Ich bin immer wieder fasziniert, wenn ich auf skandinavischen Instagram-Accounts einen Blick in Kinderzimmer auf die Garderobe von Kids werfen kann: ganz viel Coolness in schwarz und weiß. Nichts fällt aus der Reihe, nichts stört, alles scheint perfekt. Irgendwie scheinen die Kinder da anders zu ticken, denn ich kenne eigentlich nur Kinder, die immer besonders wilde Farbkombinationen am tollsten finden…
Frage ich Helene beispielsweise nach ihrer Lieblingsfarbe, lautet die Antwort stets „Bunt!“. „Bunt ist aber keine Farbe!“ belehre ich, „Du musst eine Farbe nennen!“. Doch sie bleibt dabei, „BUNT“ ist nun mal am Schönsten. Wenn ich beharrlich darauf bestehe, dass sie mir doch eine Farbe nennen soll, schwankt es zwischen Braun und gelb, also gebe ich klein bei und Akzeptiere ihre Entscheidung. Und eigentlich finde ich das auch gut so, denn eigentlich soll Kinderkleidung doch Spaß machen – und das klappt mit vielen Farben nun mal besser. Und genau das ist wohl auch der Erfolgsrezept der seit zehn Jahren andauernden Kollaboration von jbc und Designer Walter Van Beirendonck.
Auf dem Launchevent in Hamburg habe ich mit ihm und Co-CEO Ann Claes gesprochen!
Ann, das Unternehmen ist ein Familienunternehmen und wurde von Eurem Vater gegründet. War das eher Fluch oder Segen?
Ann: Ein sehr großer Segen. Meinem Bruder und mir war auch immer klar, dass wir in das Unternehmen unseres Vaters einsteigen werden. Damals war es ja auch noch sehr viel kleiner – so groß ist es erst in der zweiten Generation geworden.
Und die Zusammenarbeit mit Familienmitgliedern?
Ann: Macht aus meiner Sicht vielen einfacher. Man ist eine Familie, man hält zusammen. Natürlich haben wir auch mal unterschiedliche Meinungen, aber Arbeit ist Arbeit und Privates ist privat. Wir haben früh gelernt das zu trennen, es ist halt ein echtes Familienunternehmen. Das führen wir aber auch mit unserem gesamten Team so weiter, denn haben ein sehr familiäres und persönliches Verhältnis.
Walter, wie bist Du zu jbc gekommen?
Walter: Ich wurde vor zehn Jahren von jbc gefragt, ob ich nicht eine Kinderkollektion für sie gestalten möchte. Ich hatte vorher schon Kindersachen designt, doch es hat mich natürlich gefreut dass sie gerne mit mir arbeiten wollten und meine Arbeit gut fanden.
Ann: Und wir sind sehr glücklich Walter bei uns zu haben!
Was ist toll an Kindermode und was sind Deiner Meinung nach die größten Herausforderungen?
Ann: Kinder sind lebhaft, spontan und wollen Spaß haben. Das verschafft uns die Möglichkeit, tolle Farben und lustige und originelle Prints in der Kindermode einzusetzen. Kinder entscheiden sich meist spontan für ein Outfit, weil sie gerade Lust haben, es jetzt und sofort anzuziehen. An einem Tag denken sie: „Heute will ich mal ein bisschen wie mein Held aussehen.“ An einem anderen Tag wollen sie viel- leicht einfach schöne Farben tragen. Diese Spontaneität und Abwechslung sorgt für großen Spaß.
Ist es ein großer Unterschied für Dich, Sachen für Erwachsene oder Kinder zu designen?
Walter: Es ist sehr einfach für Kinder zu Designen. Wirklich, es fällt mir sehr leicht. Ich habe eine gute Connection zu Kindern glaube ich.
Ist es vielleicht ein anderer kreativer Prozess?
Walter: Nein, der Weg zu kreativ zu arbeiten ist für mich im Grunde immer der gleiche. Egal ob für meine Kollektionen oder Kids-Kollektionen. Kindersachen machen sehr viel Spaß, aber im Grunde macht mir Design immer Spaß.
Woher nimmst Du die Inspirationen für Deine Kollektionen?
