Ja unbedingt, natürlich müssen wir jetzt auch noch über die Menstruation sprechen. Warum auch nicht, schließlich ist heute Menstrual Hygiene Day und „diese Geschichte voller Missverständnisse“ betrifft ja so ziemlich die Hälfte der Bevölkerung irgendwie, irgendwo, irgendwann in ihrem Leben. Zum Glück betrifft es uns nicht alle gleichzeitig, aber das wäre ja auch für niemanden wirklich auszuhalten.

Dennoch sind es rund 3.000 Tage, die eine Frau in ihrem Leben menstruiert. Ein schlauer Kopf hat mal überschlagen, dass sie dabei etwa 16.800 Tampons oder Binden verbraucht. Grund genug für uns, mal über die Produkte zu sprechen, die uns das Leben mit der Periode erleichtern. Oder?

Kein Ding der Unmöglichkeit: Nachhaltige Monatshygiene

Aber warum müssen die denn jetzt auch noch nachhaltig sein? Also mal ganz abgesehen davon, dass idealerweise IMMER der nachhaltige Weg zu wählen ist – what else – kommt bei 10-17k Tampons, die eine Frau in ihrem Leben benötigt, ja schließlich so einiges zusammen. Und bedenkt man nun, dass 90% aller herkömmlichen Tampons aus einem Zellstoff-Plastik-Gemisch bestehen und dadurch etwa 500 Jahre brauchen, bis sie verrottet sind, ist der Müllberg, von dem wir hier sprechen, plötzlich gar nicht mehr so „nicht der Rede wert“.

 

Life in Plastic, not so fantasic

Dazu kommt, dass beim Thema Monatshygiene – mit Verlaub – scheinbar auch teilweise unser Hirn aussetzt. Mal ernsthaft: Wir kaufen Bio-Gemüse, setzen auf nachhaltigen und regionalen Anbau, verzichten auf Plastiktüten. Unsere Kleidung kaufen wir am liebsten fair und was unsere Körperpflege angeht, sind Naturkosmetikprodukte aus unseren Badezimmern nicht mehr wegzudenken. Warum zum Geier denken wir da denn nicht weiter, wenn es um unsere empfindlichsten Stellen geht? Kein Hersteller von Hygieneprodukten ist dazu angehalten, seine Inhaltsstoffe offenzulegen. Wenn man die Plastikoberfläche, die man den meisten Produkten ja direkt ansieht, mal vernachlässigt, kommt unter ihr meistens noch mehr Kunststoff zum Einsatz: Sauggranulate, die die Flüssigkeit aufnehmen und binden sollen.

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Die Dosis macht das Gift

Dazu kommt, dass für herkömmliche Binden und Tampons benutzte Baumwolle häufig aus Viskose bestehen. Das ist ein Kunststoff auf natürlicher Basis. Aber noch schlimmer: wird tatsächlich Baumwolle benutzt, ist die häufig mit Giftstoffen verseucht oder aus genmanipuliertem Anbau. Damit die Produkte schön weiß sind (warum auch immer, meistens ist es ja recht dunkel dort, wo sie sich befinden), werden sie unter großem Wasser- und Energieaufwand und unter Einsatz diverser Chemikalien und Weichmacher gebleicht. Letztes Jahr im Sommer gab es dazu eine Studie von Öko-Test. Ist es nicht erschreckend, dass dort neben der Verwendung von optischen Aufhellern unter anderem auf Pestizide, Schwermetalle, halogenorganische Verbindungen (aus Brom, Jod, Fluor und Chlor) und Formaldehyd (als kreberregend eingestuft, kann außerdem bei falscher Handhabung Allergien, Haut- Atemwegs- oder Augenreizungen hervorrufen) getestet wurde (oder überhaupt werden musste)? Nun ist die Wahrscheinlichkeit einer Atemwegs- oder Augenreizung – Obacht, Laienwissen – vermutlich relativ gering, aber unsere Schleimhäute sind ja jetzt auch nicht unbedingt unempfindlich und so richtig vom Hocker reißt mich die Vorstellung daran jetzt auch nicht unbedingt. Was nun?

