Kaum zu glauben, dass ich das schonwieder sagen kann, aber: Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Wieder einmal ist eine Runde um die Sonne fast zu Ende geflogen und all die großen und kleinen Themen, die so ein ganzes Jahr mit sich bringen kann sind größtenteils abgearbeitet. Bis auf dieses eine, welches mir jedes Jahr aufs Neue schon Wochen vorher Unbehagen bereitet: Weihnachten.

Gut, ein richtiger Grinch bin ich nicht. Ich kann Weihnachtsbeleuchtung, Weihnachtsmärkten, Glühwein und Kekse backen schon durchaus was abgewinnen. Auch die Schulbasteleien, Adventsbasare und Weihnachtsfeiern nehme ich wirklich gerne mit.  Aber die Feiertage ansich bedeuten für mich – für uns – seit ein paar Jahren vor allem eins: Stress.

Unsere Familienkonstellation bringt es mit sich, dass wir jedes Jahr aufs Neue einen individuellen Plan aufstellen müssen, wie das Kind die Weihnachtstage wo verbringt. Was eine gewisse logistische Herausforderung mit sich bringt, da die Großeltern beiderseits ein wenig außerhalb von Berlin leben – in die entgegengesetzte Richtung natürlich. Auch natürlich, dass trotzdem alle Beteiligten Weihnachten mit dem Kind verbringen möchten. Allen voran ich. Und bei dem Thema bin ich trotz all meines Willens und meiner Bereitschaft zu Kompromissen einfach richtig unflexibel: Heiligabend möchte ich mit dem wichtigsten Menschen in meinem Leben, meinem Kind verbringen.  Das ist nicht verhandelbar.

Bei den Verhandlungen darüber, wie wir also die Weihnachtstage möglichst „gerecht“ aufteilen können, haben der Vater und ich uns in der Vergangenheit schon so in die Haare gekriegt, dass in den letzten 3 Jahren dieses Thema nur noch in Gegenwart unseres Mediatorenteams besprochen wird. Heraus kamen dabei dann immer Vereinbarungen, die mir zwar den 24.12. ließen, aber mit mehrfachen Wechseln während der Feiertage und vor allem richtig viel Hin- und Herfahrerei verbunden waren. Wenig besinnlich, sehr stressig, vor allem für das Kind.

Hinzu kam dann in den letzten 2 Jahren auch noch das Silvesterthema. Ich bin nämlich nicht nur ein Weihnachtsmuffel, sondern auch ein Silvesterverweigerer. An jedem anderen Tag des Jahres habe ich mehr Lust und Motivation zu feiern als an Silvester. Es ist mir zu voll, zu laut, zu teuer und zu anstrengend. So war es mir also in den letzten Jahren geradezu ein Vergnügen den letzten Abend des Jahres mit meinem Kind Spiele spielend und Blei gießend zu Hause zu verbringen. Was in den ersten Jahren auch ganz dankbar angenommen wurde. Seit mein Sohn jetzt allerdings in einem Alter ist, in dem er auch bis 0.00 Uhr durchhält und man auch „richtig“ Silvester mit ihm feiern kann, möchte sein Vater das eigentlich auch mal machen. Blöd für mich, aber irgendwie nachvollziehbar.

Und so kommt es, dass ich regelmäßig, allerspätestens zu dieser Zeit im Jahr (meistens allerdings eher so ab Ende September) Bauchschmerzen bekomme, weil die Feiertagsregelungs- verhandlungen anstehen. Als dann der Vater Mitte Oktober um einen zeitnahen Mediationstermin bat, war klar, es ist wieder soweit.

Und dann passierte womit keiner gerechnet hat: Wir waren uns innerhalb von 10 Minuten ohne Unstimmigkeiten einig darüber, dass wir das Hin- und Her dieses Jahr um des Kindes willen nicht möchten, haben einen wöchentlichen Wechsel am zweiten Weihnachtsfeiertag abends vereinbart und Ruhe für alle in das Thema gebracht. Ein frühes Weihnachtswunder! 😊

Und die erneute Bestätigung dafür, dass es sich lohnt dran zu bleiben. Miteinander zu sprechen, zu verhandeln und Dingen auch Zeit zu geben. Auch sich selbst.

Den Silvesterabend verbringe ich dieses Jahr dann allerdings das erste Mal allein, so viel Kompromiss musste schon sein.  Was mich schon vor eine gewissen Herausforderung stellt, siehe oben.

Aber darüber mache ich mir Gedanken, wenn es ansteht. Bis dahin genieße ich dann jetzt einfach die Vorweihnachtszeit und freue mich vielleicht sogar ein bisschen auf die Feiertage. Ohne viel Hin- und Her und ohne das Gefühl, dass ich mich 2020 wieder ab September auf den großen Vorweihnachtsknatsch einstellen muss. Geht doch.

 

 

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