„Die Menschen, nicht nur in Berlin, spüren, dass wir in der Verkehrspolitik an einem entscheidenden Wendepunkt sind. Tatsächlich wird es sogar höchste Zeit: Insbesondere große Städte brauchen dringend neue Weichenstellungen für eine moderne Mobilität – die komfortabel, klimafreundlich und sicher ist.“ So Verkehrssenatorin Regine Günther vor kurzem im Tagesspiegel. Doch wie kann sie klappen die umweltfreundliche Verkehrswende hin zu weniger Lärm- und Schadstoffbelastungen, einem leistungsfähigem öffentlichem Personennah- sowie Lieferverkehr in den Städten, mehr Rad- und weniger Autoverkehr mit Verbrennungsmotoren?  
Ich habe an der TU Berlin studiert, die liegt direkt am Steinplatz in Berlin-West, einem Platz, dem ich trotz jahrelangem fast täglichem Überqueren keine Beachtung geschenkt habe. Denn er glich eigentlich mehr einem uncharmantem Parkplatz mit Grünstreifen in der Mitte. Umgeben von Autos, sehr zugewachsen, kaum sichtbar und fast komplett ungenutzt von Passanten. Das soll sich jetzt ändern. Denn der Platz ist jetzt autofreier (einige Parkplätze weniger) und attraktiver umgestaltet worden und soll so, sowie mit vielen Veranstaltungen, zum Leben erweckt werden. Es geht los mit einem Mobilitätsevent im April.
<iframe src="https://giphy.com/embed/l4JzcVBahJ3fDnuTu" width="480" height="480" frameBorder="0" class="giphy-embed" allowFullScreen></iframe><p><a href="https://giphy.com/gifs/color-bike-pan-l4JzcVBahJ3fDnuTu">via GIPHY</a></p>
Wie passend, denn das was den Steinplatz betrifft, lässt sich auch ein bisschen auf den Lebensraum “Stadt” übertragen. Denn wie stellen wir uns unsere Stadt z.B. im Jahr 2030 vor? Kann sie – in meinem Fall Berlin – dem wachsenden Anspruch an Mobilität gerecht werden? Können noch mehr Autos und Lieferantenverkehr ertragen werden? Ich denke, hier ist bald ein Limit erreicht, um eine gute Lebensqualität zu gewährleisten. Was muss also passieren? Oder wie würde es aussehen, wenn nichts passiert, sich nichts ändert, sondern das Verkehrsaufkommen einfach unter aktuellen Bedingungen weiter zunimmt?
Ich mag mir das nicht vorstellen. Ich habe eine – meine eigene – Vision von 2030. Ich als begeisterte Radlerin sehe da Radschnellwege, gleichberechtigte (!) Aufteilung der Straßen zwischen Fussgängern, Radfahrern und Fahrzeugen (wie in Kopenhagen zum Teil heute schon – ich sage nur „Zweispurige Radwege“), Fahrzeuge generell in geringerer Zahl und weniger in privater Hand (und ohne Diesel, mit weniger Benziner und mehr Elektroantrieb) sowie einen perfektionierten öffentlichen Personennahverkehr. Mir ist bewusst, dass das ein bisschen mein Wunschdenken ist, aber es wäre schon eine tolle Vorstellung, wenn es so kommen würde. Denn klar ist: Unter diesen Bedingungen wäre Rad fahren eine noch größere (geradezu riesengroße) Freude und würde sicherlich mehr und mehr Menschen dazu begeistern umzusteigen. Klar ist aber auch: Eine weiterhin starke Umweltbelastung (oder Zunahme durch Abgase) ist dringend zu vermeiden und hätte negative Auswirkungen auf unsere heute schon in Anspruch genommene Natur und die Luft in den Städten, gar lebenseinschränkende Folgen.

Doch welche Möglichkeiten haben wir als Endverbraucher und Verkehrsteilnehmer, um einen Wandel mit voranzutreiben?

Ein paar Antworten können Berliner vielleicht auf dem am 13. April ersten (später regelmäßigen geplanten) Mobilitätstag auf dem Steinplatz finden. Unter dem Motto „Kommt in Bewegung! Die Berliner Mobilität im Wandel“ soll der Tag (12-19 Uhr) zum Zentrum neuer Fortbewegungsformen werden. Es kann sich mit Lastenfahrrädern, Car-Sharing oder elektrischen Tretrollern vertraut gemacht werden (und Probe gefahren werden). Entsprechende Anbieter stellen sich vor, Experten stehen mit Kurzvorträgen und als Ansprechpartner zur Verfügung. Außerdem präsentiert sich das Forschungsprojekt „Neue Mobilität Berlin“. Es soll Konzepte entwickeln, die den Verzicht auf das eigene Auto attraktiver machen (denn laut einer Studie des Karlsruher Instituts für Technologie KIT reduziert Carsharing den Verkehr und die Luftverschmutzung in Berlin massiv, indem jedes Carsharing-Auto bis zu 16 Privat-PKW einspart). In einem Test konnten Anwohner des Mierendorff- und des Klausenerplatzes ihr eigenes Auto für einen Monat abgeben. Im Gegenzug gab es Gutscheine für Car-Sharing Elektroroller-, Fahrrad und Lastenrad-Anbieter sowie den ÖPNV. Im Sommer 2019 soll das Projekt auf ganz Charlottenburg-Wilmersdorf ausgeweitet werden, wozu man sich am Mobiltitätstag bereits anmelden kann!

