
Willkommen im Alltag hieß es in meiner letzten Kolumne, in der ich über den Alltag mit meinen Kindern erzählt habe und warum der Mensch diesen auf gewisse Art und Weise braucht. Doch was, wenn sogenannte „Störfaktoren“ auftreten, sei es kranke Kinder oder andere ungeahnte Ereignisse, plötzlich alles aus dem Ruder läuft und nichts mehr funktioniert: Alltag Adieu! Ein kleiner Einblick in das echte Leben und was es dabei zu beachten gibt.
Der allseits bekannte Alltag herrscht in jedem Haushalt. Aufstehen, frühstücken, anziehen, Arbeit, Haushalt, Bett und wieder von vorne. Mit oder ohne Kinder. Unsere Tage, abgesehen von Wochenenden und Urlauben, ähneln einander sehr. Wir sehnen uns danach aus dem Trott auszubrechen. Doch unverhofft kommt oft, zumindest in unserem Fall. In der Regel funktionieren wir. Quasi wie Roboter, jedoch mit unterschiedlichen Gefühlsregungen – Trotzanfälle und Bock inklusive. Dennoch, meist läuft alles nach Plan und wir bestreiten unsere Tage bis uns die Augen zufallen. Dann ruft plötzlich im Büro die Kita oder die Schule an. ALARM! Oder wir schlummern selig im kuscheligen Bett und auf einmal schreit das Kind, weil es sich von oben bis unten vollgespuckt hat. Dabei steht am nächsten Tag ein wichtiger Termin an oder der Mann, in unserem Fall geschieht das durchaus öfter, muss weg. Gefühlt haben die Kleinen einen Sensor dafür, sich die unpassendsten Situationen für Unfälle, Krankheiten und andere Malheurs auszusuchen. Schnell heißt es dann Alltag Adieu.
Funktionieren sollte trotzdem alles. Die Arbeit muss erledigt, der Haushalt geführt, die Kinder versorgt werden. Und man(N) bzw. Frau steht da. Wie ein begossener Pudel. Viele von euch können davon ein Lied singen. Wir auch. Wir haben aktuell das Vergnügen. Meine beiden Kinder liegen seit einer Woche flach. Hohes Fieber, Bronchitis, Mittlerohrentzündung, Durchfall – habe ich etwas vergessen? Der Mann muss seinem Job in einer anderen Stadt nachgehen. Ich meinem eigentlich auch. Was also tun? Erstmal mehrfach zum Arzt rennen. Natürlich mit beiden Kindern. Kleine Anekdote zwischendurch: unsere Tochter was so fertig, dass sie sich freiwillig in der Kinderarztpraxis mit ihrer Jacke auf den Boden gelegt hat, um zu schlafen. Es ist also ernst. Schnell war klar, die Kinder sind die ganze Woche raus. Keine Schule, kein Kindergarten. Keine Großeltern. Kein Büro. Eine ganze Woche die eigenen 4 Wände. Der Koller lässt grüßen! In manchen Fällen heißt es dann: sich aufteilen im Homeoffice. In anderen, wie auch in unserem, ist es gar nicht möglich, sich nebenher noch an den Rechner zu setzen. Das ist auch gut so. Denn gesetzlich stehen jedem festangestellten Elternpaar zusammen 20 Krankheitstage pro Kind zur Verfügung. Sprich, 10 für die Mutter, 10 für den Vater. Bei alleinerziehenden gilt die Gesamtanzahl. Das wird gern vergessen bzw. ist es vielen gar nicht bewusst und die Kinder vor dem Fernseher abgesetzt, damit Mama und Papa ihre Arbeit erledigen können.

Oftmals ein schwieriger Konflikt. Man steht zwischen den Stühlen. Möchte seinem Job, aber vor allem auch den Kindern gerecht werden. Doch macht es wirklich Sinn sich halbherzig ins Homeoffice zu begeben, den Kindern gegenüber ein schlechtes Gewissen zu haben, wenn die Krankenkasse dem Arbeitgeber die Ausfalltage voll bezahlt? Sollten diese ausgeschöpft sein, Kinder brechen sich auch gern mal die Knochen und müssen auf einen Schlag mehrere Wochen zu Hause bleiben, und man kann es sich nicht leisten extra Urlaubstage zu nehmen, wäre das eine Option. Sich selbst krank zu melden, um das Kind zu versorgen ist nicht anzuraten. Das ist im Zweifel ein Grund zur fristlosen Kündigung. Übrigens gibt es auch die Möglichkeit sich die Krankheitstage eines Elternteils übertragen zu lassen, wenn dieser nicht in der Lage ist die Kinderbetreuung zu übernehmen. Insofern sollten die Krankheitstage auf jeden Fall genutzt werden.
Folgende Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit die Krankenkasse die Krankheitstage des Kindes und den Arbeitsausfall der Eltern übernimmt:
- das Kind muss jünger als zwölf Jahre sein
- der Arzt muss ein Attest ausgestellen
- die Betreuung und Pflege des Kindes muss aus ärztlicher Sicht erforderlich sein
- sowohl der entsprechende Elternteil als auch das Kind müssen gesetzlich versichert sind
- keine anderen im Haushalt lebenden Personen, etwa Großeltern oder ein Au-Pair-Mädchen können das Kind betreuen
An dieser Stelle muss angemerkt werden, dass es sich bei den Krankheitstagen um eine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen handelt. Somit fallen Privatversicherte aus der Regelung leider raus. Es gibt dennoch die Möglichkeit, wenn es der Arbeitsvertrag nicht ausschließt, einige Tage wegen Krankheit des Kindes von der Arbeit freigestellt zu werden und weiterhin Gehalt vom Arbeitgeber zu beziehen. Das müsste dann direkt mit dem Arbeitgeber verhandelt und geklärt werden.
In unserem Fall nehme ich, nach eindringlichen Gesprächen mit meinem Mann (danke dafür), die Leistung der Krankenkasse tatsächlich zum allerersten Mal in Anspruch und klappe an dieser Stelle meinen Rechner wieder zu und widme mich jetzt wieder voll und ganz meinen Kindern und freue mich, wenn unser Alltag endlich wieder los gehen kann!