Jeden Freitag streiken sie seit Wochen: Schüler*innen und Student*innen, die keinen Sinn darin sehen für ihre Zukunft in der Schule zu lernen, wo diese Zukunft durch den Klimawandel doch bedroht zu sein scheint. Begonnen hat alles mit Greta Thunberg und ihrem Aufruf an die schwedische Regierung, das Übereinkommen von Paris einzuhalten. Daraus entstanden weltweite Schul- und Unistreiks unter dem Motto Fridays for Future.

Nun stellen sich auch die Eltern hinter die Kinder und Jugendlichen. In einem offenen Brief an den NRW Ministerpräsidenten Armin Laschet fordert die Bewegung Parents for Future:

 

Wir fordern Sie auf nicht länger mit Drohungen (Schulpflicht-Durchsetzung) oder Herabsetzung („schwänzen, leichter Weg“) den Protest der jungen Menschen zu diskreditieren!

Wir sind der Überzeugung, dass der Klimaprotest der Schüler*innen absolut notwendig und auch in seiner Form dringend geboten ist. Wir sind stolz darauf, dass hier eine Generation aufsteht und mit Nachdruck das fortgesetzte Versagen der Älteren und vor allem der politischen und wirtschaftlichen Verantwortungsträger anprangert.

Parents for Future

In kürzester Zeit schlossen sich hunderte Eltern den Parents for Future an. Auch ich habe eine Versammlung in Berlin besucht und finde es unglaublich wichtig, dass wir Erwachsenen die Kinder und Jugendlichen unterstützen. Bislang pennt die Regierung auch in Deutschland beim Klimaschutz einfach nur. Die Klimaschutzziele für 2020 etwa werden weit verfehlt!

Wie sollen wir so erreichen, dass die Erderwärmung gebremst wird? Verhindern, dass Menschen ihr Zuhause verlieren, Nahrungsmittel knapper werden und Naturkatastrophen zunehmen? Vielleicht fühle ich mich umso mehr verpflichtet, mich mit zu engagieren, weil meine zwei Söhne noch zu klein sind, um selbst für ihre Zukunft aufzustehen. Doch bevor ich mich der Bewegung angeschlossen habe, wollte ich erst einmal ein paar Dinge von den Parents for Future wissen. Die beiden Mütter Claudia und Cornelia haben mir meine Fragen beantwortet.

Nach den Schüler*innen gehen jetzt auch die Eltern auf die Straße – warum?

Wir Eltern wollen die Schüler von Fridays for Future öffentlich unterstützen und zeigen, dass wir voll und ganz hinter unseren Kindern und ihrem Klimastreik stehen. Damit wollen wir auch nach außen deutlich machen, dass die Schulstreiks ein politisch legitimes Mittel sind. Denn der Klimawandel, der ja längst eine Klimakrise ist, wartet nicht darauf, dass die Politik sich endlich in die richtige Bewegung bewegt. Wir müssen nun alle gemeinsam nachhelfen und deutlich machen: Es muss gehandelt werden – und zwar dringend!

Was genau ist euer Ziel?

Wir möchten, dass Klimaschutz endlich an vorderster Stelle steht – und das heißt: Es muss alles getan werden, um das im Pariser Klimaabkommen vereinbarte 1,5-Grad-Ziel noch irgendwie zu erreichen. Die bisherigen Maßnahmen der Bundesregierung reichen hinten und vorne nicht aus – und vor allem ist 2038 als Termin für den Kohleausstieg zu spät. All das sagen wir mit Rückendeckung der Wissenschaft, die genauso wie wir hofft, dass der Druck von Seiten der Zivilgesellschaft in nächster Zeit derart groß wird, dass die Politik nichts anderes tun kann, als ambitioniertere Maßnahmen nachzulegen.

Wieso ist es für euch ok, dass eure Kinder nicht in die Schule gehen, sondern lieber demonstrieren?

