Rusty ist ein alter Bekannter von Madeleine, der schon einige Jahre länger Erfahrungen als Elternteil sammeln konnte, als sie. Seine beiden Söhne sind heute 4 und 7 Jahre alt. Gemeinsam mit seiner Frau, lebt und arbeitet er in der Schweiz und auf seinem Blog schreibt er die meiste Zeit über seine Hobbys und seinen Job. Neulich hat sich aber auch mal ein interessanter Beitrag zur Orga seines Familienlebens eingeschlichen, eine Regel die er zusammen mit seiner Frau aufgestellt hat: die 2-2-3-Regel
Die Beziehung in der Schwangerschaft
Mama oder Papa zu werden bedeutet einen durchaus radikalen Schnitt im Leben eines Menschen. Freiheiten scheinen auf einmal wie von der Erdoberfläche verschwunden zu sein. Die werdende Mama, die bereits durch die Schwangerschaft langsam aber sicher aus dem Atem kommt und mit jedem Tag, je näher der Geburtstermin rückt, immer unbeweglicher wird, wird von der Mutter Natur schonend an diesen radikalen Lebensabschnitt herangeführt. War die Mami vernünftig, so hat sie spätestens mitten in der Schwangerschaft aufgehört auf laute Partys zu gehen und sich die ganze Zeit auch kein einziges Gläschen Alkohol gegönnt. Wer hier als Mann gleich mitzieht, hat bereits einen Orden verdient! Meist dauert es bei uns Männern aber eher noch ein Weilchen, bis wir uns an die neuen Umstände richtig angepasst haben.
Bei uns Männern ist zunächst die Freude groß, wenn wir erfahren, dass wir Väter werden. Zumindest dann, wenn wir uns das schon vorher gewünscht haben. Ein zwei Bier nach Feierabend, wenn die Kollegen erst einmal erfahren haben, daß man Vater wird, sind erlaubt. Schließlich trägt die Frau ja das Kind aus und wir können uns ganz auf die Rolle des helfenden Mannes im Haushalt konzentrieren. Gut, nach zwei Bier, da ist der Drang nach der Kippe fast schon unüberwindbar. Aber wofür gibt es Kaugummis? Hauptsache wir sind einigermassen pünktlich bei unserer schwangeren Frau daheim.
Die Launen einer schwangeren Frau können für den Mann im Haus ohnehin sehr belastend wirken. Ein Mann muss plötzlich auch seine Gewohnheiten umstellen und auf Aktivitäten ganz oder teilweise verzichten. Sachen wie Fussball spielen oder schauen, Bandproben, Freunde in der Kneipe treffen, Kinobesuche, Pokerabende und weitere bis dahin unverzichtbare Aktivitäten des Mannes müssen plötzlich in den Hintergrund rücken. Die Liebe zu der Frau und dem noch ungeborenen Baby muss schon extrem groß sein, damit ein Man beim Verzichten auf all das psychisch stabil bleibt. Die 2-2-3-Regel kann bereits während der Schwangerschaft angewendet werden, um dem entstehenden Frust entgegen zu wirken und das Familiengefühl gleichzeitig zu stärken. Als werdender Vater sollte man versuchen möglichst viel Rücksicht auf seine Partnerin zu nehmen und ihr auch jeglichen Stress ersparen, wenigstens dem eigenen Kind zuliebe.
Die 2-2-3-Regel
Nun zu der Regel selbst, die meine Frau und ich vor einiger Zeit erfunden haben. Sie ist recht einfach und kann leicht verinnerlicht werden. Konsequent angewendet wird sie euch helfen die Balance zwischen Familie und euren persönlichen Bedürfnissen zu finden:
2 Tage + 2 Tage + 3 Tage = 7 Tage in der Woche
- Jedes Elternteil hat genau 2 Mal in der Woche einen Abend für sich zur freien Verfügung.
- 3 Abende in der Woche werden gemeinsam verbracht, ganz egal was man zusammen unternimmt.
- Eine Woche beginnt immer am Montag und endet am Sonntag.
- Nicht in Anspruch genommene Abende verfallen am Sonntag Abend.
- Wann wer ausgeht, wird in einem gemeinsamen Kalender festgehalten.
- Jeder Abend ausserhalb des Familienkreises zählt als “freier Abend”, somit auch Sportaktivitäten, Vereinstreffen, Bandproben oder ehrenamtliche Betätigungen.
- Es gibt keine Ausnahmen!
