
When it comes to Nachhaltigkeit in der Küche, dann öffnet sich da auf einmal ein unglaublich breites Feld und man weiß gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll. Dabei ist gerade die Küche der perfekte Ort, um auf ein bisschen mehr Nachhaltigkeit und Umweltschutz zu achten, und das auch noch ganz einfach. Los geht’s!
Zunächst einmal kann man das Thema Nachhaltigkeit in der Küche in vier große Bereiche gliedern, die man dann peu à peu angehen kann.
1. Müll vermeiden
Dass Müll vermieden beziehungsweise reduziert werden sollte, kann hinsichtlich einer nachhaltigen Lebensweise gar nicht oft genug angesprochen werden. Also haben wir das auch für die Küche noch einmal genau unter die Lupe genommen.
Plastikfrei einkaufen
Ob man sich nun für lose bzw. unverpackte Ware entscheidet oder an der der Kasse auf eine Plastik- oder Papiertüte verzichtet, weil man morgens zuhause einen Jutebeutel eingesteckt hat, Nachhaltigkeit fängt schon beim Einkauf an. In unserem Artikel „Plastikfrei(er) Einkaufen“ findet ihr noch mehr Tipps, die sich leicht und ohne großen Aufwand umsetzen lassen.
Umweltbewusster verpacken (Bienenwachstücher)
So praktisch Alu- oder Frischhaltefolien auch sein mögen, meistens landen sie schon direkt nach ihrer ersten und damit einzigen Benutzung im Müll. Wusstet ihr, dass man frische Lebensmittel mindestens genauso gut in Bienenwachtüchern frischhalten kann? Und das Beste daran: Die könnt ihr sogar ganz leicht und kostengünstig selber machen. Hier haben wir eine DIY Anleitung für euch geschrieben.

Einmalutensilien verbannen
Sie tummeln sich ungestraft in den meisten Küchen und häufig übersehen wir sie einfach, wenn es um Nachhaltigkeit geht: Gebrauchsgegenstände, die nach einmaliger oder sehr kurzer Nutzung entsorgt werden. Lappen und Schwämme können beispielweise gewaschen und mehrfach benutzt werden, Küchenrolle kann man durch kleine Baumwolltücher ersetzen, die mindestens genauso saugfähig sind, aber eben auch gewaschen werden können. Kaffeefilter gibt es neben der klassischen Variante aus Porzellan inzwischen auch aus Baumwolle oder anderen wiederverwendbaren Materialien. Gleiches gilt natürlich auch für Strohhalme und Papierservietten. Da sind die mehrfach verwendbaren Alternativen nicht nur besser für die Umwelt, sondern sehen häufig auch noch schöner aus. Und dann sind da ja noch diese Kaffeekapseln! Klar gibt es da inzwischen auch nachhaltigere Varianten, die funktionieren aber nur bei korrekter Entsorgung. Was uns direkt zum nächsten Punkt bringt:
Müll richtig trennen
In manchen Bundesländern ist Mülltrennung bereits gesetzlich verankert, in anderen geschieht das noch auf freiwilliger Basis aber Fakt ist, um den Tonnen von Müll, die wir so produzieren, Herr zu werden, ist eine vernünftige Entsorgung die Grundlage. Nur Wertstoffe, die korrekt getrennt werden, können umweltschonend weiterverarbeitet und beispielsweise recycelt werden. Und wenn wir gerade dabei sind: Plastiktüten gehören nicht in den Biomüll, auch nicht, wenn da „kompostierbar“ drauf steht. Zum einen sind sie in der Anschaffung verhältnismäßig teuer, zum anderen braucht Plastk immer noch ewig, bis es verrottet. Besser setzt man hier auf Papier. Allerdings müssen auch Biobeutel aus Papier nicht gekauft werden, denn man kann den Eimer – wenn überhaupt, ausspülen muss man ihn ja eh – auch einfach mit altem Zeitungspapier auslegen oder Tüten daraus falten. Eine tolle Anleitung gibt es bei Shia von Wastelandrebel.
Schlau bevorraten
Nicht immer muss alles sofort weggeworfen werden, auch nicht, wenn es sich um Lebensmittel handelt, deren MHD (Mindesthaltbarkeitsdatum) schon überschritten ist. Klar gibt es Sachen, die sollte man nach Ablauf nicht mehr unbedingt essen, dazu gehören leicht verderbliche Lebensmittel wie Fleisch, Fisch oder Wurst. Aber Nudeln zum Beispiel können ohne Weiteres mehrere Monate oder sogar Jahre gelagert werden. EatSmarter hat in einer Liste zusammengefasst, welche Lebensmittel wie lange haltbar sind beziehungsweise woran man leicht erkennen kann, ob sie noch genießbar sind.
