MM_Trocken_werden Ja, der Weg ist lang! Man hört zwar immer wieder Geschichten, dass es bei dem einen Kind ganz schnell ging, bei dem anderen fast alleine und das nächste Kitakind ist schon mit zwei Jahren auf die Toilette gegangen. Ja, diese Geschichten gibt es – aber sie sind definitiv nicht die Regel und sollten auch niemanden dazu anleiten, sich und das eigene Kind dem Stress eines „trocken werden“-Marathons zu unterziehen…

Liegt es am Geschlecht?
Der erste ohne Windel in unserer kleinen Runde war jedenfalls Philo. Und das, wo man doch sagt, dass Mädchen in solchen Sachen viel Schneller sind. Zumindest wurde mir das ständig und von allen Seiten aufs Brot geschmiert. In unserem Fall aber Pustekuchen, denn Izzy und Helene hatten zu der Zeit, als Philo schon mit Buch am stillen Örtchen saß, nicht mal dran gedacht ohne Windel, den Tag zu bestreiten. Ganz im Gegenteil, Helene hat eine Windel verlangt. Selbst der Kauf von super tollen Unterhosen, die sie auch ganz schick fand, hat lediglich dazu geführt, dass sie die ÜBER der Windel tragen wollte. Den Weg zur Windelfreiheit beschrieb Mad in einer Kolumne als regelrechten Albtraum. Und bei uns? Sagen wir mal so, es ist ein laaaaanger Weg!

In einem Gespräch mit dem Entwicklungspsychologen Dr. Malte Mienert (vor etwa 1,5 Jahren) gab er mir damals schon nützliche Tipps mit auf den Weg, wie man das Trockenwerden ein wenig erleichtern kann – und zwar für alle Beteiligten. „Kinder wollen immer das machen, was die Eltern auch tun. Das ist einfach so. Wenn Eltern also unbedingt möchten, dass das Kind aufs Töpfchen geht, dann machen Sie das dem Kind vor!“ war der etwas überspitzte, aber einfache Rat. Gesagt, getan – auch wenn ich mir ordentlich dämlich dabei vorkam. Aber irgendwie hat es geklappt.

Vom Töpfchen zum Toilettensitz
Am 19. Januar 2016 landete dann tatsächlich zum ersten Mal Pipi im Töpfchen. Die sechs Monate vorher hatten wir zwar gefühlt schon endlose Stunden mit „Pipi machen“ verbracht, denn Helenes liebstes Spiel war, es sich auszuziehen und sich nackig aufs Töpfchen zu setzen, nur halt leider immer ohne Erfolg. Die Pipi lief immer erst, wenn wieder eine frische Windel angezogen wurde. Mit genau 2,5 Jahren war es dann endlich soweit – ich weiß das, weil ich natürlich direkt Fotos gemacht hatte und in den Familienchat geschickt habe. Man war ich stolz. Aber trocken? Nee, das war sie noch lange nicht. Es war der erste kleine Erfolg, der noch viele Rückschritte und neue Erfolge nach sich zog. Pipi ins Töpfchen wurde einfach, aber KACKA (leider seit knapp einem Jahr Helenes absolutes Lieblingswort) klappt einfach nicht. Und als es dann klappte, fand ich es wahnsinnig schrecklich. Denn eine Windel ist schnell gewechselt, aber ich musste ja das Töpfchen jedes Mal SAUBER MACHEN! Ich sprach mit einer Freundin über das Dilemma und sie gab mir den ultimativen Tipp den ich sofort befolgte: ich kaufte den Bemis Orlando Toilettensitz für Erwachsene und Kinder. Die Amerikaner haben ja bekanntlich für alles ein passendes Produkt, dieses hat unser Leben schlagartig verändert. Wirklich, ein schlichter, weißer Toilettensitz, gute Qualität und im Deckel ein Kinder-Sitz, der sich einfach runter- und wieder hochklappen lässt. Und das Beste: er lässt sich mit einer einfachen Klick-Verbindung abnehmen und abduschen – falls halt doch mal was ordentlich danebengeht…  

Das hört sich an wie schlechte TV-Werbung, ist aber tatsächlich mein Ernst. Diese 35 Euro haben unser Leben verändert. Seit dem geht Helene eigenständig auf Toilette und ruft uns nur noch zum „AAAAABWISCHEN!!!!“. Ob wir jetzt trocken sind? Naja, kommt drauf an, was man unter trocken versteht. Ich kenne viele Eltern, die bezeichnen ihr Kind als TROCKEN, obwohl es jede Nacht eine Windel trägt. Diese Eltern würden mein Kind wohl auch als Trocken bezeichnen, das tue ich nicht. Ich glaube auch, dass es noch eine ganze Weile dauern wird, bis wir wirklich trocken sind. Und es wird noch länger dauern, bis wir keine Pipi- (oder größere) Unfälle mehr haben. Aber wisst ihr was – das ist mir total egal. Ich bin erstaunt über mich selbst, mit welcher Engelsgeduld ich diese Entwicklung mitmache. Ich finde es selbst spannend, dass Helene ihr ganz eigenes Tempo in der Entwicklung hat. Und ich platze immer noch jedes Mal, wenn wir beide durch den Supermarkt rennen und es rechtzeitig raus an den Baum schaffen. Im Urlaub hatten wir es einmal nicht geschafft. Hose und Unterhose waren schon runtergezogen von ihr und ich schnappte sie und versuchte sie rechtzeitig in Hockstellung zum nächsten Baum zu tragen. Naja, es muss ziemlich lustig für die Zuschauer gewesen sein, die uns beobachtet hatte, denn während wir rannten, pullerte sie im Strahl – und ich lief quasi direkt rein. Aber was soll’s, das nächste Mal schaffen wir das!

Übrigens hat Helene das in die Hose machen schon bewusst gegen mich eingesetzt. Als sie einen kleinen Bockanfall hatte und unbedingt von genau der Stelle, auf der sie gerade stand, von mir abgeholt werden wollte und ich mich weigerte, gewann sie den Machtkampf, indem sie sich hinhockte und so lange drückte, bis sie endlich in einer Pfütze saß… 

Zu guter letzt, ein paar Tipps, wie es vielleicht einfacher geht:

  • Kein Stress! Jedes Kind ist zu einer anderen Zeit bereit die Windel herzugeben. Allgemein sagt man, das passiert zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr, aber manchmal eben auch früher oder später. Lasst Euch und den Kids genügend Zeit, das ist kein Wettkampf.
  • Spielt das Töpfchen-Spiel! Sobald die Kleinen auch mal auf die Toilette oder das Töpfen wollen, spielt das Spiel mit. Es wird noch eine ganze Weile dauern, bis etwas im Töpfchen landet, aber was gibt es besseres, als Dinge spielerisch zu lernen!
  • Trocken werden Kinder in der Regel Zuhause! Die Kita ist dafür nicht zuständig – und meistens kommt das auch erst später dort an. Zuhause fühlen sich die Kinder einfach wohler, sicherer und können sich ausprobieren.
  • Nehmt das Kind mit auf Toilette! Wie gesagt, Kinder wollen so sein wie die Eltern, also auch so auf Toilette gehen. Bei uns war die Lösung der Toilettensitz, weil sie so wirklich komplett selbstständig auf Klo gehen kann! (Den habe ich mittlerweile der halben Kitagruppe bestellt…)
  • Und zu guter Letzt: Wechselsachen nicht vergessen! Am besten immer zwei Garnituren… lach…

Im Endeffekt: Immer mit dem Kind gehen und alles (wie so oft) mit ausreichend Humor nehmen!

***Happy Klo-Zeit!***