Na klar ist es schön und Hurra!, dass unsere Welt – immerhin zumindest mal mancherorts – so langsam immer grüner wird. Doch wo versucht wird, Westen weiß zu waschen, gibt es auch schwarze Schafe. Grün(er) leben ist zum allgegenwärtigen Trend geworden, das haben längst auch die Unternehmen gemerkt. Leider mit der Folge, dass manchmal alles gar nicht so grün ist, wie es auf den ersten Blick scheint…

Und dieses Elend hat sogar einen Namen: Greenwashing. Damit ist (leider!) nicht gemeint, fortan Waschnüsse zu benutzen oder anderweitig umweltschonend zu handeln, sondern eine ziemlich fiese Masche, die super dreist vorgibt, was nicht ist.

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Greenwashing meint die PR- bzw. Marketing-Methoden, die beispielsweise Unternehmen (Gaukler?) als besonders umweltfreundlich darstellen oder Produkte (Luftschlösser?) in ein grünes Licht rücken, denn vermeintlich natürliche(re) Produkte aus „biologischer“, „verantwortungsvoller“, „Schadstoff-freier“ und/oder „nachhaltiger“ Herstellung oder „kontrolliertem Anbau“ verkaufen sich aktuell besonders gut. Schade nur, dass all diese Begriffe nicht genau definiert oder gar geschützt sind. Also schade nur für Verbraucher, denn für die Unternehmen sind sie dadurch ja besonders wertvoll und eigenen sich hervorragend, um das eigene Image ordentlich aufzupolieren. Das Greenwashing kann dabei auf verschiedene Arten passieren:

Kommunikation bedeutungsloser Eigenschaften

Ganz ohne Gedöns“ – Oh prima, das MUSS ja ein wertvolles oder wenigstens natürliches Produkt sein. Blöd nur, dass „Gedöns“ ein sehr dehnbarer, nicht definierter (und natürlich(!) erst recht nicht geschützter) Begriff ist. Also, blöd für den Verbraucher, denn der Hersteller kann so ganz wunderbar seine unliebsamen Inhaltsstoffe wie z.B. flüssiges Mikroplastik vertuschen und dem Konsumenten das Gefühl geben, er kauft hier was richtig Vernünftiges. Und den Verzicht von Inhaltsstoffen herauszustellen, deren Verwendung gesetzlich sowieso verboten ist, ergibt jetzt auch nicht so richtig viel Sinn.

Verschleierung negativer Eigenschaften

Dabei werden gern gelesene und löbliche Eigenschaften, wie zum Beispiel die Verwendung von Bio-Baumwolle, ganz explizit hervorgehoben. Über die menschenunwürdigen Produktionsbedingungen bei der Herstellung spottbilliger Bio-Kleidungsstücke wird aber lieber kein Wort verloren.

Beschönigung der Tatsachen

Produkte, die zu 62,4% aus recyceltem Plastik bestehen oder zu 50% aus recycelten Naturlederfasern und Wasser sind ja schön und gut und gegenüber der konventionellen Herstellung sicherlich schon ein Schritt in die richtige Richtung. Die Frage ist nur, woraus der Rest der Produkte… Ihr wisst schon, oder? Und Fritten, dienen die denn jetzt wirklich der gesunden Ernährung, nur weil neuerdings „vegan“ auf der Verpackung steht oder die Kartoffeln Bio-Qualität haben? And don’t get me even started on Bio-Tabak…

Falschaussagen, Unwahrheiten, Behauptungen ohne Beweis

Die Sache mit den (sieben?) Siegeln: Wer kennt sie, was sagen sie aus und gibt es sie wirklich, all diese Siegel, die auf den verschiedensten Produkten prangen? Sind sie valide, sind sie überhaupt echt? Falls ihr nicht sicher seid, welche Siegel glaubhaft und vertrauensvoll sind, verschafft euch Siegelklarheit einen tollen Überblick. Alternativ hilft die Siegel-Check-App des NABU (Naturschutzbund Deutschland e.V.), die mit Fotoerkennung analysiert, ob Lebensmittel aus ökologischer Sicht wirklich so einwandfrei sind, wie sie bzw. ihre Siegel es vorgeben. Aber Achtung: Selbst, wenn ein Siegel valide ist, bezieht es sich nicht zwangsweise auf das gesamte Produkt einschließlich Zutaten und Verpackung. Dass beispielsweise die Verpackung eines TK Fisches aus Papier aus nachhaltigem Anbau besteht, sagt noch lange nichts darüber aus, ob der Fisch tatsächlich auch tiergerecht gefangen und verarbeitet wurde.