2. Der Lebensmittelverschwendung Einhalt gebieten
Die Sache mit der Lebensmittelverschwendung ist tatsächlich ein ganzes Kapitel für sich. Etwa 1/3 aller Lebensmittel, also rund 18 Millionen Tonnen Lebensmittel landen in der Deutschland pro Jahr auf dem Müll. Anders betrachtet entspricht das etwa 55kg pro Kopf und Jahr oder einem Wert von etwa 235 Euro, den wir Jahr für Jahr in den Müll werfen. Die Hauptgründe dafür sind meistens die gleichen: Wir haben zuviel gekauft, wir haben ohne Plan gekauft, wir konnten es nicht rechtzeitig verwerten. Aber eigentlich ist das gut, denn das lässt sich wirklich spielend leicht ändern:
Besser planen
Wenn man sich Gedanken macht, was man in der kommenden Woche essen möchte, fällt das Einkaufen nicht nur leichter, sondern wird meistens auch günstiger, weil nicht so viele Produkte spontan und ohne Bedacht im Einkaufskorb landen. Does the trick: Der gute, alte Einkaufszettel. Egal, ob ihr euch eine Liste schreibt, doodelt oder eine App benutzt, auf die euer/eure Partner*in auch zugreifen kann, ein besserer Überblick ist euch gewiss und ihr spart nicht nur Geld, sondern schmeißt am Ende auch weniger weg.
Saisonal, regional und nicht (nur) nach Aussehen kaufen
Klar sollte man idealerweise auf Lebensmittel aus nachhaltigem Anbau setzen, aber mal Hand aufs Herz: Der ökologische Fußabdruck von Bio Erdbeeren, die im Winter vom anderen Ende der Welt eingeflogen werden müssen, ist nicht unbedingt der erstrebenswerteste. Zumal Transportwege dabei nicht berücksichtigt werden. Besser ist es, wo möglich direkt auf regionale und vor allem saisonale Produkte zu setzen. Ihr wisst nicht, wann welches Obst oder Gemüse Saison hat? Kein Problem, auf der Seite von „regional-saisonal“ kann man sich die enstprechenden Kalender ansehen oder als PDF runterladen und in die Küche hängen. Wem das nicht hübsch genug ist, und das Auge isst ja bekanntlich mit, der wählt zum Beispiel die ausgesprochen entzückend illustrierte Variante von Kraftfutter oder vielleicht die von Erdretter. Übrigens hat das saisonale Kaufen auch zur Folge, dass Treibhausgase, die bei der Aufzucht von Obst und Gemüse in Gewächshäusern entstehen, um einiges reduziert werden.



Richtig lagern
Lebensmittel halten länger, wenn sie richtig gelagert sind. Das gilt zum einen für den Platz, den sie im Kühlschrank ergattern (nicht umsonst heißen die Dinger ganz unten ja „Gemüsefach“), sondern auch für „außerhalb“. Viele Lebensmittel müssen nämlich gar nicht im Kühlschrank gelagert werden, sondern sind in einem dunklen Ort, bei Zimmertemperatur oder in einem Leinenbeutel besser aufgehoben. Was jetzt am besten wohin gehört, erfahrt ihr beim Bundeszentrum für Ernährung.
Reste verwerten
Auch, wenn man noch so schlau einkauft, manchmal lassen sich Übrigbleibsel einfach nicht vermeiden. Kein Grund, den Kopf gleich in den Sand oder das Essen in die Tonne zu stecken. Vieles kann einfach eingefroren werden (entweder im Originalzustand oder bereits verarbeitet und in Portionen abgefüllt, dann hat man auch immer was leckeres zum Essen in petto). Auch zum Einfrieren gibt es beim BZFE eine Übersicht. Wer seine Reste lieber direkt verwerten möchte, kann das natürlich auch tun. Anregungen findet ihr beispielweise in der „Zero Watse Küche“ von Sophia Hoffmann, die wir euch vor einiger Zeit vorgestellt haben und wenn ihr es lieber digital mögt, könnt ihr auf die App „Zu gut für die Tonne“ vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft zurückgreifen. Die App enthält über 500 Rezete von Promis und Sterneköchen wie Tim Mälzer, Sarah Wiener, Daniel Brühl oder Johann Lafer und regelmäßig kommen neue Rezepte dazu. Sie ist kostenlos und erhältlich im AppStore und bei Google Play.