In der Regel lieber nachhaltig

Da wären zum Beispiel die Menstruationsprodukte, die man getrost mehrfach, manchmal sogar über mehrere Jahre verwenden kann:

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Menstruationscup

Die Menstruationstasse ist wahrscheinlich die bekannteste unter den nachhaltigen Periodenprodukten. Das weiche, trichterförmige Gefäß, das meistens aus medizinischem Silikon hergestellt wird, fängt und sammelt die Flüssigkeit im Inneren des Körpers. Dort kann sie sogar bis zu 12h im Körper verbleiben. Sie hält bei guter Pflege bis zu fünf Jahre und ersetzt etwa 2.000 Tampons. Es gibt sie in verschiedenen Größen und mittlerweile auch in verschiedenen Farben. Man kann sie inzwischen problemlos in der Drogierie kaufen und hat dort sogar meistens verschiedene Produkte zur Auswahl. Mehr Informationen rund um das Thema gibt es auf https://www.menstruationstasse.com.

Menstruationsschwämmchen aus Naturschwamm

(Fadenlose) Menstruationsschwämmchen bestehen aus natürlichem Material und sind die perfekte Alternative zu herkömmlichen Tampons. Sie sind sanft zu den Schleimhäuten, trocknen die Scheide nicht aus, sind umweltfreundlich und schonen obendrauf noch den Geldbeutel. Zwar sind sie in der Anschaffung erstmal etwas teurer als Tampons, können aber je nach Pflege etwa ein halbes Jahr lang wiederverwendet werden. Übrigens können sie auch problemlos beim Sex getragen werden. Achtung: Die Schwämmchen werden nicht mit dem TSS (Toxic Shock Syndrom) in Verbindung gebracht. Ganz davon abgesehen sollten sie nicht benutzt werden, wenn eine vaginale Infektion vorliegt und nach deren Abklingen wechelt man sie besser einmal aus. Kaufen kann man sie online, zum Beipspiel auf www.kulmine.de.

Stoffbinden und -slipeinlagen

So viele Fragen tun sich auf, wenn man zum ersten Mal über Stoffbinden nachdenkt. Halten die denn auch wirklich dicht? Verrutscht da nichts? Riecht das nicht? Und wie bekomme ich die überhaupt wieder sauber? Wenn man sich aber ein kleines bisschen damit beschäftigt, wird schnell klar: Das hat echt Hand und Fuß. Stoffbinden bestehen zu allermeist aus Biobaumwolle und haben manchmal einen integrierten Wäscheschutz aus PUL (=Polyurethan laminated). Das ist eine hauchdünne und atmungsaktive Kunststoffschicht, die dafür sorgt, dass nichts durchsickert. Stoffbinden sind mit einem Druckknopf versehen, der dafür sorgt, dass sie an Ort und Stelle bleiben und nicht verrutschen. Sie werden chlorfrei gebleicht und kommen ohne synthetische oder chemische Zusatz- oder Duftstoffe aus. Wer mehr Informationen zu Stoffbinden braucht, wird ebenfalls auf Kulmine.de fündig.

Perioden-Unterwäsche

Seit Ende 2018 gibt es sie endlich auch in Deutschland: Mit ooshi, einem kleinen Berliner Label, hielt endlich auch die erste Period Panty Einzug in die Reihen der nachhaltigen Monatshygiene. Ooshis sind gemütlich, aus weichen, nachhaltig angebauten oder gefertigten Stoffen gemacht und können ganz normal gewaschen und wiederverwendet werden. Die Period Panty hat im Schritt ein eingenähtes Membransystem, das die Flüssigkeit direkt aufsaugt und am Auslaufen hindert. Außerdem sind mehrere „Geruchsbarrieren“ eingebaut, die Bakterien daran hindern, sich zu vermehren und so dafür sorgen, dass kein unangenehmer Geruch entsteht. Eine ooshi ist viel ergiebiger als ein Tampon und kann bis zu drei Tampons ersetzen. Tatsächlich ist sie sehr dünn und nein, sie raschelt kein bisschen.

