Mikroplastik in Kosmetikprodukten

Duschgel, Shampoo oder Peeling, Zahnpasta und Sonnenmilch, Gesichtscreme, MakeUp, Lippenpflege oder Lippenstift – wie viele Produkte habt ihr heute davon schon benutzt? Und wie viel Plastik habt ihr euch damit wohl schon auf die Haut geschmiert?

Gut versteckt

Jeder Kunststoff, der kleiner als 5mm ist, wird gemeinhin als Mikroplastik bezeichnet. Er kann fest sein oder flüssig, farblos oder bunt, sichtbar oder unsichtbar. In Kosmetikprodukten soll Mikroplastik schönen Glanz bringen oder einen Film bilden (also, das Produkt besser verteilbar machen) und unsere trockenen Hautschüppchen abschleifen. Es soll den Schutz in der Sonnencreme erhöhen und Produkte haltbarer machen. Mikroplastik soll Flüssigkeiten trüben (zum Bsp. Duschgele), manchmal nur als Füllstoff oder Bindemittel dienen oder dem Produkt ein fancy Aussehen verleihen. Ihr erinnert euch an diese kleinen, bunten Kugeln im Duschbad oder die Glitzerpünktchen früher in der Zahnpasta? Was dem aber noch die Schock-Krone aufsetzt: Selbst empfindliche Babyhaut bleibt davon nicht verschont. Denn auch bei Pflegeprodukten für die Kleinsten verstecken sich zwischen all den Inhaltsstoffen mit den merkwürdig klingenden Namen gar nicht mal so selten Mikrokunststoffe.

 

Zähne zeigen!

Die gute Nachricht ist, dass im regelmäßig aktualisierten Einkaufsratgeber des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) inzwischen schon seit einiger keine einzige Zahnpasta mehr gelistet ist, die Mikroplastikpartikel enthält. (Achtung aber bei manchen Zahnfleischpflegegels, Haftcreme oder Whitening Produkten; Stand 10/18) Hier könnt ihr euch den BUND Einkaufsratgeber downloaden.

Trübe Aussichten

Fakt ist also, in vielen Kosmetikprodukten findet sich Mikroplastik. Demzufolge reiben wir uns damit ein, schmieren es uns ins Gesicht oder nehmen es sogar zu uns. Wir „pflegen“ unsere Haut, Haare, Lippen und Zähne mit Plastik. Nach aktuellem Stand der Wissenschaft geht von Mikroplastik selbst zwar kein akutes Gesundheitsrisiko aus, dennoch können Ablagerungen von Plastik in unserem Organismus gemeine Entzündungen hervorrufen. Bei Tieren konnte genau das schon beobachtet werden. Die Auswirkungen auf den Menschen, vor allem die, die erst nach einem längeren Zeitraum sichtbar werden, werden zwar schon mit Hochdruck erforscht, sind bislang jedoch noch weitestgehend unbekannt.

Giftbömbchen on tour

Bekannt ist dagegen schon, dass auch die kleinsten Plastikverbindungen aufgrund ihrer Struktur häufig von Bakterien besiedelt werden. Handelte es sich dabei um gesundheitsgefährdende Bakterien, zum Beispiel Krankheitskeime, hätte das verheerende Folgen. Kleinstplastikpartikel driften nämlich schneller und weiter als einzelne Bakterienzellen und könnten dadurch zur rasanteren und flächendeckenderen Verbreitung von Krankheiten führen. Und als wäre diese „biologische Giftkugel“ noch nicht schlimm genug, binden Plastikpartikel darüber hinaus auf ihrer Oberfläche Pestizide und andere Schadsstoffe besonders gut. So mutieren sie zu kleinen Giftbällchen, die zeitbombesque durch unsere Umwelt (und Nahrungskette!) wabern.

Mit allen Wassern gewaschen

Egal, ob wir diese Partikel über unseren normalen Verdauungskreislauf einnehmen und wieder ausscheiden, uns damit einreiben und es abends unter der Dusche wieder abwaschen: So oder so spülen wir Mikroplastikpartikel im Abfluss herunter. So landen sie dann in unserem Klärsystem. Jedoch können Kläranlagen diese Kleinstpartikel oft nicht aus dem Abwasser filtern. Also gelangen sie entweder zurück in unseren Trinkwasserkreislauf, über als Dünger eingesetzten Klärschlamm auf unsere Felder oder werden direkt in unsere Flüsse und Meere abgeführt. Dort lagern sie sich dann im Salz, auf dem Meeresboden oder Wasserpflanzen ab. Sie werden von Kleinstlebewesen (z.B. Plankton) oder größeren Tieren aufgenommen, deren Gesundheit darunter leidet und die sie wiederum als Teil der Nahrungskette an andere Tiere oder uns Menschen weitergeben. Also mal Butter bei die Fische: Wer hat denn bitte noch Lust auf den „Catch of the Day“, wenn dieser sich im Laufe seines Lebens von nicht unerheblichen Mengen Plastik ernährt hat?

