Besonders wenn sich (wie bei uns im Team) der Tag der Einschulung der eigenen Kinder nähert, wird viel über Schule allgemein und auch über unser Bildungssystem gesprochen. Jeder hat da vielleicht schon seine ganz eigene Meinung aus Erfahrungen, Erzählungen oder gar Erinnerungen. Doch es hat sich in den letzten Jahren viel an unserem Schulsystem geändert. Wir wollen heute bewusst mal ein paar Lehrer zu Wort kommen lassen, das aktuelle Schulsystem unter die Lupe nehmen und auch besonders auf die Probleme eingehen.

Ich habe mich mit Nathalie und Andrea, Grundschullehrerinnen in Berlin und Brandenburg und Mütter, sowie Tina, quer eingestiegene Vertretungslehrerin an einer Brennpunktschule in Berlin und Mutter, unterhalten, um ihre Sicht der Dinge zu erfahren.

Liebe Andrea, du bist Grundschullehrerin in Brandenburg (nahe Berlin) und Zweifach-Mama, liebe Nathalie, du bist Grundschullehrerin im Berliner Speckgürtel und Mutter von drei Kindern (zwei im Grundschulalter). Bis zum letzten Jahr warst Du an einer Berliner Grundschule in Prenzlauer Berg tätig. Magst Du uns erzählen wie es zu dem Wechsel kam? Und Andrea, war das bei dir ähnlich?

Nathalie: Ich hatte mich an meiner Schule im Prenzlauer Berg wirklich wohl und zu Hause gefühlt.
Seit Jahren war mir bewusst, dass ich Berlin verlassen muss, wenn ich verbeamtet werden möchte. Da ich mich über die Ungleichbehandlung in Berlin schon lange geärgert hatte und die von der GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) erreichten Ziele für mich unbefriedigend waren, habe ich mich während meiner Elternzeit an einer Schule in Brandenburg beworben und es bis jetzt nicht bereut. Auch wenn ich meine Heimatschule vermisse, im Februar werde ich auf Lebenszeit verbeamtet – Ziel erreicht :0)

Andrea: Na mich hat Nathalie angestiftet und davon überzeugt, mich mit ihr in Brandenburg zu bewerben. Hat auch schneller geklappt als gedacht. Ich vermisse meine alte Schule aber nicht wirklich. Es war sowieso an der Zeit weiterzuziehen.

Liebe Tina, du bist auch Mama einer Tochter und Quereinsteigerin bzw. eigentlich quer eingestiegene Vertretungslehrerin an einer Berliner Gemeinschaftsschule, einer sogenannte “Brennpunktschule”. Kannst du uns das Modell “Quereinsteiger” kurz erklären?

Tina: Ich weiß gar nicht, ob ich da tatsächlich als Quereinsteiger gelte. Ich war bis jetzt als Vertretungslehrerin mit 12 Unterrichtsstunden wöchentlich und für eine bestimmte Lehrkraft eingestellt, die längere Zeit ausfällt und vertrat diese vorerst bis zum Ende des Halbjahres. Ich unterrichtete 7. und 10. Klassen in Kunst, eine 8. in WAT (Wirtschaft-Arbeit-Technik) und unterstützte eine supernette Musiklehrerin mit ihrer 8. Klasse. Ich habe mich vor einiger Zeit im BEOv registriert – das ist ein “Online-Bewerbungsverfahren für Vertretungseinstellungen”. Darüber schrieb mich der kommissarische Schulleiter an und da ich an dieser Schule auch schon die Fotografie-AG mache, passte es irgendwie ganz gut.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten als Quereinsteiger an Schulen eingestellt zu werden. Soweit ich weiß, können Akademiker ohne Lehramtsausbildung in Berlin unter bestimmten Voraussetzungen eingestellt werden und das studierte Fach muss dem Bedarf an der Schule zugeordnet werden können. Genaueres kann man hier erfahren:
www.berlin.de/sen/bildung/fachkraefte/einstellungen/lehrkraefte/quereinstieg/

Mir fällt eigentlich kein akademischer Beruf ein, in den ich quer einsteigen könnte… Das ist eine nicht zu Ende gedachte Notlösung. Welche Konsequenzen das haben wird, muss man abwarten.

Nathalie, Grundschullehrerin

Ich war und bin da auch eher zwiegespalten und habe das Gefühl, dass manchmal mit den Quereinsteigern Brände gelöscht werden sollen. Und das sie auch gleich direkt wieder verbrannt werden. So hat es sich jedenfalls für mich angefühlt.

