Genauso wie sich das Mummy Mag seit seiner Gründung immer weiter von einem reinen Lifestyle Blog zu einem Lese-Zu Hause für moderne Familien, mit all ihren täglichen Herausforderungen rund um kleine und große Kinder, Partnerschaft, Job und Soziales Engagement entwickelt hat, so hat sich auch die 2014 von Whitney Wolfe Herd gegründete Plattform Bumble gewandelt. Ursprünglich war Bumble als Dating Plattform konzipiert, in der Frauen den ersten Schritt machen können und nicht mehr darauf warten, dass ihr Traumprinz auf einem Pferd angeritten kommt. Inzwischen hat sich die App zu einer Netzwerkplattform entwickelt, die es Menschen aller Geschlechter ermöglicht, in allen Bereichen ihres Lebens Verbindungen herzustellen, ob romantische Beziehung, neue Freundschaften oder ein professionelles Netzwerk.

Diesen Herbst suchte Bumble mittels ihres Access All Arts-Wettbewerbs nach Kunstwerken, die individuelle Geschichten erzählen, dabei aber geschlechtsspezifische Stereotypen entlarven und dazu beitragen, Gedanken und Inspiration bei Passanten zu provozieren. Warum Passanten? Weil das Gewinner-Kunstwerk nicht irgendwo ausgestellt würde, sondern einen Monat lang an einer Hauswand in der populären Adalbertstraße in Berlin-Kreuzberg alle Fußgängern strahlend entgegen leuchtet. Mehr als hunderte Künstler sind dem Aufruf gefolgt und gewonnen hat am Ende die Einsendung der jungen Berliner Illustratorin Anna Rupprecht. Bumble war „von der Stärke und Schönheit des Werkes überwältigt“ und gut, dass Madeleine direkt um die Ecke wohnt, um sich selber einen Eindruck davon zu verschaffen.

Auf Bumbles Blog „The BeeHive“ erklärte Anna, wie ihre erfolgreiche Arbeit entstand, was sie bedeutet und was sie unter Empowerment versteht. Wir haben euch das Interview aus dem Englischen übersetzt. 

Hallo Anna! Erzähl uns doch mal etwas über dich.
Ich bin eine 25-jährige, freiberufliche Illustratorin und Grafikdesignerin mit Sitz in Berlin. Ich liebe alle Arten von Mustern, japanische Illustrationen, Kaffee, Hunde, Pop-Art-Ausstellungen und Spaghetti. Ich habe vor fast sechs Jahren als Freelancer angefangen. Meine Arbeit beschäftigt sich oft mit dem Leben von Millennials und zeigt die Ängste und Probleme einer digitalen Gesellschaft. Dazu gehören feministische Themen, Gleichberechtigung und Frauen in der Kreativbranche. Mir ist wichtig, meinen Illustrationen eine Bedeutung aus sozialkritischer oder humoristischer Sicht zu zu geben.

Wann wusstest Du, dass Du Künstler werden wolltest?
Als kleines Mädchen verbrachte ich oft meine Nachmittage und Abende im Wohnzimmer mit meiner Mutter, die auch ein künstlerisches und kreatives Talent hat. Das hat mich motiviert, Kunst zu machen. Ich war ein sehr einfallsreiches Kind und baute mir meine eigenen kleinen Welten, stellte mir schon früh viele Fragen zu Leben und Tod.
In der Schule habe ich gerne am Kunstunterricht teilgenommen, weil es das einzige war, was ich wirklich gut konnte. Dies brachte mir in meiner Jugend viel Selbstwertgefühl und dadurch wurde ich mir immer sicherer, dass ich eine kreative Karriere beginnen wollte. Ich fing zunehmend an, an mich zu glauben, aber erst als ich meinen ersten kreativen Job bekam und danke der massiven Unterstützung meiner Freunde wurde mir klar, dass ich eine realistische Chance hatte, meine Leidenschaft zur Karriere zu machen.