Walter: Einfach überall. Für diese Kollektion habe ich mich beispielsweise auf meiner Reise in Island inspirieren lassen. Die kleinen Vögel sind bspw. Vögel von dort, die kein Futter mehr haben und deshalb ihren natürlichen Lebensraum verlassen. Ich versuche aktuelle Entwicklungen auf der Welt einfließen zu lassen. Mir sind Statements oder Messages sehr wichtig. Ich möchte damit einen Weg finden, dass Kinder an Themen herangeführt werden und sie mit ihren Eltern darüber sprechen können. Es ist eine Möglichkeit, zu beginnen bestimmte Themen, wie beispielsweise die Klimaveränderung zu sprechen.
Hat Deine aktuelle Kollektion ein bestimmtes Thema und kannst Du uns mehr dazu sagen?
Walter: Natürlich. Jede Saison möchte ich eine andere Geschichte erzählen. Diesen Sommer war ich inspiriert von meiner Reise nach Island. Dort entdeckte ich diese fantastischen kleinen Vögel (Papageitaucher). Seit letztem Jahr gelten sie als gefährdet, weil sich aufgrund der globalen Erwärmung ihr natürlicher Lebensraum und ihr Jagdgebiet verändert. So entstand die Geschichte über die kleinen Vögel und Wale mit dem Bezug auf die Veränderung der Umwelt.
Wie läuft der kreative Prozess ab?
Walter: Ich darf sehr frei arbeiten, in den Farben, Mustern und Materialien. jbc hat ein tolles Team, ich kann mich sehr darauf verlassen, dass die Produktion und die Qualität stimmt. Ich schaue mir die Prototypen an, ändere hier und da noch etwas, aber den Rest übernimmt das Team dann.
Orientiert Ihr Euch an Fashion-Trends?
Ann: Ja, absolut. Wir sind sehr stark angelehnt an Fashion-Trends von Erwachsenen. wir wollen ja, dass unsere Kinder-Outfits an denen der Eltern angelehnt sind. Natürlich immer noch kindgerecht, aber schon eine Linie.
Walter: Nicht in meiner Arbeit, in meinen Kollektionen. Da interessieren mich keine Trends. Natürlich ist es bei einem Unternehmen wie jbc wichtig, was abverkauft wurde und welche Farben besonders gerne gekauft werden, aber ich habe einen sehr großen Handlungsspielraum. Ich mache das schon seit zehn Jahren und ich kann sehr frei arbeiten. Das ist wirklich toll.
Ann, du hattest vorhin gesagt, dass es euer Ziel ist, bezahlbare Premiumprodukte anzubieten – wie ist das möglich?
Ann: Unsere Strategie ist zunächst einmal, mit großartigen Designern wie Walter Van Beirendonck zusammenzuarbeiten und die Herstellung in die Hand sorgfältig ausgewählter und vertrauenswürdiger Lieferanten und Produktionsstätten zu geben. Unsere Designer arbeiten eng mit diesen zusammen, vom frühen Entwurfsprozess bis zum fertigen Produkt und prüfen die Qualität der Produkte und Produktionsstätten. Die Kleidung, die wir in unseren Geschäften verkaufen, wird direkt von den von uns aus- gesuchten Werken geliefert. Durch die Beschränkung der Anzahl der beteiligten Akteure sind wir in der Lage, hochwertige Produkte zu erschwinglichen Preisen anzubieten.
Und bist Du selbst in die Produktionsstätten gereist?
Ann: Selbstverständlich. Wie gesagt, das ist uns enorm wichtig. Aber wir haben auch ein tolles Produktionsteam vor Ort, dass sehr streng die Produktionen kontrolliert. Und das belgische Produktionsteam besucht auch regelmäßig unsere Partner-Produktionsstätten.
Ich habe auf Eurer Seite einige Eurer Charity-Projekte gesehen – seht Ihr Euch automatisch in der Verantwortung?
Ann: Ja, wir sind Mitglied der Fair Wear Foundationen (FWF), denn das sind Dinge, die meinem Bruder und mir sehr am Herzen liegen. Wir wollen ein sehr enges Verhältnis zu unseren Produzenten und wollen auch, dass sie unter würdigen Bedingungen arbeiten. Dazu gehört auch, dass die arbeiter ihre Kinder in anständige Schulen schicken können. Daher haben einige Projekte vor Ort, die wir initiiert haben oder unterstützen.
Vielen Dank an Ann und Walter, für das nette Gespräch!
Und hier sind meine ganz persönlichen Favoriten aus der Kollektion – wer die komplette Kollektion sehen will, der kann das natürlich HIER tun! Bestellt habe ich übrigens den mega coolen Mädchen-Sweater und den Rock mit den Vögelchen! Helene wird es lieben!
[Dieser Artikel entstand in Kooperation mit jbc.]