
Die wohl meist gestellte Fragen der letzten Wochen ist: „Und? Wie ist es mit der Schule?“
Meine Antwort ist dann stets die gleiche: „Ehrlich gesagt – Ich weiß es nicht“.
Aber von vorne: Mein Sohn ist nun also seit etwas über einem Monat ein Schulkind. Wir haben (mit einigem Aufwand) einen Platz an unserer Wunschschule bekommen und wussten das bereits im Oktober letzten Jahres – welch Entlastung, das Thema schon so früh von der Agenda zu haben! Sowohl der Vater als auch ich waren auch sehr froh, im Hort das Betreuungsmodul bis 18.00 Uhr in Anspruch nehmen zu können – im Kinderladen war die späteste Abholzeit 16.30 Uhr, ein zeitlicher Anschlag, der für uns beide gerade in den letzten Monaten häufig schwierig zu organisieren war. Umso passender, als dass sich ebenfalls über die erste Hälfte des Jahres abgezeichnet hatte, dass ich meine berufliche Situation aufs nächste Level bringen kann – auf eine Vollzeit mit großzügiger Gleitzeit. Soweit passte also alles perfekt.
Die Eingewöhnung im Hort lief gut, wir hatten eine tolle Einschulungsfeier und ein ziemlich stolzes und glückliches Kind. Das Kind ist übrigens immer noch stolz und glücklich. Auch wenn er morgens ob des frühen Aufstehens mosert und Hort erstmal besser findet als Schule, weil „Schule ist schon anstrengend Mama“, ist er doch total motiviert lesen zu lernen und freut sich wahnsinnig über seine Erfolge.
Ich hingegen musste mich sehr schnell der (harten) Realität des neuen Alltags geschlagen geben, der nun für die mindestens nächsten 10 Jahre unserer ist.
Und ich hadere. So richtig.
Meine ach so perfekten Umstände wollten es nämlich, dass ich gleich in der ersten Schulwoche ein großes Projekt hatte, welches in seinem Arbeitsumfang dazu führte, dass mein Sohn die Tage bei seinem Vater verbringen musste. Für die Beiden bestimmt jetzt nicht das größte Drama. Ich jedoch trug gefühlt das Wort RABENMUTTER in Leuchtbuchstaben über meinem Kopf schwebend durch die Gegend.
Mein Versuch an die zweite Schulwoche optimistischer heranzugehen, scheiterte bereits mit der montäglichen Erkenntnis, dass nach 16.00 Uhr im Hort nur noch ca. 5 Kinder vor Ort sind, die in einem weitestgehend zusammen geräumten Umfeld im Vorraum sitzen und darauf warten nun endlich auch abgeholt zu werden. 16.40 Uhr – mein Sohn ist der Vorletzte und sieht mich derart vorwurfsvoll an, dass die Leuchtbuchstaben über meinen Kopf sofort wieder anspringen.
Okay. Tschüss 18.00 Uhr.
Was natürlich nur für Ausnahmefälle vorgesehen war, aber wenigstens 17.00 Uhr, also 30 Minuten mehr als das vorher mühsam eingehaltenen 16.30 Uhr wäre schon toll gewesen.
Stattdessen habe ich 30 Minuten weniger, wenn ich ihn nicht ständig als Letzten abholen will. On top ist der Zettel der Personen, die ihn außer mir abholen gefühlt ewig lang: Papa, Oma, Papas Frau, Mutter von x, Mutter von y and so on… – als Alleinerziehende ein Luxusproblem, ich weiß. Viele wären wahrscheinlich sehr froh, diese Optionen zu haben.

Das macht es für mich aber auch nicht einfacher meine Arbeit und unseren Alltag unter einen Hut zu bekommen. Geschweige denn, mir mal richtig die Zeit zu nehmen, mein Kind mit seinen ganzen neuen Eindrücken und Erfahrungen auch emotional ein wenig mehr aufzufangen als ich es gefühlt gerade tue.
