
Ich habe schon lange vor, mit dieser Headline eine Kolumne zu schreiben. Wirklich lange. Doch immer kam etwas dazwischen – in den meisten Fällen natürlich die Arbeit. Es wäre ein Leichtes, es wieder einmal auf die Kinder zu schieben – ständig krank, irgendwelche Wehwehchen, wenig Schlaf und die allgemeine Anstrengung. Aber das stimmt eigentlich nicht. Also die Anstrengung mit Familie im Schlepptau ist natürlich allgegenwärtig zu spüren, doch das ist der Teil, der für mich eher ein enorm wichtiger Ausgleich ist. Es liegt also an meiner Arbeit. Kein Wunder, denn seit letztem Jahr bin ich Gründerin und Geschäftsführerin von zwei Firmen…
Das hört sich natürlich erst einmal erfolgreicher an, als es wirklich ist. Vor allem ist es harte Arbeit. Aber ich will mich an dieser Stelle überhaupt nicht beschweren, schließlich habe ich mir das alles so ausgesucht. (Ob ich das alles wohl durchdacht habe steht auf einem anderen Papier). Aber ernsthaft, das Ganze ist mein Weg. Ich wollte immer etwas bewegen, schaffen, tun. Es ist also einfach nur eine logische Entwicklung, dass ich nicht 24/7 Mom bin oder in Teilzeit arbeite – einfach weil ich so nicht funktioniere. Ich langweile mich viel zu schnell, habe ständig – wie ich finde großartige Ideen – und kann nicht lange still sitzen. Ich brauche immer wieder neue Herausforderungen, will mich an Dingen und Aufgaben messen und Neues schaffen. Jeder Mensch hat andere Bedürfnisse, jeder ist anders. So bin eben ich.

„Manchmal wächst mir einfach alles über den Kopf!“
Es gibt aber die Momente, da wächst mir das alles einfach über den Kopf, da kann ich nicht schlafen, weil ich selten sehe, was ich alles geschafft habe, sondern vielmehr all das vor Augen habe, was noch ansteht oder wieder einmal unter den Tisch gefallen ist. Bei all den Aufgaben muss ich ständig priorisieren und abwägen, viele Dinge stehen dann ewig auf der To Do Liste, weil sie eben weniger brennen, als andere Sachen. So kann es dann passieren, dass ich wieder vergessen habe einkaufen zu gehen und für viel zu viel Geld Abendessen bestelle, das Toilettenpapier leer ist oder eben das Kind keine frische Unterhose mehr im Schrank hat, weil der Wäschekorb seit zwei Wochen überquillt. Nur irgendwann muss einfach auch mal Schluss sein mit Schaffen – Geist und Körper brauchen kurze Pausen. Ich habe also vor Allem gelernt Dinge sein zu lassen, zum Glück passen der Tochter ja auch zur Not die Buxen vom kleinen Bruder, ansonsten gibt es ja noch Bikini-Höschen im Schrank. Alles also eine Frage der Perspektive, oder?
Meine zwei Geheimwaffen!?
Und jetzt kommen wir vielleicht zu meinen zwei wichtigsten Charaktereigenschaften, die mich all das machen lassen, was ich gerade tue: Ich habe grundsätzlich nicht so viel Angst, ich durchdenke nicht alles vorher ins kleinste Detail, sondern springe einfach, renne los und schaue was dann passiert. Aus meiner Erfahrung kann der beste Plan in kürzester Zeit in sich zusammenfallen wie ein Kartenhaus, weil irgendetwas passiert, was man vorher überhaupt nicht hätte ahnen können. Also gehe ich schnell die ersten Schritte mit meinem Masterplan (oder meiner Version) im Kopf und bin ständig am Weiterentwickeln. Manche bezeichnen das als mutig, ich würde es eher so umschreiben: Ich habe einfach keine Angst davor, auch mal kräftig auf die Schnauze zu fallen! Das tut dann vielleicht weh, aber auch das wird mich weiterbringen.