10 einfache Tipps für ein nachhaltigeres Badezimmer

Nachhaltigkeit fängt schon zuhause an. Was ihr tun könnt, um jeden Morgen nachhaltiger in den Tag zu starten und ihn abends grün zu beenden? Hier geht es zum ganzen Artikel!

Was können wir gegen Mikroplastik in Kosmetikprodukten tun?

Zunächst einmal sollten wir uns mit den Rückseiten unserer Produkte vertraut machen und im Laden darauf achten, was wir da gerade in unseren Korb legen. Produkte mit einem oder mehreren der folgenden Inhaltsstoffe sollten idealerweise vermieden werden:

  • Acrylate Copolymer (AC)
  • Acrylate Crosspolymer (ACS)
  • Dimethiconol
  • Methicone
  • Polyamide (PA, Nylon)
  • Polyacrylate (PA)
  • Polymethylmethacrylate (PMMA)
  • Polyquaternium (PQ)
  • Polyethylene (PE)
  • Polyethyleneglycol (PEG)*
  • Polyethyleneterephthalate (PET)
  • Polypropylene (PP)
  • Polypropyleneglycol (PPG)*
  • Polystyrene (PS)
  • Polyurethane (PUR)
  • Siloxane

Plastikfreier Einkaufen

Eine eingeschweißte Gurke, dünne Obsttüten, Frischhaltefolie und Plastikbecher? Das geht auch anders, das geht auch grüner. Hier geht’s zum Artikel! Und wenn ihr euer Wachstuch zukünftig selber machen wollt, klickt einfach hier.

Informiert euch im BUND Einkaufsratgeber „Mikroplastik in Kosmetikprodukten“ oder druckt euch den Greenpeace Ratgeber für’s Portemonnaie aus, den ihr auch gleich noch an Freunde weitergeben könnt.

Alternativ könnt ihr euch eine App installieren, die die Analyse der Inhaltsstoffe für euch übernimmt. Ihr braucht nur den Barcode des jeweiligen Produktes scannen und schon bekommt ihr alle nötigen Informationen angezeigt. Folgende Apps eignen sich dafür:

Codecheck findet ihr bei iTunes oder im Google Play Store.

ToxFox ist die Produktcheck App des BUND für iOS oder Android.

Die Clean Beauty APP gibt es fürs iPhone oder Android Phone.

Ansonsten gilt natürlich auch für Mikroplastik in Kosmetikprodukten: Wir dürfen das nicht länger hinnehmen, dürfen nicht noch länger warten. Es ist höchste Zeit, endlich aktiv zu werden. Jeder noch so kleine Schritt nach vorn ist ein Schritt in die richtige Richtung. #becausetheresnoplanetb

Übrigens sind unter anderem Großbritannien, Schweden, Neuseeland, Kanada und immerhin einige Staaten der USA schon einen Schritt weiter als wir, denn dort sind die Herstellung und der Verkauf von Kosmetikprodukten, die Mikroplastik enthalten, schon laut Gesetz verboten. In Deutschland gibt es währenddessen noch keine Kennzeichnungspflicht, sondern nur eine freiwillige (und sehr großmaschige) Verzichtserklärung, die keine einheitliche Definition von Mikroplastik umfasst und damit viele Schlupflöcher bietet. Es bleibt also vorläufig noch in unserer Hand…

PS: Schaut doch auch nochmal in unsere Artikel für ein grüneres Badezimmer oder zum plastikfreien Einkaufen, da gibt es noch mehr Ideen für ein nachhaltigeres Leben.

JETZT AKTIV WERDEN im Klimaschutz

Wir hatten ja neulich ausführlich über die Initiative „Parents for Future“ berichtet. Jetzt geht es noch einen Schritt weiter: Unsere Redakteurin Sabine hat zusammen mit den Parents for Future eine E-Petition beim Bundestag eingereicht, die ein Klimaschutzgesetz fordert, das nicht erst irgendwann, sondern spätestens zum neuen Schuljahr greift. Ziel muss es sein, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Alles, was bisher dafür getan wurde, war absolut unzureichend.

Bitte helft uns! UNTERZEICHNET JETZT! Hier geht’s zur Petition.

Und sharing is caring, you know? Bitte unterstützt die Petition auch über eure Unterschrift hinaus. Hier gibt es Ideen, was ihr tun könnt, um zu helfen.

Mehr lesen zum Thema Nachhaltigkeit? Bitte schön, hier entlang:

#melsgreenlist: 50 Grüne Regeln von Melanie Johnsson [Hier geht’s zum Artikel.]

Parents for Future: Warum sich jetzt auch die Eltern engagieren. [Hier geht’s zum Artikel.]