Unsere Kinder gehen nicht „lieber demonstrieren“ – sie würden sicher lieber in der Schule sein, weiter lernen und ein normales Schüler-Leben führen. Offensichtlich haben sie aber bisher sehr gut aufgepasst im Unterricht und mussten feststellen, dass wir uns alle mitten in einer existentiellen Krise befinden. Leider haben aber weder die politisch Verantwortlichen noch wir als Bevölkerung diese Krise bisher adäquat behandelt. Deshalb sahen die Schüler*innen sich offenbar genötigt, selber aktiv zu werden. Denn es ist vor allem ihre Zukunft, die auf dem Spiel steht. Und wenn die auf Grund einer Klimakatastrophe, die sich mehr und mehr entfaltet, immens bedroht zu sein scheint, tun sie das einzig Richtige – sie streiken.
Und: Die versäumten Stunden sind am Ende leicht nachzuholen, das Klima aber braucht uns jetzt.

Darf man sich reinen Gewissens beteiligen, auch wenn man vielleicht ökologisch nicht ganz so perfekt lebt? Ist Klimaschutz privat oder politisch?

Natürlich darf man sich beteiligen. Wir sind alle keine Klima-Heiligen. Aber das Wichtige ist doch, dass wir endlich alle gemeinsam aufstehen, und uns dagegen wehren, dass unsere Lebensgrundlagen nachhaltig zerstört werden. Diejenigen, die jetzt die Schüler*innen angreifen und ihnen vorwerfen, in der Vergangenheit selbst nicht genügend fürs Klima getan zu haben, wollen nur ablenken – und zwar von der Frage, wer die eigentlich politisch Verantwortlichen für diese Krise sind. Das ist nämlich letztlich die Politik, die effektiven Klimaschutz verhindert, und die Konzerne, die glauben, immer noch auf Kosten des Klimas Gewinne machen zu können. Diese Zeit ist aber nun vorbei.
Außerdem müssen wir begreifen, dass jeder in seinem Universum etwas kann. Man möge sich nur Greta Thunberg anschauen. Die 16-jährige aus Schweden hat sich innerhalb weniger Monate zu einer veritablen Klimaheldin entwickelt – und das auf Grund der Tatsache, dass sie irgendwann für sich ganz allein entschieden hat: Es ist genug, ich streike jetzt fürs Klima!

Wie kann man aktiv werden?

Auf der Homepage der Parents for Future kann man sich seine nächste Regionalgruppe suchen und sich mit ihr über WhatsApp oder auch Facebook austauschen. Das Wichtigste ist momentan die Präsenz auf der Straße, um der Öffentlichkeit zu zeigen, dass wir immer mehr werden. Wir erhalten täglich Solidaritätsmeldungen von weiteren gesellschaftlichen Gruppen, die den Schulstreik unterstützen, die Ziele der Schüler*innen teilen und sich auch organisiert haben. Dazu gehören u.a. die „Lehrerinnen-fridays-for-future“, die GEW NRW, „Scientists4Future“ und Künstler wie Udo Lindenberg und viele weitere.

Ich für meinen Teil bin an Bord. Zumal sich jetzt zumindest in den SPD-Teilen der Regierung durchaus etwas bewegt. Bundesumweltminsterin Svenja Schulze hat einen ambitionierten Entwurf für ein Klimaschutzgesetz vorgelegt, das auf die Tube drücken würde. Das Problem: die CDU und CSU geführten Ministerien blockieren. Dadurch ist der Gesetzentwurf momentan auf Eis gelegt. Ein Grund mehr, Druck zu machen. Denn die Natur hat keine Geduld, das Klima wartet nicht. Deshalb bin ich am 15. März dabei, wenn auf der ganzen Welt Menschen auf die Straße gehen. Auch in vielen deutschen Städten findet an diesem Tag eine Demonstration statt. Wir wollen erreichen, dass unsere Regierungen alles in ihrer Macht stehende tun, um die Klimaerwärmung schnellstmöglich zu bremsen – und sich nicht länger im klein-klein des politischen Alltagsgeschäfts verlieren.

Bildquellen: Bild Demonstration: Jonas Ickes; Bild Greta: Fridays for Future

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