Nicht dass ich die Entscheidung ihn auf eine christliche Privatschule zu geben bereuen würde, aber ich stelle wieder einmal fest, dass unsere Familienkonstellation in einem solchen Umfeld, noch dazu in einem gutbürgerlichen Charlottenburger Umfeld doch eine eher seltene ist. Ich bin jedenfalls wieder einmal die einzige alleinerziehende Mutter in der Klasse. Die übrigens in der 3. Schulwoche den Wandertag vergessen hat und dann improvisieren musste – Sportbeutel schnell zum Rucksack umfunktioniert, Brotbox rein, keiner hats gemerkt. Ich hatte halt angenommen, der Wandertag wäre eine Woche später. Was eigentlich Quatsch ist, weil eine Woche später das Kind ja wieder die gesamte Woche bei seinem Vater war, weil ich – Überraschung! – eine große Produktion hatte.

Alles irgendwie ein bisschen chaotisch gerade.
Jeden Tag fehlt etwas im Schulranzen oder es ist zu viel drin, die Hausschuhe im Hort sind seit Woche eins kein Paar mehr, der Schulkalender ist auf Wanderschaft und mein Sohn ist stets barfuß, wenn ich ihn aus dem Hort abhole. Er zieht nämlich gerne bei der erstbesten Gelegenheit seine Socken aus und stopft sie hin wo er gerade Platz findet. Gerne in den Sportbeutel wo ich dann so 2-3 dreckige Paare finde. Auf Nachfrage weiß er dann natürlich nie wo die sind. Es gibt eine Eltern- Whatsapp- Gruppe mit strengen Regeln dazu, was man schreiben darf und was nicht, E-Mails mit Stundenplanänderungen, Daten, Bücherlisten, und es gibt die Brotbox. Die Brotbox! Ein pain in the ass für die Mutter eines selektiv essenden Kindes. Packe ich rein, wovon ich denke, dass er es essen SOLLTE, kommt das Essen unangetastet wieder zu Hause an. Aber jeden Tag kalter Pfannkuchen geht halt nicht. Und darf ich denn die einzige sein, die keine Apfelschnitze in die Brotbox legt, weil er sie eh nicht isst?? Das Essen im Hort ist auch nicht seins. Also isst er einfach gar nichts und schmult mir schon beim Abholen in den Rucksack mit den Einkäufen, um dann schon auf dem Weg nach Hause zu futtern. Um dann zu Hause SOFORT noch mal richtig essen zu wollen.
Nun ja, alles und alle in Bewegung. Und wieder einmal geht es darum ein Gleichgewicht und eine neue Routine zu finden, die für uns alle gut funktioniert. Im Grunde ja fast schon mein daily business und ich sollte eigentlich etwas routinierter damit sein. Bin ich aber nicht. Denn in all dem Chaos gerade zu sehen, in welcher Rekordzeit die neuen Umstände aus meinem kleinen Kind ein irgendwie doch schon ganz schön großes Kind machen, lassen mich wirklich ein bisschen wehmütig an die Kinderladenzeit zurückdenken. Die noch gar nicht so lange her, aber gefühlt schon ewig weit weg ist. Ein bisschen was davon hätte ich uns gerne konserviert – ein ganz kleines bisschen würde schon reichen.
Also, an all euch Mütter da draußen, die ihr das alles schon hinter euch habt – feel free to comment! Ich bin offen für Trost und gute Worte! 😉
Weitere Artikel zum Thema:
Hallo, ich bin Miriam und ich bin alleinerziehend. Nicht, dass ich mich jemals irgendwo so vorgestellt hätte. Aber ich werde seit etwas über 4 Jahren in schöner Regelmäßigkeit beim ersten Elternabend nach dem Sommer bei den neuen Eltern im Kinderladen so „geoutet“: Miriam, unsere Alleinerziehende. HIER geht’s zum Artikel.
Befragt man die Suchmaschine des Vertrauens zum Thema „Reisen für Alleinerziehende“, bekommt man das erst mal in der Autovervollständigung gar nicht angeboten. Diese bietet mir Reisen für Alle/ Singles/ Schwangere/ Menschen mit Behinderung/ Alleinreisende und diverse andere Personengruppen mit besonderen Wünschen und Bedürfnissen an. Ich allerdings, ich muss es ausschreiben: „Reisen für Alleinerziehende“, bitte. HIER geht’s zum Artikel.