Und dann meine zweite, super-duper-wichtige Charaktereigenschaft, für die ich auch privat unfassbar dankbar bin: Mein geliebter Pragmatismus. Ich beharre nicht auf meine Meinung. Also zumindest nicht ewig. Ich habe kein Problem davon, mich besseren, schnelleren oder einfach von anderen Lösungen überzeugen zu lassen. Ich schaue mir etwas an, bewerte es und entscheide. Wie Franzi von Hardenberg vor einigen Monaten mal im Rolemodel-Podcast gesagt hat „Ich hadere nicht mit Entscheidungen!“. So geht es mir auch. Das ist nicht immer nur gut, oft habe ich mich geärgert, dass ich mir für eine Sache nicht mehr Zeit genommen habe – aber im Nachhinein ist man natürlich immer schlauer und ich hatte sicherlich zu dem Zeitpunkt einfach keine zusätzliche Kapazität. Haken dran.
„Ich hadere nicht mit Entscheidungen!“
Lasst uns doch was Gründen!
Doch was gehört wirklich dazu den Sprung zu wagen und zu Gründen? Überall gibt es Panels zu dem Thema, ständig Interviews von Müttern, die eine tolle Idee haben und ein eigenes Business starten. Grundsätzlich finde ich das natürlich toll, denn ich finde, Frauen sollten viel mehr ihrer Ideen in die Tat umsetzen und ich möchte sie darin bestärken. Doch in vielen Gesprächen fallen mir vor allem zwei Dinge auf: Gründen (genauso wie die Selbstständigkeit) haben zwar oft Vorteile in ihrer Flexibilität was die Arbeitszeiten angeht und es für Mütter so wahnsinnig spannend macht, doch es wird fast immer die andere Seite der Medaille vergessen: Das ständige Arbeiten, die Verantwortung, die unbezahlten Ausfälle wegen Krankheit oder Urlaub, die Zeiten die nicht so gut laufen usw. Außerdem gehört ein verdammt langer Atem dazu. Niederlagen genauso wie Erfolge. Es ist ein steiniger Weg und man sollte sich vor allem darauf einstellen eines zu tun: zu LERNEN!
Also all ihr wunderbaren Frauen da draußen, die überlegen, sich selbstständig zu machen – ich möchte euch Mut machen, gerne unterstütze ich euch auch, stehe euch mit meiner Erfahrung zur Seite und gebe Tipps. Doch am wichtigsten ist, dass ihr euch unbedingt fragt:
Will ich das wirklich? Und vor allem bin ich der Typ?
Bin ich wirklich bereit dafür, neben all dem, was ich eh schon familiär stemmen muss, Nächte zu rocken, Tiefschläge einzustecken und mich vielleicht auch in eine finanzielle Abhängigkeit zu begeben? Bin ich wirklich der Typ Langstrecke? Möchte ich hier wirklich all die zusätzliche Verantwortung übernehmen? Wenn ihr das mit JA beantwortet, dann legt los! Wenn ihr euch aber nicht sicher seid, lasst euch gesagt sein: Es ist auch ziemlich cool, sich nicht so viel aufzuhalsen, vielleicht auch in Teilzeit oder einfach in einem „normalen“ Job zu arbeiten – auf vielen dieser Jobs gründet übrigens unsere Gesellschaft, das wird häufig vergessen! Und man muss nicht immer noch mehr schaffen, als man eh schon tut. Es gibt genug Momente, in denen ich mich nach etwas mehr Ruhe und Langeweile sehne – nur leider kenne ich mich selbst zu gut und weiß, dass ich mich in kürzester Zeit wieder Langweile und mir wieder zig Dinge aufhalse. Aber wie oben schon kurz und knapp mit viel zu vielen Worten erklärt: So bin ich eben! Aber jeder ist anders. Es hilft nur zu wissen, wer man ist!

Vielleicht ist das doch auch mal ein wirklich guter Vorsatz für das neue Jahr – obwohl ich davon ja nicht unbedingt viel halte – einfach mal Zeit nehmen und darüber nachdenken, was für ein Typ man eigentlich ist, was einen glücklich macht, wo die eigenen Stärken liegen und die Schwächen. Und dann ist jeder Tag vielleicht der Tag, an dem man den Mut aufbringt, etwas zu ändern. Sofern man das überhaupt möchte… HAPPY 2020!