Was bedeutet Empowerment für Dich?
Empowerment bedeutet für mich, die Möglichkeit zu haben, eine Gruppe von Menschen zusammenzubringen und sich gegenseitig zu unterstützen. Für mich ist es besonders wichtig, sich gegenseitig zu befähigen, eine Botschaft auszusenden oder eine öffentliche Meinung zu haben und die Ungerechtigkeit in unserer Gesellschaft zu bekämpfen. Es ist eine Bewegung, an der wir alle teilnehmen sollten, und es dürfen keine Barrieren für uns als Frauen bestehen. Empowerment ist auch eine Art von Selbstliebe: Es macht Sie zu einer Priorität und verbreitet dieses Gefühl auch in die Welt. Jeder von uns kann andere durch seine Leidenschaften auf seine ganz eigene Weise befähigen, sei es durch Kunst, durch etwas zu schreiben, zu unterrichten oder irgendetwas anderes. Das Wichtigste ist, in Bewegung zu bleiben und sich zu verbessern. Niemand sollte sich herabwürdigen. Jeder hat eine Stimme und die sollte gehört werden.

FEMALE EMPOWERMENT

Aus dem Englischen übersetzt: Die Ermächtigung von Frauen als Prozess, in dem Frauen ausarbeiten und neu erfinden, was sie sein können, tun wollen und in einer Situation erreichen wollen, die ihnen zuvor verweigert wurde.

Erzähl uns von Deinem erfolgreichen Kunstwerk.
Ich wollte etwas Neues für den Access All Arts-Wettbewerb schaffen.
Mein Ziel war es, Variationen starker, junger und unabhängiger Frauen zu zeigen, die mit vielen bewegenden Elementen arbeiten. Das Mädchen, dass mit einem Hammer und einem Meißel in der Hand auf der Statue sitzt, ist der zentrale Punkt des Wandgemäldes und verkörpert auch die Hauptaussage meiner Interpretation von Female Empowerment.
Darüber hinaus habe ich versucht, mit vielen kleineren Details zu arbeiten, die zur tieferen Bedeutung beitragen. Das Mädchen auf der rechten Seite, das einen Bleistift auf der Nase ausbalanciert, repräsentiert das nach wie vor große Lohngefälle zwischen Männern und Frauen in der Kreativbranche. Die Frauen, die oben rechts mit dem Buch aufgestellt sind, stehen für alle brillanten Frauen in der Wissenschaft und ihre revolutionären Entdeckungen in der Vergangenheit. Das abgeschnittene Absperrband steht für die Notwendigkeit, Grenzen zu überwinden und unsere Hindernisse zu überwinden.

Wir müssen Klischees auflösen und unser Bestes geben. Ich habe die verschiedenen Frauen zunächst einzeln und getrennt voneinander gezeichnet und dann erst zusammengefügt, um diese Komposition zu erstellen. Ich wollte die Illustration überladen, damit der Betrachter eine Sekunde lang genau hinsehen muss, um alles erfassen zu können und versuchen kann, die Bedeutung dahinter wirklich zu verstehen.
Ich habe mit starken Farben und Mustern gearbeitet – meinem Markenzeichen – und sie digital auf mein Grafiktablett gezeichnet.

Was ist dein größter Traum für deine Karriere?
Mein größter Traum für meine zukünftige Karriere ist es, dauerhaft von meiner Kunst leben zu können!
Ich möchte auch etwas auf dieser Erde hinterlassen, dass einen Sinn hat und andere dazu inspiriert, ihren eigenen Weg zu gehen. Selbst wenn es nur eine Person gibt, die durch meine Arbeit und das, was ich tue, motiviert ist, würde es mich unglaublich glücklich machen. 

Annas Wandgemälde wird in der Adalbertstr. 9, 10999 Berlin Kreuzberg bis 30. November ausgestellt.
Mit den Öffentlichen sind es nur 1-2 Minuten vom U-Bahnhof Kottbusser Tor.

Das Original-Interview findet ihr HIER. Die Rechte daran gehören Bumble.

Foto Credits: das Porträt von Anna stammt von Bumble, alle weiteren Bilder von privat.