
Im vergangenen Jahr hat der Weltbiodiversitätsrat der Vereinten Nationen in einem Bericht veröffentlicht, dass immer mehr Arten aussterben. Immer schneller. Und schuld daran sind wir. Die Klimakrise hat die politische Debatte so stark dominiert, dass das Ausmaß des Artenschwunds daneben fast ein bisschen untergegangen ist. Dabei ist diese Entwicklung mindestens ebenso drastisch. Auch in Europa sieht es düster aus, konstatierte im vergangenen Winter die Europäische Umweltagentur EEA.
Artenschutz: Die Herausforderung dieses Jahrhunderts
Biodiversität bedeutet Artenvielfalt. Wenn wir an das Artensterben denken, dann haben wir schnell Bilder von Eisbären oder Elefanten vor Augen. Das ist okay, denn beispielsweise der Bestand des Asiatischen Elefants ist in den letzten 75 Jahren um 50 Prozent gesunken. Primär aufgrund von Wilderei, Lebensraumzerstörung oder anderen Konflikten zwischen Mensch und Tier. Es geht aber um viel mehr als um Elefanten. Der Artenschutz hat versagt.
Auf der Welt gibt es etwa acht Millionen Tier- und Pflanzenarten. Laut UN Biodiversitätsbericht sind davon mehr als eine Million Arten vom Aussterben bedroht. Auf dem Land natürlich vorkommende Pflanzen und Tiere sind um zwanzig Prozent zurück gegangen. Mehr Arten als je zuvor in der Geschichte der Menschheit droht das Schicksal für immer zu Verschwinden. Hauptverantwortung dafür tragen wir, denn das größte Problem ist die Zerstörung natürlicher Lebensräume. Mit vorne dabei sind Umweltverschmutzung, Abbau von Ressourcen, eingeschleppte Tier- und Pflanzenarten, die heimische Arten verdrängen oder auch die Auswirkungen der Klimakrise.
Artenvielfalt ist die Grundlage unseres Lebens
Das geht so weit, dass Menschen dadurch selbst bedroht sind. Wenn Arten verschwinden, Ökosysteme nicht mehr funktionieren, dann trifft das zunächst mal die Teile der Menschheit, die unter Hunger und Armut leiden. Das Zusammenleben von Mensch, Tier und Pflanzen auf der Welt ist komplex. Funktionierende Ökosysteme sind unsere Lebensgrundlage. Bricht ein Teil des Systems weg, sind die Folgen vielfältig und schwer absehbar.

Ein Beispiel: Gerade Insekten sind extrem bedroht. Das Artensterben vollzieht sich dort etwa achtmal so schnell wie bei Säugetieren, Vögeln oder Reptilien (Quelle: https://www.t-online.de/). Ohne Insekten gibt es nur schwer eine Möglichkeit, Pflanzen zu bestäuben – schon jetzt ist es in manchen Regionen in Asien nötig, Blüten per Hand zu bestäuben. Außerdem finden Vögel, Reptilien und Amphibien keine Nahrung mehr – und sind ebenfalls bedroht. Für Menschen bedeutet das in der Konsequenz weitreichende, negative Auswirkungen auf unsere Nahrungsmittelproduktion und das unwiederbringliche Zusammenbrechen der Welt, wie wir sie kennen.
First World Problem? Von wegen.
Ich will, dass meine Kinder Zitronenfalter kennen lernen. Ich will, dass sie die Schönheit und den Reichtum der Natur erleben dürfen. Das klingt so nach Wohlstandsproblem. So nach, bunten Tierchen, die hübsch anzusehen sind. Das Problem geht wie oben beschrieben tiefer und schon heute sind Menschen im globalen Süden akut durch Klimakrise und Artenschwund bedroht. Ich glaube aber, dass es okay ist, auch eine tiefe Trauer über das Verschwinden von Arten zu verspüren.