Was muss oder kann der Bund und die Politik tun und wie komme ich eigentlich gerade auf die Vision 2030?

Wohin mit dem vielen Verkehr? Darüber machen nicht nur wir uns innerhalb unserer zurückliegenden Mobilitätswoche Gedanken, sondern natürlich auch die Bundesregierung. Doch während diese noch keinen allumfassenden konkreten Plan vorgelegt hat, sind die großen Städte bereits soweit. Denn der Deutsche Städtetag hat sie – Die Vision für’s Jahr 2030: Weg von der autogerechten Stadt der Vergangenheit. Stattdessen eine Verkehrswende hin zu besser ausgebautem ÖPNV, mehr Platz für Fussgänger und Radfahrer, weniger Platz für Autos, für fahrende wie Parkende. Und wenn Autos, dann aus Sharingsysteme. Denn für den Geschäftsführer des Deutschen Städtetages Helmut Dedy, für den Hardware-Nachrüstungen für ältere Dieselautos unumgänglich sind, ist noch ein Problem unübersehbar: „Unsere Städte sind Parkplätze!“ Es geht dabei nicht nur um Luftverschmutzung, sondern auch um Lebensqualität und Lebensumfeld. Verkehr macht keinen Spaß mehr. Ziel ist es den Aufenthalt im öffentlichen Raum zu verbessern. Städte müssen also vermehrt andere Mobilitätsformen anbieten und gleichzeitig z.B. speziell bei der Paketlogistik auch einschränkend eingreifen, fordert er im Inforadio. Diese verstopften die Städte und müssten zusammengebunden werden, „die verschiedenen Anbieter sollten am besten die letzte Meile gemeinsam fahren. Notfalls muss eine Stadt da eingreifen können, aber dafür bräuchten wir noch einen rechtlichen Rahmen.“ Denn um nachhaltigen Verkehr zu fördern und ein Verkehrssysteme der Zukunft zu entwickeln ist eine Investitionsoffensive von Bund und Ländern notwendig.
<iframe src="https://giphy.com/embed/XRzCqf5380YtG" width="480" height="360" frameBorder="0" class="giphy-embed" allowFullScreen></iframe><p><a href="https://giphy.com/gifs/parking-XRzCqf5380YtG">via GIPHY</a></p>

Das Mobilitätsgesetz ist da und was das Verkehrsministerium daraus macht

Für Berlin wurde im vergangenen Jahr Deutschlands erstes Mobilitätsgesetz verabschiedet. Es ist die gesetzliche Grundlage für eine Verkehrswende, die der umweltfreundlichen Mobilität wie Bahn-, Bus-, Rad- und Fußverkehr den Vorrang einräumt und verpflichtet den Senat Pläne vorzulegen. Die erste darauf aufbauende Maßnahme ist der beschlossene neue Nahverkehrsplan für den ÖPNV. Insgesamt sollen laut Verkehrssenatorin Regine Günther in den kommenden 15 Jahren in Berlin für gut 28 Milliarden Euro Maßnahmen für einen attraktiveren ÖPNV umgesetzt werden. Parallel dazu soll nach und nach eine sichere und komfortable Rad- und Fußverkehrsinfrastruktur mit geschützte Radwege, Radschnellverbindungen aufgebaut werden. Denn, so auch Günther„Wir möchten, dass die Menschen ihr Auto abschaffen.“

Meine (Aus-)Sicht

Ich denke, eine Verkehswende ist unumgäglich. Ob sie aber wirklich schon in Sicht ist, lese und höre ich zwar, sehe es auf den Straßen aber leider noch nicht. Es muss wohl noch mehr getan werden. Reguliert, aber auch von jedem einzelnen. Dennoch ist positiv, dass die Fahrgastzahlen im Nahverkehr und die Zahl der Radfahrer steigen. Und: Der Stellenwert des Autos sinkt. Für mich ein Lichtblick! Das vom Städtetag veröffentlichte Positionspapier „Nachhaltige Mobilität für alle“ findet ihr HIER ausführlich. Bild: privat

Unsere erste MUMMY MAG MOBILITÄTSWOCHE beschäftigt sich sieben Tage lang mit dem Thema “Fortbewegung”.

Wir lassen euch ganz nah heran an unsere mobile Seite, an unser Verständnis von Verkehrserziehung und an nützliche, lebensrettende Accessoires die ihr für den Verkehrs-Dschungel kennen solltet. Ist euch eigentlich bewusst, wie sehr Kinder die Mobilität ihrer Eltern beeinflussen, sobald sie auf der Welt sind? Uns schon, deswegen stellen wir uns eine Woche lang den neuen Herausforderungen im Straßenverkehr. –> ZU ALLEN BEITRÄGEN