Tina, quer eingestiegene Vertretungslehrerin

Berlins Grundschulen können zum neuen Schuljahr nur jede siebte offene Stelle mit ausgebildeten Grundschullehrern besetzen. 880 Quereinsteiger und Lehrer ohne volle Lehrbefähigung (LovLs) müssen die Lücke füllen. Der Lehrerbedarf ist groß. Sind Quereinsteiger eine gute Lösung?

Nathalie: Mir fällt eigentlich kein akademischer Beruf ein, in den ich quer einsteigen könnte… Das ist eine nicht zu Ende gedachte Notlösung. Welche Konsequenzen das haben wird, muss man abwarten.

Andrea: Ist irgendwie schon eine komische Vorstellung, dass es gut gehen kann. Wir wurden immerhin mindestens sieben Jahre lang ausgebildet.

Tina: Ich war und bin da auch eher zwiegespalten und habe das Gefühl, dass manchmal mit den Quereinsteigern Brände gelöscht werden sollen und das diese Leute auch gleich direkt wieder verbrannt werden. So hat es sich jedenfalls für mich angefühlt.

Soviel ich von dir, Nathalie, weiß, unterstützen die ausgebildeten Lehrer die Quereinsteiger und stehen ihnen hilfsbereit zur Seite. Haben die gut qualifizierten Lehrer dazu überhaupt Kapazitäten?

Nathalie: Nein, leider nicht. Das führt zu Überforderung und Unzufriedenheit auf allen Seiten.

Tina: Das glaube ich auch, dass es den angestellten Lehrerinnen und Lehrern kaum möglich ist, die Quereinsteiger einzuarbeiten. Ich denke auch, dass sich die Leitung dafür verantwortlich fühlen muss und so etwas vernünftig koordinieren und delegieren sollte.
Ich hätte mir jedenfalls ein Einarbeitungskonzept sehr gewünscht – vielleicht hätte ich mich dann nicht so “allein gelassen” und vollkommen ahnungslos gefühlt. Ich hatte weder Klassenlisten, noch Kursbücher (davon erfuhr ich auch erst zum Ende), keine Ahnung wo und wie Lehrerzimmer sind und funktionieren, keine Ahnung von den Lehrplänen oder Handreichungen. Ich hatte nur einen Stundenplan und eine kurze Einführung in die Kunsträume.

Ich hätte mir jedenfalls ein Einarbeitungskonzept sehr gewünscht – vielleicht hätte ich mich dann nicht so “allein gelassen” und vollkommen ahnungslos gefühlt. Ich hatte weder Klassenlisten, noch Kursbücher, keine Ahnung wo und wie Lehrerzimmer sind und funktionieren, keine Ahnung von den Lehrplänen oder Handreichungen. Ich hatte nur einen Stundenplan und eine kurze Einführung in die Kunsträume.

Tina, quer eingestiegene Vertretungslehrerin

Dann gibt es inzwischen auch eine Gehaltsschere bei den nun tätigen Lehrern an den Grundschulen, wie du mir sagtest, Nathalie. Auch, dass Grundschullehrer Fortbildungen machen müssen, um so viel wie einige Quereinsteiger zu verdienen, unterstützen diese aber wiederum im Schulalltag. Ist der klassische Lehrerberuf noch attraktiv?

Nathalie: Ja, das ist schon zynisch! Unter diesen Umständen wollte ich hier (in Berlin) nicht länger arbeiten.

Tina: Ich kann jetzt nicht gerade behaupten, dass ich wahnsinnig gut verdient hätte ;). Jedenfalls bedarf es einem sehr großen Stapel an Personalbögen und Unterlagen, die eingereicht werden müssen. Dafür hatte ich leider auch nicht viel Zeit und so konnten meine Berufserfahrungen in der Lehre nicht komplett anerkannt werden, da mir dazu die gewünschten sehr detaillierten Nachweise nicht rechtzeitig vorlagen.

In der Ausbildung wird der neueste Schick gelehrt, und im Alltag geht es zurück ins 20. Jahrhundert. 

Andrea, Grundschullehrerin

Dazu kommt, dass die in Berlin betriebene Inklusion eine große Zusatzaufgabe für die Lehrer darstellt. Besteht hier eurer Meinung nach Verbesserungsbedarf?

Nathalie: Inklusion ist ein großartiges Konzept und gemeinsames Lernen sollte erklärtes Ziel aller Schulen sein.
Die Umsetzung dagegen ist katastrophal. Reformen kosten Geld. Wenn man das nicht in die Hand nehmen möchte oder kann, können gut gemeinte oder notwendige Veränderungen auch ins Gegenteil umschlagen. Ein riesen Thema! Die Leidtragenden sind Kinder, Eltern, Erzieher/innen und Lehrer/innen.