Foodsharing
Wenn doch mal etwas übrig bleibt, gibt es noch andere nachhaltigere Möglichkeiten gegen Lebensmittelverschwenndung. Statt die Lebenmittel direkt in die Tonne zu werfen, könnte man sie beispielsweise dem Foodsharing zuteil werden lassen und dafür sorgen, dass sie statt entsorgt noch sinnvoll eingesetzt und von anderen verbraucht werden. Hier könnt ihr Foodsaver werden.
Lebensmittel selber retten
Werdet Gemüseretter! Hier gibt es diverse Anbieter (zum Beipiel die Jungs und Mädels von etepetete oder Rübenretter), die das Gemüse verkaufen, das sonst – fast ausschließlich aus optischen Gründen – im Müll landen würde. Wenn ihr nicht extra bestellen oder ein Abo abschließen wollt, könnt ihr das auch im Supermarkt machen. Kauft einfach „übrig gebliebenes“, zum Beipiel krumme Gurken, bucklige Kartoffeln oder einzelne Bananen. Eine weitere mega Möglichkeit bietet zum Beispiel die APP „Too good to go“. Hier können sich Unternehmen wie Supermärkte oder Gastronmische Betriebe registrieren und anbieten, was sie nicht mehr verkaufen können oder wollen. Das kann man dann ganz einfach in der App auswählen und später im Laden abholen. Man erhält dann eine „Wundertüte“ (das Angebot ist vorher nicht detailliert aufgeschlüsselt) und kann per Paypal oder Kreditkarte bezahlen. Die kostenlose App gibt es für iOS und für Android.

3. Giftstoffen den Kampf ansagen
Natürliche Reinigungsmittel verwenden
Das chemische Reinigunsmittel meist nicht nur unglaublich aggressiv sind, sondern auch unserer Haut und der Umwelt schaden, wenn sie mit dem Wasser weggespült werden, ist kein Geheimnis. Viele Drogerien und Supermärkte bieten inzwischen nachhaltige Varianten von Reinigungsmitteln an. Alternativ setzt man einfach auf schonendere Alternativen wie zum Beipiel Essigreiniger, Soda, Natron oder Kernseife, die man einzeln einsetzen, aber auch zu Reinigern weiterverarbeiten kann.
Hochwertige Küchenhelfer und Kochgeschirr benutzen
Wer billig kauft, kauft leider meist doppelt. Egal ob Töpfe, Schneebesen oder andere Küchenhelfer – meistens halten sie nicht so lange, wenn sie günstig gekauft, also noch günstiger hergestellt wurden. Mal ganz abgesehen von den Materialien, die sich lösen können und dann in unserem Essen landen…
Teflon oder anderes Kunststoff-beschichtetes Kochgeschirr vermeiden
Eine Antihaftbeschichtung ist nicht nur praktisch, was das Bratgut oder die Reinigung betrifft, es lässt sich damit auch fettärmer kochen. Trotzdem sollte man einiges beachten. Zum Beispiel sollten Töpfe und Pfannen, die mit dem Kunststoff Polytetrafluorethylen (PTFE) beschichtet sind, mit Vorsicht genossen werden. Überhitzen sie nämlich (ohne Inhalt ab 230 Grad), geben sie ihre Beschichtung ab und es entstehen giftige Dämpfe. Werden Teile der Beschichtung verschluckt, ist das laut Bundesinstitut für Risikobewertung zwar nicht unbedingt schädlich, ob man das wirklich möchte, ist allerdings eine andere Frage. Eine gute Alternative bieten hier Töpfe und Pfannen mit Keramikbeschichtung oder aus Metall (z.B. Aluminium, Edelstahl, Gusseisen etc.)


Auf Bambus oder Holz setzen
Klar sind Schneidebretter oder Küchenhelfer aus Plastik praktisch denn sie lassen sich leicht reinigen und – wenn in vernünftiger Qualität – halten auch ewig. Nichtsdestotrotz kann man hier ohne weiteres auf nachhaltigere und ebenfalls pflegeleichte Varianten umsteigen. Kochlöffel und Brettchen aus Bambus sind beinah genauso robust und werden aus schnellstwachsenden Rohstoffen produziert.