In Deutschland sind rund 14.000 der insgesamt 48.000 hier lebenden Tierarten akut auf dem Weg für immer zu verschwinden. Bereits hierzulande ausgestorben sind beispielsweise das Wildpferd, der Auerochse, der Waldrapp oder die Alpenfledermaus. Ich glaube, man kann nur ein Interesse für den Schutz der Natur wecken, wenn man die Natur erlebt und lieben lernt. Deshalb ist mir das für meine Kinder so wichtig. Sie sollen mit „Kopf, Herz und Hand“ (die Formulierung hat Pestalozzi geprägt) lernen. Sollen draußen sein, Erde und Wind spüren, Respekt vor anderen Lebensformen entwickeln und ihre Zerbrechlichkeit begreifen. Denn nur so können sie ein tieferes Verständnis dafür entwickeln, wie wichtig unsere Ökosysteme sind – und dass wir ein Teil davon sind.
Wie können wir einen Beitrag zum Artenschutz leisten?
Die Europäische Umweltagentur EEA nennt den Artenschutz die entscheidende Herausforderung unseres Jahrhunderts. Von politischer Seite macht dem EEA-Exekutivdirektor Hans Bruyninckx der Kurs der EU mit dem Green Deal Mut. Die Europäische Kommission hat sich den Stop des Artenschwunds auf die Fahnen geschrieben. Das macht Hoffnung. Der Naturschutzbund Deutschland aber warnt:
„Der derzeit verhandelte MFR-Vorschlag der vorherigen Kommission steht jedoch in diametralem Gegensatz zu diesem Anspruch.“
Mit anderen Worten: Das Geld dafür fehlt! Nach derzeitiger Planung gibt es „keine eigene Finanzierung für den EU-Naturschutz, obwohl inzwischen auch das Europäische Parlament fordert, dass zehn Prozent des Haushaltes für Biodiversität reserviert werden soll.“ (Quelle: NABU)
Abseits der politischen Bühnen können wir kleine Beiträge zum großen Ganzen beisteuern:
- Bewusst konsumieren. Fleisch, Milchprodukte und Co. sind nicht nur schlecht fürs Klima, sondern sorgen für einen wahnsinnigen Flächenverbrauch. Bedrohte Fische sollten nicht auf den Teller. Palmöl ist ebenfalls für die immense Zerstörung des Regenswaldes verantwortlich – meidet Produkte, die Palmöl enthalten.
- Klimaschutz! Die Klimakrise und im Zuge dessen veränderte klimatische Bedingungen, Veränderung von Lebensräumen und Umweltkatastrophen sind mit verantwortlich für das Aussterben von Arten. Klimaschutz ist Artenschutz.
- Bio ist besser. Immer wieder wird kritisiert, Bio sei nicht gesünder oder enthalte nicht mehr Vitamine. Mag sein. Aber Bio kommt ohne synthetische Pestizide, und Dünger aus. Das schont die Insekten – und damit auch andere Tierarten.
- Brauche ich das wirklich? Konsum und Abfallmanagement neu denken. Wer hier öfter mitliest, weiß bereits, wie krass Plastik bis in den letzten Winkel dieser Erde verbreitet ist und Tier und Pflanzenwelt negativ beeinträchtigt. Hier auf dem Blog findet ihr zahlreiche Ideen, weniger Müll zu produzieren und generell den Konsum zu überdenken.
- Kleine Dinge helfen weiter. Und wenn es nur ist, dass ihr euch ein Insektenhotel an den Balkon hängt, das Laub im Garten länger liegen lasst oder insektenfreundliche Pflanzen säht. Die Tierchen werden es euch danken.
Mehr Umweltschutz auf Mummy Mag

„Im Jahr 2050 seid ihr 36 und 32 Jahre alt. Ich weiß nicht, wie es auf unserer Erde und in unserem Land dann aussehen wird.“ – Gastbeitrag zur Klimakrise…

Müll trennen – leichter gesagt als getan. Judith hat hier zusammengefasst, wie ihr richtig recycelt.