Bildcredit: ooshi

Nun sind wiederverwendbare Produkte auch nicht jederfrau’s Sache, schon klar. Zum Glück ist das aber inzwischen keine Ausrede mehr, denn nachhaltige Einmal-Alternativen sind nicht nur vorhanden, sondern inzwischen auch en masse in den Regalen unserer Drogerien und Apotheken zu erhalten. Da wären zum Beispiel die

Softtampons (Schaumstoffschwämmchen)

Die Alternative zu Schwämmchen aus Naturmaterial sind die industriell hergestellten aus Schaumstoff, auch Softtampons genannt. Statt eines Fadens haben sie ein Rückhollasche, die das Entfernen erleichtert. So sind sie beispielsweise in der Sauna oder beim Duschen nach dem Sport unsichtbar. Sie können ebenfalls während des Geschlechtsverkehrs in der Scheide gelassen werden, sind unsichtbar und auch nicht zu spüren.

Tampons

Glücklicherweise sind sie inzwischen keine Seltenheit mehr: Nachhaltig produzierte „normale“ Tampons aus Bio Baumwolle. Konnte man sie anfänglich nur im Internet bestellen, kann man sie inzwischen auch in der Drogerie kaufen, teilweise sogar von den Hausmarken der jeweiligen Geschäfte. Sie bestehen aus Materialien, die ohne Pestizide, Chemikalien (z.B. Pflanzenschutz- oder Bleichmittel) angebaut und verarbeitet werden.

Übrigens gibt es sie auch im superpraktischen Abo, zum Beispiel bei The Female Company. Da werden dir nicht nur regelmäßig (höhö) und pünktlich genau die Tampons geschickt, die du brauchst. Du tust darüberhinaus auch noch etwas Gutes: Für jedes abgeschlossene Abo werden geflüchtete Frauen mit Hygieneprodukten versorgt, denn die Mädels von The Female Company arbeiten mit Female Follows e.V. in Stuttgart zusammen.

Bio-Binden und -Slipeinlagen

Oft bestehen die herkömmlichen Binden in den Regalen bis zu 90% aus Kunstoff, Farbstoffen oder Duftstoffen – das fühlt und das riecht man. Mal ganz abgesehen davon, dass das in Betracht auf unsere Umwelt wirklich ein kleiner Supergau ist, wollen wir das wirklich an unserer empfindlichsten Stelle tragen? Bio Binden schaffen hier Abhilfe. Wie bei den Tampons wird nur Baumwolle aus kontrolliert ökologischem Anbau verwendet, auf Kunststoffe, Pestizide und Chemikalien wird weitesgehend verzichtet. Für den Klebestreifen wird Öko-Klebstoff verwendet, eventuelle Folien sind beispielsweise aus Maisstärke.

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Ihr seht also, es gibt inzwischen nichts mehr, was es nicht gibt und wir können auch hier getrost auf mehr Umweltfreundlichkeit setzen. Packen wir’s an, Ladies! Ein Hoch auf die nachhaltige Menstruation!

Wusstet ihr übrigens, dass Hygieneprodukte in Deutschland nicht zum Grundbedarf gehören? Sie werden seit jeher mit 19% für Luxusgüter besteuert, wir finden, das sollte sich ändern. Wenn ihr auch etwas dagegen habt, dann ünterstützt doch die Petitionen von Einhorn Berlin (die mit den Tam Tam Tampons) oder der oben schon erwähnten The Female Company – im besten Fall sogar beide.

Hinweis:

Dieser Artikel ist nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert und aufbereitet. Er dient der Information und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Er basiert nicht auf fachärztlichem Wissen. Vor allem aber ersetzt er keinesfalls den Gang zum Arzt, da seid ihr generell mit gesundheitlichen Fragen am allerbesten aufgehoben.

Lust auf noch mehr Nachhaltigkeit? Schau mal hier:

Mikroplastik, das sind kleine Biester, die sich in unseren Kosmetikprodukten verstecken. Wenn ihr wissen wollt, worauf man besser achten sollte, klickt hier.
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