Andrea: Absolut. Da kann ich Nathalie nur zustimmen. Schon die Reformen seit den Siebzigern hätten mehr Geld, also Personal, Weiterbildungen, angepasste Räumlichkeiten und vieles mehr, benötigt. Da hängen wir schon ne ganze Weile hinterher. Daher auch dieses veraltete Schulsystem. In der Ausbildung wird der neueste Schick gelehrt, und im Alltag geht es zurück ins 20. Jahrhundert. Mal sehen, wie lange es noch so geht. Im Studium habe ich da auch anders gedacht. Doch schaut genau so die Realität aus. Burnout bei den auch noch so auf Achtsamkeit bedachten PädagogInnen.

Neben einer konkreten Qualifizierung im Lehrerberuf, fehlt den Quereinsteigern meist die Ausbildung in Erziehungswissenschaften, (Grundschul-)Pädagogik und Sonderpädagogik. Wie beurteilt ihr diese Lücke? Und wie fühlst du dich selbst qualifiziert und aufgefangen liebe Tina?

Tina: Ich habe Kunstpädagogik und Soziologie und später noch einmal Kunsttherapie studiert. Zumindest im Fach Kunst bin ich pädagogisch und didaktisch einigermaßen qualifiziert. Meine Berufserfahrungen als Kunstpädagogin und Kunsttherapeutin sind dabei ja auch nicht außer Acht zu lassen. Aber wie schon oben erwähnt, sollten Quereinsteiger bzw. Vertretungskräfte wenigstens darüber informiert werden, wen und was sie in den jeweiligen Klassen unterrichten sollen.

Nathalie: Anders als bei Elternschaft sollte die Lehrtätigkeit nicht intuitiv und gefühlsbasiert erfolgen. Daher ist das im Studium erworbene Wissen eine wichtige Grundlage des Lehrerberufes. Wie sich die fehlenden Voraussetzungen auswirken werden, wird die Zukunft zeigen.

Andrea: Na, nicht jeder ausgebildete Lehrer ist gleich ein guter Pädagoge. Das hat manchmal nicht so viel mit dem Erlernten allein zu tun. Aber ohne die wissenschaftlichen und didaktischen Hintergründe, stelle ich mir diesen Quereinstieg schon sehr schwierig vor. Wie soll das alles nachgeholt werden?

Na, nicht jeder ausgebildete Lehrer ist gleich ein guter Pädagoge. Das hat manchmal nicht so viel mit dem Erlernten allein zu tun. Aber ohne die wissenschaftlichen und didaktischen Hintergründe, stelle ich mir diesen Quereinstieg schon sehr schwierig vor. Wie soll das alles nachgeholt werden?

Andrea, Grundschullehrerin

Eure Meinung zum aktuellen Schulsystem ganz allgemein?

Nathalie: Das relativ junge Phänomen „Kindheit“ schafft sich schleichend wieder ab. Um das zu beobachten, muss man nicht LehrerIn sein. Es reicht wenn man sich selbst und seine Umgebung beobachtet.

Der Schulalltag unserer Kinder ist starr, bewertend, beurteilend und konkurrenzorientiert. Er bietet viel zu wenig Raum für Phantasie, Neugier, Spiel und Entfaltung. Es geht immer nur um die Zukunft und nicht um das Jetzt unserer Kinder. Dadurch wird Kindheit immer bedeutungs- sowie schutzloser.
In unserer Gesellschaft geht es ausschließlich darum, welchen Platz ein Kind als Erwachsener in der globalisierten Wirtschaft einnehmen wird. China führt die Rankingliste der internationalen PISA Studie an und ist somit Vorbild (2009 war China in allen Bereichen Spitzenreiter. 2015 führte Singapur. Da läuft es allerdings genauso. Viele asiatische Länder sind gaaanz weit vorne). Zweitrangig scheint zu sein, dass Selbstmord die häufigste Todesursache bei chinesischen Jugendlichen ist. Die müdesten, unmündigsten, unbeweglichsten und unglücklichsten Kinder finden wir sehr wahrscheinlich in einem Pekinger Klassenzimmer.
Mein Wunsch für meine Kinder ist, dass sie eigene Fragen, Ideen und Vorstellungen entwickeln, eigene Interessen und Meinungen verfolgen, spielend Lernen.