Plastikbeutel zur Aufbewahrung ersetzen
Ach, der gute, alte Gefrierbeutel. Inzwischen auch oft mit Zipverschluss ist er an Nützlichkeit kaum zu übertreffen. Worüber man häufig aber nicht nachdenkt: Dieser kleine Freund ist aus Plastik und wird oft nur einmal verwendet. Dazu kommt, dass er meistens Weichmacher enthält, mit denen wir unser Essen eher nicht in Berührung bringen sollten. Besser geeignet sind hier Schraubgläser (zum Beispiel ausgewaschene marmelade- oder Gemüsegläser), die sich sogar zum Einfrieren eignen oder schöne Boxen und Dosen aus Edelstahl.
4. Der Geräte-Check
Natürlich muss man nicht jedes Gerät sofort ersetzen, vor allem nicht, wenn es noch voll funktionsfähig ist. Auf der anderen Seite lohnt sich jedoch, die Geräte, die man in seiner Küche betreibt, mal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Auf Energieeffizienz achten
Laufen die bestehenden Geräte energieeffizient oder verstecken sich darunter Stromfresser, die nicht nur den Geldbeutel schmälern, sondern wertvolle Energie verschwenden? Alles, was nicht mindestens die Klasse A hat, sollte dringend hinterfragt und idealerwese ersetzt werden. Muss man ein Gerät neu anschaffen, lohnt es sich meistens, in die beste Energieeffizienzklasse (aktuell A+++) zu investieren, denn meistens hat man den Aufpreis schon nach wenigen Jahren durch Einsparungen im Stromverbrauch wieder drin.
In Qualität investieren
Was im Kleinen gilt, stimmt auch für Großes: Wer billig kauft, kauft meistens doppelt. Wenn ihr auf eine vernünftige Verarbeitung der Produkte und Benutzbarkeit (Stichwort Kurzbetrieb) achtet , habt ihr mehr Freude daran. Langlebigkeit schont hier nicht nur das Konto, sondern auch unsere Umwelt.
Den Kühlschrank richtig benutzen
Funktionieren die vorhandenen Geräte einwandfrei, muss man nur noch dafür sorgen, dass sie auch richtig bedient werden. Zum Beispiel sollte regelmäßig überprüft werden, ob der Kühlschrank vernünftig eingeräumt ist und die richtige Temperatur herrscht.
Geschirrspüler statt Waschbecken
Für den Abwasch gilt, dass eine Geschirrspülmaschine nachhaltiger arbeitet, als würde man den Abwasch von Hand erledigen. Allerdings gilt das nur, wenn man die nur anstellt, wenn sie auch wirklich voll ist, sie vernünftig eingeräumt hat und das Geschirr nicht händisch vorspült.
Küchengeräte Sharing
Sharing ist ja in aller Munde, egal ob Car-, Job-, Food- oder Dogsharing. Warum nicht also auch Küchengeräte teilen? Eine Fritteuse oder Eismaschine beispielsweise braucht man meistens nicht täglich, kann sie sich also gut mit der Familie, Nachbarn oder Freunden teilen. Gleiches gilt übrigens auch für Rasenmäher, Bohrmaschinen oder anderes Gerät. Und hat meistens den Vorteil, dass man nicht nur Geld, sondern auch Stauraum spart.

Ihr seht, mehr Nachhaltigkeit in die Küche einziehen zu lassen ist gar nicht so schwer. Meistens sind es schon kleine Änderungen, die zu einer umweltbewussteren Lebensweise führen und auch hier geht: nichts überstürzen. Lieber in kleinen Steps vortasten und das Thema Schritt für Schritt angehen, als gleich zuviel zu wollen und dann enttäuscht zu sein, wenn etwas nicht klappt.
Und jetzt erzählt mal, was sind eure Top Tipps für eine nachhaltigere Küche? Etwas von unserer Liste oder haben wir vielleicht etwas vergessen? Wir sind gespannt, schießt los!
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Offener Kühlschrank: Judith Möhlenhof via judetta.de
Lust auf mehr Nachhaltigkeit? Na dann los!
Für mehr Nachhaltigkeit im Badezimmer bitte hier entlang.
Was es mit Mikroplastik auf sich hat, erfahrt ihr hier.