
Auch ohne die Corona-Pandemie ist die Situation für viele Alleinerziehende herausfordernd genug, nun spitzt sie sich mit jeder Woche Einschränkungen zu. Oder? Ich habe vier alleinerziehende Mütter zu ihrer aktuellen Situation befragt und ihre Antworten stehen beispielhaft für viele, denen es gerade ähnlich geht. Mit Kristin und Tanja habe ich in den letzten Wochen gesprochen, heute spreche ich mit Jessica.
#CoronaAlone – 5 Kinder und eine relaxte Mama im Interview
Jessica ist eine alleinerziehende 35-Jährige von fünf Kindern im Alter von 13, 12, 10, 6 und fast 2 Jahren. Wir wohnen in einer 4-Zimmer-Wohnung. Einen Balkon oder Garten haben wir nicht.
Was sind Deine alltäglichen Herausforderungen als Alleinerziehende, auch ohne Corona-Krise? Wie haben sich diese nun, seit den Einschränkungen, verändert? Seit über sechs Wochen sind die Kitas und Schulen zu. Wie hast du diese Zeit überstanden? Was war besonders herausfordernd und was vielleicht sogar einfacher?
Jessica: Das schwerste ist, die Kinder die ganze Zeit zu beschäftigen und sie nicht nur vor TV oder Handy zu setzen. Meine Kinder spielen nicht gerne drinnen, sie sind am liebsten draußen, mit ihren Freunden. Wenn ihnen langweilig wird, dann fangen sie an, mit ihren Geschwistern zu streiten. Das ist anstrengend, das ist meine Herausforderung.
Wie geht es deinen Kindern? Was machen sie den ganzen Tag? Wie kommen sie mit dir und ihren Geschwistern zurecht? Was genießen eure Kinder gerade, und was vermissen sie besonders?
Jessica: Am meisten vermissen meine Kinder die Verabredungen mit ihren Freunden. Es geht ihnen soweit gut, außer dass sie diese Situation sehr doof finden. Sie vermissen sogar die Schule. Wir kommen ganz gut klar, bis auf die Langeweile. Genießen können sie gerade das Ausschlafen.
Gab es in den letzten Wochen Situationen, in denen du oder deine Kinder überfordert waren? Was hast du dann gemacht?
Jessica: Ehrlich gesagt, gab es bis jetzt keine Situation, in der ich das Gefühl hatte, überfordert gewesen zu sein.
Welche Unterstützung hast du von dem jeweils anderen Elternteil? Hat sich da seit Corona etwas verändert? Wer unterstützt dich noch in deinem Umfeld?
Jessica: Nein, der Vater kümmert sich nach wie vor nicht um meine Kinder – von daher null Unterstützung, wie immer.
Wie hat sich die wirtschaftliche/finanzielle Situation in den letzten Wochen verändert? Kannst du von den Hilfsprogrammen (Kinderzuschlag, Notbetreuung, Kurzarbeit usw.) profitieren?
Jessica: Ganz ehrlich, gebe ich mehr Geld als vorher für Essen aus, da ich mehr koche und backe als sonst, aber es hält sich in Rahmen. Einen Kinderzuschlag bekomme ich nicht, weil wir von Harz IV leben.
Was hat sich im Alltag verändert? Gibt es Engpässe bei der Versorgung oder Schwierigkeiten beim Einkaufen? Was vermisst ihr am „alten“ Leben am meisten bzw. worauf freut ihr euch besonders, wenn das alles mit Corona vorbei ist?
Jessica: Engpässe bei der Versorgung gibt es bis jetzt keine. Das Einkaufen hat sich ganz gut eingespielt. Am meisten vermisse ich die spontanen Treffen mit meinen Freunden zum Kaffeetrinken und dass ich nicht in die Türkei fahren konnte. Zum Shoppen kann man ja seit einigen Wochen wieder gehen, wenn man will.
Irgendwann wird diese Pandemie vorbei sein, hoffentlich in nicht allzu ferner Zukunft. Welche der jetzigen Veränderungen würdest du gerne in die „neue“ Zeit mitnehmen?
Jessica: Die hygienischen Vorschriften, die Freundlichkeit der Menschen und die günstigen Spritpreise.
Noch viele Wochen ohne Kita/Schule stehen uns bevor. Wie geht es dir damit? Wie wirst du das überstehen? Hast du vielleicht sogar einen Überlebenstipp für andere?
Jessica: Mein Überlebenstipp: Einfach so weiter machen wir bisher, normal bleiben und sich nicht unter Druck setzen lassen, dann klappt das alles auch. Und wenn es hart wird, einfach zu sich sagen: Egal, morgen ist ein neuer Tag.
Vielen Dank für deine Bereitschaft, uns diese doch sehr persönlichen Einblicke in dein Leben zu geben!
Zum Schutz der Privatsphäre ist der Name geändert und die Antworten anonymisiert. Die Familie und ihre Geschichten ist aber echt.


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