Die 2-2-3-Regel ist einfach zu anzuwenden, weil diese Regeln keine Ausnahmen zulassen. Jede Ausnahme würde Grund für Diskussionen und auch möglichen Streit sein. Glaubt mir, als Vater von 2 Kindern weiss ich, dass zwei freie Abende in der Woche genügen sollten, um z.B. einem Hobby nachzugehen und auch weiter soziale Kontakte zu pflegen. Die meisten Väter schaffen es kaum, sich 2 Mal die Woche zu verabreden. Wenn sie es aber schaffen oder sich gar mehr Freiheit gönnen, so sind oft die internen Familienverhältnisse nicht wirklich intakt.
Bei den 3 gemeinsamen Abenden geht es darum das Kind oder die Kinder gemeinsam ins Bett zu bringen und sich anschliessend häuslichen Aufgaben zu widmen oder einfach gemeinsame Zeit miteinander zu verbringen. Stetige Offenheit gegenüber des Partners sollte als Grundlage für ein gemeinsames Zusammenleben vollkommen ausreichen.
Die Beziehung nach der Geburt
Spätestens mit der Geburt selbst kommt der zu erwartende Wechsel auch im Leben des Mannes endlich an. Die Frau ist anfangs an das “Wochenbett” gebunden und ist sehr auf die Anwesenheit und die Mithilfe des Partners angewiesen. Als Mann seine eigenen Freiheiten jetzt mit aller Kraft zu verteidigen wäre schlicht nicht fair. Von der 2-2-3-Regel kann die Frau anfangs gar nicht Gebrauch machen, sodass hier einige Wochen oder gar Monate vergehen müssen, bis sie für einige Stunden tatsächlich das Baby in Obhut des Mannes oder einer anderen Vertrauensperson geben kann. Bis es soweit ist, sollte der Mann schlicht die Zähne zusammenbeissen und sein Sensibelchen zurückpfeifen. Achtung: so könnten je nach Abhängigkeit des Babys von der Brust der Mama (und das kann sogar bis über das 1. Lebensjahr hinausgehen) einiges an Zeit vergehen. Tipp an den Mann: durchhalten! Es wird schon noch besser werden!
Die Beziehung beim Erziehen von Kleinkindern
Sind die Kinder erst aus dem Gröbsten raus, können Eltern von der 2-2-3-Regel beide so richtig profitieren! 3 Abende in der Woche zusammen mit der Familie zu Abend essen, dann Kinder ins Bett bringen und dann auch noch Zeit zusammen verbringen. Braucht es mehr für eine glückliche Familie? Während der restlichen 4 Tage ist entweder Mama oder Papa für die Kleinen zuhause. Nachdem die Kids im Bett sind und der nötige Haushalt gemacht ist, kann man auch alleine entspannen z.B. mit einem Buch oder seinem blöden Smartphone auf dem Familiensofa.
Für den Zusammenhalt der Familie ist es essenziell wichtig die Zeit gemeinsam zu verbringen. Junge Eltern sollten versuchen zumindest die Wochenenden möglichst mit ihrer Familie ganz zu verplanen. Unternehmungen mit Kindern machen die Beziehungen zu ihnen stärker. Ein gemeinsames Frühstuck morgens am Wochenende aber auch in der Woche, sofern es das Berufsleben erlaubt (wenn nicht: wechselt dringend euren Job), ist enorm wichtig für die Familie.
Und jetzt viel Spass beim Anwenden der Regel!
Die Bilder stammen von Rustys Instagram Account.
Ich finde die Regelung super. Wir haben dieses Jahr es zunächst mit festen Tagen versucht, aber das klappt nur, wenn es um Sporttermine oder ähnliches geht. Jetzt versuchen wir es mit flexibleren Tagen, da ich gerne zu Veranstaltungen gehe, die mal Montags, mal Dienstags, mal Mittwochs sind. Wir versuchen daher einen Monat zumindest pro Woche mit einem Termin zu planen und den zweiten Tag für jeden flexibel zu lassen, um sich auch spontan zu verabreden. Am Wochenende versuchen wir unser Sozialleben zusammen mit anderen befreundeten Familien zu verbringen, so dass jeder etwas davon hat.
Ich finde euer System super. Lustigerweise handhaben wir es unbewusst fast ähnlich: Jeder hat einen Abend frei, einen Abend gehen wir zusammen aus, und die restlichen Abende zusammen zu Hause. Wenn etwas besonderes ansteht, dann darf jeder noch einen „Joker“Abend ziehen, aber meistens ist man ja ohnehin froh, an ein paar Abenden einfach zu Hause zu sein und nichts zu tun.
LG
Sara von „Was ich noch erzählen wollte…“