Ganze acht Wochen lang haben wir jeden Tag einen Tipp für euch Eltern parat gehabt, um euch den Alltag zu Hause, als #coronaeltern etwas zu erleichtern. Am Anfang der Corona-Pandemie waren die meisten von uns noch hochmotiviert. Ideen hatte jede*r von euch alleine genug und dank Dingen wie Aufräumen, Schule, Spiele, Basteleien, Backideen und Arbeit – ja Arbeit – war ja auch für alle  genug zu tun. Zwei bis drei Monate später sieht unsere Welt etwas anders aus. Unter dem Hashtag #coronaeltern sharen Eltern mittlerweile täglich auf Blogs und in Social Media, wie sie den aktuellen Alltag erleben und wie sie überleben.

Ist nach den Sommerferien gleich nach den Osterferien?

Nach den Winterferien wurden erste Fälle von Corona in Deutschland bekannt. Bewusst bei uns angekommen ist das, was wir mittlerweile Pandemie nennen, aber erst im März. Da starteten Einschränkungen, Schließungen der Schulen und Kitas, und Eltern schielten im Kalender auf die Zeit nach den Osterferien. Dieser magische Termin sollte die „Normalität“ wiederbringen und den Spuk beenden.

In den ersten 2 bis 3 Wochen der Ausgangssperren waren Motivation und Ansporn so groß, dass die Realität als #coronaeltern erst langsam zum Gehirn durchdrangen. Nach Ostern dann, war die Verzweiflung groß. Ostern, als Strohhalm zurück zur Normalität, stellte sich als Startpunkt in eine weitere Phase von Ausgangsbeschränkungen heraus. Überall war jetzt viel „wir schaffen das“, „wir kriegen das hin“ oder „Ommm“ zu lesen. Es half halt nur nicht so gut.

Mareice Kaiser, die neue Chefredakteurin bei Edition F (seit März 2020), sprach aus was viele nicht auzudrücken vermochten: Eltern sollen gerade alles sein: Erzieher*innen, Lehrer*innen, Arbeiter*innen, am besten gleichzeitig. Wie soll das gehen? Und wann reagiert die Politik? Unter dem Hashtag #coronaeltern rief Mareice Eltern dazu auf, ihre Geschichten bzw. ihre Gefühle, Ängste und Sorgen einfach rauszulassen. Der angestauten Wut Luft zu verschaffen und der Politik mit diesen Geschichten ein Stück weiter auf die Sprünge zu helfen. Nicht nur Airlines, Automobilhersteller, Möbelhäuser oder die Bundesliga brauchen Hilfe zurück auf die Beine, sondern auch die Menschen die in diesen Branchen und allen anderen beschäftigt sind: Eltern.

Problem ist, wir schnuppern ein Dejavue!

Momentan starten überall in Deutschland die Sommerferien und die Schulen sagen, danach soll es dann endlich wieder normal weitergehen. Aber sollten wir dem trauen? Oder ist es besser, sich einen Restzweifel zu bewahren?

Was das alles mit uns macht, dass wir nach Motivationsschub 3.000 und Zähne zusammenbeißen, auch so etwas wie Freudlosigkeit empfinden, dazu hat uns Autorin Josephine Sowah eine Facette ihrer Gefühlsachterbahn der letzten Monate aufgeschrieben:

Corona-at-home, Woche 11

Nicht nur der Badspiegel fragt sich, wann er wieder in den Kindergarten darf. Während ich mich freue, mal wieder über den Föderalismus hetzen zu können, weil gefühlt überall anders der Kita- und Schultrott „normal“ wieder beginnt, während man selbst seine Karriere seit nun fast drei Monaten schwarz/weiß auf dem Betreuungsformular als deutlich sichtbar nicht systemrelevant erkennt. Nur das Thema Elterngeld hinterlässt eine ähnliche ‚Klatsche‘ – grundlegend ne super Sache (in vielen anderen Ländern nur so „Elterngeld – what?“), aber dass Mehrverdiener mehr bekommen… scheiße, wie bekomm ich jetzt wieder den Bogen zur Föderalismushatespeech.

Nun. Klar wurde schnell: es ging und geht hier wirklich um wirtschaftliche Existenzen und das is wirklich Kacke, das selbst zu erleben und bei anderen mit anzusehen. Die Erleuchtung zu erfahren, wie abhängig man vom Staat ist, den man sonst in der Elternzeit gern Richtung Bali verlässt. Ums Überleben ging es aber nicht, den Kampf müssen weltweit immer noch andere für uns führen. Dafür geht es auch bisschen zu schnell, die Normalität, die an vielen Orten wieder einzieht, oder nicht.

Wir hier, sind so dermaßen noch im Coronatrott (sagt man Corona noch), dass ich es nicht mal mitbekomme, wann, was, wie aufmacht. Nur, dass für die Jungs die Kita weiterhin geschlossen bleibt. Wenn sie dann irgendwann wieder gehen und ich offiziell Wal sein darf, irgendwann in paar Wochen, nehm ich mir als Erstes ganz viel Zeit für ein schickes Insta-Dickbauch-am-Dienstag-Bild. Bei dem sich die Kamera nicht beschwert („Objekt zu unscharf“ – ich oder der Spiegel?!!)

Ach – schon Mittwoch? Ja also das mit dem Föderalismus und dem Elterngeld… wart mal kurz, da schreit einer. Ach schon 9.30? Ja cool, nur noch eine Stunde bis zum Frühstück. „Schatz, heute Vormittag nimmst du sie wieder? Ich hab noch eine Abgabe, ist auch die letzte, versprochen, neue redaktionelle Aufträge sind eingestellt. Wie läuft deine Jobsuche?“ Nach dem wir dann gegen 15.30 Uhr Mittag hatten, geht es heut bestimmt wieder in den Wald. N bissl Streit hier, n bissl Überforderung da, dafür Yoga am Morgen und fernsehen bis weit nach Mitternacht…

Josephine Sowah

Josephine wird Ende der 80er an der tschechischen Grenze geboren und verbringt ihre Jugend sitzend auf einem Skateboard und rauchend im Keller. Mit neun Jahren schreibt sie in ihr Tagebuch, dass es am Tag ihrer Geburt zu einer Explosion kam und damit der neue Jesus Christus geboren ward. Mit 24 bringt sie als jüngste Verlegerin Deutschlands das Päng!Magazin heraus. Heute schreibt sie über Identitätskrisen, Komplexe, Söhne & Ehemänner und teilt ihre Leidenschaft für Text und Fantasie als Dozentin für Kreatives Schreiben. Gerade zählt sie die Tage bis Baby Nummer 3 zur Welt kommt ♥

Josephines BLOG und INSTA sind hier verlinkt.

Mehr Mummy Mag Beiträge zum Alltag mit Corona