Die Welt, deren Einzigartigkeit und Vielfalt, singend und malend wahrzunehmen, wird zu höheren Einsichten führen, als die schriftliche Division :0).
Unser Schulsystem bietet dafür leider keinen Raum. Wir bilden kleine Untertanen aus, die entweder Akademiker oder Nichtakademiker werden. Eigentlich würde uns nur eine bildungspolitische Revolution vor dieser freudlosen, eintönigen Perspektive retten.
Ich weiß, dass meine Meinung ziemlich radikal und schwer vereinbar mit meiner Lebenszeitverbeamtung in Brandenburg erscheint. Trotz aller Widrigkeiten bringt mir mein Beruf Freude und ich bin immer auf der Suche nach Schlupflöchern.

Andrea: Bravo, Nathalie! Du bist eine Wucht und hast gute Worte gefunden. Es gibt ja so einige pädagogische Konzepte, die genau das Schulleben unseren Kindern ermöglichen würden. Doch wie ich oben schon sagte, UNSER Schulsystem lahmt ausgesprochen. Ich habe viele Jahre Weiterbildungen für das selbst entdeckende Lernen gegeben und es schon in meiner vorherigen Schule mit anderen Kollegen versucht etwas umzusetzen. Eine Stunde in der Woche pro Klasse war schon ein Ding der Unmöglichkeit. In der jetzigen Schule scheint es allein an einem geeigneten Raum dafür zu scheitern, obwohl die Schule gerade vergrößert wird. Es gibt schon Schulen, in denen offener gearbeitet und gelernt wird. Meistens haben die Pädagogen selbst angefangen, diese Konzepte umzusetzen und ihre Einstellung zum Lernen an sich verändert. Damit alle was davon haben, muss mehr getan werden. Bis dahin mache ich weiter in meinem kleinen Dunstkreis und versuche meiner Ansicht treu zu bleiben.
Grundsätzlich hat das Bild vom Lehrer sehr gelitten. Viele Eltern denken, sie könnten den Lehrern sagen, wie und was sie zu unterrichten hätten. Ich empfehle ja, alle Eltern mal 20 Minuten vor eine Klasse zu stellen; mit ganz konkreten Arbeitsaufträgen. Denke, dann würde sich das ganz schnell ändern. So ähnlich verhält es sich mit den Quereinsteigern. Das stellen sich doch viele etwas zu leicht vor.

Tina: Mir machte Schule damals selber nie Spaß und ich hatte das Gefühl, dass es nur um Leistung und Bewertung ging. An der Universität fühlte ich mich zumindest im Fachbereich Kunst wesentlich wohler – mein Professor war kein Freund von Noten, sondern von konstruktiv-kritischen Gesprächen über die künstlerische Arbeit. Ich fand es damals in der Zwischenprüfung toll, als er sagte, er möchte lieber darüber sprechen, wo man gerade steht und wie man sich vorstellt, dass man die Arbeit und sich zukünftig weiterentwickeln könne, als uns einfach eine stumpfe 1 zu geben, bei der man dann vielleicht nur noch denkt “Ah cool, dann bin ich ja schon ein fertiger, super Künstler und muss gar nichts mehr entwickeln”. So habe ich es auch in meinen späteren Berufsfeldern gehandhabt.
Für meine Tochter wünsche ich mir so sehr eine tolle Schulzeit und eine Schule, die sie als Persönlichkeit unterstützt und sie auf ihrem Entwicklungsweg begleitet – egal, welche Bereiche sie später einmal interessieren werden.

Welche Rolle sollen die sogenannten Streitschlichter (Kinder) an einigen Schulen spielen und was sollen sie ausgleichen?

Nathalie: Streitschlichter gibt es mittlerweile an nahezu allen Schulen. Sie sind ein gutes Beispiel für die Abschaffung der Kindheit. Kinder übernehmen die Aufgabe der Erwachsenen. Sie sollen nach einem von Erwachsenen entwickelten Konzept Streitereien aller Art schlichten. Streitigkeiten zu klären ist in den meisten Fällen eine schwierige und komplexe Angelegenheit. Sie erfordert Zeit und Kraft. Die Erwachsenen sind verantwortlich für das soziale Klima, nicht die Kinder!

Oh ja, die Multimediadiskussion ist wirklich scheußlich und so weit weg von den Interessen unserer Kinder. Ein iPad wird kein Kind glücklich machen. Es führt auch nicht zu höheren Einsichten.