Die NABU Siegel-Check-App

Bild via NABU (Naturschutzbund Deutschland e.V.)

Die Siegel-Check-App gibt es als Download im Google Play Store, via Apple iTunes oder im Windos App Store. Wer kein Smartphone hat, kann auf die Webversion zurückgreifen.

Irritierende Verpackungen

Ein eins-fix-drei umgesetzter Klassiker ist, Produkten oder neuen Produktvarianten einfach ein neues Design zu verpassen und dabei möglichst auf die Trendfarbe grün (oder beispielsweise bei Eiern auf Bildern von sattgrünen Wiesen mit fröhlichen Hühnern) zu setzen. So wird dem potenziellen Käufer allein durch die positiv besetze Farbe suggeriert, dass es sich um ein natürliches, vielleicht sogar gesünderes Produkt aus verantwortungsvoller Herstellung handelt. Was allerdings die Farbe der Verpackung des Produktes oder darauf abgedruckte Bilder mit dessen Inhalt zu tun haben, bleibt dabei absolut ungeklärt.

Vage Beschreibungen

Ein Fruchtjoghurt mit „natürlichem“ Aroma? Eine Seife, auf der fett die Aufschrift „Mit 100% natürlichem Honig“ leuchtet? Klingt doch erst mal gut! Sagt nur leider nicht das Geringste über die Zusammensetzung des Produktes aus, weder darüber, auf welcher „natürlichen“ Basis die Inhaltsstoffe hergestellt sind, noch wie viel davon tatsächlich enthalten ist oder woraus der Rest besteht. Übrigens sind Schlagworte wie „biologisch“, „verantwortungsvoll“, „Schadstoff-frei“, „nachhaltig“, „aus kontrolliertem Anbau“ oder „von den Höfen unserer Vertragspartner“ auch nicht unbedingt aussagekräftiger.

Irreführende Vergleiche

Klar, muss man sich zwischen zwei Übeln entscheiden, so wählt man wohl das geringere. So setzt man zum Beispiel auf einen Stromanbieter, der damit wirbt, seine Energie auch aus erneuerbaren Energien zu beziehen. Dass die wiederum nur 2% der gesamten Energieförderung des Konzerns ausmachen, beleuchtet jedoch unternehmensseitig lieber mal keiner. Und für eine Plastiktüte plötzlich eine „Schutzgebühr“ zu bezahlen, bedeutet das vielleicht Umweltschutz? Oder wäre es nicht viel sinnvoller, direkt auf die Tüte zu verzichten? Das spart Geld und dient der Umwelt, win-win auf mehreren Ebenen. Nur das Unternehmen verdient daran nicht noch extra…

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Ihr interessiert euch für das Thema „Verpackung sparen“? Dann klickt mal hier.

Fazit:

Es ist nicht alles Gold, was glänzt und schon gar nicht immer „grün“ oder gesund, was so aussieht. Aber was nun, wie könnt ihr euch vor solchen Finten schützen? Ganz einfach, bleibt neugierig und haltet eure Augen offen, lest genau, denkt kurz drüber nach und hinterfragt, was euch komisch vorkommt. Umweltschutz fängt im Kleinen an, unter anderem auch damit, genau solche Unternehmen, die sich dreist und fälschlicherweise als umweltbewusst hervorheben, nicht auch noch zusätzlich auf ihrem irreführenden Weg zu unterstützen.

Weitere spannende – oder eher unfassbare – Klimalügen könnt ihr übrigens beim Klima-Lügendetektor nachlesen, ein gemeinsames Projekt des Greenpeace Magazin mit dem online Magazin Klimaretter.

Und Beispiele zu teilweise fast schon unverschämten Greenwashing Kampagnen lest ihr beim Handelsblatt, bei Utopia oder Greenality.

Credits Titelbild: PublicDomainPictures via Pixabay

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