habe, dass Jungs, die nicht nur reine Überträger (auch hier sehe ich persönlich die Verantwortung), sondern auch Betroffene sein können, ebenfalls geimpft werden können, finde ich es super wichtig, darüber zu informieren.   Selbstverständlich bin ich KEINE Ärztin und kann hier nur zusammentragen, was ich an dem Tag gelernt und mir über diverse Seiten erlesen habe. Dennoch finde ich es enorm wichtig, euch diese Erkenntnisse mitzuteilen – und bitte euch, zumindest diejenigen, die die Impfung nicht von vornherein grundsätzlich ablehnen, das Thema mit eurem Kinderarzt des Vertrauens zu besprechen. Ich denke, dass sind wir unseren Kindern schuldig, und wir müssen auch diese Verantwortung annehmen.

Falls jemand noch meine grundsätzliche Einstellung zum Impfen hinterfragt: Meine Kinder sind beide komplett durchgeimpft. Während wir uns bei Helene noch etwas „anthroposophischer” an das Thema Impfen gewagt hatten, war Oskar in ziemlich kurzer Zeit nach Empfehlung der STIKO geimpft. Ich persönlich sehe eine große Verantwortung gegenüber meinen Kindern und der Gesellschaft, ich bin überzeugt vom Herdenschutz. Ich denke, dass wir einige der größten Errungenschaften der Medizin nicht einfach abtun sollten und mit Globuli die Welt retten können. Aber, wie gesagt, das ist meine persönliche Einstellung, die ich niemandem aufzwängen möchte und mit der ich auch keinen überzeugen will.  Entscheidet ihr für euch, aber solltet ihr von HPV, genau wie ich, nur eine grobe Vorstellung haben, dann empfehle ich euch: Fragt nicht Dr. Google, sondern sprecht wirklich mit eurem Arzt darüber.
LESEEMPFEHLUNG: Übrigens, Erfahrungsberichte sind wirklich sehr rar vertreten, was sehr selten vorkommt. Ich habe aber zumindest von einem Blog einen wirklich unglaublich ehrliche Artikel gefunden, den ich euch auch noch mitgeben möchte: https://www.vice.com/de/article/bn398a/hpv-virus-sex
Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit entschiedengegenkrebs.de Das Thema ist bekanntlich sehr sensibel und es spiegelt meine persönliche Sicht auf das Thema wieder.