Nathalie, Grundschullehrerin

Nathalie du hältst Multimedia insbesondere an Grundschulen für bildungsfeindlich. Gleichzeitig hast du mir erzählt, erwarten Eltern von den Lehrern Medienkompetenzworkshops für ihre Kinder, weil sie selbst mit dem Thema überfordert sind. Was läuft alles falsch außer, dass Whatsapp erst ab 16 Jahren, Instagram, Facebook, Snapchat und Youtube (die deutschen Youtube Nutzungsbedingungen sehen sogar 18 Jahre vor) ab 13 Jahren   (alles kein Grundschulalter) und z.B. Steve Jobs, Bill Gates u.a. bei ihren Kindern diese Richtlinien mehr oder weniger einhalten und die Risiken im Gegensatz zu Otto-Normalverbraucher erkennen?

Nathalie: Oh ja, die Multimediadiskussion ist wirklich scheußlich und so weit weg von den Interessen unserer Kinder. Ein iPad wird kein Kind glücklich machen. Es führt auch nicht zu höheren Einsichten. Ein Kind, das mit vielen i-Geräten aufwächst, kann ja auch nicht programmieren. Dazu benötigt man Vorstellungskraft. Das scheint den Experten im Silicon Valley klar zu sein und deshalb gehen deren Kinder zum Teil auf reformpädagogische Schulen.
Die sozialen Netzwerke sind ein riesiges gesellschaftliches Problem. Sogar Politiker haben sie nicht im Griff und es gibt zahlreiche Grundschulkinder, die so kommunizieren. Auch hier gilt es, dem Kind sein Recht auf Kindheit zukommen zu lassen, in dem man es schützt. Schutz bedeutet manchmal auch Verzicht. Meine Kinder bekommen frühestens in der 7. Klasse ein Smartphone und damit eher als der Nachwuchs von Bill Gates :0).

Als Lehrerinnen merkt ihr vielleicht, ob die Eltern sich mit dem was die Kinder in der Schule lernen auseinandersetzen oder zumindest mal einen Blick darauf werfen. Erwarten die Schulen, dass die Eltern die Hausaufgaben ihrer Kinder im Blick haben und seht ihr auch Unterschiede von Familien bei denen eine intensive Begleitung möglich ist und andere bei denen dies nicht gemacht wird?

Nathalie: Eigentlich sollte Schule ohne Hausaufgaben auskommen. Die Kinder verbringen so viel Zeit im Klassenraum. Warum kann dort nicht geübt werden? Am Ende hat meine Tochter das Abitur, aber sie ruft mich nicht mehr an!
Schwerwiegender ist dabei natürlich die soziale Ungerechtigkeit. Es muss auch möglich sein das Abitur abzulegen, ohne das Glück zu haben, dass einem die Bruchrechnung zu Hause erklärt wird und Vorträge mit den Eltern ausgearbeitet werden oder einem der entsprechende Service bezahlt und organisiert wird.

Das relativ junge Phänomen „Kindheit“ schafft sich schleichend wieder ab. Um das zu beobachten, muss man nicht Lehrerin sein. Es reicht wenn man sich selbst und seine Umgebung beobachtet.

Nathalie, Grundschullehrerin

Tina: In der Ganztagsschule, an der ich bis jetzt war, gibt es anscheinend so gut wie keine Hausaufgaben. Ich finde das auch nachvollziehbar, da die Schülerinnen und Schüler ja schon den ganzen Tag von 8 bis 16 Uhr in der Schule sind. Da muss dann auch irgendwann mal Feierabend sein 🙂
Aber mit Sicherheit gibt es von Familie zu Familie Unterschiede, ob und wie viel Aufmerksamkeit Eltern den schulischen Inhalten und Aufgaben schenken können – manchmal ist es ja nicht nur eine kognitive Herausforderung, sondern auch eine zeitliche (je nach Beruf oder Familienkonstellation).

Andrea: Ich kann Hausaufgaben einfach nicht ausstehen. Klar, dass manchmal ein Gedicht gelernt werden soll. Für einen Test kann ich mich auch nochmal zuhause hinsetzen und was wiederholen. Ansonsten sollte alles in der Schule gemacht werden. Wie Nathalie und Tina schon meinen, die Kinder sind sooo lange in der Schule. Zuhause sollen sie SPIELEN! Ich erinnere mich, dass ich als Grundschülerin in Abrisshäusern rumgeklettert bin, Freunde besucht und zuhause Post gespielt habe. Ich hatte eine tolle Kindheit. Das wünsche ich meinen Kindern auch. Lasst eure Kinder spielen!
Aber tatsächlich werden Eltern in der Schule nervös, wenn Ihre Kinder von mir kaum Hausaufgaben bekommen. Da haben sie das Gefühl, nicht mitzubekommen, was ihre Kinder in der Schule machen. Hm…

Vielen lieben Dank euch allen für das tolle und offene Gespräch!

Bilder: privat

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