Hallo, das brennend hungrige Kind mit voller Brotbox im Ranzen bei Abholung kenne ich. Bei uns ruft der Hunger dann noch immer unterirdische Laune hervor und ich werde meckernd empfangen oder aber leichenblass der Ohnmacht nahe, wenn ich erst kurz vor fünf komme. Ich habe dann mit meinem Sohn gesprochen und ihm erklärt, dass es so nicht sein muss und ich es so nicht aushalte. Er darf sich nun jeden Morgen aussuchen, was er mitnimmt aus einer Auswahl, die ich vorgebe. Bei ihm ist es so, lieber immer das Gleiche, nicht zu viel Auswahl. Er wechselt nur zwischen Käsebrot oder Wurstbrot und dazu Äpfel oder Gurken. Das Brot muss in eine andere Dose, als das Obst/ Gemüse, damit sich die Gerüche nicht vermischen (auch nette geteilte Bentodosen erfüllen seine strengen Ansprüche nicht). Das Brot nur halbiert zusammen geklappt, der Apfel in Viertel. Ist es zu klein, isst er nur wenige Stücke, weil er in der Pause „keine Zeit“ hat seine Hand aufzufüllen. Mittagessen suchen wir in der Bestellapp gemeinsam aus. Ist er überzeugt, dass er von der vorgegebenen Auswahl nichts essen wird, gebe ich ihm eine zweite Brotbox mit, die wir gemeinsam auswählen. Ach ja und am Nachmittag isst er übrigens nichts, weil er dazu in einen Bistroraum müsste und weniger Zeit zum Fußballspielen auf dem Hof hätte. Also gebe ich ihm täglich einen Nachmittagssnack mit, den er bei meinem Eintreffen aus dem Ranzen nimmt und isst. Das ist meine Lernkurve bisher bis Klasse 3. Letztens war er wieder fertig/ motzig, als ich ihn abgeholt habe, weil er nichts gegessen hatte, da habe ich ihm gesagt, dass ich ihn nicht mehr holen werde, wenn das so weiter geht. Dann kann er alleine nach Hause kommen und zwar mind. eine halbe Stunde bevor ich heim komme, damit er in dieser Zeit etwas isst. Er geht tageweise schon alleine, allerdings bin ich da an einem Treffpunkt und wir düsen gleich gemeinsam mit der kleinen Schwester zu beider Hobby. Daher weiß er, dass er an solchen Tagen die Uhr im Auge behalten muss Bzw. sofort, wenn ihn die Hortner los schicken, sein Spiel abbrechen muss, sich „einsam“ anziehen muss und „ohne Unterhaltung“ den Weg läuft. Dann noch den „schweren“ Schlüssel drehen muss im Schloss… das möchte er alles nicht, daher isst er in den Pausen! Ich hoffe, ich konnte mit meinen Erfahrungen weiter helfen…
Warum ist Vollzeit das „nächste Level“ von Teilzeit. Geht nicht gegen die Autorin, sondern allgemein die „deutsche Arbeitserwartung“. Ihr Satz hat mich nur daran erinnert. Warum kann man in Deutschland nicht auch in Teilzeit Karriere machen? Warum kann man nicht mal zu zweit in Teilzeit Führungspositionenn übernehmen? Hier muss ein Umdenken in Unternehmen, Politik und Gesellschaft stattfinden. Damit Frauen eine echte Wahl haben, statt dass ihnen überall suggeriert wird: „Teilzeit ist ja nicht richtig arbeiten“. In Dänemark (ja, die Skandinavier wieder) sind 30 Stunden Vollzeit, alles darunter ist Teilzeit. Selbst die dänische Top-Managerin kann flexibel 30 Stunden abarbeiten. Grundsätzlich wird Familienzeit in Dänemark stärker gewichtet, was zu allgemein, so die subjektive Wahrnehmung, entspannteren Menschen führt (Stichwort: Hygge). Das ist hier immernoch nicht der Fall. Die 40-Stunden-Woche ist längst überholt. Ebenso wichtig in Dänemark: Ehrenamtliches Engagement. Auch dafür braucht man Zeit fernab der Arbeit und es ist wichtig für die Gesellschaft. Damit es finanziell auch in Teilzeit reicht (vor allem für Alleinerziehende), sollte es Zuschläge/Prämien geben, zB alleinerziehend in Teilzeit. Alles möglich und in anderen Ländern geläufig. Das würde Teilzeit vom „schlechten Image“ lösen. Wer dann in Vollzeit arbeiten möchte, soll es tun. Es soll aber eine echte und nicht von Erwartungen und Druck geleitete Entscheidung dafür sein. Frauen sollten weder für das eine noch das andere belächelt oder kritisiert werden. Die Arbeitswelt sollte belächelt und kritisiert werden – und verändert werden. Aber wie?